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Neu in der Homöopedia: Die Korsakow-Methode

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Neu in der Homöopedia:

Es geht um Simeon Korsakow und die von ihm zur Herstellung von Homöopathika erfundene „Einglasmethode.“

Während nach Hahnemann bei jedem Potenzierungsschritt ein neues Glas verwendet werden muss, vereinfachte und beschleunigte Korsakow den Verschüttelungsprozess, indem er das bisher verwendete Glas einfach ausgoss und die dabei im Gläschen verbleibenden letzten Tropfen als Ausgangsbasis für den nächsten Verdünnungs- und Verschüttelungsschritt benutzte.

Bis heute werden mit dieser Methode außerhalb von Deutschland homöopathische Mittel bis weit über die C 1000 hergestellt.

In der homöopathischen Literatur besteht selbstverständlich keine Einigkeit darüber, wie es um die „Wirkstärke“ der nach Korsakow hergestellten Potenzen im Vergleich zu den Hahnemannschen Potenzen steht.

Weniger bekannt ist, dass Korsakow sogar ganz ohne Flüssigkeit zu potenzieren meinte und außerdem auch eigene Vorstellungen zur Repertorisierung entwickelte. Von einem „Macht’s nach, aber macht’s genau nach“ oder wenigstens einer einheitlichen Handhabung der Rituale kann hier – wie in der Homöopathie üblich – also wieder einmal nicht die Rede sein.

Zum Weiterlesen:

  • Homöopedia: Die Korsakow-Methode
  • SkepKon-Video mit Dr. Natalie Grams: Homöopathie-Kritik von 1834 bis 2018, GWUP-Blog am 21. Juli 2018
  • Die Globuli-Lobby in der Homöopedia: Stiftungen und Co., GWUP-Blog am 13. Juli 2018

20 Kommentare

  1. Einglas- oder Mehrglasmethode erinnert an die evangelikale Diskussion, ob man beim Gebet sitzen oder stehen sollte.

  2. Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.
    Hamlet, 2. Akt, 2. Szene / Polonius

  3. Nein, folgende Bitte ist kein Scherz:

    Ist vielleicht bitte jemand so freundlich und könnte mir das Wort Homöopathie so schreiben, wie man es konkret ausspricht?

    Habe mich – so vermute ich – gestern mit der falschen „Aussprache“ so ziemlich blamiert.

    Lasst die Bratpfannen bitte im Schrank und die Steine bitte im Garten, habt Erbarmen, nobody ist perfekt;-)

  4. Mehrglas muss schon sein. In der Kneipe lasse ich mir ja mein Bierglas auch nicht wieder auffüllen.

  5. Unfassbar:

    Frau im Zug: „also die Heilpraktikerin denkt, daß ich ständig einen unterschwelligen Infekt habe, von dem ich eben nur nichts merke. Den krieg ich aber auch nicht weg, sie stellt den bei jeder Sitzung wieder fest!“

    https://twitter.com/fliggerit/status/1021859156502999040

  6. @Alexander W.:

    Nun ja, eigentlich so, wie man es schreibt, würde ich meinen: Homö-o-pathie.

  7. Ich fände es einen reizvollen Gedanken, wenn man sich beim DZVhÄ zu diesen Unterschieden der Potenzierung äußern würde. Was ist zulässig, was nicht, mit welcher Begründung? Wie prüft man die Unterschiede und die Wirksamkeit?

    Allerdings hätte ich keinerlei Hoffnung, dass dabei sinnvolle Aussagen zustande kämen.

  8. @Ich
    Äußerungen des DZVhÄ laufen im allgemeinen darauf raus, dass alles richtig ist, wie es ist, weil vielfach „bewiesen“, und dass die Kritiker ja gar keine Ahnung haben. Nur viel ausführlicher und publikumsumschmeichelnder.

    Der Begriff „Potenzierung“ betrifft nicht die homöopathischen Behandlungsmethoden, sondern nur die Herstellung der Präparate. Die ist in Deutschland im „Homöopathischen Arzneibuch“ verbindlich geregelt, so wie andere Arzneibücher die Herstellung anderer Präparate regeln.

    Näheres im Onlinelexikon des Informationsnetzwerks Homöopathie (INH):
    http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Potenzieren
    http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Potenzen

    Und weiter ausholend:
    http://www.homöopedia.eu/index.php/Kategorie:Grundbegriffe_der_Homöopathie

    Die Prüfung der „Wirksamkeit“ erfolgt in sog. „Arzneimittelprüfungen“ an Einzelpersonen und auf Basis deren Selbstbeobachtung. Dass da nichts Belastbares oder medizinisch Nützliches bei rauskommen kann, muss man wohl kaum erklären.

    Näheres unter http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Homöopathische_Arzneimittelprüfung

  9. @Alexander W.
    Ho wie in Honig
    Mö wie in Möwe
    O wie in Opa
    Pa wie in Passat
    Thie wie in Tier
    Betonung auf der letzten Silbe.

    Die Korsakow-Methode ist toll. Da gibt es auch Roboter für, die Gläschen immer wieder audotzen, aus leeren, neues Lösungsmittel einfüllen etc.
    Damit kann man enorm saubere Gläschen herstellen. Arzneimittel halt eher nicht.

  10. @Ich

    Antworten des DZVhÄ gehen i.a. dann in etwa in die folgende Richtung:

    „In Deutschland erfolgt die Herstellung von Homöopathika immer streng nach dem HAB. Die Korsakow-Methode ist darin nicht vorgesehen. Dadurch ist die gleichbleibende Qualität homöopathischer Arzneien bei uns in Deutschland gesichert.“

    Klingt doch richtig gut… bis man anfängt nachzudenken und begreift, dass hier nur gewährleistet ist, dass der Herstellungsprozess immer gleich bleibt… und eben NICHT, dass dieser sinnvoll ist oder zu einem sinnvollen Endprodukt führt.

    ;-)

  11. @2xhinschauen
    Vielen Dank, aber das ist mir alles bekannt.
    Was ich meinte, wie bekommt der DZVhÄ den Spagat hin zu erklären, warum die eine Methode korrekt ist und die andere nicht. Warum muss genau so verschüttelt werden, wie prüft man das richtige Ergebnis usw usw.

    Nun gut, die Anwort ist mir im Grund bekannt, es wird keine schlüssige Antwort gegeben, sondern nur drum herum geredet.

  12. @ Bernd Harder/Christian Becker

    Vielen Dank!

  13. @Ute Parsch:
    „Wir machen es so, weil es so im HAB steht.“ Wenn selbst die Fachleute vom DZVhÄ nicht in der Lage sind zu erklären was passiert, wenn man davon abweicht… dann ist das, was in diesem Buch steht nur Religion.

    WOLLEN DIE DAS DENN NICHT MERKEN??? Sorry, rhetorische Frage.

    Ich wünschte mir sehr, der DZVhÄ wäre gezwungen, an der Homöopathie Challenge des INH teilzunehmen.

  14. Ist doch ziemlich simpel, frei nach Christian Morgenstern: „…daß nicht sein kann, was nicht sein darf.“ – Palmström eben. Wenn der Gesetzgeber festlegt, daß das Korsakowsyndrom – ich bitte um Verzeihung, natürlich die Korsakowmethode (hat halt beides mit Ethanol zu tun) – pfuibäh ist, dann sollte das doch als Begründung ausreichen!

    Aber wenn wir uns das ganze noch ein wenig genauer ansehen, dann stellen wir zuerst fest, dass der DZVhÄ nun einmal Verband homöopathischer ÄRZTE heißt. D.h., obwohl er sich ja auch sonst fachfremd beschäftigt (verallgemeinerte Quantenverschwurbelung, Nanogedächtnis von Hinnervenwasser, Verleumdung von Kritikern usw.), ist ja vollkommen klar, dass er sich nicht pharmazeutischen Fragestellungen auseinandersetzen kann (keine APOTHEKER da).

    Außerdem, liebe Mitstreiter, möchten wir wirklich Weinkrämpfe und nervöse Zusammenbrüche der Frau Bajic und ihrer Adepten erleben, wenn sie ernstlich versuchen wollen, den Nachteil von Korsakow zu begründen?!

    Und ein letzter Punkt: Passend zur fehlenden kritischen Auseinandersetzung mit den Hahnemannschen und Kentschen „Erkenntnissen“ zeigt sich hier (Palmström läßt wieder grüßen) eine Obrigkeitshörigkeit, die bei mir nur Abscheu hervorruft.

  15. Es wird nicht gelingen, den DZVhÄ oder irgendeinen anderen homöopathischen Verband in eine Sachdiskussion über die zahllosen Widersprüchlichkeiten der Homöopathie zu zwingen.

    Noch anlässlich der Berliner Wirtschaftsgespräche vor wenigen Wochen haben Vertreter der Homöopathie-Fraktion gegenüber bekannten Kritikern rundheraus erklärt, dass man mit ihnen nicht diskutieren werde.

    Der Gegenpol wird durch die verstiegenen wissenschaftstheoretischen Ausführungen geschaffen, wie sie z.B. ein Herr Dr. Behnke schon länger pflegt und pflichtschuldigen Beifall von allerlei wissenschaftshistorisch nachhinkenden Vereinigungen und Einzelpersonen erhält.

    In diesen Tiraden findet man dann das, was die Homöopathie-Fraktion für „Antworten“ auf die Widersprüchlichkeiten der Methode und der Lehre hält: Wüste Vorwürfe an die Kritiker, sie würden einem faschistisch angehauchten, den grundgesetzlich verbrieften Freiheitsrechten zuwiderlaufenden Wissenschaftsdogmatismus anhängen (genau so!), die Skeptikerbewegung sei so eine Art Superfreimaurervereinigung, die weltweit zugunsten ihres „mit Vehemenz verfochtenen materialistischen Weltbildes“ alles unterminiere, was ihr nicht in den Kram passe und dergleichen mehr.

    Natürlich alle bezahlt von BigPharma (allerdings muss ich mich dabei wirklich immer wieder fragen, ob die das ernst meinen, angesichts der massiven Unterstützung der Homöopathie durch sämtliche Pharmaverbände).

    Das ist die Realität. Das sind die „Antworten“, die man bei einem Diskursversuch von der Homöopathie-Fraktion erhält.

    Das ist das, womit man in der wissenschaftlichen Szene Eindruck zu schinden können glaubt und das ist es, womit man meint, Druck auf politische Prozesse ausüben zu können.

  16. Ja Behnke, dieses Früchtchen vom Lande… Der Vorwurf des Faschismus ist schon deswegen infam, weil damit dieser Begriff entwertet wird – wenn nun alles als faschistisch gebrandmarkt wird, was einem nicht paßt, dann nimmt bei „echten“ faschistischen Tendenzen (und die gibt es meiner Meinung nach leider auch in Deutschland mehr als genug) es keiner mehr ernst, wenn hier von Faschismus gesprochen wird.

    Aber nebenbei, ich überlege mir gerade wieder einmal, ob wir den DZVhÄ und seine Anhängsel mal fragen wollen, ob sie uns denn genauer erklären können, wie wir zur Famermaphia ebenjene Kontakte knüpfen können, die sie uns unterstellen – ich will endlich meine 400-Quadratmeter-Villa in bevorzugter Wasserlage erwerben können…

  17. @Ich
    Ein bisschen mehr was über die inneren Widersprüche findet man ebenfalls in der Homöopedia unter „Varianten der Homöopathie“. Selbst der innerste Teil der Hahnemann’schen Originallehre ist inkonsistent, schön nachzulesen z.B. im Artikel über die Q-Potenzen. Tief recherchiert, vollkommen ironiefrei und trotzdem brüllend komisch –> http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Q-Potenzen

    Die Homöopathen sind ja nicht dumm. Und auch wir hier hängen doch dem einen oder anderen nichthinterfragten „Axiom“ an oder akzeptieren manche Plausibilitäten prima vista. Außer mir natürlich.

    Also argumentieren sie nicht auf der Sachebene, weil sie das verlieren würden, was blöd wäre, weil sie (anders als Impfgegner und ähnlich Verblendete) von diesem Stuss ja leben müssen.

    Sie argumentieren überzeugend scheinsachlich („Es gibt positive Studien“, „Wirkmechanismus noch nicht erforscht“ u.ä.) und provozieren damit lange Erwiderungen, die keiner hören kann oder will. Und wenn’s doch zu weh tut, kommen die Strohmänner und ad-personams, wie oben schon dargelegt.

    Es ist schlussendlich ein Glaubenssystem: Sie können einfach nicht anders.

  18. „Es ist schlussendlich ein Glaubenssystem“

    Der Satz gefällt mir. Letztendlich passt er auf sehr viele pseudomedizinische und pseudowissenschaftliche Erscheinungen und auch Verschwörungstheorien.

    Eventuell muss den Satz sogar noch erweitern: Es ist schlussendlich ein quasireligöses Glaubenssystem. Wir sehen es gerade drüben bei der Diskussion um die Impfgegnerszene.

    Wakefield ist der Messias der Impfgegner.
    Hirte ist der Evangelist.
    Und Tolzin ist der Bischof, der Botschaft und Dogma unter seinen Gläubigen verbreitet.

  19. „Quasireligiöses Glaubenssystem“ ist fast schon doppelt gemoppelt. Vorsichtig formuliert, um niemandem zu nahe zu treten: Man kann wie ich und viele andere der Auffassung sein, dass Religionen ihrerseits ein IGS sind und mit denselben Mechanismen funktionieren wie politische Ideologien, sonstige Heilslehren oder auch Verschwörungstheoriegebäude.

    IGS = Irrationale Glaubenssysteme. Sehr schön illustriert
    hier –> http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/07/17/das-periodensystem-des-irrationalen-unsinns/
    und hier –> https://blog.gwup.net/2013/03/24/das-neue-diagramm-des-irrationalen-unsinns/

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