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„Gute Karriereaussichten“ für Waldorfschüler – wie das?

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Eine Frage, die man sich Zusammenhang mit der Waldorf-Schule natürlich stellen könnte:

Wenn die Waldorf-Pädagogik größtenteils auf esoterischem Nonsens gründet – wie kommt es dann, dass die Steinerschen Lehranstalten trotzdem lebenstaugliche Abiturienten und im Weiteren sogar den einen oder anderen Nobelpreisträger hervorbringen?

An einer Antwort versucht sich heute die Frankfurter Allgemeine sinnigerweise im Ressort „Beruf & Chance“.

Denn der Artikel beginnt mit der Feststellung, dass sich die Zahl der Waldorf-Schulen in den USA seit der Jahrtausendwende etwa verdoppelt hat auf 160:

Aus dem Silicon Valley heißt es, dass gerade gutverdienende Eltern aus dem Computerbusiness ihre Kinder mit Vorliebe auf die Waldorfschule geben.“

Hierzulande sei Ähnliches zu beobachten:

An den Schulen ist zu hören, wahrhaft anthroposophische Eltern gerieten in die Minderheit. Stattdessen: Bildungsbürgerliche Familien, distinktionsuchende Mittelschicht und Reiche, die ihren Kindern das staatliche Schulsystem ersparen wollen.“

Das Intelligenzblatt aus Frankfurt kommt zu dem Schluss, es gebe Grund anzunehmen, dass …

… die Karriereaussichten für Waldorfabsolventen gut sind – nicht, weil die Waldorfschule besser ist, sondern deswegen, weil sie anders ist.“

Eine Erklärung oder gar eine fundierte Analyse bleibt indes auch der FAZ-Redakteur schuldig.

Zu lesen gibt es lediglich eine Zusammenfassung der älteren Untersuchung von Dirk Randoll, Professor für empirische Sozialforschung an der privaten anthroposophischen Alanus-Hochschule in Alfter bei Bonn:

Dabei kam – wenig überraschend – heraus, dass sie [Absolventen von Waldorfschulen] doppelt so oft künstlerische und soziale Berufe ergreifen, hingegen weniger Juristen und Kaufleute hervorbringen. Ingenieure waren etwas öfter vertreten. Die Schüler hatten aber Mängel in Fremdsprachen und politischer Bildung.“

Die Aussagekraft dieser Befragung zieht der Wiener Bildungsforscher Prof. Stefan T. Hopmann allerdings massiv in Zweifel:

Diese Ergebnisse sagten gar nichts aus. Denn es fehle eine Vergleichsgruppe. Waldorfschüler kämen überdurchschnittlich oft aus gut situierten, bildungsbürgerlichen Familien, sagt Stefan Hopmann. Mit Gymnasiasten aus entsprechenden Milieus müsste man ihre Karrierewege daher vergleichen, um eine Aussage über den Schulerfolg treffen zu können.“

Hopmanns Kernaussage geht in dem Beitrag fast ein wenig unter:

Der Einfluss der Schule auf den späteren Lebenserfolg sei ohnehin relativ gering.“

Und das ist möglicherweise der entscheidende Punkt.

Schon die österreichische Tageszeitung Die Presse schrieb vor drei Jahren:

Das bildungsorientierte Milieu, aus dem die meisten Waldorfschüler stammen, hebt das Niveau.

„Es ist eine Schule, in der sich ein bildungsorientiertes Milieu reproduziert“, sagt der Mainzer Bildungsexperte Heiner Ullrich, der die Waldorfschulen zu einem seiner Spezialgebiete machte. Waldorfeltern würden Bildung einen hohen Stellenwert beimessen, die Kinder auch außerhalb des Unterrichts fördern. Außerdem setzt nicht zuletzt das Schulgeld eine gewisse Kaufkraft voraus.

„,Man könnte sagen, mit diesem Hintergrund ist es keine Kunst, so gut zu sein“, so Ullrich.

Wie sich Waldorfschulen entwickeln würden, wenn es keine ausgesuchte Schülerklientel gäbe, bleibt vorerst unbeantwortet. Schlicht und einfach, weil es diesen Fall nicht gibt.“

GWUP-Mitglied und Waldorf-Kritiker André Sebastiani stimmt dem grundsätzlich zu:

Ich glaube, dass der Einfluss der Schule auf das Leistungsniveau von Schülern stark überschätzt wird“,

erklärt Sebastiani, der Lehrer an einer staatlichen Schule in Bremen ist.

Im Gespräch mit dem GWUP-Blog nennt er noch weitere Gründe:

Eltern von Waldorfschülern haben überdurchschnittlich häufig Abitur oder einen Hochschul-/Universitätsabschluss. Diese bildungsbürgerlichen Eltern kompensieren die Defizite der Waldorfschule ganz einfach.

Die Waldorfmethode für den Schriftspracherwerb zum Beispiel sieht vor, erst zum Ende des ersten oder am Beginn des zweiten Schuljahres mit dem Schriftspracherwerb zu beginnen. Steiner selbst hat geschrieben, es sei nicht nötig, dass ein Kind mit acht Jahren lesen könne. Er hielt es sogar für schädlich, während der ersten sieben Lebensjahre mit dem Schriftspracherwerb zu beginnen.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Gift für schwache Schüler.

Bei leistungsstarken Kindern ist der Unterschied zwischen den pädagogischen Methoden verschiedener Schulformen aber marginal. Sie lassen sich jedoch bei sehr leistungsschwachen Schülern deutlich nachweisen.

Hinzu kommt: Kinder, die an Waldorfschulen nicht zurechtkommen, wechseln häufig die Schule. Die Aussteigerquote liegt nach empirischen Daten, die die Anthroposophen selbst erhoben haben, zwischen 35 und 50 Prozent.

Aus diesen Gründen erleben Waldorflehrer ihre Methode des Schriftspracherwerbs als wirksam. Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen werden entweder von den bildungsnahen Elternhäusern kompensiert – oder aber Schüler mit Lernschwierigkeiten verlassen die Waldorfschule und verschwinden damit aus der Wahrnehmung ihres Klassenlehrers.

Und nicht zuletzt wird an keiner anderen Schulform mehr Nachhilfe genommen. Vor allem im letzten Jahr wird der Abiturstoff stumpf eingebläut.“

Insofern ist der FAZ-Artikel mit Passagen wie „Sie [die Waldorfschule] wird als Gegenmodell beliebt zu einem Bildungssystem, das Kinder wie Lernmaschinen behandelt“ oder „Gerade in Amerika sind für die jungen Leute die Schrauben extrem eng angezogen, sie lernen riesige Mengen an den Schulen auswendig“ wohl mit Vorsicht zu genießen.

Schlimmer aber:

Genau deshalb ist der geplante Schulversuch mitten in einem sozialen Brennpunkt Hamburgs so fatal. Denn dort wird die Mehrzahl der Eltern nicht kompensieren können, was die Waldorf-Pädagogik anrichtet.

Übrigens spricht André Sebastiani am 2. September bei „Skeptics in the Pub“ in Köln über „Das Risiko Waldorfpädagogik: Steiner-Esoterik statt Reformschule“.

Zum Weiterlesen:

  • Strickzeug statt Smartphone, FAZ am 6. August 2014
  • Nobelpreis für Waldorf? GWUP-Blog am 22. März 2014
  • Waldorf in Wilhelmsburg und die Bankrotterklärung der Politik, GWUP-Blog am 15. Juni 2014
  • Versteinerte Erziehung, Skeptiker 4/2011 (aktualisierte Fassung online hier)
  • “Waldorf-Schule”, Hoaxilla-Podcast Nr. 107 vom 18. November 2012
  • “Pragmatischer Waldorf” – was soll das denn sein? GWUP-Blog am 10. Februar 2013
  • “Ein bisschen Waldorf geht nicht”, taz am 25. November 2013
  • Vortrag “Ver-Steinerte Erziehung” als Video, GWUP-Blog am 18. Februar 2014
  • Waldorfschüler lesen besser? GWUP-Blog am 12. Juni 2012
  • Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube? Deutschlandradio Kultur am 23. Februar 2011
  • Gerüstet für die Realität? Leben nach der Waldorfschule, diepresse.com am 27. Februar 2011

51 Kommentare

  1. Der FAZ-Artikel ist „seltsam“ („oder wie ich lernte, die Waldorfschule zu lieben“?) …

    Aber es sollte auch mal gefeiert werden, daß ein „erklärter Gegner“ der Waldorfschulen überhaupt zu Wort kommt und dann auch noch so deutlich – so etwas gab es vor nicht allzu langer Zeit noch gar nicht –, Zitat FAZ:

    „Hopmann ist ein erklärter Gegner der Steinerschen Pädagogik. Er hält Anthroposophen für eine esoterische Sekte, spricht von „totalitärer Pädagogik“ und findet den Unterricht an manchen Waldorfschulen so subtil indoktrinär, dass es selbst die meisten Eltern nicht bemerkten.“

    „totalitäre Pädagogik“ der „Sekte Anthroposophie“, die „subtil indoktriniert“ – kann das jemand noch härter formulieren?

  2. Mal eine Frage:

    Es ist doch umgekehrt auch schwierig für „stärkere“ Schüler, wenn der Schriftspracherwerb für alle Schüler erst später einsetzt, oder? „Stärkere“ Schüler haben ja in der Regel in diesem Falle den Vorteil, sich Dinge leichter abzuschauen und diese dann selbstständig anzuwenden.

    Ich habe das selbst mal bei einem Kind erlebt, das sich vollkommen selbstständig mit 4 Jahren das Schreiben und Lesen beibrachte. – S

    olange das einfach geduldet wurde, gabs auch keine Probleme mit anderen Kindern. Problematisch wurde es erst, als versucht wurde dieses Selbstlernen zu unterbinden – mit der Begründung, es sei zu früh. In diesem Falle wars noch nicht mal so, dass sich dieses Kind nur hinter Büchern verschanzte, sondern sogar sehr sozial und hilfsbereit war – ohne überheblich zu wirken.

    Ich konnte auch schon lesen und schreiben, als ich mit 6 Jahren zur Schule kam, weil ich häufig in der Werkstatt meines Großvaters spielte und ich dann auch mit ihm Rechnungen schrieb – anfangs war das auf meinem Blatt nur Krickelkrackel, später habe ich dann die Buchstaben nachgemalt. Ich denke mal, dass es mir nicht sonderlich geschadet hat. Ich schreibe aber heute noch gerne mit Bleistift.

    Ich habe die Kommentare bei facebook durchgelesen und werde mich dort nicht äußern – nicht umsonst heißt es ja „das Waldorftelefon funktioniert blendend“ und dort bin ich mit meinen echten Namen unterwegs – aber auch da habe ich mal eine Frage:

    „Wo ist denn der Unterschied beim auswändig lernen von Handfingerknochen oder dem auswändig lernen von Gedichten, Sprüchen usw.?“ Ganze Märchen sind in der ersten Klasse manchmal frei zu sprechen.

    Ich hätte da ja gar nichts dagegen, dass man auch Märchen kennenlernt, wenn man diese Texte dann auch so erklären würde, dass sie im Zeitkontext verstanden werden könnten. Dann frage ich mich aber gleichzeitig, ob es richtig ist, dass diese Märchen im Original in der ersten Klasse zum Unterricht gehören müssen und nicht später im geschichtlichen Zusammenhang durchgenommen werden sollten.

    Die Bibel lese ich ja auch nicht mit der gleichen historischen Beschränktheit, wie sie seinerzeit geschrieben wurde. Ich weiß ja nicht, ob dieser Vergleich so stehen kann, aber so empfinde ich das.

    Bei den Handfingerknochen siehts dann wieder etwas anders aus, die habe ich auch heute noch so und muss nicht viel erklären, außer vielleicht mal eine Rötgenaufnahme zeigen.

    Das Einmaleins wird ja sowohl in öffentlichen Schulen, wie auch an Waldorfschulen auswändig gelernt. Warum regt man sich denn da nicht auf? Da ist man gerade in Waldorfschulen nicht zimperlich, die Kinder ganz schön unter Druck zu setzen.

    In diesem Bereich würde ich mir sogar wünschen, dass in öffentlichen Schulen mehr WErt drauf gelegt würde. Kann vielleicht auch in diesem Falle so sein, dass da das Elternhaus eher für verantwortlich ist, dass das gelernt wird.

    Im Übrigen kenne ich schon noch einige ehemalige Waldorfschüler die massive psychische Probleme haben und auch in Behandlung sind. Auch da ist es oftmals so, dass sie privat behandelt werden und es sich leisten können nicht weiter aufzufallen.

    Und wenn man sich die Biographien vieler ehemaliger Waldorfschüler anschaut, dann frage ich mich schon, ob das so tolle Lebensläufe sind. Und, wie sähe es aus, wenn es lauter solche Extzentriker gäbe? „Normalos“ hätten gar nicht den nötigen Spielraum, sich solche Exklusivität zu leisten, weil sie oftmals noch für andere Menschen Verantwortung tragen müssen – u.a. auch für exzentrische ehemalige Waldorfschüler.

    Wieviele sozial eingestellte Menschen hat Heiner Lauterbach benötigt, um sich halbwegs in die Realität zu arbeiten?

    Was ist eigentlich mit Semmelrogge – konnte der sich nicht so einfach „freikaufen“?

    Ich hatte in der Waldorfschule auch immer das Gefühl, dass die meisten dort so vor sich hinwursteln – ein echtes Miteinander habe ich dort nicht erleben dürfen. Wurden Probleme angesprochen, gab es in der Runde mindestens eine Schwangere, die mit Problemen nicht belastet werden durfte, weil sich das negativ auf das Ungeborene auswirken könnte.

    Wie ist die Stellungnahme zu der Aussage aus Dornach, dass Sexualkunde in der Schule zu Homosexualität führt?

    Ich weiß, jetzt kommt der Einwand, dass ich zu realistisch denke und keine Visionen habe – aber die hab ich – bin nur noch dazu in der Lage, das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
    Ich weiß, es wird auch der Einwand kommen, dass ich oben „stärkere SChüler“ geschrieben habe – ich bezog mich aber dabei auf den obigen Text.

    Für Waldis – ich meine in „diesem Falle“ ein anderes Lernverhalten – Kinder sind eben unterschiedlich – auch wenn sie erst 4, 5, 6, 7 usw. Jahre alt sind.

  3. Ich finde es immer spannend zu sehen, wenn Eltern ihre eigenen Vorstellungen auf ihr Kind projizieren und dabei das Kind anscheinend komplett ignorieren. Der Sohn einer Frau aus dem Familien-/Freundeskreis hat ein paar Jahre Steiner-Pädagogik „genossen“. Die städtischen Schulen hatten seinerzeit alle „sind voll“ gemeldet und die Mutter hatte sich einschüchtern lassen und ihr Kind auf der Waldorf-Schule angemeldet…

    …und schon nach kurzer Zeit zeigte der junge Mann alle Zeichen von chronischer Unterforderung und absoluter Motivationslosigkeit, das Ganze garniert mit peinlich berührten Schilderungen der dortigen Pädagogik. Wenn der pubertierende Junge nun einmal nicht die „schöne Bewegung“ lernen will, dann sollte man ihn eigentlich nicht zwingen, fände ich. Aber wer bin ich schon, und die angeblich ach so kuschelige Waldorf-Pädagogik ist in dieser Hinsicht bemerkenswert hart und unflexibel.

    Aufgrund der thüringischen Gesetzeslage war der Wechsel von Waldorf „auf staatlich“ übrigens hochgradig schwierig und riskant, aber er ist letztlich geglückt. An den „Nachwehen“ leidet der junge Mann allerdings bis heute, inklusive eines suboptimalen Schulabschlusses. Die esoterische Grundlage des Ganzen wusste ich damals übrigens nicht einmal… aber dass eine Pädagogik nichts taugt, die die geistige Entwicklung von Kindern nicht stimulieren, sondern allenfalls regulieren und einebnen will, dürfte nicht als Überraschung kommen. Der Esoterik-Quatsch fügt dem Schaden dann noch die Beleidigung hinzu, wie es bei den Angelsachsen heißt.

  4. „Bildungsbürgerliche Familien“ (FAZ)

    „…kämen überdurchschnittlich oft aus gut situierten, bildungsbürgerlichen Familien“ (Hopmann)

    „bildungsbürgerliche Eltern“ (Sebastiani)

    Warum wird immer wieder diese antiquierte Jargon reproduziert? Als ob es noch ein Bildungsbürgertum gebe – das setzt ja voraus, dass noch eine bürgerliche Gesellschaft existiert. Das bläht einen recht banalen Sachverhalt unnötig auf:

    Jede Pisa-Studie hat bisher gezeigt, dass Deutschland das Land ist, in dem Bildungerfolg mit Einkommen der Eltern hoch korreliert.

    Das zu postulieren, wäre der FAZ, die ihrer Klientel aus Distinktionsgründen selbst noch vorlügen muss, dass sie so etwas wie Bildungsbürgertum seien, vermutlich schon zu ’sozialistisch‘, weil es viel eher auf soziale Widersprüche aufmerksam machen würde, als diese beschwichtigenden Lyrismen in der FAZ.

    Insofern ist das in der Zeitung noch nachvollziehbar, aber bei den anderen beiden bleibt mir das unverständlich.

  5. Zu den o.g. Gründen für ein relativ gutes Abschneiden von Waldorfabsolventen – hohe Aussteigerquote „unterwegs“ und Bildungshintergrund der Eltern – kommt m.E. noch ein dritter:

    Wer genug drauf hat, um trotz der hanebüchenen Pädagogik und Inhalte an einer Waldorfschule ein vernünftiges Abitur zu bauen, zeigt damit doch eine überdurchschnittliche Fähigkeit, mit Widrigkeiten fertigzuwerden.

    Und das ist einer erfolgreichen Karriere ja nicht abträglich.

  6. „…Wie sich Waldorfschulen entwickeln würden, wenn es keine ausgesuchte Schülerklientel gäbe, bleibt vorerst unbeantwortet. Schlicht und einfach, weil es diesen Fall nicht gibt.”

    *noch* nicht.
    Warten wir mal ab, was in einigen Jahren aus dem Modellversuch in Hamburg wird, auch wenn der als Einzelfall sicher noch keine empirische Auswertung erlaubt.

  7. @ Abe

    mach doch bitte – für die nächsten Artikel – einen Vorschlag, wie du das knapper sagen könntest, Zitat Abe:

    „Deutschland das Land ist, in dem Bildungerfolg mit Einkommen der Eltern hoch korreliert.“

    Ich hab mal was zum selben Thema geschrieben:

    „Drei Gründe für die Waldorfschule

    (…)

    These II: „Man bleibt gern unter sich“ – Besserverdienende wollen eine Schule ohne Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und ohne Ausländer.

    (…)

    „Man bleibt gern unter sich“ – Besserverdienende wollen eine Schule ohne Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und ohne Ausländer.

    Spricht man mit Eltern über deren Beweggründe, sich für eine Waldorfschule zu entscheiden, so hört sich das oft so an, als lese man eine Imagebroschüre der Waldorfschulen. Fragt man freundlich aber beharrlich nach, so lösen sich die pastellfarbenen Traumbilder nach und nach in Luft auf. Und schliesslich hört man: „Ich wohne in (Berlin) Kreuzberg. Da schicke ich mein Kind doch nicht in eine Schule mit hohem Ausländeranteil!“

    Richtig, das hat der Autor so erlebt. Nur ein „Einzelfall“? Der ehemalige Waldorfschüler und Anthroposoph Sebastian Gronbach schreibt im anthroposophischen Magazin „info 3“, Zitat:

    „Ich konnte vor einigen Tagen erleben, wie die neuen Erstklässler eingeschult wurden. Zwei Schulen, zwei Bilder: Die Grundschule, eine Regelschule, feierte diesen Tag und begrüßte unter den Neuen ein gutes Drittel Kinder, mit dem, was man heute »Migrationshintergrund« nennt. (…)

    Der gleiche Tag, wenige Kilometer weiter. Eine Waldorfschule. Auch hier werden die neuen Kinder begrüßt. Das Bild unterscheidet sich kaum von dem in den vergangenen Jahren an dieser Waldorfschule: Kein einziges Kind mit Migrationshintergrund – doch; vor einiger Zeit gab es mal das Kind einer Anwaltsfamilie. Alle Kinder sprechen reines Deutsch. (…)

    Heute sind Waldorfschulen Eliteschulen (…)“

    Was Gronbach schildert, bestätigt auch eine Statistik des „Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen“ (KFN). In der „Studie 2005 – spezielle Befunde zu Waldorfschulen“ wurde der ethnische Hintergrund der Schüler erhoben.

    In der 4. Klasse der untersuchten Schulen betrug der Ausländeranteil:

    – staatliche Grundschule: 22,6 %

    – Waldorfschule: 2,8 %

    In der 9. Klasse der untersuchten Schulen betrug der Ausländeranteil:

    – Gesamtschule: 30,3 %

    – Waldorfschule: 4,0 %

    Die Studie des „Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen“ belegt auch, dass es in Waldorfschulen kaum Kinder aus „sozial benachteiligtem Milieu“ gibt. Waldorfschulen liegen meist in einer „besseren Gegend“, aber selbst auf der Clay Allee im Villenviertel Berlin-Dahlem bildet sich ein allmorgendlicher Stau, wenn die reichen Mamas ihre Kinder in die Rudolf Steiner Schule Berlin bringen und in der zweiten Reihe halten.

    Wie sieht es aber im „Märkischen Viertel“ in Berlin aus, in einem Hochhausviertel, das eher von sozial schwachen Bürgern und Ausländern bewohnt wird (50 % sozialer Wohnungsbau)? An der Waldorfschule Märkisches Viertel machte ich mein Praktikum während meiner Ausbildung zum Waldorflehrer und … Ausländer oder Kinder aus dem Viertel konnte ich dort nicht entdecken.

    Eine ehemalige Schülerin schreibt mir dazu in einer e-mail:

    “Hallo Andreas,

    also ich kann Ihre Wahrnehmung durchaus bestätigen. KEIN Schüler kam aus dem Märkischen Viertel oder aus benachteiligtem Milieu. Ich hatte mal eine Mitschülerin in der sechsten oder siebten Klasse, doch diese war genauso schnell wieder dort wo sie herkam: Nämlich auf einer Schule im MV. (…)”

    Im Grundgesetz heisst es aber, GG, Artikel 7, Absatz 4, Satz 3: „Die Genehmigung [von Privatschulen] ist zu erteilen, wenn (…) eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird.“

    Natürlich würden die Waldorfschulen niemals zugeben, dass sie gegen das Grundgesetz verstossen. Gründe, Schüler abzulehen, finden sich viele, zum Beispiel dieser von der Psychologin Aiga Stapf beschriebene:

    „Eltern berichteten wiederholt, dass Kinder vom Waldorfkindergarten und der Waldorfschule abgelehnt wurden. Die Kinder mussten u. a. bei dem Aufnahmegespräch etwas malen: ein Sechsjähriger malte z.B. ein Haus ohne Tür, wozu er kommentierend auf Nachfrage der Waldorfpädagogin sagte: »Die Tür ist hinten.« Dies wurde von ihr als ein »Anzeichen« dafür gedeutet, dass das Kind seine Seele nicht öffnen will, sie lehnte die Aufnahme ab.”

    (…)“

    zum vollständigen Artikel (mit den anderen beiden Gründen für die Waldorfschule): http://www.ruhrbarone.de/drei-grunde-fur-die-waldorfschule/11459

  8. @ trixi:

    Genau dieser Artikel in der SZ ist mir kürzlich auch aufgefallen.

    Ich mußte nachschlagen, was „Prekariat“ bedeuten soll.

    Ein „tolles“ neues Wort für die „bildungsferne Unterschicht“, die sich mit unterbezahlten Jobs – „prekäre Arbeitsverhältnisse“ – über Wasser hält und damit beschäftigt ist, zu überleben (z. B. steigende Mieten, Strompauschalen, Heizkosten bezahlen zu können).

    Das heutige „Prekariat“ des digitalen, globalisierten, turbokapitalistischen Zeitalters ist das frühere Proletariat des einsetzenden Industriezeitalters.

    Im SZ-Artikel ging mir diese blasierte Gönnerhaftigkeit des überheblichen, real (noch) gut situierten, vermeintlichen „Bildungsbürgers“ auf die Nerven; der sich um so viel intelligenter, aufgeklärter und gebildeter hält und sich nicht im geringsten vorstellen kann, wie z. B. der Alltag eines „Hartz-IV-Aufstockers“ des „Prekariats“ aussieht.

    Wobei er vergisst oder verdrängt, wie schnell es heutzutage gehen kann, als gut ausgebildeter „Bildungsbürger“ selbst zum „Prekariat“ gezählt zu werden – aufgrund eines geringen Einkommens und der daraus resultierenden Benachteiligungen.

    Statt das staatliche Schul-/Bildungssystem zu reformieren („für alle“), werden private „Alternativen“ propagiert und befördert (z. B. Waldorf-Schulen, Privat-Unis – „für Wenige“) –
    analog zu dem, was im Gesundheitswesen passiert:

    Statt die sog. „Schulmedizin“ und die GKV zu reformieren („für alle“), setzt man zunehmend auf die sog. „Alternativmedizin“ (besonders) in der PKV und für Selbstzahler („für Wenige“).

    Beides beschreibt 2-Klassen-Systeme.

    Wie man z. B. an der Ideologie und Praxis der Waldorfschulen, einer Viadrina-Uni und den unsäglichen Auswüchsen in der „Alternativmedizin“ sieht, ist das gut situierte „Bildungsbürgertum“ offensichtlich nicht (viel) kritikfähiger/wacher als „der (unterpriviligierte) kleine Mann auf der Straße“ … !

  9. “Waldorfschüler verspotten Chorweiler

    Die Abi-Zeitung einer Privatschule sorgt derzeit für Aufregung im Schulbezirk Chorweiler. In der Zeitung posierten die Schüler mit Zigarette und hochgestrecktem Mittelfinger. So sahen die Jugendlichen den Stadtteil Chorweiler. Die Schüler mussten sich entschuldigen. Von Helmut Frangenberg

    Chorweiler. Eine junge Schwangere mit Zigarette, Großfamilien mit „10 Kusäängs und 19 Kusinään“, gewaltbereite Jugendliche, posende Mädchen in Jogginghosen – so sehen Kölner Waldorfschüler den Stadtteil Chorweiler. „Das Viertel färbt ab“ war das Thema eines Mottotags der Abiturienten. Ihr Bild von Chorweiler ist Teil der Abi-Zeitung geworden, die unter anderem bei einem Adventsbasar verkauft wurde.

    Die freie Waldorfschule befindet sich mitten im Stadtteil, über den sich die Schüler lustig machen. Seit 1997 nutzt die Schule ein neu gebautes Gebäude in Chorweiler, wo ihr kostengünstig ein Grundstück überlassen worden war. Die Bindung an den Stadtteil ist schwach. Die Schüler kommen aus der ganzen Region – nur aus Chorweiler selbst ist nach Angaben der Schule so gut wie nie jemand dabei.

    „Hier werden alle nur denkbaren Vorurteile über sozial benachteiligte Jugendliche im Umfeld der Schule geschürt“, sagt Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Junge. „Es ist mir unverständlich, dass die beteiligten Lehrer augenscheinlich nicht im Vorfeld der Mottotage über die diskriminierenden Aspekte und das mögliche Konfliktpotenzial des Mottotags gesprochen haben.“ Ein ganzes Stadtviertel und seine Bewohner seien abgewertet worden.

    (…)“

    weiter: http://www.ksta.de/chorweiler/abi-zeitung-waldorfschueler-verspotten-chorweiler,15187566,21161774.html

  10. @ Bernd Harder

    was der „Herr Rechtsanwalt“ sagen will, weiß ich auch nicht.

    Aber wo wir schon mal beim Grundgesetz sind, noch mal der Deutlichkeit halber („Beobachter“, siehe oben, hat „2-Klassen-Systeme“ angesprochen, in denen eine „Sonderung nach den Besitzverhältnissen“ stattfindet):

    „GG, Artikel 7, Absatz 4:

    (4) Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet. Private Schulen als Ersatz für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landesgesetzen. Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist.“

  11. @ Andreas Lichte:

    Hab auch keine Ahnung, was der „Herr Rechtsanwalt“ damit sagen will …

    Ihr Link/Zitat zu „Waldorfschüler verspotten Chorweiler“ ist beispielhaft für „Bildungsbürger verspotten Prekariat“ – und es fängt offensichtlich schon in der Schule an …

    Ob es Waldorfschulen-spezifisch ist, was dort ungehindert/unkommentiert seitens der Lehrkräfte und Schulleitung stattgefunden hat, wage ich zu bezweifeln – an anderen Privatschulen ist so etwas sicherlich auch möglich.

    Wobei ich denke, dass an privaten Eliteschulen wie z. B. Salem, die m. W. eher ein wissenschaftliches und humanistisches Weltbild vertreten, solche „Ausrutscher“ (?) unterbunden werden würden.

    Eine „Sonderung nach Besitzverhältnissen“ findet doch von vornherein statt – denn welche Eltern können sich es finanziell leisten, ihr Kind auf eine Privatschule zu schicken?
    Was kostet die Waldorfschule monatlich?

    Sind die Lehrkräfte dort „normal“ ausgebildete Pädagogen bzw. Grundschullehrer, Gymnasiallehrer etc.?

    Wenn ja, wie wird ihnen dann dort die Steiner`sche Ideologie „nahegebracht“, bevor man sie so präpariert auf Kinder losläßt?

  12. @ Beobachter

    zur – mangelhaften – Ausbildung der Waldorflehrer vor dem Hintergrund des Grundgesetzes gibt es bereits diese Kommentare:

    – von Andreas Lichte: https://blog.gwup.net/2014/06/13/hitziger-streit-bei-der-waldorf-veranstaltung-der-hamburger-skeptiker/#comment-35680

    – von André Sebastiani: https://blog.gwup.net/2014/06/13/hitziger-streit-bei-der-waldorf-veranstaltung-der-hamburger-skeptiker/#comment-35693

    – meine Gehirnwäsche zum Waldorflehrer beschreibe ich hier:

    „Waldorflehrer werden! – am ‘Seminar für Waldorfpädagogik Berlin’“

    http://www.ruhrbarone.de/waldorflehrer-werden-–-am-„seminar-fur-waldorfpadagogik-berlin“/23428

  13. @Beobachter:
    „Was kostet die Waldorfschule monatlich?
    Sind die Lehrkräfte dort “normal” ausgebildete Pädagogen bzw. Grundschullehrer, Gymnasiallehrer etc.?

    Wenn ja, wie wird ihnen dann dort die Steiner`sche Ideologie “nahegebracht”, bevor man sie so präpariert auf Kinder losläßt?“

    Waldorfschulen kosten in der Regel zwischen 150 und 200€ im Monat. Die Ausbildung der Lehrkräfte variiert stark, je nach Bundesland. Bayern z.B. verlangt ein 2. Staatsexamen um die wissenschaftliche Gleichwertigkeit der Ausbildung sicherzustellen.

    Die meisten Bundesländer verlangen mindestens ein erstes Staatsexamen. In Bremen reicht ein abgeschlossenes Studium.

    Hinzu kommt die Waldorfausbildung, die Anthroposophie pur ist, wie man online nachlesen kann: http://www.waldorf-fernstudium.de/Inhaltsuebersicht.html

    @Ehemalige Waldorfmutter:
    Sie haben völlig recht mit der Unterforderung starker Schüler. Wenn ein Kind schon lesen und schreiben kann, hat es auch ein Problem. Dann wird es systematisch unterfordert und langweilt sich. Da kenne ich einige Fälle.

    Zum 1×1: Es stimmt schon, dass wir an staatlichen Schulen die 1×1-Reihen auch auswendig lernen lassen. Wie intensiv das ausfällt hängt vom Lehrer ab. Wir haben aber auch den Anspruch, dass die Kinder vorher kognitiv verstanden haben, was multiplizieren bedeutet und was bei diesem Rechenverfahren passiert.

    Das ist an Waldorfschulen anders. Bei einem Workshop für die Lehrer des Schulversuchs in Wilhelmsburg, zeigte der Waldorflehrer, der den Mathe-Workshop leitete, wie man 1×1-Reihen hüpfend lernt. Dabei betonte er mehrfach, dass das funktioniere, ohne dass das kognitiv verstanden würde.

    Er fand das offensichtlich vorteilhaft.

  14. @Mu:

    Danke für Deine vielen Kommentare – die habe ich gebraucht, um Deine Sperrung auch in anderen Kanälen begründen zu können.

  15. @ Andreas Lichte
    @ André Sebastiani

    Danke für die Auskünfte und Links.

    Bisher habe ich mich noch nicht sehr mit der Thematik (Waldorfschule, Anthroposophie) beschäftigt.
    Aufmerksam wurde ich persönlich darauf, als eine Angehörige (Hardcore-Esoterikerin/Vertreterin der Pseudo-und Paramedizin) einen anderen Angehörigen (seit vielen Jahren psychisch krank und schwerbehindert) in eine anthroposophische, psychiatrische Klinik zur „Kur“ schicken wollte.
    Zum Glück konnte das verhindert werden … !

  16. @ Beobachter

    mit wem „das Bildungsbürgertum“ – aka „die Besserverdienenden“ – aka „die Elite“ – paktiert, mag auch daran deutlich werden:

    die Anthroposophie war selbst den Nazis zu deutsch

    Geht doch gar nicht? Doch, geht …:

    „Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’

    (…)

    Einen spezifisch anthroposophischen Hauptgrund nennt Peter Staudenmaier: „(…) das »Deutschtum« [der Anthroposophie] (…), war ein Faktor, der besonders die anti-okkulte Interessengruppe in den Nazi-Geheimdiensten irritierte, die manchmal die Anthroposophie gerade wegen ihrer ostentativ germanozentrischen Ansprüche verurteilte.“30

    Wie wahnhaft das anthroposophische „Deutschtum“ war, wird beispielsweise im von der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) als „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend“ eingestuften Buch von Rudolf Steiner „Die Mission einzelner Volksseelen – im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“ deutlich, der Titel ist Programm.

    (…)“

    mehr hier – eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse des Historikers Prof. Staudenmaier: http://www.ruhrbarone.de/anthroposophie-und-nationalsozialismus-die-waldorfschulen-erziehen-zur-volksgemeinschaft/44449

  17. @ Andreas Lichte:

    Danke für die Infos/Links.
    Es ist fürchterlich – nicht nur aus historischer Sicht.
    Aus aktueller und persönlicher Sicht ist es in den praktischen Folgen ein Desaster.

    Denn heute paktiert das sog. „Bildungsbürgertum“ oder wer sich selbst dazu zählt (mit lediglich Mittlerer Reife und Einjähriger Handelsschule; gehört man mit dieser Bildung schon dazu ? ;-) ), nicht nur mit der anthroposophischen Ideologie, sondern auch innerhalb der sog. „Alternativmedizin“ mit Vertretern der Germanischen Neuen Medizin (GNM) wie Lanka (Biologe; „Masernprozess“) und Klinghardt (Mediziner; MMS-Behandler und -Propagandist; war als Referent mit dabei beim Kongress in Hannover).

    Und setzt seine theoretischen „Überzeugungen“ in die Praxis um … !

  18. Ich bin gerade dabei das Buch „Die wunderbare Welt der Sekten“ zu lesen.

    Der Theosophie ist dort ebenfalls ein großer Bereich gewidmet.

    Ich weiß nicht, ob man den Versuch in Wilhelmsdorf auf „echte“ Waldorfschulen übertragen kann. Insofern finde ich auch die Bezeichnung „Waldorfschule“ irreführend, denn es handelt sich ja wohl darum, dass Elemente der Waldorfschule wie Eurythmie u.ä. in eine öffentliche Schule integriert werden sollen.
    Andere Aktivitäten, wie Handarbeiten, Werken, Schulgarten, Kochen usw waren zu meiner Schulzeit noch Bestandteile des Unterrichts – jedoch ohne „Waldorf“ und ich bin in Hessen zur Schule gegangen. Wenn jetzt nur die Eurythmie übrig bleibt, dann frage ich mich, warum man ausgerechnet den Begriff „Waldorfschule“ wählen muss.

    Was jetzt die Übergänge in die öffentlichen Schulen angeht, so kann ich nur sagen, dass die Spanne von unproblematisch bis unmöglich reicht. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, wie lange eine Kind die Waldorfschule besuchte.
    Kein Geheimnis ist auch: „Eine (Waldorf)Schule ist immer nur so gut/schlecht wie das Engagement der Eltern“. Diese Aussage ist nicht von mir, sondern kam von dem damaligen „Waldorfklassenlehrer“ meines jüngsten Sohnes. Wenn ich jetzt die momentane Situation vieler Eltern betrachte, dann ist es doch für die meisten Eltern gar nicht mehr möglich, diesen Einsatz zu leisten.

    Ich verstehe auch nicht, warum Waldorfschulen immer noch zu den Reformschulen gezählt werden, für mich ist sie keine Reformschule – für mich ist sie das genaue Gegenteil.

  19. @ Ehemalige Waldorfmutter

    Sie schreiben: „Ich verstehe auch nicht, warum Waldorfschulen immer noch zu den Reformschulen gezählt werden, für mich ist sie keine Reformschule – für mich ist sie das genaue Gegenteil.“

    Mein Antwort-Vorschlag:

    „Mit Lügen lebt‘s sich besser.“

    Und je größer die Lügen, desto besser lebt es sich – also „Lebenslüge“ – Zufall ist es nicht, daß einer meiner Artikel so aufhört:

    „Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück“ – Henrik Ibsen

    der Artikel: Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute

  20. @Herr Sebastiani,

    die Rechenepochen (zumindest in der ersten Klasse) habe ich als einzig halbwegs vernünftigen Unterricht erlebt. Mit dem 1×1 beginnt man ja sehr früh in der Waldorfschule und das wurde auch mit Klatschen und Hüpfen auswendig gelernt, aber es wurde auch immer Wert darauf gelegt, dass die Ergebnisse in Form von Steinen o.ä. zum besseren Verständnis anschaulich zusammengelgt wurden. Mag sein, dass wir da Glück hatten.

    In unserer Schule hatten, soviel ich weiß, alle Lehrer ein Lehramtsstudium absolviert – das finde ich fast noch viel schlimmer.

    @Herr Lichte,

    „Nehmen sie einem Durchschnittsmenschen…“

    Ich halte mich eigentlich auch für einen Durchschnittsmenschen …

  21. @ Ehemalige Waldorfmutter

    falls Sie ohne Lebenslüge auskommen – und zumindest bei „Waldorf“ scheint das bei Ihnen der Fall zu sein –, dann sind Sie ganz sicher kein „Durchschnittsmensch“ –

    Henrik Ibsen, Autor des Zitates, offenbart die Lebenslügen selbstzufriedener Bürger, siehe als Beispiel auch den absolut nichtssagenden, jede eigene Position vermeidenden Artikel der ZEIT zur „staatlichen Waldorfschule“, der – wie Sie wissen – hier besprochen wird:

    https://blog.gwup.net/2014/08/19/waldorf-in-hamburg-ist-das-nicht-was-fur-dumme-fragen-turkische-eltern/

  22. @ehemalige Waldorfmutter:

    „Ich weiß nicht, ob man den Versuch in Wilhelmsdorf auf “echte” Waldorfschulen übertragen kann. Insofern finde ich auch die Bezeichnung “Waldorfschule” irreführend, denn es handelt sich ja wohl darum, dass Elemente der Waldorfschule wie Eurythmie u.ä. in eine öffentliche Schule integriert werden sollen.“

    Ich weiss auch nicht, wie viel „Waldorf“ in Hamburg tatsächlich OFFEN eingesetzt werden wird.
    Offen deshalb groß getippt, weil vieles auch dan „echten“ Waldorfschulen eben nicht offen gelegt wird, sondern sehr effektiv ohne „Kennzeichnung“ der Anthroposophie in alles eingeflochten wird.
    Darin sind sie wirklich sehr gut, also schätze ich mal, dass man auch in dem Schulversuch viele anthroposophische Inhalte nur erkennen und finden wird, wenn man weiss, wonach man suchen muss.

    Auf so gut wie jeder Waldorschulewebseite liest man, dass Anthroposophie kein Unterrichtsfach ist (das wäre eigentlich sinnvoll, denn dann müsste mal Farbe bekannt werden und jeder könnte viel besser erkennen, was das eigentlich ist oder sein soll) UND sie sagen, dass Anthroposophie auch nicht im Unterricht statt findet.
    Das ist schlicht und einfach nicht wahr.
    Aber man kann es wirklich nur erkennen, wenn man sich intensiv damit befasst hat.
    Ich habe im Verlauf meiner eigenen Aufarbeitung dieser Zeit alte Hefte durchgeforstet. Mir sprang nun auf jeder Seite die Weltanschauung und das anthroposophische Denken entgegen, was ich vorher schlicht nicht erkennen konnte, weil man es so selbstverständlich und geschickt eingebaut hat, dass ich schon sagen muss: Hut ab.
    Insofern bin ich auch gespannt, was in HH passiert und wie sie z.B. die Sache mit den Schulbüchern vs. selbst gemalte und geschriebene Hefte regeln.
    An der „echten“ Waldorfschule gab es zu meiner Zeit ja erst in der Oberstufe Schul,- und Lehrbücher, in der gesamten Unterstufe wurde der komplette Unterrichtsstoff von Hand in Hefte geschrieben und gemalt, was natürlich viel besser ermöglicht, anthroposophische Weltanschauung einzubauen.
    Ich weiss nicht, wie das heute üblich ist und ich weiss auch nicht, wie sie das in HH regeln wollen.

    Vielleicht kann @André Sebastiani was dazu sagen?

  23. Nachtrag:
    Zur Veranschaulichung:
    Im Heft der 9. Klasse Biologie habe ich gelesen, was ich dort unter die Zeichnungen der menschlichen Fortpflanzungsorgane geschrieben habe:
    Erstmal kamen alle möglichen lateinischen anatomischen Begriffe und ihre jeweiligen Übersetzungen, und dann kam noch so ein Nachsatz:

    „Sexuelle Fortpflanzung beim Menschen: Wenn Menschen sich fortpflanzen, dann entsteht eine neue Individualseele. Wenn sich Tiere fortpflanzen, dann entsteht ein Teil einer Gruppenseele, denn Tiere haben keine Individualseele“.

    Das steht dort einfach so, und und ca. 3-4 Stellen im Heft tauchen ähnliche Sätze auf. Aber immer so, dass man auch gut drüber weg lesen kann. Ich selbst habe mich daran zu null erinnert, erst als ich das jetzt nach fast 20 Jahren wieder gelesen habe, dachte ich „ich glaub` ich spinne!“

    Viele Eltern, auch meine, die später erst kritisch werden und dann befragt werden, sagen, sie hätten solche Dinge oft gar nicht so bewusst wahrgenommen und fühlen sich im Nachhinein irgendwie beschummelt und hintergangen.
    Kann man jetzt natürlich auch hingehen und sagen „ja, warum habt Ihr Euch denn nicht kritischer damit auseinander gesetzt? Seid Ihr doch selbst Schuld jetzt.“
    Ja, kann man machen, aber so einfach ist das nicht, wenn man mitten drin ist und alles erstmal so schön und kuschelig und „besser“ erscheint.

    Der Schulalltag für Waldorfeltern ist ja vollgestopft mit tausend Verpflichtungen und hier Arbeitskreis und dort Nähen und noch Gartenbauprojekte und Konferenzen usw…sie kriegen oft von diesen „untergejubelten“ Dingen im Unterricht ihrer Kinder gar nichts mit, oder nicht so detailliert, dass sie sofort checken was da passiert.
    Daher verstehe ich auch immer so gut diese Empörung und auch das Unverständnis darüber, dass Kritiker die Anthroposophie als Problem sehen – denn sie sehen sie ja selbst oft gar nicht, obwohl sie sie jeden Tag vor der Nase haben.

  24. @ Leserin
    „Vielleicht kann André Sebastiani was dazu sagen?“

    Herr Sebastiani wird viel zum Thema sagen, z. B. heute Abend in Köln:

    8. S·I·T·P Köln
    Risiko Waldorfpädagogik: Steiner-Esoterik statt Reformschule
    mit André Sebastiani.

    Dienstag, 2. September 2014, Beginn 19:30 Uhr
    im Herbrand’s, Herbrandstrasse 21, 50825 Köln
    Der Eintritt ist frei (über Spenden würde man sich freuen)

    http://sitp-koeln.de/waldorf

  25. @Pierre Castell:

    Ja, das ist mir bekannt.

    Köln ist aber ein paar hundert Kilometer zu weit weg von meinem Wohnort ;-)

    Wir sind aber im unregelmässigen Mail-Kontakt zu dem Thema und ich habe ihn schon angemorst.

    Vielleicht postet er ja hier im Thread was zu der Schulbuch-Frage, wenn er die Zeit dazu findet, das fände ich toll.

    Falls jemand anderes weiss, wie das in HH konkret gemacht wird – freue mich über jeden Hinweis.

  26. @ Leserin

    Sie schreiben, völlig zu Recht: „Viele Eltern, auch meine, die später erst kritisch werden und dann befragt werden, sagen, sie hätten solche Dinge oft gar nicht so bewusst wahrgenommen …“

    Viele Eltern sehen nichts, vielleicht wollen manche aber auch gar nichts sehen? Hier ein Beispiel, für was ich meine:

    „Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’

    (…)

    Man sollte erwarten, dass Eltern, die sich bewusst für die Waldorfschule entschieden haben, – also für eine „andere“ Pädagogik entschieden haben –, dieses „andere“ auch kennen, oder kennenlernen wollen, also in den Epochenheften nachlesen, was ihre Kinder in der Schule gelernt haben. Dazu ein kurzer O-Ton aus dem 45-minütigen TV-Feature des SWR, ‘Betrifft: Wie gut sind Waldorfschulen?’:

    „Mutter: ‘Also ich bin noch nie über irgendwelche Inhalte gestolpert, die mich irritiert hätten, ist mir nicht passiert.’

    SWR: ‘Aber uns. Als wir in Julias alten Epochenheften graben, finden wir ein Geschichtsheft, das doch tatsächlich mit der Beschreibung von Atlantis beginnt …’“

    „Atlantis“. In einem Geschichtsepochenheft der 5ten Klasse. Ist Atlantis „Geschichte“? Und wie geht die Geschichte in der Waldorfschule weiter? So, die Überschriften aus einem anderen Geschichtsepochenheft:

    (…)“

    weiter, zum vollständigen Artikel, einer Übersichtsdarstellung des Geschichtsunterrichtes in der Waldorfschule:

    http://www.ruhrbarone.de/geschichte-in-der-waldorfschule-atlantis-und-die-rassen/49644

  27. @ Leserin
    „Köln ist aber ein paar hundert Kilometer zu weit weg von meinem Wohnort ;-)

    Das hatte ich fast befürchtet;-)

    Ich wollte die Gelegenheit einfach nur mal nutzen, falls dies vielleicht jemand aus dem Kölner Raum liest, der hier neuer Leser im Blog ist. Ein wenig Werbung für derartige Vorträge kann ja nicht schaden.

  28. Oje, Herr Harder hatte den Vortrag heute Abend ja bereits in seinem Artikel erwähnt…sorry, hatte ich überlesen…

  29. @Pierre Castell:

    Um so besser, wenn heute – wenige Stunden vor Beginn – nochmal dran erinnert wird.

  30. @Andreas Lichte:
    „Viele Eltern sehen nichts, vielleicht wollen manche aber auch gar nichts sehen? Hier ein Beispiel, für was ich meine…“

    Naja, wer wann was sehen will oder gar kritisch kann man ja immer schwer von aussen beurteilen.

    Und wer in einer wie auch immer gearteten Situation selbst eben gar keinen Grund für kritisches Lesen der Hefte sieht, wird es eben auch nicht tun.

    Das zitierte Beispiel mit dem scheinbar oder offenbar nicht gesehenen Atlantis unterstreicht ja nur was ich geschrieben habe.

    Man kriegt es einfach nicht immer mit, oder, wenn man es mitkriegt, löst es eben nicht automatisch bei jedem dasselbe aus, z. B. Hinterfragung oder gar Kritik.

    Manchen ist der esoterische Überbau ja auch gar nicht weiter suspekt, viele erleben es ja geradezu als Offenbarung und Bereicherung und finden eben genau das, was sie woanders nicht kriegen.
    Das muss man ja ganz klar sehen wenn man in die Kritik geht.
    Man steht einer eingeschworenen Glaubensgemeinschaft gegenüber diie Anhänger sucht und auch findet und sehr genau weiss, wo und wie sie zu finden sind.

    Und wer tatsächlich kritisch wird und sich nicht weiter einlullen lässt, der oder die geht dann weg, weil es dann irgendwann sehr unangenehm werden kann.

    Mein Wunsch ist, dass Waldorfschulen als das auftreten müssen was ssie sind und den Leuten offen zeigen, was sie wollen und wie sie das machen und wo und warum Anthroposophie im Unterricht erkennbar ist.
    Das müssen andere Religions-bezogene Schulen auch und keiner regt sich darüber auf.

    Mich haben auch schon genug Leute gefragt warum denn meine Eltern nicht gestutzt haben bei der Jahrsiebtelehre.

    Klare Antwort: Weil sie’s denen erstmal geglaubt haben.

    Weil es für sie plausibel klang und sie beeindruckt waren von dem Gesamtpaket.

    Und weil sie überhaupt gar nicht auf die Idee gekommen sind, dass das vielleicht irgendwie ausgedachter und widerlegbarer Quark ist.

    Meine Eltern haben, wie viele andere Menschen auch, sehr wenig bis gar keine Ahnung von wissenschaftlicher Denkart und wissenschaftlicher Methodik.
    Das haben auch viele Akademiker nicht (meine Eltern sind keine), besonders nicht wenn es um Medizin oder Physik geht.

    Man kann heute schnell Leute einfangen, wenn man gegen diese rationale Weltsicht wettert und Ängste schürt vor Übertechnologisierung oder dergleichen.
    Das hat früher schon bestens funktioniert, und es funktioniert heute vielleicht sogar noch viel besser.

    Ein Kernproblem bei der Kritik an Waldorf ist ja genau das:

    Wenn man auf Unwissenschaftlichkeit oder widerlegte und falsche Behauptungen anthroposophischer Sichtweise hinweist, zieht das bei vielen überhaupt gar nicht, weil sie ja *genau deshalb* dort hingeflüchtet sind, weg von dieser „naturwissenschaftlichen Faktenkälte“ und der reduktionistischen, technisierten Welt.

    „Ach komm, Wissenschaftlichkeit, was heisst das denn schon…“ oder „die(Wissenschaftler) wollen doch nur alles kaputt erklären, wo bleibt denn da sowas wie die Seele…?

    Was gleichzeitig allerdings nicht ausschliesst, dass mitunter sehr guter naturwissenschaftlicher Unterricht an manchen Waldorfschulen gemacht wird, oder auch Kooperationen mit Naturwissenschaftsfakultäten von Universitäten für Projektarbeiten eingegangen werden.

    Oben drauf gibt’s dann noch Atlantis, klar.

    Und man achtet darauf, dass parallel dazu das anthropozentrische Weltbild nicht unter die Räder kommt.

  31. @ Leserin

    ich möchte vorschlagen, die Kritik an Waldorfschulen in 2 Bereiche zu trennen:

    1. Waldorfschulen sind schlechte Schulen: die Pädagogik/Didaktik ist miserabel; die statistischen Ergebnisse (Abitur) schlecht, WENN man die soziale Herkunft der Schüler berücksichtigt (siehe z.B. hier: „Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“ )

    2. Waldorfschulen werden von der fundamentalistischen religiösen Bewegung Anthroposophie betrieben, die einen faschistoiden Charakter hat (siehe z.B. hier: Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’ )

  32. @Andreas Lichte:

    Sie schrieben „mach doch bitte – für die nächsten Artikel – einen Vorschlag, wie du das [bildungsbürgerliche Eltern] knapper sagen könntest“.

    Ich würde das gar nicht so sagen, sondern dass für eine falsche Analyse halten.

    Das sind eben keine ‚Bildungsbürger‘, sondern untere bis mittlere Mittelschicht.

    Das klingt aber natürlich nicht so peppig wie „Bildungsbürgertum“. Um herauszuarbeiten, warum es gerade dieses Milieu ist, dass sich so begeistert an die Esoterik wendet, bedürfte es aber gerade keiner ‚knappen‘ Ausführungen, sondern weniger knappen.

    Ich vermute dahinter ähnliche Gründe, wie sie für die Astrologie in stars down to earth (https://istifhane.files.wordpress.com/2012/04/starsdowntoearth.pdf) analysiert wurden.

    Oder die auch erklären, warum es gerade dieses Mileu ist, dass sich in Großstädten meint, durch entsprechende Marken und Insignien (also auch nur symbolisch, nicht mal real) auf die Apokalypse vorbereiten zu müssen (Jack Wolfskin, SUV, „Apokalypse jetzt!“ von Greta Taubert lesen etc.).

  33. @ Abe

    Sie schreiben: „Das sind eben keine ‘Bildungsbürger’, sondern untere bis mittlere Mittelschicht.“

    Hier eine korrekte Analyse zu liefern, ist schwierig bis unmöglich, weil es keine umfassenden, unabhängigen, empirische Daten zu Waldorfschulen gibt, Zitat Prof. Hopmann:

    „(…) Die wenige sonstige empirische Forschung, die es zu Waldorfschulen gibt, stammt fast ausschließlich aus der Feder bekennender Waldorfianer oder ihnen nahestehender. Das liegt freilich daran, dass die Waldorfschulen eine wirklich unabhängige, ergebnisoffene Untersuchung ihrer pädagogischen Praxis nicht zu lassen.“ (Quelle: „Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“ )

    Ich würde aber die „obere Mittelschicht“, bzw. sogar die „Einkommens-Elite“, zur Klientel der Waldorfschulen rechnen:

    In der Rudolf Steiner Schule Dahlem sagte mir zum Beispiel eine Schülerin: „Mein Bruder spielt Polo …“

  34. @ Abe

    gefragt hatte ich in meinem Kommentar, siehe:

    https://blog.gwup.net/2014/08/06/gute-karriereaussichten-fur-waldorfschuler-wie-das/comment-page-1/#comment-37909

    “mach doch bitte – für die nächsten Artikel – einen Vorschlag, wie du das knapper sagen könntest, Zitat Abe:

    “Deutschland das Land ist, in dem Bildungerfolg mit Einkommen der Eltern hoch korreliert.”

    (es ging mir gar nicht um den umstrittenen Begriff „Bildungsbürger“ sondern um die „Korrelation Einkommen/Bildungserfolg“)

  35. @Andreas Lichte:

    Kann man alles machen und wird ja auch gemacht.

    Welche Position man selbst einnimmt und was einem wichtig ist, hängt ja auch ganz stark davon ab, was man selbst konkret erlebt hat, ob man Aussenstehende/r ist oder nicht und zig anderen Faktoren.

    Mein Ding ist eher die Erkennbarmachung der Anthroposophie.

  36. Die „Klientel“ rekrutiert sich ja bisher schon allein durch den Faktor Schulgeld aus den Reihen derjenigen, die welches zahlen können.

    Ergänzt wird „die Klientel“ allerdings schon immer durch einen gewissen Anteil von Elternhäusern die geringere oder auch keine Einmommen haben, diese werden durch Spenden,-und Kollektivförderung mitgetragen.

    Sollen ja alle was davon haben.

    Und das Modell in HH wird ja nun auch der erste Schritt in Sachen Aufweichung der bisherigen Klischee-Klientel bewirken.

    Man will ja eben unbedingt weg von diesem „wir-sind-eine-Insel“ – Zustand.

  37. @ Leserin

    falls die „interkulturellen Waldorfschulen“ wie in HH – irgendwie – funktionieren, dann nur, weil der Staat mehr als eine 100% Finanzierung übernimmt:

    das ist ein Vorzeige-Projekt, da fließt Geld ohne Ende, einen Mißerfolg darf es nicht geben …

    Und genau das wollen die Anthroposophen, wie André Sebastiani sagt:

    „( …) Kritiker aber befürchten, dass die Waldorf-Fraktion einen Fuß in die staatliche Schullandschaft bekommen will. Sebastiani ist sich sicher: ‘Hier geht es um die staatliche Vollfinanzierung.’“

    Quelle für André Sebastiani: http://www.rp-online.de/politik/staatlicher-schulversuch-mit-waldorfpaedagogik-aid-1.4488846

  38. Eben. Wie ich schon sagte. Man will alle mit der Anthroposophie beglücken. Scheint ja bisher recht gut voranzugehen.

  39. @ Leserin

    Zitat Leserin:

    „Mein Ding ist eher die Erkennbarmachung der Anthroposophie.“

    Habe ich versucht, in meinem Artikel von Anfang September – bei hpd:

    „Gegenteil-Tag, 365 Tage im Jahr“

    2 Lebenslügen der bürgerlichen Gesellschaft …:

    – Rudolf Steiner, ein grosser Denker

    – Joseph Beuys, ein grosser Künstler

  40. @ Andreas Lichte

    „Joseph Beuys, ein grosser Künstler“

    Naja, wer soll oder kann schon sagen, wer ein großer Künstler ist oder nicht?

    Kunst ist nicht wie sportliche Leistungen messbar…

  41. @ Pierre Castell

    Sie schreiben: „wer soll oder kann schon sagen, wer ein großer Künstler ist oder nicht? Kunst ist nicht wie sportliche Leistungen messbar…“

    Ich gebe nur wieder, was die Mehrheit, bürgerliche Mehrheit, denkt. Sie hält Beuys für einen „grossen Künstler“, oder für „bedeutend“. Auf die Schnelle, Zitat wikipedia: „Beuys gilt weltweit als einer der bedeutendsten Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts …“

    Vielleicht lesen Sie aber erst mal meinen Artikel bei hpd – und dann reden wir weiter (falls Sie noch mögen):

    https://hpd.de/artikel/10024

    Rudolf Steiner, der „Denker“ der Waldorfschule
    Gegenteil-Tag, 365 Tage im Jahr

  42. @ Andreas Lichte

    Meine Aussage war allgemein gemeint, unabhängig davon was ich von Beuys halte (ich halte nichts von ihm).

    Ich verstehe wenig von bildender Kunst, kann nur meinen persönlichen Geschmack walten lassen. Bin oft überrascht, welche angeblichen „Kunstwerke“ aus meiner Sicht ein „Nichts“ sind.

    Aktionskünstler sind für mich sowieso im Allgemeinen ein Reizthema!

    Ihren Artikel habe ich mit Genugtuung gelesen.

  43. @Andreas Lichte:

    Was soll mir denn jetzt der Link zum HpD sagen?
    „Habe ich versucht“ – ja, was denn auch sonst?
    Es kann ja immer nur ein Angebot sein für Leute, sich damit zu beschäftigen.
    Ob sie es aber annehmen, was sie damit machen, das steht dann doch auf einem komplett anderen Blatt.
    Es gibt heute viele kritische Artikel und Bücher zu Steiner, das ist super, und allen die daran beteiligt waren und sind, das alles aufzurollen, gebührt Dank und Respekt.
    Mir selbst hat tatsächlich am allerbesten geholfen, Steiner selbst zu lesen.
    Aber das habe ich auch schon mit Mitte zwanzig mal gemacht, damals war das für mich noch „oh“ und „ah“ – heute, mit über vierzig, fasse ich mir nur noch an den Kopf.

    Mit „mein Ding ist eher die Erkennbarmachung der Anthroposophie“ beziehe ich mich natürlich nur auf das, was ich selbst dazu beitragen kann, und damit erreiche ich natürlich auch nur Leute, die es interessiert.
    Und ich muss selbstverständlich auch damit rechnen, dass die Leute dann auch „oh“ und „ah“ machen und ganz begeistert sind.

    Wer was von mir wissen will, dem zeige ich was.
    Was der oder diejenige dann mit dieser Info macht, liegt ausserhalb meiner Agenda.
    Einen weiter gehenden Anspruch habe ich einfach nicht, dafür ist auch mein Leben zu voll mit anderen Dingen.
    Wer mir sagt, er findet keine Anthroposophie im Unterricht (z.B. Freunde von mir, die überlegen, ihre Kinder auf eine Waldorfschule zu geben und die mich nach meiner eigenen Erfahrung fragen) dem kann ich dann ein paar Dinge zeigen und ihnen versuchen, klar zu machen, dass sie da eine ganz spezifische, aus meiner Sicht sehr fragwürdige Weltanschauung mit in die Schultüte kriegen.
    Was sie dann mit dieser Info machen, ist dann aber eben nicht mehr meine Sache.
    Wenn sie sich weiter damit auseinander setzen wollen, dann können sie das machen, sie finden heute alles was sie wissen müssen, einschliesslich Steiner in O-Ton.
    Und wenn sie es trotzdem versuchen wollen – ja, dann müssen sie das eben machen und sehen, wie sie damit zurande kommen.

  44. Habe gerade wieder etwas Zeit gehabt, mal hier rein zu schauen.

    Ich muss „Leserin“ in vielen Bereichen zustimmen.

    Die kurze Zeit meiner Kinder in der Waldorfschule ist jezt auch schon sehr lange her, insofern kenne ich Waldorfschulen nur noch durch Besuche. Aber, wenn dort Hefte o.ä. präsentiert werden, da hat sich wohl nicht viel verändert. Auch die Tafelbilder sind noch zu bestaunen.

    Ich habe Steiner auch nur teilweise gelesen und als ich dann noch kurz in die Akashakronik reinschaute, war für mich eh klar, dass die Waldorfschule für uns keine Zukunft hat.

    Das Problem für Eltern, die überlegen, ihre Kinder der Waldorfschule anzuvertrauen, liegt m. E. darin, dass man bei aller Aufklärung, die betrieben wird, sich die Realität nicht vorstellen kann. Ging mir doch genauso.

    Ich denke, es ist ganz wichtig, denjenigen zu unterstützen, die sich nicht trauen, vorzeitig ihre Kinder wieder abzumelden. Denn, in dem Moment, wo die Kündigung bei der Geschäftleitung angekommen ist, fühlt man sich auf der einen Seite ausgeschlossen und die andere Seite, die das Kind oder die Kinder aufnimmt, spart auch nicht gerade mit Häme.

  45. Für uns war die Waldorfschule die Rettung unseres Sohnes.
    In der staatlichen Schule wurde er sowohl von Lehrern als auch von Schülern derart unter Druck gesetzt, dass er die verschiedensten physischen und psychischen Probleme entwickelte…. bis ihm sogar angeraten wurde – auf eine Sonderschule zu gehen.
    In der Waldorfschule entwickelte er sich von der 3. Klasse an bis heute zu einem sehr selbstbewussten und einfühlsamen jungen Mann. Er ist nun schon in der 12. Klasse; ist Klassensprecher, Schülersprecher – spielt Theater , zeitweise auch an der Staatsoper, ist ein begnadeter Klavierspieler und wird im nächsten Jahr sein Abitur in der Tasche haben. Er möchte vielleicht Arzt werden. Wir sind ganz normale Eltern – ohne Abitur und begnügen uns mit einem Durchschnittsgehalt.
    Waldorfschule ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber für uns war es der Jackpot!

  46. @ maria enders

    Selbstbeweihräucherung Hilfsausdruck.

    Wer mehr von größenwahnsinnigen Waldorfeltern und Anthroposophen brauchen sollte, man weiß es ja nicht …:

    „Kampf bis zur Erleuchtung ?

    (…)

    Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Glück so nahe liegt? Schliesslich haben wir sie ja schon, die Waldorfschule, wo man „Autor: Heike S. Mayer“ „voll und ganz zufrieden ist“. Und profitiert. Heike S. Mayer: „Ich werde gerne zu Lesungen eingeladen, weil ich das so routiniert machen würde. Nur selten hätte man so gute Leser gehabt.“

    Gratulation Frau Mayer! Waldorfschüler sind eben „in der Regel intelligent, kreativ und integrativ und haben ein gesundes Selbstbewusstsein“, so „Autor: Hanna Kowatsch – Ehemalige Waldorfschülerin“.

    Hat man sich erst einmal selbst – oder die eigenen Kinder – ins rechte Licht gerückt, lobt man auch gerne noch Steiners Waldorfschule. Und gesellt sich als „Nur“-Waldorfeltern und -Schüler zu den eigentlichen Steiner-Anhängern. Sie lobpreisen ihren „Menschheitsführer“ in den höchsten Tönen, fast hat man den Eindruck, es handele sich um ein „O beate et benedicte et gloriose Rudolphe“

    (…)“

    zum vollständigen Artikel: http://www.ruhrbarone.de/kampf-bis-zur-erleuchtung/2806

  47. Bernd Durstewitz: “Haben Sie etwas dagegen, mit der Waldorfschule in Verbindung gebracht zu werden?”

    Harry Rowohlt: “Alles …“

  48. Ich weiss nicht, was Sie, Herr Lichte, für ein Problem haben.
    Aber irgendwie tun Sie mir leid. Sie scheinen wirklich sehr fixiert darauf zu sein, die Menschheit vor den Waldorfschülern retten zu wollen.Es ist schlichtweg vieles falsch, was Sie veröffentlichen und aus dem Zusammenhang reissen.

  49. @ maria enders

    „aus dem Zusammenhang reissen“ tun Anthroposophen.

    Ich gebe bei meinen Artikeln regelmässig den gesamten Text Rudolf Steiners als Quelle an:

    in der Hoffnung, dass der menschenverachtende Unsinn Rudolf Steiners von möglichst Vielen gelesen wird …:

    „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash: ‘Aus der Akasha-Chronik’

    Rudolf Steiner (1861–1925) behauptete, Einblick in die „Akasha-Chronik“, ein geistiges Weltengedächtnis in der „Ätherwelt“, zu haben. Über diese „Chronik“, in der alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten seien, schreibt Rudolf Steiner sein Buch ‘Aus der Akasha-Chronik’(1).

    (…)“

    weiter (mit Quellenangabe!): https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2014/12/18/rudolf-steiners-rassistischer-science-fiction-trash-aus-der-akasha-chronik/

  50. Hallo,

    Was ist da eigentlich los?

    Kann man es nicht einfach sehen wie es ist?!

    Sowohl „Regelschulen“ als auch Privatschulen wie Montessori-orientiere freie Schulen oder Waldorf-Schulen haben Vor- und Nachteile. Nicht jede Schulform ist für jedes Kind geeignet. Eltern, die sich für eine „teure“ Privatschule entscheiden haben die unterschiedlichsten Gründe hierfür.

    Ja, manchmal mögen es Gründe sein, wie unten beschrieben (weniger Immigranten, „Image“, …).

    Aber mit Sicherheit gibt es auch folgende Gründe: die Regelgrindschule im
    Ort hat einen sehr schlechten Ruf oder es gehen viele Freunde in die Privatschule oder man denkt, das jeweilige Kind passt am besten in die jeweils azagewählte Schule…

    Ich hatte auch viele Vorurteile gegenüber Waldorfschulen.

    Ich habe mir im letzten Jahr 2 Regelschulen, 2 Montessori-orientierte Schulen und die Waldorfschule persönlich angesehen.

    Mir hat es schlicht auf der Waldorfschule am besten gefallen. Die Lernatmodphäre ist sehr angenehm dort, es wird zum Ausgleich der Sachfächer viel kreatives und handwerkliches erlernt.

    Da ich selbst sehr kreativ bin und ich meine damalige Regelschule sofort gegen die Waldorfschule eingetauscht hätte und meine Kinder auch sehr kreativ und „individuell“ sind passen wir dort am besten hin.

    In Köln sagt man: jeder jeck is anders“

    Was heißen soll: lässt jeden sein wie er ist, alle haben ihre Daseinsberechtigung.

    Ich plädiere wie so oft auch hier für mehr Toleranz.

    Gruß von einer 3-Fach Mutter

  51. @Nadja müller:

    „Kann man es nicht einfach sehen wie es ist?! Sowohl „Regelschulen“ als auch Privatschulen wie Montessori-orientiere freie Schulen oder Waldorf-Schulen haben Vor- und Nachteile. Nicht jede Schulform ist für jedes Kind geeignet. Eltern, die sich für eine „teure“ Privatschule entscheiden haben die unterschiedlichsten Gründe hierfür.“

    Nein, kann man nicht.

    Sorry, aber das sehen Sie nicht ganz richtig. Es geht nicht um „pro“ oder „contra“ Privatschulen und welche Schulform für welches Kind geeignet ist.

    Sondern es geht um den blanken esoterischen, rassistischen etc. Unsinn, auf dem die Waldorf-Pädagogik basiert, und der an *keiner* Schulform im 21. Jahrhundert etwas verloren hat.

    „Tolerieren“ kann man das nicht, wenn dort absoluter Quark wie „Temperamentenlehre“, anthroposophische Entwicklungspsychologie etc. gelehrt wird oder Einfluss auf Schüler und Lehrer hat, vgl:

    https://www.gwup.org/component/content/article/1156-versteinerte-erziehung

    http://nachgefragt-podcast.de/2019/01/22/ngf020-thema-anthroposophie-und-waldorfpaedagogik/

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