Die aktuelle Ausgabe des Magazins Schule & Wir bespricht „Die zehn populärsten Irrtümer der Pädagogik“.
Darunter subsumiert die Zeitschrift des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst auch Edu-Kinestetik:
Einige Anbieter auf dem Bildungsmarkt werben damit, mit ihrer Methode könne jeder Schüler alles erreichen, was er will, und das auch noch ohne Mühe und mit viel Spaß. Die Methoden reichen vom „Neurolinguistischen Programmieren“ über „Edu-Kinestetik“ bis hin zum „Superlearning“ – um nur einige populäre Konzepte zu nennen.
Alternative Methoden sind „in“ – auch im Bildungsbereich – und versprechen allesamt großartige Erfolge. Wissenschaftlich fundiert sind die wenigsten von ihnen.
Und sie können über eines nicht hinwegtäuschen: Menschen, Kinder sind unterschiedlich. Sie haben jeweils andere Lernvoraussetzungen, andere Schicksale, andere persönliche Voraussetzungen und Begabungen.
Im Sport oder in der Musik käme niemand auf die Ideen zu behaupten, jeder könne Weltrekord laufen oder ein Starpianist werden, am besten auch noch ganz ohne zu trainieren oder zu üben.“
„Gymnastik fürs Gehirn? Brain-Gym/Edu-Kinestetik auf dem Prüfstand“ ist auch das nächste Thema der Veranstaltungsreihe „Außer Sinnen – Paranormales und Skepsis“ in Nürnberg.
Am Dienstag (15. Juli) ist Dr. Barbro Walker am Nicolaus-Copernicus-Planetarium zu Gast:
Bewegung ist das Tor zum Lernen“, „Unser Schulsystem richtet sich zu sehr auf kognitive Aspekte des Lernens und vernachlässigt den Körper“, „Kinder benötigen eine alternative, ganzheitliche und natürliche Lernhilfe“.
Unter Verwendung solcher oder ähnlich wohlklingender Slogans wird eine Lern- und Behandlungstechnik propagiert, die sich Brain-Gym® (auch: Edu-Kinestetik oder Edu-Kinesiologie) nennt.
Brain-Gym® hat innerhalb der letzten 15 Jahre in großem Umfang Einzug in die deutsche Bildungslandschaft gehalten und wird von vielen Pädagogen vor allem in Schulen und Kindergärten angewandt.
Kernstück sind bestimmte Bewegungs-, Gedanken- und Druckpunkttechniken, mit denen „energetische Störungen“ im kindlichen Körper ausbalanciert werden sollen. Hierdurch werden unter anderem angeblich Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten gemildert sowie das „Gehirnpotenzial“ des Lernenden erweitert.
Brain-Gym® verspricht demnach nicht nur Hilfe bei bestehenden Problemen, sondern darüber hinaus auch generelle Leistungssteigerungen. Die Methode beruht nach Auskunft ihrer Anbieter auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Gehirnforschung und der Neurowissenschaften.
Im Vortrag soll Brain-Gym® gründlich unter die Lupe genommen werden. Welche Theorie verbirgt sich hinter dieser Technik und auf welchen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen beruht sie?
Handelt es sich hier wirklich um einen wissenschaftlich fundierten Ansatz, mit dem beispielsweise Lernschwierigkeiten angemessen begegnet werden kann?“
Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr, der Eintritt kostet 7 €.
Darüber hinaus stehen bei “Außer Sinnen 2014″ noch “Vampire” (Dr. Mark Benecke, 29. Juli) auf dem Programm.
Zum Weiterlesen:
- Schule & Wir kritisiert Esoterik, GWUP-News am 6. Juli 2014
- “Außer Sinnen 2014″ – Veranstaltungsreihe von Turm der Sinne, Planetarium Nürnberg, Humanistische Akademie Bayern und GWUP-Regionalgruppe Mittelfranken
- GWUP-Thema: Edu-Kinestetik
- GWUP-Infos: Edu-Kinestetik und Brain-Gym
- Edu-Kinestetik bei Psiram
- Edu-Kinestetik: GWUP in der Zeit, GWUP-Blog am 15. August 2011
11. Juli 2014 um 10:07
Hallo,
ich hätte in diesem Zusammenhang mal eine Frage: Zählt sogenanntes „Speed-Reading“ zu der oben angeführten Reihe nutzloser pädagogischer Maßnahmen?
MfG Positron