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„Skepticism Reloaded:“ Amardeo Sarma im Skeptical Inquirer über die neuen Herausforderungen

| 12 Kommentare

In der aktuellen Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift Skeptical Inquirer hat GWUP-Vorsitzender Amardeo Sarma den Aufsatz

Skepticism Reloaded“

veröffentlicht.

Sarma skizziert darin die gegenwärtigen Aufgaben und die Motivation der weltweiten Skeptiker-Bewegung:

Mit dem Trend der „alternativen Fakten“ ist die Zeit gekommen, die Vision unserer Gründungspersönlichkeiten – allen voran Paul Kurtz – neu zu beleben. Dazu müssen wir zunächst unsere eigene Identität als Skeptiker klären und unsere Beweggründe präzisieren. Warum kümmern wir uns überhaupt um Pseudowissenschaften, Verschwörungstheorien und Falschbehauptungen? Was treibt uns an?“

Als Antwort formuliert Sarma:

Wir streben nach einer Welt, in der pseudowissenschaftliche Behauptungen niemanden mehr täuschen oder schädigen.“

Um die rasant wachsenden Aufgaben und Betätigungsfelder der Skeptiker auch künftig bewältigen zu können, regt der CSI-Fellow und Vorstandsmitglied des European Council of Skeptical Organisations (ECSO) eine stärkere weltweite Vernetzung skeptischer und rationalistischer Organisationen sowie eine Professionalisierung in Form von Verberuflichung an.

Sarmas Fazit:

Wir müssen uns selbst und anderen immer wieder klarmachen, dass wir uns für eine Sache von größter Wichtigkeit engagieren – gerade im Hinblick auf die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Schließlich liegt es im Interesse eines jeden Einzelnen, kluge Entscheidungen im persönlichen Bereich wie auch in gesellschaftlichen Kontexten zu treffen, sich nichts vormachen zu lassen und keinen Schaden durch Fehlinformationen zu erleiden.

Also lasst uns einfach weitermachen.“

Zum Weiterlesen:

  • Skepticism Reloaded, Skeptical Inquirer Volume 42.4, July/August 2018
  • Skeptiker sind nervig, überheblich und unsympathisch, GWUP-Blog am 21. August 2013
  • Wir Mediziner – Weshalb viele von uns lieber nichts von Skeptikern wissen wollen, Schweizer Skeptiker-Blog am 3. April 2013
  • Skeptiker aus Liebe zu den Menschen, Nachdenken … bitte am 2. September 2013
  • Rede von Amardeo Sarma an der HU Berlin, March for Science, GWUP-News am 25. April 2017

12 Kommentare

  1. Darum ging es ja auch: Wir müssen erzählen, warum wir das alles tun, Und das werden wir sowieso gefragt. Also: Was für eine Welt wollen wir? Wie erreichen wir, dass es anderen besser geht? Dafür müssen wir antworten haben. Und es müssen Dinge sein, mit denen wir andere begeistern und mitziehen können.

  2. Eines kann man feststellen:
    Die Skeptiker sind wichtiger als je zuvor…wer hätte das noch vor einigen Jahren gedacht?
    Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber ich dachte je mehr Zeit vergeht, um so mehr wird man die wissenschaftlichen Fakten (Wahrheiten) akzeptieren…aber es kommt anders…das Gegenteil ist zur Zeit im Gange, auch dadurch, daß sich im Internet Filterblasen bilden, wobei Filterblasen schon immer gegenwärtig waren, man unterhält sich gerne mit Gleichgesinnten, da man dort Bestätigung für seine Ansichten bekommt…in gewisser Weise ist dieser Blog auch eine Filterblase ;-)

  3. Für etwas sein ist meistens verlockender als gegen etwas sein. Interessante Herausforderung.
    Gegen Krieg-Demos zB. Gegen Ausgrenzung etc. Was ist die Alternative? Bin ich ’nur‘ gegen Nazis oder für eine offene bunte etc Gesellschaft e5c

    Ich lese ja hier immer mal wieder mit.
    Mein subjektiver Eindruck:
    Skeptiker sind halt gegen alles Mögliche.
    Meist bin ich in der Mitte, manchmal pro Skeptiker, manchmal dagegen. Manche Themen finde ich wichtig, andere eher unwichtig.

    Der Kreis der Stammdiskutanten ist recht klein und mindestens einen blende ich aus, weil ich mich sonst ärgern würde.

    Wenn man es als Gwup besser transportieren könnte warum und wofür als nur Spaßverderber zu sein wäre mal interessant.
    Also mehr auch das große Ganze als die kleine Welt des Blogs hier der gefühlt nur vom Bernd geführt wird.

  4. @Bernd Wachsmann:

    Nun ja, der Blog ist ja nicht *die* GWUP, sondern ein kleiner Teil davon, der in erster Linie der Information dient.

    Hier werden keine Strategien, Projekte o.ä. geplant.

  5. @Ralf im Vollrausch: wir müssen immer raus aus unserer Filterblase und die Argumente „der anderen“ zumindest verstehen (wenn auch nicht teilen, aber wer weiß? Sie könnten ja irgendwo recht haben). Das führt u.a. dazu, dass mir bei Amazon & Co. ständig Bücher aus dem Para- und Pseudobereich angeboten werden. Ein Spruch von (dem Sozialdemokraten) Peter Glotz blieb mir in Erinnerung, so in etwa: „Ich lese morgens immer die FAZ, auch um mein Adrenalinspiegel auf Trab zu bringen“. Wobei nüchternes Lesen ohne Adrenalin wohl noch besser wäre.

    Das Hauptproblem bleibt, dass Einzelpersonen und allgemein Verantwortliche Entscheidungen treffen, die schädlich sind und oft das Gegenteil dessen erreichen, was man eigentlich will. Die EuGH Entscheidung zur „neuen“ Gentechnik ist ein klassisches Beispiel. Unsere Aufgaben werden eher immer größer, gerade wenn „normale“ wissenschaftliche Einrichtungen versagen oder aus Opportunismus schweigen.

    Wer hätte vor einem Jahrzehnt gedacht, dass wir als GWUP auch offensiv Themen, wie Impfen aufnehmen müssen? Das liegt klar außerhalb des Gebiets der klassischen „Parawissenschaften“. Pseudowissenschaftliche Argumente werden leider auch im Umfeld der regulären Wissenschaften verwendet.

  6. @Bernd Wachsmann:

    Mit dem Begriff „Spaßverderber“ haben Sie einen Punkt getroffen, der mir als Skeptiker-Sympathisanten auch immer wieder vorgehalten wurde – mehr oder minder subtil.

    Die Schwierigkeit ist dabei, glaube ich, die Definition von „Spaß“: Mir bereitet es zB Freude herauszufinden, dass hinter einer umstrittenen Behauptung bei genauer Betrachtung nichts von Relevanz steckt.

    Ich bin zu einem Themenbereich klüger geworden, dabei stört es mich gar nicht so sehr, dass es Mumpitz ist – auch wenn sich ein Teil von mir gewünscht hätte, dass es zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre…

  7. >> Für etwas sein ist meistens verlockender als gegen etwas sein

    Ich fürchte, dass das nicht stimmt. Gegen etwas zu sein erfordert viel weniger Abstimmung und Einigungswillen. Als Gegner und Kritiker von etwas hat man von vornherein hinreichend klar definierte Schuldige (das ist immer gut!), selbst aber keinerlei Verantwortung. Bestes Beispiel sind Oppositionsbündnisse, die sich sofort in die Haare kriegen, sobald die bekämpfte Regierung aus dem Weg ist.

    Die organisierten Skeptiker bemühen sich in meiner Wahrnehmung durchaus darum, „für“ Aufklärung, Vernunft, faktenbasierte Entscheidungen usw. zu sein und nicht in erster Linie „gegen“ Pseudowissenschaft, Scharlatanerie und darauf gründenden Betrug.

    Aber leider suggeriert schon der Name „Skeptiker“ etwas anderes, und es ist m.E. der ernste Tonfall, den wir meist pflegen, worauf sich das Etikett „Spaßbremse“ bezieht, nicht zuerst die Thematik. Dieser Vorwurf kommt aber immerhin nicht von unseren Debattengegnern, sondern von der Galerie.

    Ich finde es richtig und wichtig, dass Amardeo Sarma Anstoß zu einer sagenwirmal Semantik- und aber auch Strategiedebatte gibt. Da muss auch unser Image und unser selbst zu gestaltendes Erscheinungsbild Thema sein. Die Debatte, so sie denn nun tatsächlich geführt wird, mag nicht zu 100% dort hinlaufen, wie er es anregt, wozu sonst diskutieren, aber so etwas wie einen Aufbruch könnten wir eigentlich gut gebrauchen.

  8. @Amardeo Sarma
    Ja, das Spektrum der Skeptiker hat sich in den letzten Jahren erweitert.

    Die Vielfalt der Meinungen ist ein wichtiges Merkmal der Demokratie; aber wenn diese Vielfalt durch „Alternative Fakten“ generiert oder verstärkt wird, dann ist die Demokratie in Gefahr.

    Zum einen ist es ein Erfolg, daß die Gesellschaft Autoritäten hinterfragt; aber auch die Wissenschaft wird als eine Elite oder „Obrigkeit“ gesehen und hinterfragt.

    Die Crux dabei ist, daß viele Erkenntnisse nur schwer zu vermitteln sind, wenn das Wissen dafür fehlt.

    Ein Schritt ist, die Begeisterung bei Kindern und Jugendlichen für die Naturwissenschaften zu wecken bzw zu fördern.

    Wissenshaftgläubigkeit darf auch nicht die Lösung sein, aber das Vertrauen, daß sie auf überprüfbaren Fakten aufbaut. Das ist das Gute daran, die Erkenntnisse können von vielen Menschen verifiziert werden, dabei braucht es aber auch Vertrauen, daß die Fachleute die reinen Fakten beurteilen.

  9. @Bernd Harder

    „Nun ja, der Blog ist ja nicht *die* GWUP, sondern ein kleiner Teil davon, der in erster Linie der Information dient. Hier werden keine Strategien, Projekte o.ä. geplant&lt.“

    Geplant sage ich ja gar nicht, vorstellen kann man sie aber.

    Ich habe gerade mal nachgedacht. GWUP-Homepage war ich lange nicht. Mir war gar nicht klar, dass die aktuell gehalten wird (wenn auch ohne Kommentar-Funktion anscheinend).
    Auf Facebook hab ich Skeptiker geliked, bekomme da aber wenig mit.
    Daher laufen mindestens 95% meiner Kontakte mit der GWUP über den Blog.
    Ich würde dessen Wirkung nicht unterschätzen.

  10. Jetzt weiß ich was mich die ganze Zeit unbewusst stört: Blog und Homepage leben nebenher. Hier im Blog ist die GWUP ja noch nicht mal prominent verlinkt, erst später im Text nach (!) GWUP auf Twitter etc.
    Ausgeschrieben ist die Domain nur im Impressum.

    Googelt man und kommt auf den Blog, kann man recht lange die GWUP nur darüber wahrnehmen, ohne groß die eigentliche GWUP zu besuchen.

    Mein Vorschlag wäre, den Blog in die GWUP-Außendarstellung besser ein zu binden.
    Obwohl, dass könnte auch nach hinten los gehen. Diese ewig gleichen Debatten mit teilweise völlig absurden Argumenten der Kritiker, sexy wirkt das leider nicht; auch wenn es Unterhaltungswert hat.

    Gut, ich hab leicht reden, ich muss es ja nicht umsetzen. Meiner Meinung nach braucht die GWUP zwar ein seriöses aber auch moderneres Profil. Da ich die GWUP nur über den Blog wahrnehme und es hier keine Profil-Bilder gibt und meist ja gar nicht klar ist, wer ist in der GWUP und wer nicht bzw wer mit welcher Funktion.

    Fazit: Blog und GWUP nicht weiter derart trennen (wirkt ja fast wie ungeliebtes Kind) und mit mehr Menschen nach Außen gehen oder zumindest der GWUP mehr Gesicht geben.
    Dazu dann inhaltlich auch mehr in Offensive (Wer ist man, was will man, wer steckt dahinter)

  11. @bernd:

    Vielen Dank für die Anregungen, ein Teil davon wird in der Tat bereits diskutiert.

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