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Astrologie ist „Unterhaltung“, glauben auch nur die Programmchefs

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Was ist eigentlich aus dem Offenen Brief der Schweizer Skeptiker an die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRF) geworden?

Zur Erinnerung:

Unsere Kollegen in der Schweiz hatten die Astrologie-Sendungen im quasi öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisiert und dabei vor allem die Ungleichgewichtung von Wissenschaftsbeiträgen und esoterischem Mumpitz herausgestellt.

Sogar der renommierten Neuen Zürcher Zeitung war dieses Anliegen ein Gastbeitrag von Skeptiker-Präsident Marko Kovic wert.

SRF-Direktor Rudolf Matter hat zwischenzeitlich geantwortet.

Seine Replik bringt das übliche Unverständnis von Medienschaffenden gegenüber Esoterik-Kritik zum Ausdruck und fokussiert auf den angeblichen „Unterhaltungscharakter“ der Sterndeuterei.

Auch darauf haben die Schweizer Skeptiker wiederum mit einer Stellungnahme reagiert, in der es heißt:

Dann wäre einer der Lösungsvorschläge, welche wir in dem offenen Brief machen, leicht umsetzbar: ein Hinweis zu Beginn und am Ende jeder ausgestrahlten Astrologie-Sendung, wo eben dies explizit betont wird.

Eine der betroffenen Astrologinnen bei den SRF-Astrologie-Sendungen, Monika Kissling, erhebt nämlich recht deutlich den Anspruch, Astrologie sei mehr als nur Unterhaltung.

Wenn die Astrologie-Sendungen nicht explizit als Fiktion markiert sind, besteht die Gefahr, dass die Hörerinnen und Hörer den Eindruck erhalten, Astrologie bei Radio SRF sei mehr als realitätsferne Unterhaltung.“

Maßlos übertrieben?

Durchaus nicht.

Man mag es kaum glauben, aber auch im 21. Jahrhundert ist einer unüberschaubaren Anzahl von Zeitgenossen der Unterschied zwischen Astronomie und Astrologie nicht klar.

Das hat gerade erst Dr. Florian Freistetter beim Wiener Ball der Wissenschaften erlebt, und selbst Geo-Redakteure brauchen offenbar zwei Anläufe, um die richtige Kategorisierung zu finden.

Anscheinend nähern wir uns amerikanischen Verhältnissen, wo nahezu die Hälfe der Bevölkerung Astrologie für „wissenschaftlich“ hält.

Möglicherweise sitzen auch dort ein paar blauäuige Programmchefs zu viel in den großen Medienanstalten.

Zum Weiterlesen:

  • Antwort auf den offenen Brief zu Astrologie bei SRF, Skeptiker Schweiz am 21. Januar 2015
  • More and More Americans Think Astrology Is Science, motherjones am 11. Februar 2015
  • Astrologen raus aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk! GWUP-Blog am 7. Januar 2015
  • Hurra, es ist ein Krebs! Das Windsor-Baby, die Medien und die Astrologie, Christian Buggischs Blog am 24. Juli 2013
  • Madame Etoile und die Lila Flieder Töne der Astrologen, GWUP-Blog am 25. Januar 2013
  • Geo hat da etwas velwechsert, Wahrsagerchecks-Blog am 1. Februar 2015

Ein Kommentar

  1. Mit dieser Reaktion habe ich gerechnet. Erhofft hatte ich mir mehr, aber das wissenschaftliche Illiteratentum scheint nicht nur in deutschen ÖR-Radiosendern (von denen ich schon vor ein paar Jahren eine nahezu 100%ig gleichlautende dumme Ausrede erhalten habe) gallopierend um sich zu greifen!

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