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Pseudomedizin: Ach so, die Leute wollen das halt …

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Bei der Goldenen-Brett-Verleihung 2012 nahm die Wiener Psychiaterin und Psychoanalytikerin Bettina Reiter den Hauptpreis für Prof. Harald Walach entgegen.

Am vergangenen Wochenende hat sie im Standard eine gereizte Gegenrede an eine „selbstgewisse uninformierte Skeptikermannschaft“ verfasst, die „jeden Quatsch nachbetet [und] mit dem Epitheton ,kritisch‘ versieht“.

Reiters Anwürfe sind ebenso vorhersehbar wie unoriginell und zum Teil schon in unserem Artikel „Das Goldene Brett 2012: And the Winner is …“ beantwortet worden.

Nichtsdestotrotz hat GWUP-Vorstandsmitglied Dr. Florian Aigner in seinem Blog naklar.at eine Replik verfasst mit der Überschrift „Esoterische Wehleidigkeit“.

Ein Auszug:

So hoch man Frau Reiter aber ihre Courage anrechnen muss, persönlich zu so einer Preisverleihung zu erscheinen, so befremdlich sind die Aussagen in ihrem Zeitungskommentar.

Ihr Argument für unwissenschaftliche Alternativmedizin ist: Die Leute wollen das so. 50 Prozent der europäischen Bevölkerung nutzen Komplementärmedizin.

Diese Aussage ist ungefähr so solide wie die Behauptung, die klügsten Fernsehsendungen hätten die besten Einschaltquoten, oder die besten Politiker seien die, die sich die größten Zeitungsinserate leisten können.

Bettina Reiter behauptet, Walach sei in Kritik geraten, weil er sich mit ungewöhnlichen Fragestellungen beschäftigt. Das stimmt natürlich nicht: Die GWUP beschäftigt sich schließlich – wie ihr Name schon sagt – auch selbst mit Parawissenschaften.

Daran gibt es nichts auszusetzen, das ist sogar gesellschaftlich nötig. Behauptungen über übernatürliche Phänomene lassen sich wissenschaftlich sauber untersuchen.

Wie bereits in vergangenen Jahren führte die GWUP auch diesen Sommer wieder die sogenannten „Psi-Tests“ durch, vier Kandidaten ließen ihre angeblich übernatürlichen Fähigkeiten untersuchen. Ein erfolgreicher Test würde zehntausend Euro und die Chance auf eine Million Dollar der James-Randi-Foundation in den USA bringen.

Freilich gingen auch diesmal alle Tests wieder negativ aus – das Geld ist noch immer da.“

Zu Reiters absurder Verteidigung der österreichischen Ärztekammer (einer der drei Finalisten beim „Goldenen Brett“) bezieht auch Video-Blogger Jörg Wipplinger Stellung:

Zum Weiterlesen:

  • Esoterische Wehleidigkeit, naklar.at am 29. Oktober 2012
  • Das Goldene Brett uncut/Leserkommentar vom 25. Oktober 2012
  • Grenzenlose Scharlatane, die wahrheit am 30. Oktober 2012
  • Abrechnung mit den weißen Kügelchen, Der Westen am 30. Oktober 2012

6 Kommentare

  1. Mir ist fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen, als ich gelesen hab, dass Frau Reiter die Druckfahnen zum Kozyrev-Spiegel-Artikel, basierend auf die Masterarbeit, als methodisch und inhaltlich sauber einschätzt.

    Ich gehe mal davon aus, dass die Beiträge (Masterarbeit und Artikel) sehr ähnlich sind. Mit Entsetzen muss man also feststellen, dass sie die Kritik nicht reflektieren kann. Unglaublich. Eine Spitze sei mir erlaubt: Als Psychoanalytikerin ist sie ja gewohnt unbewiesene Glaubenssätze als wahr zu akzeptieren ;-)Da ist die Homöopathie nahe dran. Naja, Gott sei Dank gibt es Spielregeln in der Wissenschaft, die Selbsttäuschung und Inkompetenz erkennbar machen.

    Der letzte Beweise für fortgeschrittenen Realitätsverlust oder Realitätsleugnung ist die Aussage, die GWUP „…hat anscheinend erfolgreich die Brandenburgische Hochschulstrukturkommisssion infiltriert, so sehr sind hier alle einer Meinung“.

    Klar, alle Kritiker können nur falsch liegen und von der GWUP beeinflusst werden. Liebe Frau Reiter, Verschwörungstheorien sind Ihre Erklärung für die klare Aussagen der Hochschulstrukturkommission? Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es lustig.

    Ihr Auftritt bei der Verleihung fand ich noch okay, aber der unreflektierte Artikel ist nur noch peinlich.

    Schöne Grüße an die Speerspitze der Aufklärung ;-)

  2. Wieso braucht Frau Reiter eigentlich Druckfahnen, wenn sie mit dem Kozyrev Spiegel methodisch sauber in die Zukunft schauen kann? Das wär doch das perfekte papierlose Büro. Und ihren review schickt sie quantenverschränkt (erhöht die Sicherheit) zurück an die Redaktion.

  3. Das ist wie mit den Tatorten, die wollen die Leute anscheinend auch.
    Die Verteidigung von Frau Reiter muss sein, denn wenn Homöopathie Placebo ist, geht’s nicht anders – wenn Placebos Effekte ja nun mal so funktionieren. Ist ja auch böse von GWUP, den schönen Effekt immer wieder kaputt machen zu wollen. Wo es doch so gut läuft. Man müsste sich ja wieder ganz neue Geschichten ausdenken.

  4. „Die Leute wollen es halt!“

    Das ist das mit weitem Abstand fadenscheinigste Argument, dass die Alternativheiler zu bieten haben – und mittlerweile auch das einzige.

    Zu erledigen ist es mit einem Zitat von Schopenhauer:

    „Es giebt keine noch so absurde Meinung,
    die die Menschen nicht leicht zu der ihrigen machten,
    sobald man es dahin gebracht hat sie zu überreden,
    dass solche allgemein angenommen sei.“

    Die Nachfrage alternativheilerischer Verfahren ist ein Ergebnis von Manipulation und Suggestion der Hilfesuchenden, simplen Denkfehlern und falsch interpretierten biologischen Phänomenen.

  5. @ excanwahn
    Könnte es sein, dass Sie etwas falsch verstanden (oder nicht richtig gelesen haben ;-))?
    Der Tatort rangiert schon hinter der Homöopathie, wenn auch nicht sehr viel weiter hinten.
    Der vermeintliche Erfolg scheint ja recht zu geben – wenn man von den Umsätzen ausgeht.
    Man sollte sich vielleicht mal Gedanken machen, welche Bedürfnisse das sind, die dieser Gläubigkeit Nahrung geben.

  6. Also, Herr M., ich hatte schon den Eindruck, dass sich die Überschrift des Artikels auf die ständig repertierte Sentenz der CAM-Szene bezog. Deshalb mein Hinweis, dass speziell solche Überzeugungen, die der eigentlich unverständlichen Nachfrage nach Pseudo-Heilverfahren zugrunde liegen, nicht das Ergebnis der Pseudoheilverfahren sind, sondern das Ergebnis von Manipulation und Denkfaulheit.

    Sollte ich da etwas falsch verstanden haben, haben Sie jetzt wenigsten meine Meinung hier herumstehen; wenn auch Anlasslos.

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