Seit einem halben Jahr schreibt der Astronom und Science-Blogger Dr. Florian Freistetter die Kolumne So ein Schmarrn im Online-Portal derStandard.
In der aktuellen Folge antwortet Freistetter auf einige typische Vorhaltungen, mit denen sich auch andere Esoterik-Kritiker immer wieder konfrontiert sehen, zum Beispiel „Nicht alles, was nicht greifbar ist, ist auch nicht existent“ oder „Wissenschaft ist dogmatisch“.
Ein Auszug:
Als im Jahr 1998 Astronomen entdeckten, dass sich das Universum immer schneller ausdehnt, war das genau das Gegenteil von dem, was bis dahin alle erwartet hatten.
Dieses Phänomen der Dunklen Energie passte in keine der damaligen Theorien, und es fehlt bis heute der Nachweis über einen plausiblen Mechanismus, der die Beobachtungen erklärt. Aber – und das ist der große Unterschied zu den esoterischen Behauptungen! – es gibt keinen Zweifel daran, dass dieses Phänomen tatsächlich existiert.
Alle Daten zeigen klar, dass sich das Universum tatsächlich immer schneller ausdehnt, weswegen die Suche nach einer Erklärung für die Natur der Dunklen Energie ein seriöser und sinnvoller Teil der Wissenschaft ist.
Bei esoterischen Lehren wie der Homöopathie dagegen fehlt bis heute der Nachweis, dass hier überhaupt ein Phänomen existiert, das einer Erklärung bedarf. Jede vernünftig durchgeführte Studie zeigt, dass Homöopathie nicht besser wirkt als ein Placebo.
Placebos werden in der Medizin allerdings schon seit langer Zeit erforscht, und es ist daher nicht nötig, sich mit irgendwelchen obskuren homöopathischen Wirkmechanismen auseinanderzusetzen.
Gleiches gilt für Astrologie, Erdstrahlen, Geister und so weiter.“
Ein prima Essay, wie man seltsame Behauptungen beurteilt, und warum man manche einfach so verwerfen kann (demonstriert an einem phantastischen, aber allgemeingültigen Beispiel), gibt es hier:
Warp Drives and Scientific Reasoning“
Zur Erinnerung: Am Donnerstag (4. Juni) ist Freistetter bei „Skeptics in the Pub“ in Hamburg zu Gast:
Was ist dran an der Astrologie? Ein Überblick aus astronomischer Sicht”
Zum Weiterlesen:
- „Dieser Mann schreibt Schmarrn in Reinkultur“, derStandard am 26. Mai 2015
- Astrologie mit Florian Freistetter bei Skeptics in the Pub in Hamburg, GWUP-Blog am 25. Mai 2015
- Was ist der Unterschied zwischen Sternbildern und Sternzeichen? Astrodicticum simplex am 25. Mai 2015
- Warp Drives and Scientific Reasoning, Preposterous Universe am 26. Mai 2015
1. Juni 2015 um 06:15
Das Beispiel mit der Dunklen Energie ist gut.
Ich selbst sage Leuten, die mit „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde…“ und Ähnlichem ankommen, in Bezug auf Homöopathie immer, dass es auch bei „Schulmedikamenten“ einige gibt, deren Wirkung man (noch) nicht erklären kann. Der Wirkmechanismus ist bei Homöopathie ja auch nicht in erster Linie das Problem – der wird erst eins, wenn man einen Effekt hätte, den man erklären muss, also ganz ähnlich wie bei Freistetter.
So einleuchtend das aber für Homöopathiekritiker sein mag, hilft diese Erkenntnis den Anhängern der Homöopathie oder Esoterikern nicht weiter (meiner Erfahrung nach), da der Nichterklärungsbedarf aufgrund des fehlenden Phänomens gar nicht wahrgenommen wird.