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Ist „The Conjuring“ wirklich eine True Story? Jetzt sind gerichtsfeste Beweise gefragt

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A True Story?

Dann mal her mit den Beweisen, Warner Bros.

Der amerikanischen Filmgesellschaft droht der vollständige Verlust aller Einnahmen aus den beiden „Conjuring“-Filmen – etwa 900 Millionen Dollar. Es sei denn, der Kinoriese kann den Nachweis erbringen, dass es wirklich Geister gibt.

Und dass diese im Farmhaus der Familie Perron in Harrisville, Rhode Island, ihr gar schauriges Unwesen getrieben haben.

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Der Hintergrund des kuriosen Rechtsstreits:

1980 brachte der Autor Gerald Brittle das Buch „The Demonologist. The Extraordinary Career of Ed and Lorraine Warren“ heraus, eine Art Biografie der selbsternannten „Dämonologen“ Ed und Lorraine Warren.

Als ihr „gruseligster Fall“ gilt die Heimsuchung der Familie Perron, den Brittle in „The Demonologist“ ausführlich schildert – angeblich in dem guten Glauben, dass die Story sich tatsächlich so zugetragen hat, wie von dem Geisterjäger-Ehepaar geschildert.

2013 wurde die Geschichte der Warrens/Perrons unter dem Titel „The Conjuring“ verfilmt.

Jetzt behauptet Gerald Brittle, er habe 1978 die exklusiven Rechte an den okkulten Abenteuern von Ed und Lorraine Warren erworben, und beschuldigt die Produktionsfirma Warner Bros. der Urheberrechtsverletzung.

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Warner Bros. weist diesen Vorwurf zurück mit der Begründung, „The Conjuring“ beruhe mitnichten auf Brittles Buch, sondern auf historischen Fakten.

Eine äußerst gewagte Verteidigungsstrategie, denn mittlerweile ist Brittle davon überzeugt, dass die Erlebnisse der Warrens frei erfunden, deshalb als literarische Fiktion anzusehen sind und damit Copyright-Schutz genießen.

Über seinen Anwalt ließ der „Demonologist“-Autor ausrichten:

Es gibt keine historischen Fakten, die belegen, dass je eine Hexe im Perron Farmhouse gelebt hat, dass sie sich im Vorgarten erhängte, von Besessenen, satanischen Ritualen oder Kinderopferungen.”

Da „Conjuring“-Regisseur James Wan 2011 twitterte, „The Demonologist“ gelesen zu haben, entfällt schon mal die in solchen Fällen übliche Ausrede, die Filmcrew hätte das Quellenmaterial gar nicht gekannt.

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Und das bedeutet: Möglicherweise muss Warner Bros. in einem Prozess beweisen, dass es die „True Story“ im Farmhaus der Perrons wirklich gab. Ein schwieriges Unterfangen, denn auch für CSI-Researcher Joe Nickell steht zweifelsfrei fest:

I analyzed the Perrons’ claims of demonic activity and showed that they were consistent with the effects of strong winds, misperceptions, schoolgirl pranks, vivid dreams, simple suggestion, role-playing, and other factors – including one child’s having had an imaginary playmate – and the effects of memory after some thirty to forty years.“

Daneben ist auch das „Conjuring“-Spin-Off „Anabelle“ von der juristischen Auseinandersetzung betroffen, das ebenfalls dem Schatzkästlein der Warrens entspringt.

Mal sehen, ob Filmemacher das beliebte Etikett „Based on a True Story“ für ihre Spooky Tales künftig weiterhin so freizügig vergeben.

Zum Weiterlesen:

  • “The Conjuring”: Zwei Geisterjäger im Reich der Fabel, GWUP-Blog am 18. Juli 2013
  • Verfluchte und „besessene“ Puppen im Kino und bei eBay, GWUP-Blog am 14. Februar 2016
  • Demons in Connecticut, Skeptical Inquirer, Volume 33.3, May/June 2009
  • The Conjuring: Ghosts? Poltergeist? Demons? Skeptical Inquirer, Volume 38.2, März/April 2014
  • Dispelling Demons: Detective Work at The Conjuring House, Skeptical Inquirer, Volume 40.6, November/Dezember 2016
  • The Conjuring: Double Bombshell, CFI am 11. April 2017
  • Warner Bros. muss beweisen, dass es Geister gibt – sonst droht eine Millionen-Strafe, galileo.tv am 11. April 2017
  • The Conjuring: Warner Bros. mit 900 Millionen Dollar-Klage konfrontiert, moviepilot am 3. April 2017

13 Kommentare

  1. Hehe, schon der Titel ein Brüller: „The Demonologist. The Extraordinary Career of Ed and Lorraine Warren“, Ed und Lorrain sind also ein und dieselbe Person.

  2. @ Pederm:

    Warum? Gut, Englisch ist nicht meine Muttersprache, aber für mich klingt das so wie im deutschen „Bernd und Adrienne Wachsmann“ z.B.

  3. War eh ein Schrott-Film:

    „Everything Wrong With The Conjuring In 7 Minutes Or Less“:

    https://www.youtube.com/watch?v=AIIU2Y20dkE

  4. @Wachsmannb
    Und deswegen schriebe man im Deutschen ja auch „Die Dämonologen“, weil´s halt zwei sind. Das geht im Englischen genauso, Plural für mehr als einen/eine, Singular für einen/eine oder keinen/keine.

  5. „The Conjuring“ ist filmtechnisch gut umgesetzt, aber der Film hat bei mir nur ein minimales gruseln verursacht – gut, ich bin jetzt schon etwas älter und „horror-erfahren“, aber Filme, wie der Exorcist erzeugen bei mir auch heute noch ein gruseln.
    „Anabelle“ habe ich bei mir irgendwo noch herumliegen und bisher noch nicht angesehen…
    Ich hatte das hier schon einmal in einem Kommentar geschrieben, aber ich wiederhole mich gern: Die Conjuring-Blu-Ray hat als Bonus eine Doku über Ed und Lorraine Warren, da wurde die Puppe „Anabelle“ verpixelt gezeigt, das weckte natürlich bei mir die Neugier und ich googelte:
    http://www.geisterportal.com/blog/wp-content/uploads/2012/12/Haunted-Doll-Annabelle-162×300.jpg
    Das gefiel den Produzenten wohl überhaupt nicht, die Puppe ist weder gruselig noch „sexy“ :-)
    deshalb hat man sie verpixelt in der Doku, bestimmt nicht, weil ihr Anblick so gruselig ist.

  6. Beim erneuten googeln muß ich doch sagen, bisschen gruselig ist die Puppe doch:
    https://i.ytimg.com/vi/Fh8FGxc_ZXI/hqdefault.jpg
    aber sie entspricht in keinster Weise der „kunstvollen Puppe“ des Filmes.
    Wie sich Lorraine Warren mit der „gefährlichen“ Puppe medienwirksam präsentiert – ja, diese Geisterjäger verstanden ihr Geschäft ;-)

  7. @Bernd Harder
    Ja, dort ist auch mein Kommentar, von dem ich oben schrieb :-)
    Irgendwie hat die Film-Anabelle den gleichen naiv-dummen Gesichtsausdruck wie die Original-Puppe…von daher passt es irgendwie schon.

  8. @Feld
    Habe mir gerade den Fehler-Film auf Youtube angesehen…

    Alle Filme haben Fehler, aber die Guten schaffen es, daß man sie nicht bemerkt und das war auch zum Teil bei „Conjuring“ der Fall, handwerklich eigentlich gut gemacht (Kamerafahrten), aber bei weitem nicht überragend, aber wie viele Filme sind das schon? Was mich mehr gestört hat, war, daß kein richtiges „Feeling“ aufkam…irgendwie wirkte alles nicht glaubwürdig – unabhängig aller Fehler…

    Es gibt etliche alte Horror-Schinken, die von der Story nicht viel hergeben, aber doch eine Atmosphäre erschaffen können, deshalb bin ich ein Fan von Horror-Filmen aus den Siebzigern, da erreichte das atmosphärische Horror-Kino seinen Höhepunkt, in den Achtzigern und frühen Neunzigern wurden unterhaltsame Slasher produziert, die auch heute noch unterhalten, wie zb Nightmare on Elm Street.

    Alle Filme sind mit Fehler behaftet, aber die besten schaffen es, daß man sie nicht (gleich) bemerkt.

  9. Ich wäre mir bei diesem Prozess nicht so sicher. US-amerikanischen Gerichten ist es ohne weiteres zuzutrauen, dass es die mögliche Existenz von Geistern anerkennt, also nicht bestätigen möchte, dass die Story Fiktion sein muss. Dann könnte es eine True Story sein, und Warner wäre fein raus.

    Die Einschlägigkeit einer solchen Entscheidung für andere Prozesse wäre allerdings … ebenso unglaublich: „Zeuge, können Sie mit Bestimmtheit auf Ihren Eid nehmen, dass mein Mandant und nicht vielleicht ein Geist der Täter war?“ – „Öhm…“

  10. @pedem
    Ah, darum ging es. Das hab ich nicht gesehen.
    Danke

  11. Mittlerweile habe ich das Spin-Off „Annabelle“ gesehen, auch wenn die Kritiken teilweise verheerend sind, fand ich den Film nicht schlecht. Natürlich wurden hier alle Klischees bedient, die das Horror-Genre zu bieten hat, aber es wurde mMn recht gut präsentiert…vielleicht lag es auch an der sehr attraktiven Hauptdarstellerin (Annabelle Wallis, das war nicht die Puppe) ;-)

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