Schöner Artikel bei Krautreporter:
Lügt die Presse? So erkennen Sie es.“
Der Autor Rico Grimm führt zehn Punkte aus:
Der Begriff „Lügenpresse“ ist selbst eine Lüge. Dennoch fragen mich immer mehr Freunde, welchen Medien sie heute noch vertrauen können. Hier beschreibe ich, wie ich selbst in wenigen Minuten meine Quellen checke. Es gibt ein paar einfache Regeln:
- Wie plausibel ist das, was ich lese?
- In welchem Umfeld erscheint der Artikel?
- In welchem Medium?
- Sind die Autoren ansprechbar?
- Wie belegt ein Artikel seine Behauptungen und Fakten?
- Werden Zusammenhänge, die nicht belegt sind, klar als „Theorie“ oder Vermutung gekennzeichnet?
- Wie finanziert sich das Medium?
- Recherchiert der Autor/die Autorin selbst?
- Wie wird die Gegenseite dargestellt?
- Was hat der Autor bisher gemacht?
Zum Weiterlesen:
- Lügt die Presse? So erkennen Sie es, Krautreporter am 2. Dezember 2015
- Verschwörungstheorien und die „Lügenpresse“ bei Skeptics in the Pub in Köln, GWUP-Blog am 4. Juli 2015
- Medienkritik, Paranoia und “Alternativ-Journalismus”, GWUP-Blog am 2. November 2014
- Haben wir eine “Systempresse”? Was ist das überhaupt? Kann man denn noch guten Gewissens Zeitung lesen? Indub.io am 3. November 2014
- Die Wahrheit über die Lügen der Journalisten, Krautreporter am 24. Oktober 2014
- Von Chemtrails, Reichsbürgern und Lügenpresse, GWUP-Blog am 20. Juli 2015
5. Dezember 2015 um 19:34
Nun. Ohne eine Lanze für die Pegidioten zu brechen – natürlich „lügt“ die Presse. Selten in dem Sinne, dass sie aktiv zensiert und falsch darstellt. Obwohl auch dies geschehen mag – Werbekunden, der Rundfunkrat und Präferenzen einzelner Gestalten spielen durchaus eine Rolle. Aber das ist kleinkram.
„Die“ Presse „lügt“ aufgrund struktureller Faktoren. Nachrichten sind eine künstliche, perspektivgebundene Auswahl aus dem Strom der Realität. Allein dadurch „lügt“ Presse (freilich nicht aktiv), denn es ist völlig unmöglich, die Realität abzubilden. Zudem muss Presse „marktkompatibel“ sein – immerhin ist sie ein Produkt, das sich verkaufen muss. Und das Produkt verkauft sich dann, wenn es genau an die Rezeptoren der Leser andockt und dort existierende Deutungskategorien bedient (die ihrerseits wieder Sozialisationsprodukte sind – und da schließt sich der Kreis). Das bedeutet nicht, dass sie genau das schreiben muss, was die Rezipienten gerade denken. Es bedeutet, dass sie die „Nachrichten“ nach Schemata formen muss, die gut zu den Rezipienten passen. Nachrichten müssen „storyfähig“ sein, sie müssen die gängige Einteilung der Welt bedienen uvm.
Freilich meinen die Pegida-Leute diese Form des „Lügens“ nicht. Deshalb reichen die o.g. Punkte nicht. Denn selbst Journalisten, die recherchieren und argumentieren sind im o.g. Mechanismus gefangen…
5. Dezember 2015 um 22:28
Leider verwechseln einige die Recherche im Internet mit der Suche nach gesicherter Information. Ein Treffer bei google gilt bei vielen als Bestätigung ihrer Annahmen.
So ein dummes, unkritisches Verhalten verblödet zusehends Menschen, die sich eigentlich als intellektuell einschätzen würden. Die Fähigkeit zum kritischen Denken fehlt.
Die vom Autor genannten Regeln sollten uns in Fleisch und Blut übergehen.
5. Dezember 2015 um 22:50
Naütlich lügt unsere Presse nicht. Daher brauche ich im Grunde diese Liste nicht. Diese Liste ist für Leute, die Lügenpresse schreien. Und bei denen helfen leider keine Fakten.
Die halten Russia Today für seriös und glauben, die ARD lüge. Die halten Ken Jebsen für einen glaubwürdigen Journalisten, das ZDF aber für eine Propagandaanstalt.
Apropos ZDF und Propagandanstalt, die Anstalt ist ziemlich grenzwertig.
Ich frage mich wirklich, ob nicht Ken Jebsen denen die Texte schreibt. Sehr zu recht wurde die Sendung in der FR als „Ken-Jebsen-Stammtisch“ bezeichnet.
5. Dezember 2015 um 23:55
@Walter Stein:
<< Sehr zu recht wurde die Sendung in der FR als "Ken-Jebsen-Stammtisch" bezeichnet. << Und nicht nur dort: " An die Satiriker der "Anstalt": Eure Verschwörungstheorien kotzen mich an ": http://www.huffingtonpost.de/2015/10/28/satire-anstalt_n_8406136.html
6. Dezember 2015 um 08:28
Leider haben die Pegida Anhänger mehr als nur Recht wenn Sie von Lügenpresse reden… selbst der „bekannte Pegida Sympathisant“ Stefan Niggemeier schreibt so ;)
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/22191/die-unwahrheit-ueber-akif-pirincis-kz-rede/
6. Dezember 2015 um 10:31
Die Liste ist doch für den ’normalen‘ Leser völlig nutzlos bzw nicht umsetzbar.
Wenn ich zB Köln nehme: Da gehören alle Zeitungen zu einer Familie. Wie soll ich da den Artikel und vor allen Dingen den Schreiberling beurteilen? Was bedeutet ‚ansprechbar‘?
Wie beurteilt man die Finanzierung?
Soll ich jedes Mal den mir unbekannten Autor recherchieren?
Wenn ich die Liste konsequent durchziehen würde wäre ich glaube ich eher noch desillusionierter von der Presse als ich es eh schon bin.
Was weiß ich in welchen Lobby-Gruppen die Autoren/Inhaber sind bzw. im welchen Kluengel verstrickt. Dazu die Abhängigkeit von Anzeigenkunden und dem Markt.
Ich vertraue weder RT noch Ken Jebsen aber auch selten den ‚Qualitätsmedien‘.
Es geht um Geld und beide neigen dazu Meinung zu machen, wenn auch manchmal aus unterschiedlichen Gründen.
der Punkt der Liste mit der Theorie: Die meinen VTler arbeiten doch sogar so, Motto ‚Ich weiß die Wahrheit nicht, aber man sollte das und das bedenken bzw. es ist nur eine Theorie, aber man wird ja fragen dürfen‘. Da kann man auch nicht wirklich gut unterscheiden.
Wobei ich gestehen muss das ich die Zeitung eh nur überfliege, weil ich nur ein paar Fakten raus sage, die meisten Themen mich nicht mehr interessieren und der Rest eh nur die Linie der Zeitung widerspiegelt und subjektiv ist
6. Dezember 2015 um 13:09
@ bernd
„Wenn ich zB Köln nehme: Da gehören alle Zeitungen zu einer Familie.“
Nicht alle – allerdings die meisten!
6. Dezember 2015 um 14:56
@Pierre Castell:
Ich vermute ferner, dass es auch in Köln verschiedene überregionale Zeitungen zu kaufen gibt.
6. Dezember 2015 um 17:41
Damit ist zum Stichwort „Lügenpresse“ schon das meiste gesagt:
Aus dem Text: Was geschah, nachdem die #FAS einen Kommentar zur AfD online stellte. Und wofür wir Zeitungen brauchen:
https://twitter.com/Mama_arbeitet/status/673535144830107648
7. Dezember 2015 um 13:57
Das ist ja der springende Punkt, dass man seit Jahren sämtliche Propagandabehauptungen der Presse überprüfen kann und es dann zu Entschuldigungen von ARD, ZDF, Spiegel und anderen kommt.
Die Sache mit den SS-Runen auf den Stahlhelmen, die falschen Bilder, die unseriösen Quellen aus London.
Eine Unwahrheit nach der anderen, Schlag auf Schlag.
Dass sich dann jene, die pauschalisierend als „Pack, Pegioten“ usw. bezeichnet werden pauschalisierend über die Presse äußern, darf doch niemanden wundern.
Und dass Presseorgane im Sinne ihrer Besitzer handeln, dürfte Punkt 1 voll entsprechen.
Es stinkt vielen Menschen, dass die Presse gleichgeschaltet wie in der DDR ist, dass offen Kriegshetze von Politikern und Presse betrieben wird.
Da springen dann VTler mit auf. Aber am Kern ändert es nicht, bundesdeutsche Presse ist ein Sprachrohr des Großkapitals und ihrer Handlanger. ÖR natürlich auch.
7. Dezember 2015 um 14:46
@Esoterikallergiker:
<< Das ist ja der springende Punkt, dass man seit Jahren sämtliche Propagandabehauptungen der Presse überprüfen kann und es dann zu Entschuldigungen von ARD, ZDF, Spiegel und anderen kommt. << Und können Sie uns auch irgendein "Alternativ"-Medium nennen, das sich je für einen Fehler, eine Falschmeldung, eine Unwahrheit, eine Lüge, eine unpassende Gewichtung o.ä. entschuldigt hätte oder wenigstens eine interne Diskussion darüber führen würde oder eine Presserat-Rüge veröffentlicht hätte?
8. Dezember 2015 um 21:13
Das Problem mit der Presse ist natürlich, dass Journalisten oft ausgesprochen sensationshungrig sind und nach Schlagzeilen gieren.
Und dass die Medien natürlich immer die Quoten bzw. Verkaufszahlen im Auge haben.
Daher kommt es oft zu einseitigen Polemiken, masslosen Übertreibungen oder zu verzerrten Darstellungen.
Also praktisch dasselbe, was Otto Normalverbraucher leider auch oft tut, entweder am Stammtisch oder neuerdings als Kommentierer in diversen Foren (wie man es ja auch hier regelmäßig erlebt).
Die freie Presse ist auch ein Abbild dessen, wie wir Individuen so ticken.
23. Dezember 2015 um 09:42
Was völlig fehlt ist eine Differenzierung zwischen falscher Information und Lüge. Gerade in Zeiten des Online Journalismus leidet die Qualität, so wird schlecht oder gar nicht recherchiert.
Das ist nicht gut, das sollte sich ändern. Aber laut Definition ist eine Lüge eine falsche Aussage die wider besseren Wissens gemacht wird. Nicht jede falsche Information ist per se eine Lüge.
20. Januar 2016 um 09:03
Hamed Abdel Samad: „Ich kenne keine Lügenpresse“ (http://hpd.de/artikel/12646#comment-11191)