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Wissenschaftler und Esoterik: Bloß keine Stellung beziehen!

| 22 Kommentare

Die GWUP-News berichten heute über einen „Pro & Contra“-Beitrag in der Wissenschaftszeitschrift Helmholtz Perspektiven.

Es geht um die Frage:

Wie soll die Wissenschaft mit Esoterikern umgehen?“

Zwei unterschiedliche Standpunkte vertreten dabei Dr. Julia Offe vom GWUP-Vorstand und Reinhold Leinfelder, Professor für Geobiologie an der Freien Universität Berlin.

Ich kann mir nicht helfen, aber diese seltsam vage und indifferente Haltung Leinfelders gegenüber esoterischem Unfug scheint mir ziemlich typisch für die akademische Wissenschaft zu sein.

Aus unerfindlichen Gründen stellt der Paläontologe und Geobiologe Zeitgenossen, „die der Wissenschaft misstrauen“, mit Homöopathen und Astrologen auf eine Stufe.

Zumindest mir ist nicht klar, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat?

Homöopathen und Astrologen sind Anti-Wissenschaftler, die sogar Naturgesetzen die Gültigkeit absprechen und sich auf dem geistigen Niveau einer dogmatischen Glaubenslehre bewegen.

Und beide, Homöopathen wie Astrologen, finden die Wissenschaft und deren Methodik dann ganz prima, wenn Studien und Statistiken ihre Behauptungen zu bestätigen scheinen.

Das „Misstrauen“ (oder besser gesagt die schroffe Ablehnung) gegenüber der Wissenschaft kommt immer erst dann, wenn die Erkenntnisse der verschiedenen Fachdisziplinen eindeutig gegen homöopathische oder astrologische Luftnummern sprechen.

Dass bei der „Übersetzung disziplinärer Forschungserkenntnis in Technologien viele Fehler gemacht werden“, wie Leinfelder konstatiert – geschenkt.

Dass es „beim Fracking, der Kohlenstoffspeicherung oder der Gentechnik viele offene Fragen“ gibt – wer würde das ernsthaft bestreiten?

Dass „die Wissenschaft sich ihrer Möglichkeiten und Grenzen bewusst sein“ muss – ja klar.

Dennoch gibt es überhaupt keinen Grund, deswegen die grenzenlosen Phantastereien der Esoterik ohne jede Verankerung in der Realität einfach gut sein zu lassen.

Oder konkret welchen Beitrag leisten Esoteriker zur Debatte um die Gentechnik oder das Fracking?

Wenn überhaupt, dann einen eher verheerenden. Nicht umsonst heißt ein aktueller Welt-Artikel zum Thema Goldener Reis:

Esoterische Luxusangst, die über Leichen geht.“

Und ist es nicht vielmehr so, dass die Esoterik noch keine einzige Glühbirne je zum Leuchten gebracht hat, wie Prof. Heinz Oberhummer von den „Science Busters“ es formuliert?

Nein, tut mir Leid, Herr Professor Leinfelder, aber das ist keine Toleranz, die Sie predigen – sondern Ignoranz.

Zum Glück findet Dr. Julia Offe dagegen klare Worte.

Und auch GWUP-Vorsitzender Amardeo Sarma appellierte dereinst an die Scientific Community:

Nehmen Sie sich ein Beispiel an Carl Sagan und Richard Feynman!“

Das sollte in der Tat das Gebot der Stunde sein – anstatt durch bußfertige Selbstgeißelung der Wissenschaftsfeindlichkeit noch weiter Vorschub zu leisten.

Dr. Norbert Aust von Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie hat heute einen Offenen Brief an den Medizinischen Fakultätentag publiziert, mit der Bitte, die Skeptiker bei ihrem Engagement gegen die geplante staatliche „Hochschule für Homöopathie“ in Traunstein zu untersützen.

Hoffen wir mal, dass dort mehr Sagans und Feynmans sitzen als Leinfelders.

Zum Weiterlesen:

  • Wissenschaft und Esoterik, GWUP-News am 19. Januar 2014
  • Wie soll die Wissenschaft mit Esoterikern umgehen? Helmholtz Perspektiven Januar/Februar 2014
  • Kein Schweigeschutz für Scharlatanerie, Skeptiker 1/2008
  • „Das größte Problem ist zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit“, wissenrockt am 17. Juni 2012
  • Vince Ebert zur Wissenschaftsfeindlichkeit, arprin am 16. Juli 2011
  • Traunstein: Unterstützung durch den Medizinischen Fakultätentag? Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 19. Januar 2014

22 Kommentare

  1. Mir ging es auch so, als ich die „Stellungnahme“ dieses Wissenschaftlers bei Euch in den Nachrichten gelesen habe.
    Das ist Ignoranz und Indifferenz, die da zum Thema zutage tritt.

    Vielleicht sind diese Herren Akademiker zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt, wollen nirgends anecken und halten den Mund, sind zu bequem etc.
    Solchen Leuten wünschte ich in ihrem engsten persönlichen Umfeld Fälle von gesundheitlicher und finanzieller Schädigung durch esoterische/paramedizinische Machenschaften – vielleicht wachen sie dann auf … – sorry.

  2. Ein paar Seiten nach diesem Pro&Contra-Beitrag findet sich im Heft der Helmholtz-Perspektiven ein Portrait von Frau Pötschke-Langer und ihrem Engagement gegen die Tabakindustrie, ein Beispiel dafür, dass Wissenschaft durchaus Stellung beziehen kann.

    Aber es hat auch lange gedauert, bis klar war, dass man der Tabakindustrie auf wissenschaftlichem Terrain nicht mit falscher Toleranz begegnen darf.

  3. Ach Herr Prof. Leinfelder …

    Denialism: what is it and how should scientists respond?

    „Whatever the motivation, it is important to recognize denialism when confronted with it. The normal academic response to an opposing argument is to engage with it, testing the strengths and weaknesses of the differing views, in the expectations that the truth will emerge through a process of debate.

    However, this requires that both parties obey certain ground rules, such as a willingness to look at the evidence as a whole, to reject deliberate distortions and to accept principles of logic. A meaningful discourse is impossible when one party rejects these rules. Yet it would be wrong to prevent the denialists having a voice.

    Instead, we argue, it is necessary to shift the debate from the subject under consideration, instead exposing to public scrutiny the tactics they employ and identifying them publicly for what they are.“

    http://eurpub.oxfordjournals.org/content/19/1/2.full

  4. Naja, ich finde Prof. Leinfelders Analyse angesichts der Kürze seines Beitrages überraschend präzise, allerdings mit Ausnahme der Stelle, wo er wissenschaftliche Entwicklungen und politische Entscheidungen undifferenziert gleichsetzt. Leider schafft er es nicht, daraus einen klaren Standpunkt abzuleiten, nicht einmal konsequente Indifferenz, wenn man so möchte.

    Wir haben ganz generell das Problem, dass Vermitteln von Wissenschaft zu wenig honoriert wird. Klare Standpunkte gegenüber der „Esoterik“ sind da nur eine Facette, sie ergeben sich aber automatisch, wenn genügend Wissenschaftler aktiv die Kommunikation mit der breiten Öffentlichkeit suchen. Eine sehr positive Entwicklung sind zwar die vielen neuen Initiativen (z.B. Blogs, Science Slams, …) zum Erklären von Wissenschaft und aktueller Forschung. Aber es beteiligen sich nur diejenigen mit entsprechender Neigung… der eigenen Karriere bringt ein solches „Engagement nach Außen“ kaum einen Schub. Stattdessen braucht es dafür ganz traditionelles „Engagement nach Innen„, also Netzwerke zu Experten auf dem eigenen Fachgebiet, viele Veröffentlichungen, Tätigkeiten für Journals usw.

    Hinzufügen möchte ich aber noch, dass man durch Beschäftigung mit Esoterik nichts zu gewinnen, aber manches zu verlieren hat. Im besten Fall investiert man viel Zeit (denn klaren Aussagen sollte eine vernünftige Recherche oder gar eigene Arbeit vorausgehen) und muss man süffisante Sprüche von Kollegen aushalten („Warum verschwendest du deine Zeit mit dem Mist?“). Manchmal stößt man aber unerwartet auf Anhänger einer esoterischen Disziplin und muss den resultierenden Stress aushalten. Oder, schlimmer noch, man schließt „Freundschaft“ mit unterbeschäftigen und/oder klagefreudigen Anhängern der Theorie, über die man etwas kritisches zu sagen wagte…

  5. Ich finde es auch bedenklich, dass es so wenig streitbare Wissenschaftler gibt, die sich mit klaren Worten für wissenschaftliche Methoden aussprechen und dem Unfug auch die Stirn bieten. Die teils naive Hypertoleranz ist sehr bedenklich.

    Bei dem Kampf um Aufmerksamkeit und Deutungshoheit, muss eine fundierte Wissenschaft auch wehrhaft sein. Es ist eine Sackgasse, unter dem Deckmantel der Neutralität tatenlos zuzuschauen, wie Pseudowissenschaftler immer mehr Boden gewinnen.

    Es ist doch für die Wissenschaft peinlich, wenn die Esoterik und Ideologien Einzug in den Wissenschaftsbetrieb halten und es kein Aufschrei der Vernünftigen gibt….

    Es geht nicht um Denkverbote, sondern das Verwässern von wissenschaftlichen Standards und Methoden und das Überstreichen von fauligem Inhalt mit dem schönen Weiß der Wissenschaft….

  6. skeptikus: Es ist aber auch verständlich, dass nicht gleich jede dubiose Äußerung eines dahergekommenen Esoterikers gleich von einem renommierten Wissenschaftler korrigiert werden muss. Erstens hätten viele Wissenschaftler dann nichts anderes mehr zu tun, zweitens würde man sie dann tatsächlich nur aufwerten.

    Etwas anderes ist es aber, wenn im Wissenschaftsbetrieb selbst etwas im Argen liegt. Wenn staatlich anerkannte und/oder finanzierte Hochschulen nachweislichen Unsinn lehren, muss ein Aufschrei durch die wissenschaftliche Welt gehen, schon alleine weil die betroffene Fachdisziplin es nicht zulassen darf, dass ihr Ruf durch ebenjenen Unsinn in Mitleidenschaft gezogen wird.

    Dann sind die betroffenen Wissenschaftler eindeutig gefordert, durch die akademische Selbstverwaltung ebenso wie durch die jeweiligen Fachverbände!

  7. Liebe Diskutanten, ich freue mich über die lebhafte Diskussion, möchte nur ganz kurz etwas klarstellen:

    Ich wurde aufgrund von Diskussionsbemerkungen auf einer Tagung um einen Essay gebeten zur Frage wie man mit Wissenschaftsfeindlichkeit umgehen soll.

    Habe einen wie ich meine relativ differenzierten knapp 10.000 Zeichen langen Essay dazu geschrieben. Der ist allerdings enorm gekürzt worden, und dass der Artikel dann auch noch unter der Überschrift „Esoterik“ kam, war mir überhaupt nicht klar – passt ja wirklich nicht zu meinem Beitrag (Mein Titel lautete „Wir leben in einer Wissensgesellschaft, nicht in einer Wissensgesellschaft“).

    Der Gesamtartikel wird demnächst veröffentlicht, ich werde Ihnen den Link hier zukommen lassen.

    Wer mich kennt, weiß, dass ich vehement gegen Evolutionsleugner, Klimawandelleugner und andere argumentiere, allerdings auch in dem Sinne, dass man Glaubensüberzeugungen nicht verbieten kann (entsprechende Ausbildung an Hochschulen allerdings ggf. durchaus).

    Mein wesentlicher Punkt ist, dass die Wissenschaft immer und immer wieder klarmachen muss, dass man zwar glauben kann, was man will, aber dafür eben nicht pseudeowissenschaftliche Begründungen anführen kann (und natürlich auch seine Glaubensgebäude immer wieder mal kritisch reflektieren sollte).

    Umgekehrt muss aber auch die Wissenschaft immer wieder mal reflektieren, warum sich viele mit ihr so schwer tun (Stichwort nicht erfüllte Versprechungen).

    Wie gesagt, näheres dann in der Langversion des Artikels.

  8. >Es ist aber auch verständlich, dass nicht gleich jede dubiose Äußerung eines dahergekommenen Esoterikers gleich von einem renommierten Wissenschaftler korrigiert werden muss. Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Blödsinn behaupten als ein Wissenschaftler in seinem Leben widerlegen kann.< ;)

  9. @Beobachter: Folgende Reaktion zu ihrem Kommentar muss ich mir erlauben dürfen:

    Nirgends anecken? Zu sehr mit der Karriere beschäftigt? Ignorant und indifferent? Woher wissen Sie das denn alles?

    Immerhin kann ich Ihnen versichern, dass Ihr Wunsch, dass im engen persönlichen Umfeld Fälle persönlicher und gesundheitlicher Schädigung passiert sind, bereits seit langem in Erfüllung gegangen ist.

    Gerade deshalb ist es mir eben viel zu einfach nur auf alles draufzuhauen und zu sagen, die anderen sind nur Deppen. Es ist sehr leicht zu sagen und für das Besser-Ego durchaus hilfreich, nur Statements abzugeben wie: „Die Wissenschaft hat die Evolution bewiesen, damit wird alles religiöse ausgeschlossen. Punkt. Wenn Ihr weiterhin religös seid, seid ihr halt Religioten“.

    Derartige Statements helfen v.a. den Kreationisten.

    Es bringt viel mehr (so meine eigene Erfahrung), wenn ein Bischof gemeinsam mit einem Wissenschaftler auftritt und sagt: „Kreationismus hat nicht nur nichts mit Naturwissenschaften zu tun (wie der Naturwissenschaftler ja weiß), sondern ist auch ein Angriff auf die moderne Religion“.

    Was sagen Sie einem Freund oder Verwandten, der zwar von der Wissenschaft fasziniert ist, aber halt doch ab und an mal Horoskop guckt, gelegentlich Homöopathiekügelchen schluckt oder sich mal mit Akupunktur behandeln lässt, weil ansonsten vielleicht nichts geholfen hat?

    Dass er ein kompletter, idiotischer Ignorant ist und Sie deshalb nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen? Oder versuchen Sie ihm klar zu machen, dass das was er da ausprobiert, zumindest nichts mit Wissenschaft zu tun hat?

    Letztes durchzuhalten ist viel anstrengender, man eckt viel öfters an (z.B. bei Ihnen), man bekommt von beiden Seiten was ausgeteilt etc., als sich bequem hinter einer einfachen Einstellung zurückzuziehen bzw. diese hinauszubellen, in der Art dass man ja nur noch von lauter Eseln umringt sei.

    Pardon, dass ich hier etwas emotional reagiere, und Sie können mir gerne alles mögliche unterstellen, aber nicht, dass ich dem Thema gegenüber ignorant sei. Gerade weil ich es eben nicht bin, bin ich nicht nur an Statements, sondern an Lösungswegen interessiert, die aber das Umfeld mit berücksichtigen müssen.

    Hierbei setze ich, wenn Sie so wollen, auf den schlichten Ansatz, klarzumachen, dass dies alles zumindest überhaupt nichts mit Wissenschaft zu tun hat. Es geht mir dabei auch darum, die Bedeutung der Wissenschaft zu stärken, nicht zu schwächen (das Standing der Wissenschaft in der Gesellschaft war schon mal deutlich besser). Viele andere Wege dazu helfen auch, Science Slams, klar, Comics (versuchen wir auch), Ausstellungen (mache ich seit langem), öffentliche Vorträge (halte ich hunderte, wie auch viele andere Kolleginnen und Kollegen), partizipative Projekte (soll ich da anfangen aufzuzählen?).

    Auf den Punkt gebracht (und auf Esoterik bezogen, um die es mir gar nicht so ging): Versuche nie hartgesottene Esoteriker, Kreationisten und Klimaleugner zu überzeugen, das funktioniert sowieso nicht, sondern kümmere dich lieber um die potenziell Verunsicherten, die zwar einen guten, manchmal auch unbewussten Bezug zur Wissenschaft haben, aber eben doch gerne mal ins Zweifeln kommen.

    Hierbei gilt es eine klare Linie zu zeigen und aufzuzeigen, was Wissenschaft ist, was sie leisten kann, und was ggf. auch nicht. Das bringt meiner Erfahrung nach viel mehr als reine Besserwissen-Statements.

    So, nun sagen Sie mir bitte nochmals, ich hätte keine Position oder sei indifferent. Dies muss ja nicht Ihre Position sein, aber sie ist eine, und glauben Sie mir, sie ist anstrengend und man eckt an, karrierefördernd ist sie auch nicht unbedingt, denn sie ist sehr zeitaufwendig.

    Schöne Grüße, Reinhold Leinfelder

  10. Hallo Herr Professor Leinfelder,

    haben Sie vielen Dank für Ihre engagierten Diskussionsbeiträge.

    Wenn ich Ihnen Unrecht getan haben sollte, entschuldige ich mich gerne dafür. Auf ihren verlinkten Lang-Artikel werden wir gerne nochmal in einem eigenen Blog-Beitrag hinweisen.

    Ich stimme Ihnen völlig zu, dass wir „mit ausschließlicher wissenschaftlicher „Rechthaberei“ bei den Anhängern von Esoterik und Paramedizin nicht weiterkommen bzw. das Gegenteil von dem erreichen, was unser Anliegen ist.

    Nun habe ich aber die Helmholtz Perspektiven als wissenschaftliche Fachzeitschrift wahrgenommen, die sich eben gerade nicht an „den Freund oder Verwandten“ beziehungsweise an esoterische oder paramedizinische „Endverbraucher“ oder an die von Ihnen beschriebenen „Wissenschaftsakzeptierenden, die dennoch abergläubisch sind“, richtet, sondern explizit an die akademische/wissenschaftliche Szene.

    An diese Leserschaft hätte ich mir einfach einen deutlichen Appell gewünscht, etwa in dem Sinne, den Sie oben skizzieren:

    „Entsprechende [pseudowissenschaftliche] Ausbildungen an Hochschulen [kann man] allerdings ggf. durchaus [verbieten].“

    Wenn indes die Publikationsbedingungen für den Beitrag gänzlich andere waren und die „Aufgabenstellung“ Esoterik gar nicht an Sie kommuniziert wurde, erscheint das Ganze natürlich in einem anderen Licht.

    Deshalb danke ich Ihnen für die Richtigstellung.

    << Versuche nie hartgesottene Esoteriker, Kreationisten und Klimaleugner zu überzeugen, das funktioniert sowieso nicht. << Das ist sicher richtig - und ist z.B. auch nicht primär das Ziel/die Absicht dieses Blogs. Wir halten es unter anderem auch für wichtig, die "Gleichgesinnten" in Sachen Skeptizismus/Aufklärung zu sammeln, zu vernetzen und auf dem Laufenden zu halten - parallel zu den Bemühungen, "die potenziell Verunsicherten" zu informieren, und anderen Aktivitäten, die mehr nach außen gerichtet sind. Insofern haben Sie natürlich Recht, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Aufgaben gibt, die mit unterschiedlichen Strategien und Ansatzpunkten für unterschiedliche Zielgruppen verfolgt werden müssen, und es war nicht meine Absicht, Ihnen das Gefühl zu geben, dass Sie hier "von den eigenen Leuten was drübergedroschen" bekommen. Ich würde mich freuen, wenn wir einander gewogen bleiben und uns gelegentlich austauschen und ggf. gegenseitig unterstützen. Beste Grüße und alles Gute für Ihre Arbeit!

  11. Vielen Dank für Ihren Post. Klar bleibe ich der GWUP gewogen, ist ja ne tolle Arbeit, die dort gemacht wird.

    Und Ihren Punkt, dass das Helmholtz-Journal weniger für die Breite, sondern sich eher an die wissenschaftliche Szene wendet, ist natürlich richtig. Das hab ich zu wenig reflektiert, als ich da angefragt wurde. Vielleicht lesen nun ja manche hier meinen Langartikel.

    Gefällt vielleicht auch nicht jedem, ist aber, so hoffe ich zumindest, ein klarer Standpunkt, über den mann gerne diskutieren kann.

    Beste Grüße, und Grüße an GWUP und Fans der GWUP.

  12. @Trixi:

    Die zur Abstimmung gestellte „is this … or has “ -Frage, die man nur mit „Yes“ oder „No“ beantworten kann, bringt mich schon sehr ins Grübeln – zumindest was die Aussagefähigkeit von semistrukturierten Interviews betrifft ^^

  13. Den Standpunkt von Herrn Professor Leinfelder, kann ich in soweit nachvollziehen, daß es wirklich (fast) unmöglich ist, eingefleischte „Gläubige“ mit rationalen Argumenten zur Vernunft zu bringen; dafür bedarf es eher einer „De-Programmierung“.
    Ein Glaube fußt mehr auf Emotionalität als auf Rationalität und wie es halt so ist, ist meist die „Ratio die Hure der Emotio“…um „tief Gläubige“ zu wecken, bedarf es einer großen Portion „Emotionaler Intelligenz“ – ich will das nicht den Wissenschaftlern absprechen, aber oftmals vertreten sie ihren Standpunkt vehement, weil sie – zu recht – davon überzeugt sind, daß es das Richtige ist.
    Aber bei den „Überzeugten“ wird man da nur auf Widerstand stoßen; diese haben sich für alle Eventualitäten schon (irrationale) Antworten parat gelegt.

  14. …wenn ich schreibe „tief Gläubige zu wecken“, so meine ich auch, daß es eine Art Trance/Hypnose ist…eine „Einschienenbahn“, wobei das Leben auf vielen Gleisen sich bewegt…
    „Dogmen“ sind der falsche Weg – die Evolution kennt auch kein „Dogma“, freilich, sie hat ihre (Natur)Gesetze, aber sie ist frei in der „Schöpfung“, alles, was nicht den Naturgesetzen widerspricht, ist möglich.
    Menschliche Dogmen, sind immer nicht ganz richtig, da wir die wahre Natur des Universums immer noch nicht kennen, also können wir keine absolute Wahrheiten aufstellen…

  15. …absolute Wahrheiten, werden wir niemals aufstellen können, da wir nur systemimmanente Wahrheiten aufstellen können – letztlich sind wir „nur“ ein Teil des Systems, das wir beschreiben wollen…
    und jetzt kommt wieder…tadaaa…die Heisenbersche Unschärferelation ;-)
    Da wir ein Teil des Systems sind, beeinflussen wir auch die Messungen, die uns etwas über die Natur des Systems sagen können – vielleicht ist das das Geheimnis der „spukhaften“ Quantenphysik (in Anlehnung an ein Zitat von Albert Einstein ;-))

  16. …um meine Gedanken hier abzuschließen ;-)…
    Ein „Gott“ wäre die Lösung – er stünde außerhalb des zu untersuchenden Systems und könnte uns durch „Propheten“ mitteilen, was „Sache“ ist…aber nach eingehender Prüfung aktueller „Propheten“ labern die größtenteils – wenn nicht alle – nur Mist und wollen ihren Geldbeutel füllen, aber wer sagt, daß es früher anders war…und das man nicht alles für bare Münze nehmen kann, was in der Bibel steht, dafür sprechen auch einige Beispiele:
    http://www.bibelzitate.de/wsidb.html
    …aber wem erzähle ich das ;-)

  17. @ Reinhold Leinfelder

    Ich wollte Sie nicht persönlich angreifen – das war nicht meine Absicht.

    Gekürzte Artikel sind immer so eine Sache und vermitteln dann oft einen schiefen Eindruck.

    Sollte ich Sie deshalb missverstanden haben, möchte ich mich entschuldigen.

    Auch bei mir ist das Thema aufgrund eigener Erfahrungen (als Angehöriger eines Geschädigten) emotional besetzt.
    Es geht mir darum, dass selbst in der „akademischen Welt“ vieles an gefährlichem Humbug salonfähig geworden ist und der universitäre Lehrbereich von Esoterikern und Pseudowissenschaftlern unterwandert wird.

    Bsp.: Traunstein, Viadrina-Uni Frankfurt a. d. Oder (sponsored by Heel u. a.)

    Und es gibt keinen Aufschrei der Fachgesellschaften, des Wissenschaftsbetriebes; im Gegenteil: viele Akademiker machen mit und sind auf diesen Zug mit aufgesprungen, weil es lukrativ ist.

    Der Markt/das Geschäft boomt.

    Mediziner, Zahnmediziner, Biologen unterstützen z. B. aktiv Scharlatane wie den brasilianischen „Geistheiler“ Joao de Deus, der bei Massenveranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Millionen abzockt.

    Das alles ist bekannt, und es wird nichts dagegen unternommen geschweige denn den Herren Doktoren die Zulassung entzogen.

    Die Problematik/das Thema wird sehr unterschätzt bzw. nicht ernst genug genommen.

    Es geht mir hier nicht um „Kinkerlitzchen“ wie Horoskope, manchmal Globuli einwerfen, Klangschalen und Sternzeichen, sondern um nachgewiesene bewusste gesundheitliche Schädigung unwissender, gutgläubiger Kranker, die zudem noch finanziell ausgenommen werden wie die Weihnachtsgänse (ärztliche Privathonorare für nicht anerkannte Pseudotherapien, Verkauf von völlig wirkungslosen Esoterik-Utensilien u. a.).

    Selbst bei eingetretener Schädigung wird man von Behörden, Gerichten, Anwälten und Ärzten im Stich gelassen – es ist eine „rechtliche Grauzone“, denn es wird ja niemand dazu gezwungen; man kann ja „frei entscheiden“.

    Behörden, Gerichte, Anwälte und Ärzte wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen – also dann lieber gar nicht, bevor man sich Klagen und Rechtsstreitigkeiten einhandelt, die Zeit, Kraft und Nerven kosten.

    Mit Aufklärungsarbeit kann man nur die „Zweifler“ erreichen; „Gläubige“ sind resistent gegen rationale Argumente und Fakten.

    Wenn jeder vernünftige, denkende Mensch seine Meinung in seinem Umfeld immer wieder nachdrücklich vertritt, ist schon einiges gewonnen.

    Wie man das am besten macht, welche Strategie man verfolgt, hängt immer vom Gesprächspartner und den eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten ab.
    Da gibt es m. E. kein Patentrezept.

    Ich bin sehr froh, dass es GWUP als öffentliche Plattform und Diskussionsforum gibt – es ist notwendiger denn je …

  18. Lieber Herr Prof. Leinfelder,

    vielen Dank für die angeregte Diskussion und die Verlinkung auf die Originalarbeit, nach deren Lektüre ich meine (weiter oben geäußerte) Kritik zurückziehe!

  19. @ Reinhold Leinfelder

    Auch von mir vielen Dank für die Verlinkung auf Ihre Orginalarbeit.
    Ihre Intentionen und Sichtweisen werden dadurch viel klarer.

    Wenn ich Sie richtig verstanden habe, meinen Sie (grundsätzlich und vereinfacht ausgedrückt):
    Wissenschaft bzw. wissenschaftliche Erkenntnisse darf man nicht isoliert und abgehoben sehen und sollte sie nicht rechthaberisch vertreten, sondern auch Erfahrungswerte und persönliche Vorlieben als solche akzeptieren.
    Man sollte nicht erwarten, dass die Wissenschaft „alles richten“ könne und Grundsatzprobleme beseitigen/lösen und Zukunftsängste nehmen könne.
    Glaubensfragen sollte man als solche bezeichnen und nicht fälschlicherweise wissenschaftlich verbrämen – Toleranz höre dann auf, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse bewusst ignoriert werden und dadurch Schaden angerichtet würde (Bsp.: Impfgegner).

    Dem kann ich nur zustimmen.

    Hinzuzufügen wäre vielleicht noch folgender Aspekt:
    Die weit verbreitete Wissenschaftsfeindlichkeit und in der Folge die Flucht in die Esoterik/Spiritualität/Para-und Pseudomedizin rührt auch daher, weil so viel Missbrauch in der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse stattfindet.
    Nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse an sich sind „schlecht/böse“, sondern das, was daraus gemacht wird (Bsp.: Gentechnik – Monsanto).
    Und da wird dann nicht mehr unterschieden und alles in einen Topf geworfen.
    „Wissenschaft ist schlecht – ALLES Alternative ist gut“ – so die Grundhaltung. Kritik findet ausschließlich einseitig statt; auf dem „alternativen Auge“ ist man blind.

    Bsp.:
    „Krebstherapien sind abzulehnen, weil daran nur die Pharmaindustrie verdient“; ebenso sind „alle Impfungen Schweinereien“, aus dem selben Grund.
    Statt dessen schwört man auf Misteltherapien, hochdosierte Vitaminpräparate/Nahrungsergänzungsmittel und/oder Homöopathie – und dann wird es gefährlich: wenn das eine das andere ersetzen soll.
    Und es wird geflissentlich übersehen, dass das alles auch zum „alternativen“ Industriezweig geworden ist (ähnlich wie „Big Pharma“).
    „An allen gesundheitlichen Störungen sind nur die schädlichen Strahlungen durch Mobilfunk u. ä. schuld“ – es wird den Leuten eingeredet, sie wären „elektrosensibel, wissen es aber nur nicht“.
    „Man wird in den Medien nicht objektiv informiert und nur angelogen“ – folglich ist alles falsch, was man an Informationen vorgesetzt bekommt.
    Deshalb kann man bezweifeln, dass der Klimawandel hausgemacht ist, die Amis tatsächlich auf dem Mond gelandet sind und an Chemtrails, den Weltuntergang und „Engel als unsichtbare Helfer des Menschen“ glauben.
    usw. usw.

    Diese „Argumentationen“ habe ich so miterlebt – immer wieder; es ist kein Witz.
    Es werden Ängste geschürt/erzeugt und die verunsicherten Leute so weichgeklopft, bis sie alles unterschreiben (Einverständniserklärungen zu Pseudotherapien, Vollmachten) und kaufen (Esoterik-Utensilien).
    Das kommt einer Gehirnwäsche gleich – und am Ende steht immer ein lohnendes Geschäft.
    Inwieweit es sich um „Überzeugungstäter“ oder skrupellose Geschäftemacher handelt, sei dahingestellt – in den Folgen für die Betroffenen ist es auch unerheblich.

    Es wäre an der Zeit, dass sich Behörden und Gerichte endlich mit dieser Problematik beschäftigen – denn es sind keine Einzelfälle.
    Wissenschaftler und Mediziner sollten in den eigenen Reihen wachsam bleiben und „Kollegen auf Abwegen“ ansprechen und öffentliche Diskussionen anregen.

    Wie auch Sie das getan haben – danke …

    Anmerkung:
    Deutsches Ärzteblatt, 2003 (!); unwissenschaftliche, unseriöse Methoden in der Umweltmedizin:
    http://forum.csn-deutschland.de/viewtopic.php?t=1355

    Wehret den Anfängen ?!

  20. Wenn man die Langfassung des Leinfelder-Statements auf SciLogs liest, fragt man sich, was der Redaktion der Helmholtz-Perspektiven wohl durch den Kopf gegangen ist, den Beitrag dort unter die Überschrift „Wie soll die Wissenschaft mit Esoterikern umgehen?“ zu stellen und dann ausgerechnet die einschlägigen Passagen dazu aus dem Statement zu streichen.

    Vielleicht damit es besser in ein Pro&Contra-Format passt und ein (scheinbarer) Gegensatz zu Frau Offes Statement präsentiert werden kann?

    Ein unglückliches Pressehändchen.

  21. Vielen Dank an alle Kommentatoren, ja, da sind nun wohl doch beidseitig die Missverständnisse aufgeklärt. Ganz spezieller Dank auch an @Beobachter, auch für das Mitteilen persönlicher Erfahrungen. Ich teile Ihre Aussagen, so wie Sie nun dargestellt sind, ganz überwiegend. Und dass auch an Hochschulen und sonstigen Bildungsstätten mehr als Schräges zugelassen wird, sehe ich genauso und versuche mich dagegen einzusetzen, wo immer auch dies geht.
    Nur auch folgendes allerdings nor zur Klärung: es war mir klar, dass für die Helmholtz-Zeitschrift nur ein relativ kurzes Statement möglich war. Die Kürzungen meines eingereichten Langartikels wurden nicht etwa „hinter meinem Rücken“ vorgenommen, sondern wurden von mir freigegeben, in der Hoffnung, dass der Grundtenor des Beitrags trotz Kürzung bestehen bleiben würde (was zumindest bei der Leserschaft hier offensichtlich dann doch nicht so der Fall war).
    Also nun auf zum weiteren Auf- und Ausbau der Wissensgesellschaft ;)

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