gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Homöopathie: „Deutlich positive“ Ergebnisse mit Quanten?

| 3 Kommentare

Fortsetzung von Homöopathen und ihre Quanten

Bei Kritisch gedacht ist jetzt der zweite Teil eines Gastbeitrags von GWUP-Mitglied Dr. Philippe Leick zum Thema Homöopathie und schwache Quantentheorie erschienen:

Quantenphilosophie und verdünnte Argumentationsketten in der homöopathischen Fachliteratur“

Es geht darin um zwei Aufsätze in der Zeitschrift Homeopathy, die ein neues Studiendesign zur Testung homöopathischer Mittel vorschlagen.

Die Autoren erwarten „endlich“ deutlich positive Ergebnisse für die Homöopathie, wenn dabei die Besonderheiten der schwachen/verallgemeinerten Quantentheorie berücksichtigt werden.

Die Frage, die Leick sich nun stellt:

Man kann Almirantis‘ gut geschriebene Arbeit auch ohne Kenntnis der Quantenmechanik mit einigem Gewinn lesen. Sie bietet interessante Einsichten in die Denkweise der Homöopathie, für  Zyniker vielleicht auch einige schreiend komische Momente.

Aber haben wir es hier mit dem praktisch durchführbaren Vorschlag eines Experimentes zu tun, mit dem nichtlokale Erklärungsansätze der Homöopathie experimentell geprüft werden könnten?

Der Physiker verneint dies in seinem Fazit:

Dem Anspruch, die Verbindung zwischen schwacher Quantentheorie und Homöopathie  mit überprüfbaren Vorhersagen zu ergänzen und so die wissenschaftlichkeit des Ansatzes zu stärken, werden beide Vorschläge nicht gerecht. Sie sind zwar praktikabel und überprüfbar, aber bei näherer Betrachtung erweist sich ihre Verbindung zur Ausgangshypothese als ähnlich solide wie ein Kartenhaus.“

Auch in dem Wissenschaftsblog Quantenwelt findet sich ein aktueller Aufsatz zur schwachen Quantentheorie, der sich mit den diesbezüglichen Überzeugungen des Homöopathie-Proponenten Harald Walach auseinandersetzt.

Nach Auffassung des Autors Joachim Schulz „versagt“ Walachs Quantentheorie „auf mindestens drei Ebenen“:

Erstens geht sie von einem falschen Verständnis der Quantentheorie aus. Komplementäre Begriffe sind nicht einfach irgendwelche Gegensätze, sondern Größen, die über die Wellenstruktur von Quantenobjekten miteinander verknüpft und deshalb nicht unabhängig messbar sind. Statistische Korrelationen sind kein Zeichen für quantenmechanische Verschränkungen.

Zweitens macht die generalisierte Quantenmechanik, wie ihr Verfechter selbst zugibt, keinerlei überprüfbare Vorhersagen. Drittens erklärt sie keine existenten Phänomene.“

Zum Weiterlesen:

3 Kommentare

  1. Hier ein schönes Experiment…
    http://www.pro-physik.de/details/news/2512851/Einseitiger_Quantenspuk.html

    …meinem Kenntnisstand würde die „schwache Quantenphysik“ niemals die Bellsche Ungleichungen verletzen und wären somit nur „klassisch“ -> also per Definition keine quantenmechanische Effekte?

    Oder irre ich da ?;-)

  2. P.S.
    In dem Experiment wurde beschrieben, daß verschränkte Photonenpaare nicht einmal die „Bellschen Ungleichungen“ verletzen mußten…nun ist die Frage, ob die Ergebnisse klassisch sind und nicht quantenmechanisch…zumal die „spukhafte Fernwirkung“ nur einseitig ist.

    Wir sind noch am Anfang der Forschung … aber eines ist sicher, wir dürfen das Wort „Spuk“ in Zusammenhang mit der „Quantenphysik“ nicht so wörtlich nehmen…auch wenn das Zitat von „Einstein“ stammt ;-)

    Was die klassische Physik für das 19./20. Jahrhundert bedeutet, ist die Quantenphysik für das 21. Jahrhundert.

    Aber diese „neue“ Physik für (angeblich) „unerklärliche“ Phänomene zu missbrauchen ist „unredlich“…

  3. @Ralf:

    Der mathematische Formalismus der schwachen/verallgemeinerten Quantentheorie ist so allgemein, dass er auf jeden Fall auch Situationen mit Verletzung „verallgemeinerter“ Bell’scher Ungleichungen beschreiben kann.

    Was fehlt, ist der Weg hin zu einem konkreten Problem (ob aus Physik, Komplementärmedizin oder Psychologie ist erstmal egal), also das Eingrenzen mit Hilfe von Randbedingungen und plausiblen Annahmen…

    Das Verlinkte Experiment ist tatsächlich sehr interessant, bei Gelegenheit muss ich mal genauer hinschauen.

    In der Quantenmechanik gibt es aber Situationen (s. Aspect-Experimente) mit klarer Nichteinhaltung der Bell’schen Ungleichung.

    PS: Ich würde die klassische Physik ins 19. Jahrhundert einordnen (Höhepunkte waren Thermodynamik und ihr Entstehen aus der statistischen Mechanik sowie natürlich Elektrodynamik mit den Maxwell-Gleichungen) und die Quantenmechanik ins 20. Jahrhundert (Planck 1900, Einstein 1905, Schrödinger-Gleichung 1926, Dirac-Gl. 1928, EPR 1935…).

    Das 21. ist noch zu neu, und wede die klassische noch die Quantenphysik sind schon am Ende angekommen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.