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Münsteraner Kreis erneuert Forderung nach Abschaffung der ärztlichen Zusatzbezeichnung Homöopathie

| 36 Kommentare

Kurz vor dem 121. Deutschen Ärztetag in Erfurt erneuert SkepKon-Referent Dr. Christian Weymayr die Forderung des „Münsteraner Kreises“ nach Abschaffung der ärztlichen Zusatzbezeichnung Homöopathie.

Wohl wahr: Es gelten hierzulande, zum Glück, Glaubensfreiheit und Respekt vor der Selbstbestimmung von Patienten. Patienten können sich Heilern anvertrauen, und Ärzte dürften im Namen der Therapiefreiheit sogar Voodoo-Rasseln schwingen. Es kann aber doch nicht unser Ernst sein, mit einer Art amtlicher Prüfplakette den Eindruck zu erwecken, es gäbe bei der Homöopathie eine ärztlich seriöse und erlernbare Behandlungsqualität.

Just das tut aber die Musterweiterbildungsordnung: Die Zusatzbezeichnung Homöopathie darf erst führen, wer sechs Monate Weiterbildung oder 100 Stunden Fallseminare sowie 160 Stunden Kurs-Weiterbildung nachweisen kann. In dieser kostbaren Zeit büffelt der angehende Homöopath, wie er etwa Küchenzwiebeln durch Verdünnen und Schütteln geistartige Wirkkräfte entlocken und welche Malaisen aus dem Katalog der homöopathischen Parallelwelt er damit behandeln kann.

Warum sollte es für Patienten auch nur den allergeringsten Unterschied machen, ob der homöopathische Arzt 100 Stunden oder eine Minute lang Fälle studiert hat?“

Am kommenden Freitag spricht Weymayr bei der SkepKon in Köln zum Thema „Osteopathie – was sagt die evidenzbasierte Medizin?“

Zum Weiterlesen:

  • CONTRA Homöopathie: Wissenschaft statt Mogelpackung! Ärzte Zeitung online am 4. Mai 2018
  • „Münsteraner Memorandum Homöopathie“: Ärztliche Zusatzbezeichnung streichen, GWUP-Blog am 9. März 2018

36 Kommentare

  1. @Joseph Kuhn:

    „Beobachtungsstudien“, „in der Schweiz“, „Zufriedenheit“ …

    Das übliche inhaltslose Geschwafel.

  2. @Bernd/Joseph:

    Ja, die widersprüchliche (wirre) Argumentation springt ins Auge.

    Es gibt zwar angeblich ganz klare „Beweise“, dass Homöopathie wirkt, trotzdem muss die „Patientenzufriedenheit“ herhalten und ein „erweiterter Evidenzbegriff“ eingeführt werden.

    Merken die das nicht, dass ihre Argumentation überhaupt keine Richtung hat?

  3. Die Homöopathen drehen, drücken und zerren so lange an der Realität, bis ihre „Fakten“ doch irgendwie passen. Nur hat alles nichts mit Evidenz oder Wissenschaftlichkeit zu tun

  4. „In der Schweiz wurde Mitte 2017 bestätigt, dass die Homöopathie die Kriterien der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllt.“

    Das wird inzwischen so oft behauptet – wo genau hat wer das bestätigt? Ich finde dazu rein gar nichts.

  5. Schöner Kommentar unter dem Artikel im Ärzteblatt:

    „meine Erfahrung als langjähriger (ehemaliger) Homöopath mit Weiterbildungsermächtigung in Homöopathie ist: Sie können getrost die Etiketten der Mittel- oder Hochpotenz-Globuli oder Tropfen nach Belieben austauschen: Es funktioniert genau wie vorher. Es ist nämlich egal, welche Mittel dieses reinen Placebosystems Sie einsetzen. Ausnahme: niedrige Potenzen mit Wirkstoffgehalten ähnlich der Phytotherapie.“

    Die Frage ist nur, wann diesem Kollegen diese Erkenntnis kam. Und wie lange er danach noch HP betrieben hat.

  6. @ Bernd Harder:

    Die Entscheidung aus der Schweiz kenne ich natürlich bestens. Aber diese fiel bereits 2014. Hier wurde jedoch etwas von Mitte 2017 geschrieben, deshalb wurde ich neugierig.

  7. @Noch’n Flo:

    Verstehe, ich leite es mal weiter.

  8. @ Jaegg:

    TJa, und wo wurde da die Wirksamkeit belegt?

  9. @noch’n Flo
    Könnte es dieser Satz sein, auf den sich Bajic et al. berufen?
    Komplementärmedizin: Vergütung neu geregelt: „Das Vertrauensprinzip setzt voraus, dass die Ärztinnen und Ärzte nur Leistungen erbringen, welche die Wirksamkeits-, Zweckmässigkeits- und Wirtschaftlichkeitsvorgaben erfüllen.“

    Ich behaupte mal, dass alle hiesigen Kommentatoren erkennen, dass diese Aussage einen völlig anderen Sachverhalt beschreibt als die Behauptung der Homöopathen: „In der Schweiz wurde Mitte 2017 bestätigt, dass die Homöopathie die Kriterien der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllt.“

    Aber ob das einem Großteil der Homöopathieanwender auch so offenbar ist, bezweifle ich sehr stark.

  10. @ RPGNo1:

    Genau. Wie Fw. Schulz immer so schön sagte: „Ja, des is ja groad des.“

  11. @ crazyfrog:

    Ist das beim ollen Monty denn etwas Neues?

  12. Wie wärs denn mit einem
    Dipl.-Ing. Energietechnik mit Zusatzqualifikation spirituelle Energie und Geistheilung
    Unsinn sollte nicht nur den Ärzten vorbehalten bleiben!

  13. @ RPGNo1 (8.Mai um 09:34):
    Vermutlich geht die Argumentation ungefähr so: Das Schweizer Recht schreibt vor, dass die Grundversicherung nur medizinische Leistungen bezahlt, die wirksam, zweckmäßig und wirtschaftlich sind. Homöopathische Behandlung wird von der Grundsicherung bezahlt. Also muss sie wirksam, zweckmäßig und wirtschaftlich sein.

    Dabei verschweigen sie, dass der Nachweis durch die erwähnte politische Entscheidung ersetzt wurde. Das hat aus ihrer Sicht den Vorteil, dass man sich den angeblichen Beweis gar nicht mehr ansehen muss.

  14. @ gnaddrig:

    Viele Patienten sehen das genauso: die Krankenkasse bezahlt es, also muss es wirksam sein. Genauso wie Osteopathie, Akupunktur, Neuraltherapie usw. Das Volk hat es entschieden – gaaanz basisdemokratisch. Und das Volk kann ja nicht irren.

  15. @gnaddrig, noch’n Flo
    Kein Widerspruch von meiner Seite zu beiden Kommentaren.

  16. Der 121. Deutsche Ärztetag ist inzwischen Geschichte. Die novellierte Muster-Weiterbildungsordnung ist verabschiedet.

    https://keineahnungvongarnix.de/?p=6585

  17. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie zum Thema: „Wichtig ist, dass der Patient die für seine Erkrankung passende Diagnose und Therapie erhält. Um dies zu gewährleisten, ist es umso wichtiger, dass der Patient rechtzeitig Fachärzte aufsucht, die zum Wohle des Patienten sämtliche Therapieoptionen wie auch Homöopathie im Sinne einer Integrativen Medizin nutzen können.“

    Quelle: https://www.presseportal.de/pm/21085/3945212

  18. Pingback: Wie sich die Pharmazeutische Industrie einmal mehr selbst unglaubwürdig macht – Gesundheits-Check

  19. Hach ja, kein einziger Delegierter hat es geschafft, einen entsprechenden Antrag einzureichen, obwohl dies ein ureigenes ärztliches Thema gewesen wäre. Aber dafür hat das oberste Gremium dieses Karnickelzüchtervereins Bundesärztekammer e.V. es geschafft, sich über die Reform der GOÄ die Birnen heiß zu debattieren, obwohl die sowieso nie in Kraft treten wird aufgrund der politischen Großwetterlage…

  20. @ J. Kuhn:

    „dass der Patient rechtzeitig Fachärzte aufsucht, die zum Wohle des Patienten sämtliche Therapieoptionen wie auch Homöopathie im Sinne einer Integrativen Medizin nutzen können“

    Eine Aussage, die eine Ohrfeige in das Gesicht der evidenzbasierten Medizin ist.

    @ borstel:

    „oberste Gremium dieses Karnickelzüchtervereins Bundesärztekammer e.V.“

    Wenn dieser Verein wirklich Karnickel züchten würde, würde er ob seiner Methoden vom ZDRK (Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V.) mit Fusstritt aus demselben hinausbefördert werden.

  21. Die Homöopathen kollabieren langsam:

    „Entschieden verwahren wir uns deshalb gegen totalitäre, verfassungsrechtlich mit dem Grundgesetz kollidierende Denkstrukturen und Machtansprüche, wie sie der jetzt vom „Münsteraner Kreis“ geforderten Abschaffung der Zusatzbezeichnung Homöopathie zu Grunde liegen.“

    https://www.monitor-versorgungsforschung.de/Abstracts/Abstract_2018/mvf-03-18/Matthiessen-Pro-Komplementaermedizin%20

  22. @crazyfrog:

    Wenn ich diesen verzweifelten Wortschwall auch beim dritten Lesen nicht verstehe, dünkt mir irgendwie die Erkenntnis:

    Nein, die Unterzeichner dieses Pamphlets haben nicht recht.

  23. Ach, das Dialogforum schon wieder? Das kam auch schon bei Joseph Kuhn zur Sprache.

    http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2018/06/09/homoeopathenkongress-2019-in-stralsund-vorhersage-des-minister-grussworts/#comment-75104

    PS: Ein Blick auf die Unterzeichner dieses Pamphlets (die Bezeichnung gefällt mir) genügt. Alles von Rang und Namen aus dem Dunstkreis der Alternativmedizinszene ist vertreten: Frass (Wiener Homöopathie“forscher“), Zänker, Hahn, Baumgartner (alle Uni Witten/Herdecke) , …

  24. @ crazyfrog: Das ist – hübsch? genial?? grandios?!! daneben, was der Prof. Matthiessen da abgesondert hat (Sondermüll eben).

    So viele Denkkategorien zu vermischen dürfte auch nur jemandem gelingen, der auf einem Lehrstuhl hockt, welcher natürlich nach einem Anthroposophen benannt ist.

    NB: Letztens hatte ich das Problem, mir anthroposophisch-homöopathischen Blödsinn im Rahmen einer sonst sehr guten Veranstaltung anhören zu müssen (leider Anwesenheitspflicht).

    Dort wurde mir erklärt, warum ich meine Medikamente zur Injektion lieber mit stark verdünnter Goldlösung anstatt mit NaCl 0,9% aufziehen möge.

    Krönender Abschluß: „Wer heilt, hat recht.“ und der Hinweis auf eine Studie in einer ziemlich bekannten anthroposophischen Zeitschrift, welche – sicherlich mit Absicht – nach dem römischen Gott der Kaufleute und Diebe benannt worden ist.

  25. @ RPGNo1:

    „Das kam auch schon bei Joseph Kuhn zur Sprache“

    Nicht wirklich. Da kam die Sprache auf die „Gesellschaft für Pluralismus in der Medizin“, im Monitor Versorgungsforschung geht es um das „Dialogforum Pluralismus in der Medizin“. Das wurde, wie dort auch erwähnt, vor fast 20 Jahren vom damaligen Präsidenten der Bundesärztekammer Hoppe aus der Taufe gehoben.

    Hoppe war nicht nur gegenüber alternativmedizinischen Behandlungsverfahren aufgeschlossen, er wollte damit auch dem stärker werdenden Druck der evidenzbasierten Medizin etwas entgegenhalten, im Interesse der ärztlichen Therapiefreiheit und der damit verbundenen Einkommensquellen.

    Der Text im Versorgungsmonitor war schon im Mai auf der Seite des Dialogforums erschienen. Es ist ein Lobbytext, nicht mehr.

  26. Mir ist nämlich aufgefallen, dass die Diskutanten auf Seiten der Pseudowissenschaft sich immer grob in drei Lager einteilen lässt.

    https://onkelmichael.wordpress.com/2018/06/15/kuck-mal-wer-da-kommentiert/

  27. Pingback: Wissenschaftstheorie und Lobbyismus – Gesundheits-Check

  28. @ Joseph Kuhn
    Danke für die Korrektur. Die Namensähnlichkeit beider Gruppen hat zur Verwechslung geführt.

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