Eine hochinteressante Sendung gab es heute Abend in Bayern 2.
Zündfunk Generator berichtete eine Stunde lang über „Die Auseinandersetzung zwischen Skeptikern und Esoterikern“:
Die Wahrheit der Anderen“
Aus der Ankündigung:
Tarotkarten, Heilsteine, Aura Soma: Laut Umfragen ist bei uns jeder Dritte offen gegenüber Esoterik. Das ruft verstärkt ihre Feinde auf den Plan: die Skeptiker, die sich der Ratio verschrieben haben. Wir begeben uns in ideologische Minenfelder.“
Der Autor Ralph Glander besuchte unter anderem die SkepKon 2014 in München und interviewte einige Teilnehmer.
Vermutlich auf den „Publikumstag“ gemünzt ist dieser Satz der Offsprecherin:
Die Themen werden oft unterhaltsam und mit beißender Ironie vorgetragen. Skeptiker sind redselige Menschen, die ihre naturwissenschaftliche Sicht mit einer fast schon poppigen Leichtigkeit und Souveränität anreichern können.“
Danke, das freut uns!
In dem Hörfunk-Feature werden auch einige Themen aus der GWUP-Historie gestreift, etwa die Auseinandersetzungen mit Edgar Wunder und mit Claus Fritzsche.
Ausführlich Stellung dazu nimmt GWUP-Vorsitzender Amardeo Sarma.
Darüber hinaus sind Ausschnitte aus der Laudatio von Mario Sixtus auf den „Goldenes Brett“-Gewinner 2012, Prof. Harald Walach, zu hören.
Als GWUP-Kritiker kommen Walach selbst (der leicht beleidigt klingt) und Eberhard Bauer vom Freiburger IGPP (der die Skeptiker als „Kultbewegung“ sieht und nur sich selbst für wahrhaft „skeptisch“ hält) zu Wort.
Die Sendung kann hier nachgehört werden.
Zum Weiterlesen:
- Das Goldene Brett 2012: And the Winner is …, GWUP-Blog am 20. Oktober 2012
- Nächste Runde: Der Homöodingsbums-Ärzte Verein und die Ruhrbarone, Ruhrbarone am 16. Juni 2014
- Claus Fritzsche ist tot, GWUP-Blog am 25. Februar 2014
- Ein Watchblog als Pranger, Spiegelblog am 7. März 2013
- Das konsumistische Weltbild – die Esoterik, Chiemgau Gemseneier am 22. Juni 2014
- Engelskurse und Pseudotherapien, Wirtschaftspsychologie aktuell am 19. Juni 2014
- SkepKon-Rückblick: Wie tickt das Schaf? Skeptiker und Gläubige im Test, GWUP-Blog am 19. Juni 2014
- Skeptikerkonferenz in München, hpd-online am 6. Juni 2014
- Skeptische Nerd Nite mit Panthern, Chemtrails und PickUp-Artists in München, GWUP-Blog am 18. Mai 2014
22. Juni 2014 um 23:50
„Das ruft verstärkt ihre Feinde auf den Plan.“
Das Wort Feind gefällt mir in diesem Zusammenhang nicht…
23. Juni 2014 um 08:16
seltsam finde ich ja die Pseudomitte, die dieses Freiburg-Institut einnehmen möchte… Während die GWUP versucht Wahrheit und Bullshit zu trennen, wollen die offensichtlich über die Häufchen-Größe diskutieren…?! …das ist grotesk. In ihrer Argumentation sind sie damit auch nur da, wo die meisten Esoteriker stehen.
23. Juni 2014 um 11:45
Ich finde Feinde sogar sehr angemessen. Warum davor scheuen?
Um die zarten, unentschlossenen Gemüter nicht zu verschrecken? Die medial verbrämte Methode wäre sicherlich die Standard-Vokabel ‚Kritiker‘ gewesen.
Aber Feind impliziert Totalablehnung, Kritik suggeriert (zumindest in diesem aus Standard-Phrasen bestehenden Medienzirkus) einen Verbesserungsvorschlag.
Was sollte denn am Tarotkartenlegen verbessert werden?
Selbst der handzahme Popper hat ja nicht vor dieser Vokabel zurückgeschreckt…
23. Juni 2014 um 11:59
@ Abe:
Ist eine persönliche Abneigung gegen das Wort.
Feind klingt FÜR MICH immer nach Krieg (der, bei dem Menschen umgebracht werden).
23. Juni 2014 um 12:48
Ich teile da Pierres Bedenken.
Die Linie zwischen esoterischer Leichtgläubigkeit und kritischem Denken verläuft ja nicht zwischen getrennten Gesellschaften, sondern geht quer durch Familie, Freundeskreis und Arbeitskollegen.
Niemanden von diesen Mitmenschen werde ich mir zum Feind machen, nur weil ich Homöopathie und dergleichen ablehne.
Außerdem steckt ja hinter jeder Esoterik ein Bedürfnis. Dieses zu ergründen ist oft spannender als die nackte Ablehnung oder Feindschaft.
23. Juni 2014 um 13:37
Dass hinter der Esoterik ein Bedürfnis steht (und man sich bei der GWUP nicht so sehr dem Ursprung des Bedürfnisses widmet, als dem etwas naiven Glauben an Aufklärung), betone ich ja auch immer wieder hier im Kommentarbereich.
Ich finde den Begriff der Kritik ja i.d.R. auch angemessen, habe nur betonen wollen, dass ich es erfrischend finde, sowas in der Ankündigung eines Radiobeitrags zu lesen, die sich sonst schnarchnäsig aquidistant geben.
Der Gegenstand der Feindschaft ist hier ja auch nicht der Esoteriker, sondern die Esoterik.
Und da Kritik heutzutage zu solchen neologistischen Oxymora wie ‚konstruktive Kritk‘ verhunzt wird, ist es angemessen, von Feindschaft zu sprechen (auch wenn die GWUP den Begriff in der Ankündigung vermutlich selbst unangemessen findet). Kritik will scheiden, in diesem Sinne Wahres von Falschem.
Da man z.B. Tarot aber wohl kaum ‚konstruktiv verbessern‘ kann, sondern den Wunsch hegt, es möge verschwinden, ist auch Feindschaft angemessen. Dem esoterischen Unfug den Krieg erklären. In Diskussionen mit Esoterikern oder einfach nur Leuten, die einer Art von esoterischem Unfug wohlgesonnen oder nur unkritisch gegenüberstehen, gebe ich mich ja auch nicht so verbalradikal.
Aber da es hier nur um die Sache geht, also der Gegenstand als solcher kritisiert werden soll, ist es m.E. vollkommen okay.
23. Juni 2014 um 14:11
@ Abe
„… dass ich es erfrischend finde, sowas in der Ankündigung eines Radiobeitrags zu lesen, die sich sonst schnarchnäsig aquidistant geben.!“
Naja, wie wirkt das Wort Feind in diesem Zusammenhang auf Menschen, die sich weder zu den Esoterikern noch den Kritikern hingezogen fühlen?
Das Wort GEGNER hätte aus meiner Sicht besser gepasst.
23. Juni 2014 um 14:23
„wie wirkt das Wort Feind in diesem Zusammenhang auf Menschen, die sich weder zu den Esoterikern noch den Kritikern hingezogen fühlen? “
Pierre, wie ich oben bereits schrieb:
„Um die zarten, unentschlossenen Gemüter nicht zu verschrecken?“
Schon von der ‚Wirkung‘ her zu denken, verwässert auch die Kritik.
Ich halte es da zugegebenermaßen mit Marx:
„Krieg den [esoterischen] Zuständen! Allerdings! Sie stehn unter dem Niveau der Geschichte, sie sind unter aller Kritik, aber sie bleiben ein Gegenstand der Kritik, wie der Verbrecher, der unter dem Niveau der Humanität steht, ein Gegenstand des Scharfrichters bleibt.“
(http://www.mlwerke.de/me/me01/me01_378.htm) ;)
23. Juni 2014 um 14:25
… aber wo Sie es gerade schreiben: „Gegner“ ist da wohl tatsächlich ein guter Kompromiß bei unserer Wortklauberei. ;)
23. Juni 2014 um 14:47
@ Abe
Freut mich;-)
23. Juni 2014 um 15:43
Das Wort „Feind“ sollte hier im Kontext gelesen werden – es ist hier ein Stilmittel, denn es ist auch die Rede von „ideologischen Minenfeldern“.
Im Kontext und als Stilmittel finde ich das zwar nicht besonders schön, aber auch nicht verwerflich.
23. Juni 2014 um 20:20
Ich muss auch sagen, insgesamt schöner Beitrag. Die Kritik an der GWUP ist bisschen prominent:
a) Edgar Wunder, der vor über 14 Jahren etwas über einen Verein geschrieben hat, das damals so nur teilweise richtig war und zum größeren Teil eine Kampfschrift gegen die GWUP war, mit dem Ziel diese zu schädigen.
Sein Vorgehen war für ein Soziologen auch nicht gerade professionell: http://www.gwup.org/infos/themen-nach-gebiet/306-zum-rauswurf-von-edgar-wunder-aus-der-gwup?catid=113%3Askeptikerorganisationen
Keine Befragung, keine Daten, sondern subjektive Anekdoten plus seine unwissenschaftliche Intention.
Also kurz, das hat mit Wissenschaft oder wissenschaftlicher Methodik nicht viel zu tun. Das wird seltsamerweise von niemanden so richtig erkannt, sondern die Hetzschrift als „Insiderbericht“ hochgehalten. Wie lange eigentlich noch??
Wer würde sich für eine tendenziöse Analyse der CDU aus dem Jahr 1999 interessieren??? Daher sehr verwunderlich (kleines Wortspiel;-)), dass der Text überhaupt noch ernst genommen wird. Natürlich treffen bestimmte Aspekte zu, wie auf alle Gruppe.
Jede Gruppe Anomalisten, Parapsychologen, Skeptiker, Fußballfreund usw. unterliegen bestimmten Effekten in Gruppen (Ingroupthinking, soziale Aspekte die berücksichtigt werden, etc.). Seine Annahmen sind teilweise banal oder gelten für alle Menschen in Gruppen…..so what?!?!?!
b) Der liebe Herr Bauer, hat sich anscheinend mal in den 1990er Jahren mit der GWUP in ihrer Sturm und Drang-Zeit beschäftigt und übernimmt die Sicht aus dem Skeptikersyndrom seitdem unreflektiert und trägt dies wie ein Schild gegen neue Erkenntnis vor sich her.
Die Skeptikerszene ist von dem gelegentlichen „Draufhauen“ aus den 1990er Jahren, viel stärker zum „Verstehen wollen“, „erklären können, warum?“ gekommen und wer den Skeptiker regelmässig liest,kann dieses verzerrte Bild von Bauer nicht wirklich aufrecht erhalten. Eine weltanschauliche Ideologie, soso, er und seine Kollegen sind aber immer absolut neutral ;-))))
Die Freiburger halten sich für die besseren Wissenschaftler und die GWUP für einen netten Laienverein. Sie schaffen es aber nicht, in unseren Aktivitäten auch etwas Positives zu sehen.
Unser Beitrag zur Förderung des kritischen Denkens und zur Bekämpfung von unseriösen Verfahren und Techniken hat sicherlich die Medienlandschaft und die Gesellschaft an sich mehr genützt, als deren Datensammlung und Interpretationen im Elfenbeinturm.
Selbstverständlich haben wir profilierte Wissenschaftler in der GWUP, aber auch wissenschaftliche Laien. Ein Grund für zwanghafte Abgrenzung sehe ich nicht. Da sind die Skeptiker schon differenzierter und reifer.
Wir halten PSI weiterhin für nicht belegt und das naturwissenschaftliche Modell für ziemlich stabil. Parapsychologen glauben dass da was ist, was man mit konventionellen Modellen nicht erklären kann. Vermutlich wird das auch immer so bleiben ;-) Auch in 20 Jahren. Wir haben nichts, aber da ist was….wirklich ;-))
3. Walach ist nur noch peinlich und über ihn ärgere ich mich am meisten. Er hat die Intelligenz und das Wissen die Struktur und die Wirkung seines Bullshitveredelungsinstituts auch zu reflektieren.
Er ist nicht in der Lage oder Willens die größten Spinner fern zu halten, sondern er flirtet mit jeder Esoschwalbe die angeflogen kommt und bietet ihr eine Bühne. Wer in der von ihm gelobten Arbeit mal blättern will: http://www.fostac.de/de/docs/kurse/kozyrev-prinzip-masterarbeit-dr.med.-peter-conrad-2011.pdf
Sein Verhalten mag mit einem höheren Ziel verbunden sein, aber wissenschaftlich ist das nicht mehr. Die Arroganz ist natürlich der Gipfel der Frechheiten. Mit den schnöden Bloggervolk redet er nicht, die haben ja nur Diplome.
Geil und dass man als Wissenschaftler das Goldene Brett vorm Kopf erhält, ist nun mehr als peinlich, aber was soll es.
Die Behauptung, dass die Kritik an dieser wertlosen Masterarbeit nur ein Medienhype war, der durch drittklässige Journalisten lanciert worden ist, um sich wichtig zu machen, das ist schon ein starkes Stück.
Aber vermutlich braucht er das für die Aufrechterhaltung seines Selbstbildes. Zu Walach und seinem unwürdigen Verhalten sei noch der ältere Beitrag von Florian Freistetter empfohlen: http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/08/pseudowissenschaft-an-der-europauniversitat-viadrina-frankfurt-harald-walch-und-der-kozyrevspiegel/
4. Fritzsche, gut, der Beitrag war okay.
Also Walach ist nicht dialogfähig, aber beim IGPP finde ich es schade, dass Bauer so viel Trennendes sieht.
Immerhin war jemand vom IGPP auf der SKEPKON in München. Fand ich gut.
23. Juni 2014 um 20:53
Zum Thema Walach und Methodik hier noch ein schöner Beitrag: Walachsche Methodenlehre für Anfänger http://blog.psiram.com/2014/05/walachsche-methodenlehre-fuer-anfaenger-teil-3/
23. Juni 2014 um 21:30
Ach, richtige Kritik von Seiten des Autors an der GWUP kann ich da überhaupt nicht erkennen. Eigentlich eher im Gegenteil.
Da kann man schon immer wieder deutliche Ironie heraushören, wenn es um Esos und Alternativmediziner geht.
Aus journalistischer Perspektive ist es für Einsteiger in diese Thematik schon auch richtig, die sogenannten „Anderen“ zu Wort kommen zu lassen. Die Ironie in der Aura-Soma-Reportage ist auch ziemlich eindeutig und Walachs Verschwörungstheorien gegen Journalisten stehen für sich selbst.
Wichtig finde ich auch, dass gefährliche Menschen wie Herr Klehr (negative) Erwähnung finden.
Insgesamt echt alles gut gemacht und erfreulich, dass sich die ÖRs damit mal auseinandersetzen.
24. Juni 2014 um 07:32
Apropos Esoteriker, „Engel“ und Co., „Quantenheilung“ :
Es ist schwierig, sachlich zu bleiben und zurückhaltend zu formulieren angesichts der Tatsache, dass dieser Blödsinn solche Blüten treibt – und das selbst bis in`s letzte, schwärzeste Provinz-Kaff hinein.
Mit „Party/Event“-Marketing – in trauter Eintracht zwischen „Ausstellungen“ und „Weihnachtsmärkte“:
http://www.endless-fantasy.de/events/bruchsal/engel-am-morgen-26-06-2014/UDKamzSzufuumzrp/
http://www.leben-im-kraichgau.de/events/venueevents/784-energiezentrum-bruchsal-obergrombach.html
Ein „Energiezentrum“ veranstaltet „Engel-am-Morgen-Partys“ („Meditationen“)-
dahinter steckt eine
„Gesundheitspraktikerin (BfG)
Spirituelle Wegbegleiterin
Reiki Lehrerin / Matrix Praktikerin“
http://www.steingefluester.com/
„Gesundheitspraktikerin (BfG)“ ist eine Bezeichnung der DGAM (Deutsche Gesellschaft für Alternative Medizin e. V.):
http://www.dgam.de/
http://www.dgam.de/index.php/dgam/satzung
– offensichtlich die „Steigerung“ (zynisch gemeint) der Bezeichnung „Heilpraktiker“ …
„Matrix-Praktikerin“:
Dahinter steckt das Quanten-Heilungs-Geschäft:
http://www.steingefluester.com/
http://www.steingefluester.com/pages/matrix-quantenheilung.php
http://www.steingefluester.com/pages/matrix-seminare.php
http://www.steingefluester.com/pages/angebot-preis-ort-raeume.php
„Matrix“-Organisationen bieten Interessierten auch Seminare/Kurse zur Business-/Marketing-Strategie, zum betriebswirtschaftlichen Karriere-/Unternehmensaufbau, zur Selbstoptimierung etc. an :
Bsp.:
https://www.matrix-inform.com/de/?gclid=CO7cp53skb8CFVHMtAodilgA8w
Ich denke, da kommt man mit verständnisvollen Diskussionen nicht weiter, denn man hat es mit Geschäftemachern zu tun, die Sinn- und Hilfesuchende, Verunsicherte, Kranke ausnehmen wie die Weihnachtsgänse.
24. Juni 2014 um 08:09
Darf ich an dieser Stelle mal die blöde Frage stellen, was eigentlich „Anomalisten“ nun genau sind?
Ich habe derzeit den Eindruck, dass Anomalisten von Skeptikern unterscheidet, dass der Anomalist Geister, Voodoo, Erkältung eines nordischen Gotts etc. nicht von vorneherein als Erklärung eines Phänomens ausschließen will, während der Skeptiker (a) erstmal fragt ob es überhaupt ein Phänomen gibt und dann (b) alles als Erklärung zurückweist, das nicht naturwissenschaftlich prüfbar ist bzw. offenkundig gegen Naturgesetze verstößt, und schlimmstenfalls (c) „ich weiß es nicht“ stehen lässt?