Von Amardeo Sarma
In Radio, Fernsehen und Printmedien wird fünf Jahre nach dem Tsunami in Japan der Opfer der Fukushima-Katastrophe gedacht. Stets erwecken die Autoren dabei den Eindruck, als hätten wir es primär mit einer „Atom-Katastrophe“ zu tun.
Ein kurzer Realitätscheck: Was ist wirklich passiert und was ist die tatsächliche Bilanz nach fünf Jahren?
Zunächst gab es das Erdbeben und den Tsunami. 20 000 Menschen verloren ihr Leben und Hunderttausende ihr Zuhause. Dies war eine menschliche Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes. Doch scheint dies in der Berichterstattung in Deutschland und Österreich, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Dann gab es die Kollateralschäden durch den Tsunami: Kernkraftwerke in Fukushima wurden zerstört, Radioaktivität entwich, Tausende wurden evakuiert und die Betreiber werden noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben. Die Auswirkungen hätten nicht so schwer sein müssen. Die Betreiber hatten sich nicht an international geforderte Sicherheitsauflagen gehalten.
Die Bilanz der Fukushima-Katastrophe trotz der Schlampereien der Betreiber: Bis heute ist kein einziger Mensch an den Folgen der Radioaktivität gestorben. Der Wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung (UNSCEAR) schreibt:
It is unlikely to be able to attribute any health effects in the future among the general public and the vast majority of workers from exposure to radiation following the leaks and explosions at the earthquake-damaged power plant in March of 2011.
Groß berichtet wurde darüber, dass inzwischen eine Krebs-Erkrankung „sehr wahrscheinlich aufgrund der radioaktiven Strahlung nach der Kernschmelze“ von den Behörden bestätigt wurde. Ob dieser Fall tatsächlich mit der Radioaktivität zusammenhängt, ist unklar. Für den betroffenen früheren Angestellten des Kraftwerks ist die Leukämie-Diagnose unabhängig von der Ursache eine persönliche Katastrophe.
Kurz nach dem Unfall gab es zudem Berichte, die Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs bei Kindern in Fukushima habe zugenommen.
Wie auch nach dem Tschernobyl-Unfall belegt, treten solche Fälle erst zirka fünf Jahre nach dem Kontakt mit der Strahlung auf. Erst dann wäre mit einer Erhöhung der Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs zu rechnen.
Betroffene in Fukushima wurden sehr schnell mit Jod versorgt, um ein Aufnahme von radioaktivem Jod zu verhindern. Krebs dürfte aus diesem Grund wenig wahrscheinlich sein. Selbst wenn es einen Zusammenhang gäbe, würde man diesen erst in den kommenden Jahren entdecken können. Die jetzigen Berichte erzeugen lediglich Angst, die gesundheitliche Folgen für die Betroffenen haben.
Für den heutigen Tag ist der wissenschaftliche Konsens eindeutig: Es gibt in der Fukushima-Umgebung kein erhöhtes Aufkommen von Schilddrüsenkrebs im Vergleich zu anderen Gebieten, und es gibt keinen Anlass, die entdeckten Fälle auf die Radioaktivität zurückzuführen.
Gegensätzliche Veröffentlichungen, wie von Tsuda et al., stießen auf wissenschaftlichen Widerspruch. Ein Beispiel ist der Brief von Timothy J. Jorgensen im selben Journal. Er schreibt:
Publishing studies that use ecologic study designs without acknowledging the issue of ecologic fallacy is a disservice to the people of Fukushima who have already suffered greatly, and who do not need the added burden of groundless worry about their risk of thyroid cancer – a risk level that most epidemiologists would consider very small, notwithstanding the Tsuda study
Noboru Takamura schreibt nach Vergleichsstudien mit der gleichen Methodologie wie Tsuda et al., dass die Ergebnisse andernorts in Japan nicht von Fukushima abweichen:
These results show that the prevalence of thyroid cancer detected by advanced ultrasound techniques in other areas of Japan does not differ meaningfully from that in Fukushima Prefecture.
Betrachten wir die Bilanz der Fukushima-Präfektur: Keine Toten aufgrund der Radioaktivität in Fukushima, aber mehr Opfer aufgrund von Stress und anderen Krankheiten infolge des Erdbebens und des Tsunamis, als direkte Opfer:
Stress and other illnesses related to the 2011 quake and tsunami had killed 1,656 people in Fukushima Prefecture as of Wednesday, outnumbering the 1,607 whose deaths were directly tied to disaster-caused injuries, according to data compiled by the prefecture and local police.
Die Frage, die jetzt interessant ist: Wie viele Opfer, nicht nur Tote, gibt es aufgrund einer unberechtigten Angst und Panik? Es wird manchen Umweltaktivisten nicht gefallen, aber diese Zahl übertrifft bei weitem die Folgen der Atomunfälle selbst:
- 60 meist ältere Menschen verloren ihr Leben aufgrund einer unnötigen Evakuierung aus Krankenhäusern in Fukushima.
- Nach den massenhaften Screenings in Fukushima haben viele Eltern aufgrund der verbreiteten Panik die Schilddrüsen ihrer Kinder selbst bei weniger problematischen Tumoren komplett entfernen lassen. Dadurch sind diese Kinder lebenslang auf Hormon-Präparate angewiesen.
- Viele Menschen könnten längst in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren. Die Strahlung in der Gegend ist überwiegend
AlphaBeta-Strahlung (durch Jod, Caesium), die relativ ungefährlich ist, wenn sie von außen auf den Körper einwirkt. Alpha- und Betastrahler, die eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen werden, sind indes sehr schädlich.
Das Trauma vieler Menschen war und ist vermeidbar und die verbreitete Panik verhindert, dass sie wieder ein normales Leben führen können. Im Übrigen gilt dies auch für Tschernobyl, wo es tatsächlich Todesopfer zu beklagen gab.
Ein aufschlussreiches Interview hat die Pathologin Prof. Geraldine Thomas vom Imperial College in London gegeben:
Warum gibt es keine solche Stimmen im deutschsprachigen Raum?
Nun: Die Angst der Menschen ist real und sie kann wirklich krank machen. Damit müssen wir umgehen und die Betroffenen ernst nehmen. Es ist aber wenig hilfreich, wenn durch eine tendenziöse Berichterstattung der Medien und von ideologisch starren Umweltorganisationen eine unbegründete Angst und Panik weiter angeheizt wird. Deutschland und Österreich sind hier besonders problematisch.
Schaut man darüber hinaus auf die Folgen der Anti-Atom-Bewegung allgemein, dann ist noch viel mehr aufzuzählen:
- In einem Paper schreibt der weltbekannte Klimaforscher James Hansen, wie viele Leben Kernenergie vermutlich gerettet hat und retten könnte, wenn dies nicht durch die Übermacht der sogenannten Umweltverbände verhindert würde:
Using historical production data, we calculate that global nuclear power has prevented about 1.84 million air pollution-related deaths and 64 gigatonnes (Gt) CO2-equivalent greenhouse gas (GHG) emissions that would have resulted from fossil fuel burning. Based on global projection data that take into account the effects of Fukushima, we find that by midcentury, nuclear power could prevent an additional 420,000 to 7.04 million deaths and 80 to 240 GtCO2-eq emissions due to fossil fuels, depending on which fuel it replaces.
- Weltweit kommt die Reduzierung der CO2-Emissionen nicht voran. Auch Deutschland wird sehr wahrscheinlich seine Ziele verfehlen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass viele allein auf erneuerbare Energien setzen, die nicht schnell genug als Ersatz zur Verfügung stehen. Sowohl der „Atomausstieg“ als auch die Weigerung, nicht auf die neuesten, viel sicheren Kernkraftwerke der Generationen III, III+ und IV zu setzen und gleichzeitig beschleunigt aus Kohle auszusteigen, kann unsere aller Zukunft ruinieren.
Offenbar ist man bereit, tatsächliche Opfer in hoher Zahl durch die fossile Verbrennung in Kauf zu nehmen, um möglichen Opfern in weitaus geringerer Zahl vorzubeugen.
Es wird Zeit, über die Folgen für die Menschen in aller Welt zu sprechen, für die irrational und unwissenschaftlich agierenden Politiker und Umweltorganisationen die Verantwortung tragen.
Zum Weiterlesen:
- UNSCEAR: No Immediate Health Risks from Fukushima Nuclear Accident Says UN Expert Science Panel, United Nations Information Service am 31. Mai 2013
- Chernobyl and Fukushima – where are we now? Journal of Radiological Protection am 12. März 2016
- Computer Model Predicts Fewer Than 200 Deaths from Fukushima Radiation, Scientific American am 17. Juli 2012
- Fukushima evacuation has killed more than earthquake and tsunami, survey says, NBC News am 10. September 2013
- Fukushima stress deaths top 3/11 toll – Uncertainties amid nuclear crisis acutely felt by elderly, The Japan Times am 20. Februar 2014
- Thyroid Cancer Detection by Ultrasound Among Residents Ages 18 Years and Younger in Fukushima, Japan: 2011 to 2014, Epidemiology, 5. Oktober 2015
- Screening For Thyroid Cancer after the Fukushima Disaster – What Do We Learn From Such An Effort? Epidemiology, 9. März 2016
- Quantification of the increase in thyroid cancer prevalence in Fukushima after the nuclear disaster in 2011 – a potential overdiagnosis? Japanese Journal of Clinical Oncology, 10. Januar 2016
- Nope – There’s No Thyroid Cancer Epidemic in Fukushima, The Breakthrough am 18. Oktober 2015
- Prevented Mortality and Greenhouse Gas Emissions from Historical and Projected Nuclear Power, Environmental Science & Technology 2013, 47 (9), pp 4889–4895.
- Nuclear power may have saved 1.8 million lives otherwise lost to fossil fuels, may save up to 7 million more, Scientific American am 2. April 2013
12. März 2016 um 23:07
In diesem diesem Artikel werden die Punkte auch angesprochen:
http://www.spektrum.de/news/fuenf-jahre-nach-der-atomkatastrophe-von-fukushima/1401477
Zum Glück ist „Spektrum“ noch nicht gänzlich populärwissenschaftlich ;-)
13. März 2016 um 07:32
Exzellenter Artikel!
13. März 2016 um 07:54
Interessanter Beitrag entgegen dem Trend.
Nach Tschernobyl habe ich gedacht, Kernenergie wäre in Deutschland politisch tot. Damals haben wir lernen müssen, wie dicht wir tatsächlich dran sind. Trotzdem ging es weiter.
Nach Fukushima, dessen reale Folgen uns praktisch kaum betreffen, wurde dagegen sehr schnell der Ausstieg beschlossen. Irrational.
Frankreich, Belgien und andere machen weiter, selbst Japan. China wird sogar massiv aufbauen.
Es gibt durchaus vernünftige Argumente, die gegen die Kernenergie sprechen, vor allem die ungelöste Frage der Endlagerung radioaktiven Materials. Aber die Entscheidung dafür oder dagegen bleibt trotz allem eine Abwägung zwischen verschiedenen Alternativen, die alle ihre Nachteile haben.
13. März 2016 um 08:16
Ad Rückkehrempfehlung: Was müssten die Leute denn in der Praxis tun, um zuverlässig zu verhindern alpha-Strahler einzuatmen oder mit der Nahrung aufzunehmen? Kann man dort überhaupt außer Haus gehen? Nur wenn es regnet? Nur mit entsprechenden Atemmasken?
13. März 2016 um 08:30
@WM: Ich empfehle das Interview mit der Pathologin Prof. Geraldine Thomas (im Text).
13. März 2016 um 10:03
Nachtrag: Ich muss mich leicht korrigieren – es gibt doch auch in Deutschland sachliche Berichte, siehe den Beitrag in der Zeit mit dem Titel Der Super-GAU in den Köpfen.
Wir brauchen mehr davon!
13. März 2016 um 10:52
@Armadeo Sarma: An welcher Position sagt sie was dazu? Wenn ich es richtig verstanden habe, meint sie, dass man unmittelbar nach einem nuklearen Unfall nicht gleich evakuieren müsse, die Leute sollten nur zu Hause bleiben und Fenster schließen. Aber das kann ja keine Option für (permanente) Rückkehrer sein.
Übrigens hat auch derStandard.at was m.E. recht Sachliches veröffentlicht:
http://derstandard.at/2000032535812/Fukushima-Fische-sind-gesuender-als-gedacht
13. März 2016 um 11:21
@WM: zunächst eine Korrektur: Mit Jod und Caesium haben wir es mit Beta-Strahlung, nicht Alpha-Strahlung zu tun (im Artikel bereits korrigiert). derStandard.at Artikel ist auch dazu doch ganz gut.
Atemmasken dürften inzwischen kaum nötig sein. Jod-131 dürfte mit einer Halbwertszeit von 8 Tagen kaum noch vorhanden sein. Am problematischsten ist Caesium-137 mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren, und hier muss man darauf achten, dass dies nicht mit der Nahrung aufgenommen wird.
13. März 2016 um 13:17
@Strahlenmann/Anti-Zensur etc.pp.:
Wenn Sie ernsthaft etwas zu sagen haben, unterlassen Sie es bitte, diesselben nichtssagenden „Kommentare“ mehrfach unter verschiedenen Namen und Adressen zu posten, und achten Sie wenigstens rudimentär auf so etwas wie Inhalte.
13. März 2016 um 17:09
Ob Evakuierungen unnötig waren, weiß man wohl erst hinterher. Japan hatte Glück, dass der Wind den Großteil der radioaktiven Wolke aufs Meer getrieben hat, sonst wären weit größere Teile der Region kontaminiert worden. Auch wenn einige Städte gut dekontaminiert worden sind, bleiben die Wälder noch lange Sperrzone. Ich würde da ungern leben wollen.
13. März 2016 um 17:47
Hallo Leute,
ich bin ja heilfroh, was sonst so gegen die Eso-Sektiererei (vo Homöopathie bis Astro ..) hier abgeht, aber jetzt ??
Ich bin kein „öko“, aber es gibt bisher keinen sicheren Einschluß/Entsorgung der Nuklerabfälle, ganz abgesehen von dem absurden Castortourismus ..
die massive öffentliche Subventionierung der Atomtechnologie geht im wesentlichen auf den Hang zu Atomwaffen zurück – wer machtpolitsch „dazugehören“ will, meint Atomwaffenzugang zu brauchen. Das ist z.B. in meinen Augen auch der Grund für die absurden Tornadotrainings mit US-Atomwaffen in Büchel.
Und die angesprochenen Rechnungen zu welchen Opfern woher … die Strahlung auch als Aerosol o.ä. ist nicht in den Griff zu bekommen. Der Artikel geht vor allem auf Kurz/Langfristigkeit der Auswirkungen ein – dass es länger dauern kann ist kaum Grund für Entwarnung.
jetzt kriegt die Japan gegenüberliegende US-Küste die Radioaktivität mit mit, alles harmlos? Nee, die „Skeptiker“ hier auf einmal ganz auf dem Nebengleis – Ralitätsverlust, ja, und was für einer!
Sorry,
Franz Iberl
13. März 2016 um 18:00
@Franz:
Die Frage der Entsorgung ist hier bereits diskutiert worden:
https://blog.gwup.net/2014/12/21/klima-realitatsverlust-in-der-deutschen-politik/
13. März 2016 um 18:33
herr sarma arbeitet für die Atomindustrie, vielleicht sollte die gwup das den lesern mitteilen, wegen der “befangenheit”
@ bernd harder, keine gute idee, kommentare nicht zu veröffentlichen, sie könnten in einem artikel wieder auftauchen – screenshot erstellt
13. März 2016 um 18:35
@Schreiber:
Keine gute Idee, Lügen zu posten, denn dafür könnte man Sie auch rechtlich belangen.
IP-Adresse etc. gespeichert.
13. März 2016 um 18:52
@ harder
laut gwup arbeitet „Amardeo Sarma“ für „NEC“ und „NEC“ arbeitet für die atomindustrie:
wo ist da die lüge? bei der gwup?
13. März 2016 um 19:10
@schreiber:
< < NEC fertigt Elektronikartikel von elektronischen Bauelementen bis hin zu digitalen Kinoprojektoren mit weltweit über 102.000 Mitarbeitern. << https://de.wikipedia.org/wiki/NEC_Corporation
Ihre Behauptung
„Herr Sarma arbeitet für die Amtomindustrie“
ist eine justiziable Lüge.
13. März 2016 um 19:17
@ Bernd Harder
fragen sie doch mal herrn sarma, ob “NEC” für die atomindustrie arbeitet
ansonsten: was ist so schlimm daran, dass jemand für die atomindustrie arbeitet, dass es „justiziable“ sein könnte?
die gwup hat doch kein problem mit atomkraft
13. März 2016 um 19:21
@schreiber:
Sie merken langsam selber, dass Sie dummes Zeug schreiben – immerhin.
Sie haben behauptet:
„Herr Sarma arbeitet für die Atomindustrie.“
Das bleibt auch dann falsch, wenn NEC z.B. Computer für Kernkraftwerke liefern *sollte*, was Herr Sarma Ihnen sicher beantworten kann und wird.
<< ansonsten: was ist so schlimm daran, dass jemand für die atomindustrie arbeitet, dass es "justiziable" sein könnte? << Wenn jemand wissentlich öffentlich die Unwahrheit über jemanden behauptet, mit einer bestimmten Absicht, kann und sollte man das ohne Verzug ahnden lassen.
13. März 2016 um 19:37
@ Bernd Harder
„Das bleibt auch dann falsch, wenn NEC z.B. Computer für Kernkraftwerke liefern *sollte*, was Herr Sarma Ihnen sicher beantworten kann und wird.“
interessant.
sie scheinen es zu wissen. da bekommt ihr „wissentlich öffentlich die Unwahrheit“ eine ganz neue bedeutung
13. März 2016 um 19:41
@schreiber:
Tun Sie bitte nicht so, als seien Sie schwer von Begriff, das wird Sie nicht schützen.
13. März 2016 um 20:07
Na ja, das Bäuerlein, dessen Kappesköpfe in der Betriebskantine eines Unternehmens auf dem Teller landen, in dem Vorprodukte zu integrierten Schaltkreisen hergestellt werden, die wiederum in Rechnern eingebaut werden, die dann endlich auch in dem einen oder anderen Kernkraftwerk in Betrieb sind – arbeitet an Ende doch auch für die Atomindustrie, oder?
13. März 2016 um 20:28
Was mir nach einigem Nachdenken ziemlich sauer beim verlinkten youtube Video aufstößt: Es wird darin so getan, als könne man von 2 Unfällen (Tschernobyl, Fukushima) auf die Auswirkungen weiterer Unfälle schließen und dann werden die heutigen hohen Sicherheitsstandards in Frage gestellt. Ich kann aber nicht aus der Schwere von 2 Unfällen auf die Schwere künftiger Unfälle schließen (außer es hätte sich erwiesenermaßen um worst-case Szenarien gehandelt). Dieser Punkt im Video ist nicht wissenschaftlich, sondern Spekulation.
13. März 2016 um 20:29
@schreiber: das ad hominem Argument ist doch typisch – jeder, der nicht gegen Kernkraftwerke ist muss von der „Atomindustrie“ gekauft sein. Wie erbärmlich! Und zeigt, dass man sonst keine Argumente hat.
Nur zur Klarstellung: Ich habe nie direkt oder indirekt an etwas gearbeitet, das mit Kernkraftwerken zu tun hat.
Herr Schreiber: Ihre Aussage, ich arbeite für die „Atomindustrie“ ist eine Lüge. Das gilt auch indirekt – ich arbeite für keine Produkte und Lösungen, die der „Atomindustrie“ angeboten werden.
Zu meiner Firma NEC: sie bietet eine ganze Reihe von Produkten und Lösungen an, die Sie hier nachschauen können (einfach bei „Products and Solutions“ klicken – es ist eine sehr große Palette).
Das nächste, was auf dieser Ebene an Energie kommt ist „Smart Energy“ – da handelt es sich um Batterien – nebenbei unter anderem in Zusammenhang mit erneurbaren Energien. Hier gibt es Aktivitäten in Europa.
Und bevor ein großes Tamtam darüber gemacht wird – NEC liefert auch Big Data Lösungen an. Ein (!) Anwendungsfall der sogenannten SIAT-Technologie unter vielen ist das Chugoku Electric Power Company, um früh Fehlfunktionen an Kernkraftwerken zu erkennen.
Und nochmals zur Klarstellung: In diese Case Study waren weder ich noch meine NEC-Einheit in Europa involviert, auch nicht indirekt.
13. März 2016 um 20:40
@ Amardeo Sarma
„Ein (!) Anwendungsfall der sogenannten SIAT-Technologie unter vielen ist das Chugoku Electric Power Company, um früh Fehlfunktionen an Kernkraftwerken zu erkennen.“
das hätten sie doch gleich sagen können. und dass die „Chugoku Electric Power Company“ in japan ist. haben sie noch weitere informationen, die sie den lesern mitteilen wollen?
13. März 2016 um 20:42
@schreiber:
Nein, und das war es jetzt hier auch für Sie.
Schreiben Sie, was Sie wollen.
13. März 2016 um 20:50
@schreiber: Sie lenken davon ab, dass Sie gelogen haben.
13. März 2016 um 21:05
Leute, kommt, der Typ ist doch ein bezahler Troll, der Firmenwerbung provozieren soll, oder wie?
13. März 2016 um 21:06
@PR-Genie:
Das hat er jedenfalls erreicht …
14. März 2016 um 07:50
Ich bin ja nur froh, dass die Kernspaltungen mitsamt ihren Folgekosten mittlerweile viel zu teuer ist, um wirtschaftlich Strom zu erzeugen. Die Erneuerbaren werden immer billiger, die Speicher besser und preiswerter und die Netze intelligenter.
Kohle und Uran werden bald kein Thema mehr sein. Wir haben bereits über 30% Erneuerbare im Netz und es werden täglich mehr. Ein Verdienst der Bürger.
Die Großindustrie soll von mir aus die Kernfusion zum Laufen bringen, aber mindestens in der großen Fläche werden vor allem PV+Speicher die Energieversorgung der Zukunft darstellen. Außerdem haben die Erneuerbaren politisches Gewicht, sie demokratisieren die Erzeugung von nutzbarem Strom und Wärme.
Ein toller Film darüber, den jeder anschauen sollte, er läuft in Kürze in den Kinos an:
http://change-derfilm.de/
Die Energie- und die Verkehrswende sind Selbstläufer, auch wenn die Kritiker das nicht wahrhaben wollen.
Die Primärenergiequellen für diesen Planeten sind und bleiben die Sonne, Geothermie und die Gezeiten.
14. März 2016 um 08:02
Eins will ich nur noch los werden:
Ich wohne hier 11 km von Fessenheim weg. Bei diesem Schrottreaktor mit der selben Technologie wie bei Fukushima musste 2014 eine Notborierung erfolgen, da durch ein Rhein-Hochwasser mitsamt Wassereinbruch sich die Regelstäbe nicht mehr bewegen ließen und blind(!) Bor in den Kern eingeleitet werden musste.
Aber neeeeeein, unsere Kernkraftwerke sind ja sicher. Solche Situationen gibt es nicht.
Wenn das Ding hochgegangen wäre, dann wären wir hier wirtschaftlich am
ARSCH, aber sowas von.
14. März 2016 um 17:11
Danke Herr Sarma!
Es gehört in Deutschland Mut dazu, nicht gegen Kernenergie zu sein – eine besonders wirksame Art von Denkverboten.
Der beamtete Strahlenschutz bemüht immer noch, die längst überholte LNT – Funktion (Linear – no Treshold) für den Zusammenhang von Dosis und Wirkung zu rechtfertigen. Damit werden Erkenntnisse aus Tschernobyl, CO60-Taiwan, Regionen hoher natürlicher Hintergrundstrahlung oder schlicht die weltweite erfolgreiche Praxis der Strahlentherapie bei Krebs ignoriert.
Gemessen an der Fläche (global Footprint) steht Deutschland unter den Industrienationen nach Japan und Südkorea an 3. Stelle der globalen Treibhausgas-Emittenten, Tendenz steigend durch verstärkten Einsatz von Kohle und durch Photovoltaik(!) (je nach Quelle 100 … 300 g CO2/kWh el. und damit das 10-fache der Kernenergie)
http://www.radiationandreason.com
http://www.theguardian.com/commentisfree/2011/mar/21/pro-nuclear-japan-fukushima
http://www.buerger-fuer-technik.de/
14. März 2016 um 20:26
@Johannes Güntert: Zu Fessenheim gibt es über den Störfall ein interessantes Interview von „Spektrum.de“ mit Walter Tromm, Wissenschaftler am Programm Nukleare Entsorgung, Sicherheit und Strahlenforschung des KIT in Karlsruhe.
14. März 2016 um 22:28
Ich habe berufliche wie private Kontakte nach Japan, und habe in Deutschland einige Jahre mit Japanern gearbeitet. Die fanden es damals grotesk, als in Deutschland die Geigerzähler ausverkauft wurden.
Man kann gar nicht oft genug unterstreichen, daß die „konventionellen“ Folgen des 2011 Touhoku sowohl in der japanischen Wahrnehmung als auch in der realen Krisenbewältigung eine weitaus grössere Rolle gespielt haben. Leider hat man in der hiesigen Berichterstattung den Folgen der Reaktorkatastrophe sehr breiten Raum zugestanden. Man kann auf google-earth heute noch Küstenstriche in den Präfekturen Miyagi und Iwate sehen, die noch nicht wieder aufgebaut sind.
Die verzerrte Wahrnehmung und Überhöhung der Fukushima-Katastrophe führt letzten Endes nur zu mangelndem Respekt gegenüber 20,000 toten Menschen.
Eigentlich müssten solche Katastrophen dazu führen, daß man Kernkraftwerke sicherer macht, nicht, daß man diese abschaltet.
14. März 2016 um 23:38
Zitat nouse
Ja, so sehe ich das auch, aber unsere Kanzlerin hat damals anders (populistisch) entschieden…insgeheim bereitet sie schon die Schwarz-Grüne Bundesregierung vor…na ja, der Kanzlermastminister hat ja sehr gute Kontakte zu den Grünen.
15. März 2016 um 10:51
<< Confusing overdiagnosis for an “epidemic” of thyroid cancer in Japan after Fukushima << https://www.sciencebasedmedicine.org/confusing-overdiagnosis-for-an-epidemic-of-thyroid-cancer-in-japan-after-fukushima/
15. März 2016 um 14:12
Danke, Armadeo für den Artikel.
Aber auch da musste der Autor zugeben, dass der Störfall letztendlich doch nicht so Ohne war – man wusste nicht, ob die Steuerstäbe gefahren werden konnten und hat dann auf das Bor zurückgegriffen? Nicht sehr beruhigend, auch wenn dann INES 1 herauskam.
Das Ding gehört abgeschaltet, da ist man sich in unserer Gegend flächendeckend durch alle Parteien hindurch einig (ok, außer den AFDeppen vielleicht).
15. März 2016 um 15:26
@Johannes Güntert:
Die AFD leugnet den Klimawandel, will aber trotzdem den Atomausstieg rückgängig machen:
http://motherboard.vice.com/de/read/afd-vs-wissenschaft-grundsatzprogramm-666
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/kopf-tisch-die-afd-ist-eine-klimawandel-leugner-partei/
16. März 2016 um 13:05
Wie Johannes Güntert schon richtig bemerkt hat, wird das durch die Wirtschaftlichkeit bzw. Unwirtschaftlichkeit der Kernenergie beantwortet werden. Da braucht man nicht mal die Absicherung der Kosten für den Rückbau und die Endlagerung heranziehen,sondern die Beihilfe der britischen Regierung, die die EU-Kommission durchgewunken hat, zu dem Kernkraftwerk „Hinkley Point C“ allein für die Errichtung und den Betrieb. Dort musste eine Garantie für den Strompreis oberhalb 11,5 ct/kWh (90 Pfund/MWh) (zzgl. laufendem Inflationsausgleich) gegeben werden. Da die EU-Kommission offenbar davon ausgeht, dass in der EU in einem Umfang von bis zu 500 Milliarden Euro bis 2050 Kernkraftwerke erneuert werden müssen, werden wir hier noch was zu erleben haben.
16. März 2016 um 17:58
<< Fünf Jahre Fukushima: Wie ein Reaktorunfall mal ein Seebeben auslöste. << http://scienceblogs.de/primaklima/2016/03/16/fuenf-jahre-fukushima-wie-ein-reaktorunfall-mal-ein-seebeben-ausloeste/
17. März 2016 um 09:53
Der Horror wird noch sehr lange präsent bleiben:
http://www.zeit.de/wissen/2016-02/fukushima-jahrestag-atomkraft-tsunami
Ein 73-alter Patient hat bei der Modernisierung eines norddeutschen AKWs mitgeholfen (es gibt zu wenig Fachleute, daher werden Rentner herangeholt). Seine Beschreibungen sind abenteuerlich.
„Was glauben Sie eigentlich, was 100% Luftfeuchtigkeit und Wärme mit den Bakelit-Schaltern in 40 Jahren macht? Da drinnen ist alles schrottreif.“
23. März 2016 um 20:21
Die Wassertanks mit Plutoniumverbindungen Schwermetall verseucht könnten mit Milchschönung niedergeschlagen und so vor dem Ablassen in den Pazific wesentlich bezüglich der noch kommenden tritiumjahrtausendekatstrophe entschärft werden
Die verfestigten Bodenschlämme getrocknet und von Robotern abgebaut werden
6. April 2016 um 23:26
Es gibt auch positive Seiten der Atom-Technik.
Stichwort „Flüssigsalzreaktoren“
Jeder der das noch nie gehört hat, sollte noch mal über Atom-Technik nachdenken.
https://www.youtube.com/watch?v=7sG9_OplUK8
18. April 2022 um 11:37
Ach wie witzig, ein Eintrag aus 2016 zu Flüssigsalz Reaktoren, sind die Korrosionsprobleme mittlerweile gelöst in 2022?
Nein, also wieder ein typischer Atom lobby Eintrag–> schön das wir im Internet fasst nichts vergessen.
Nochmal was zur Risiko Bewertung eine nette Studie aus einem ähnlichem Zeitbereich:
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00963402.2016.1145910?
und
https://www.martin-stuempfig.de/news/detailansicht/article/dual-fluid-reaktor-das-vermeintliche-wunderkind-der-atomenergie.html
Es ist am ende einfach überhaupt nichts sinnvolles sichtbar, außer irgendwelche Lobby Interessen und Gelschneidereien….
Ich denke es hat sich mittlerweile schon auch rum gesprochen das Atomkraft halt einfach unkalkulierbar teuer ist!
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/teurer-atomstrom-ausfaelle-von-atomkraftwerken-frankreich-zahlt-exorbitante-strompreise/28250864.html
und
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/frankreich-neue-atomreaktoren-gebremster-strompreisanstieg-verschuldete-edf-erhaelt-milliarden-vom-staat/28083122.html
–> worüber wird eigentlich in dem Zshg immer wieder gelabbert,
Atomstrom ist
– saugefährlich
– nicht Nachhaltig und Grün
– sauteuer
WARUM sollte man das also machen?
Der Strompreis ist für Frankreich an der Strombörse extrem Teuer, außerdem ist DE weiterhin Netto Stromexporteuer, wie wir es schon immer waren:
https://app.electricitymap.org/map
Ich hab überhaupt nix dagegen, wenn viele Taler in Forschung fließen(Sowohl Reaktortechnik Spaltung oder Fusion) , aber damit immer wieder so zu tun, als ob wir AKW unbedingt bräuchten, bzw. das es ohne nicht geht, das geht mir richtig auf den SACK!
Vor allem auch, so zu tun als ob irgendwas von den neuen (alten) Reaktortechniken nachhaltig und Marktreif wäre geht mir so richtig aufn …….. s.o.!
http://www.bund-rvso.de/nuclear-pride-coalition-atom-propaganda-akw-lobby.html
Aus Windkraftgegnern von Vernunftkraft werden dann auf einmal Atombefürworter….
Als ob das auch nur irgendwie miteinander Vergleichbar wäre wenn wir mal einen echten GAU hätten….
30 Km Radius um Isar 2 ziehen bei google maps oder im Bayernantlas…. dann geht euch vielleicht mal ein Licht auf!