Zufällig entdeckt:
Ein Gefühl von Heilung“
in der Süddeutschen Zeitung vom 1. November 2009.
Der Arzt und Medizinjournalist Dr. Werner Bartens beschreibt darin den ewigen Widerstreit zwischen Studienlage und „persönlicher Erfahrung“.
Eine Auszüge:
Ich habe doch gemerkt, dass es wirkt.“
Dies ist wohl der häufigste Satz, den Ärzte, Forscher und Medizinjournalisten hören, wenn sie sagen oder schreiben, dass ein Mittel oder eine Methode nicht hilft. Wer am eigenen Leib erfährt, dass es ihm besser geht, seit er die neue Wunderpille, die Kügelchen oder den Saft schluckt, pfeift oft auf Erkenntnisse der Wissenschaft. […]
Heute untersuchen Ärzte in aufwendigen Tests, was hilft, nutzt und wirkt. Randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie heißt das Wortungetüm, das die Methode beschreibt. Möglichst ähnlich Kranke oder Gesunde werden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt, und weder Arzt noch Patient wissen, welche Gruppe den zu testenden Wirkstoff oder ein Scheinmedikament erhält.
Ist die Gruppe groß genug und die Methodik sauber, lässt sich erst dann eine Wirkung ableiten, wenn die Teilnehmer in der Wirkstoffgruppe stärker reagieren als die der Placebogruppe. Ergebnisse aus solchen Studien beeinflussen medizinische Laien aber kaum darin, wie sie Risiken wahrnehmen. […]
Obgleich Forscher seit Jahrhunderten versuchen, Ergebnisse zu objektivieren, wiegt in Gesundheitsfragen die persönliche Erfahrung fast immer schwerer als die Beweislage. Egal, ob es um Früherkennung auf Krebs, Impfungen, homöopathische Pülverchen, Akupunktur oder esoterische Verfahren geht – die eigene Anschauung übertrumpft Sachargumente.
Der vermutete Erfolg steigt mit dem eigenen Einsatz: Wenn man sich anstrengt und womöglich hohe Kosten auf sich nimmt, muss die Wirkung größer sein. Placeboforscher wissen, dass teure Mittel besser wirken als billige – auch wenn in beiden Traubenzucker ist. […]
Ist der Glaube an die Wirkung ausgeprägt, lässt man sich ungern ernüchtern.
„Ich wünsche dem Autor von Herzen, dass er ein einziges Mal so vom Juckreiz geplagt wird, dass er nachts keine Ruhe findet und statt dessen blutig zerkratzt dem Morgen entgegendämmert“, schrieb ein Leser, nachdem in der SZ auf die dürftige Studienlage zur Creme gegen Neurodermitis und Schuppenflechte hingewiesen wurde.
Es geht nicht darum, liebgewonnene Weltbilder zu zerstören. Aber es ist aufrichtiger, Hoffnungen zu enttäuschen als falsche Gewissheiten zu verbreiten.“
Zum Weiterlesen:
- Ein Gefühl von Heilung: „Bei mir wirkt es aber“, Süddeutsche Zeitung vom 1. November 2009
- Warum Homöopathie zu wirken scheint, GWUP-Blog am 9. Oktober 2011
- Wer heilt, hat recht? GWUP-Blog am 31. August 2010
28. Februar 2012 um 14:16
Genau diese Problem habe ich ebenfalls mit Bekannten die eben u.a das Argument bringen, dass es ihnen persönlich hilft. Wenn ich jedoch sage, dass es mir nicht hilft, dann wird nicht die Arznei kritsich betrachtet, sondern ich. Das finde ich echt nicht fair.
Die Tatsache, dass Diskussionen mit Homöopathieanhängern in meinem Umfeld immer sehr feindseelig sind, liegt wohl an meiner kritischen Denkweise zu diesem Thema. Dabei möchte ich doch nur einfache Antworten auf meine einfachen Fragen, z.b.: Warum leugnest Du bewiesene bzw nicht widerlegte physikalische Gesetze und stürtzt Dich im nächsten Satz auf Quantenmechanik? Diese Fragen führen meistens schon zu Beleidigungen..
Vielleicht bin ich mit meiner Denkweise hier besser aufgehoben.
28. Februar 2012 um 15:47
> Die Tatsache, dass Diskussionen mit Homöopathieanhängern in
> meinem Umfeld immer sehr feindseelig sind, liegt wohl an
> meiner kritischen Denkweise zu diesem Thema.
Vermutlich nicht, denn dieses Muster wiederholt sich (ja, ja: gefühlt…) zu oft, um noch als zufällig zu gelten. Es liegt IMHO vielmehr daran, dass Homöo-Gläubige bereits eine verzerrte Sicht haben. Einerseits will ja keiner zugeben, viel Geld, Zeit und Emotionen für etwas Unsinniges eingesetzt zu haben – Stichwort „kognitive Dissonanz“. Andererseits spielt da die Rhetorik der „Heiler“ eine große Rolle – da geht es erstens um eine Verschwörung (Wir [Heiler und Gläubige] sind die Guten, der Rest der Welt dagegen die Bösen, Materialisten, Mechaniker, alle im Sold der Pharmaindustrie usw.). Eine Verschwörungskonstruktion ist per se mit logischen Mitteln nicht angreifbar, da sie nach außen per Metakonstrukte bewehrt ist (siehe Bi*l*f*ld). Zweitens wird – damit zusammenhängend – eine Belagerungs-Situation induziert, „auch Du, Brutus“, „warte nur ab“… – für die Huschiwuschi-Gläubigen sind wir die Fehlgeleiteten.
Da helfen keine Argumente und die Homöo-Jünger fühlen sich in ihrer feinstofflichen, astralen, auralen Struktur bedroht durch uns stümperhafte, mit Fakten handelte Materialisten, die nix merken…
29. Februar 2012 um 09:31
„Warum leugnest Du bewiesene bzw nicht widerlegte physikalische Gesetze und stürtzt Dich im nächsten Satz auf Quantenmechanik?“
Trefflich. Das muss ich mir merken! ;-)
29. Februar 2012 um 10:35
Ich würde sagen, besser kann man es nicht auf den Punkt bringen Dalek.
Was allerdings den Part der Verschwörungstheorie angeht, will mir einfach nicht in den Kopf hinein, dass der selbe Mensch, der sich der Homöo verschrieben hat und genau die Eigenschaften erfüllt, die hier angesprochen werden, jemanden belächelt, der erhebliche Zweifel and der Mondlandung hat oder in sonst einer Forrm an Verschwörungen glaubt. Dann kommen aufeinmal sachliche und kluge Argumente, mit kritischer Distanz und allem drum und dran.
Da frag ich mich schon wie eine sonst kritische Denkweise zu einem bestimmten Thema (nämlich Homöo) derart abgestellt werden kann.
1. März 2012 um 22:31
Das Thema Umgang mit Homöopathie-Anhängern finde ich generell wichtig und auch einer ausführlicheren Behandlung im SKEPTIKER für würdig. Denn: Was nützt die ganze rationale Aufklärung, wenn sie an den Gefühlen der Menschen abperlt wie an einer eingefetteten Ente? Vielleicht bin ich auch deshalb skeptisch gegenüber Spektakeln wie der 10:23-Aktion. Das ist vielleicht was für die Presse, aber die Leute, die vermeintlich positive Erfahrungen mit Homö gemacht haben, werden dadurch vermutlich hauptsächlich in ihrer Meinung bestärkt: „Die haben doch keine Ahnung und die Homöopathie überhaupt nicht verstanden!“
Es wäre doch die Frage: Welche Wege können dem normalen Menschen eröffnet werden, um ins Nachdenken zu kommen, um schließlich selbst herauszufinden, was es mit Homö wirklich auf sich hat?
Für mich selbst war es so: Ich war auch beim Homöopathen, hatte auch den Eindruck, dass mir dort geholfen wurde, dann bei einer weiteren Behandlung mal wieder nicht. Meine Neugier war irgendwie geweckt und ich wollte mehr über die Wirkprinzipien herausfinden. Dann kam ich auf die Zeitschrift SKEPTIKER und las und las… und begann zu verstehen, usw.
Heute bin ich in einer verwandtschaftlichen und bekanntschaftlichen Umgebung, in der gefühlte 95% der Leute der Homöopathie zumindest positiv gegenüberstehen bis hin zu ausgesprochenen Anhängern ein richtiger Exot. Und muss damit zurechtkommen. Aber auch umgekehrt.
Ich kann es mir aber auch nicht leisten, permanent als Besserwisser, Ungläubiger und penetranter Miesmacher aufzutreten. Es ist nicht leicht…
1. März 2012 um 23:14
@Dalek
hervorragender Kommentar…da merkt man wieder, welch ein kleines Licht man ist…jetzt bin ich traurig.
6. März 2012 um 14:59
@Markus Grimm
Normalerweise gefällt mir der Begriff „Besserwisser“ auch nicht sonderlich. Aber in diesem Punkt finde ich diesen Begriff sehr positiv. Für den wirklich überzeugten Anhänger der Homöo muss sich alles dem weltbild unterordnen.
Jetzt mal ehrlich: Wenn mein Bekannter sich kritisch mit den ganzen naturwissenschaftlichen Fakten und den physikalischen Gesetzen sowie den unzähligen Widersprüchen innerhalb der Homöo ernsthaft auseinander setzen würde (und er könnte das intellektuell), dann wäre seine lebenslange Überzeugung aufeinmal dahin. Das geht nicht. Und wenn er von mir auf einige Ungereimtheiten hingewiesen wird, dann wird auf meist sehr herablassende Weise das Weltbild verteidigt, aber nicht erklärt. Als ob er eine höhere Wahrheit kennt, fast wie die Illuminaten.
Wenn Du also wegen Deiner Ausführungen als Besserwisser beleidigt wirst, dann liegt es wohl daran, dass Du zu diesem Thema mehr weißt als die Anhänger der Homöo. Oder warum kommt keine vernünftige Argumentation?
10. März 2012 um 18:53
Wunsch nach Idealem: Interessant ist ja dass Homöopathie (oder andere ‚Naturheilverfahren‘) idealisiert werden, während die – ja auch kritisierbare sog. Schulmedizin (seltsam widersinnige Unterscheidung*) eben nicht sinnvoll und angemessen kritisiert wird, sondern eher verdammt wird. Die Grenzen von Heilung insgesamt – Wunder sind nun mal nicht machbar, sondern jeder med. Fortschritt das Ergebnis langjähriger (und teurer) Forschung – werden den Verfahren angekreidet. Ebenso wie Diagnosefehler: DIE ‚Schulmedizin‘ konnte mir nicht helfen, also muss etwas ganz Anderes her. Aber wenn ich wirklich schwer erkrankt bin, hilft eben auch kein Geistheiler o.ä.
*im Übrigen orientieren sich auch Alternativheilverfahren letztlich an modernen med. Erkenntnissen, auch diese Verfahren haben sich mit der modernen Medizin weiterentwickelt – sozusagen in deren Windschatten.
Das Eigenartige ist, dass man glaubt, es beispielsweise besser sein müsste, wenn man Weidenrinden auskocht statt eine Aspirin zu nehmen – die besser dosierbar und bequemer ist, und auch nicht mehr/andere Nebenwirkungen hat. Es werden Wirkungen antizipiert, die nicht vorhanden sind, weil man von der Behandlung simpler Infekte auf anderes zu schließen können glaubt und Nebenwirkungen einfach ignoriert. Eigentlich wird nach einer Art Beseelung gesucht – gefunden wird eher Wirklichkeitsflucht.
12. März 2012 um 18:08
Zitat
„Ein Gefühl von Heilung”
in der Süddeutschen Zeitung vom 1. November 2009.
Zitat-Ende
…das habe ich auch, wenn ich mir den Finger einklemme, weil ich Zahnschmerzen habe…;-)
19. Juli 2012 um 11:22
Das „Totschlagargument“ einer Bekannten von mir, die trotz ausreichender Bildung überzeugt ist, dass Homöopathie und Schüsslersalze gleichberechtigt neben erwiesenermaßen wirksamen Medikamenten stehen, ist: „Wer heilt, hat Recht.“
Und damit ist sie unter vielen anderen „Bildungsbürgern“, die ich so kenne, nicht die einzige.
Was will man da sagen?
Selbst meine eigenen Erfahrungen mit Homöopathie (Jaja, ich war jung und verzweifelt … aber: Es wirkte natürlich nicht.) und die Frage nach Beweisen der Wirksamkeit werden damit einfach niedergetrampelt.
Schön auch, dass Homöopathieanhänger null Humor zu haben scheinen … als ich im Abstand von etlichen Wochen zwei Cartoons zum Thema Unwirksamkeit bzw. Absurdität von Homöopathie auf meine Facebook-Seite stellte, wurde ich gefragt, weshalb ich denn einen „Kreuzzug gegen Homöopathie“ führen würde … Nach zwei Cartoons!!!
Ich befürchte, bei sehr vielen Menschen ist da leider Hopfen und Malz verloren … So auch bei einer Nachbarin, die den gerade mal zwei Monate alten Sohn mit Globuli füttert und auf die kalte Gerätemedizin schimpft – ohne die allerdings weder sie noch das Kind noch am Leben wären!!! (Dieses Argument, vom eigenen Mann gebracht, zählt ebenfalls nicht.)
Irgendwie gut zu wissen, dass es dennoch Menschen gibt, die den Kampf gegen die Dummheit, Ignoranz und Volksverarschung noch nicht aufgegeben haben. Ich schließe mich Euch hiermit offiziell an!
19. Juli 2012 um 12:52
@Elke: Willkommen!
Vielleicht hilft’s ja in der einen oder anderen Diskussion:
http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Wer_heilt_hat_Recht
https://blog.gwup.net/2010/02/25/wer-heilt-hat-recht-falsch/
https://blog.gwup.net/2010/08/31/wer-heilt-hat-recht/
https://blog.gwup.net/2010/09/09/wer-heilt-hat-recht-2/
https://blog.gwup.net/2011/10/09/warum-homoopathie-wirkt/
19. Juli 2012 um 13:34
@Bernd: Vielen Dank!!!
Da werde ich mich mal durcharbeiten … ;-)
Bei einigen hartnäckigen Homöopathie-Befürwortern wird es sicher für jegliche Diskussion zu spät sein, und mit manchen (z. B. der eigenen Schwester) scheue ich ehrlich gesagt die Diskussion, aber der ein oder die andere Wankelmütige wird vielleicht noch zu überzeugen sein.
Herzliche Grüße
Elke
19. Juli 2012 um 13:52
@Elke: Klingt nach einem realistischen Ansatz, ja.
19. Juli 2012 um 14:05
Oh, grade gelesen …
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/homoeopathie-gegen-krebs-wie-ein-medizin-preis-verwirrung-stiftet-a-844966.html
Das heizt die Diskussion sicher weiter an …
29. August 2012 um 16:11
Liebe kluge Skeptiker! So gern, wie ich rationalen Erklärungen folge und Aberglauben belächeln kann, aber ich denke wirklich nicht, dass ich mir die erstaunlich verlässliche Wirkung des homöopathischen Beruhigungsmittels „Neurexan“ nur einbilde.
Ich war anfangs sogar ziemlich enttäuscht, als ich in der Apotheke erfuhr, dass das „nur“ ein homöopathisches Medikament ist. Da hatte ich nämlich auch mal ein für mich völlig wirkungsloses gegen Rückenschmerzen ausprobiert. Aber diesmal war es ganz anders.
Ich leide mitunter nachs ehr langen Arbeitstagen unter starker, sehr unangenehmer innerer Unruhe, die ich bislang allein durch Spaziergänge und Baldrian bekämpfen konnte, was nicht immer gelang. Und nun legte sich wenige Minuten, nachdem ich die Pille unter der Zunge zergehen ließ, diese inneres Raserei vollkommen. Wie soll ich da glauben, dass das Schwindel ist?
Ich bin jedenfalls absolut sicher, dass ich mir die Wirkung nicht einbilde. Dazu ist sie einfach zu deutlich, schon nach fünf Minuten. Das Zeug ist einfach gut.
Ich frage mich, warum man etwas, was Menschen hilft, unbedingt als Scharlatanerie enttarnen muss? Nur, weil man es nicht verstehen kann?
29. August 2012 um 17:24
@Hallo Herr Rawel, haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar.
„aber ich denke wirklich nicht, dass ich mir die erstaunlich verlässliche Wirkung des homöopathischen Beruhigungsmittels “Neurexan” nur einbilde.“
Ganz sicher nicht. Placeboeffekte sind keine Einbildung, das behaupten wir auch nirgendwo:
http://www.gwup.org/infos/themen-nach-gebiet/77-cam/333-homeopathie-erfolge-nur-placeboeffekt
http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/placeboeffekt-kein-hirngespinst-11027602.html
„Und nun legte sich wenige Minuten, nachdem ich die Pille unter der Zunge zergehen ließ, diese inneres Raserei vollkommen. Wie soll ich da glauben, dass das Schwindel ist?“
a) Noch einmal: Placebo-Effekte sind kein „Schwindel“:
https://blog.gwup.net/2011/05/22/themenband-placebo/
„Dazu ist sie einfach zu deutlich, schon nach fünf Minuten.“
b) Damit beschreiben Sie im Grunde selbst den besten Beweis dafür, dass es sich um einen Placebo-Effekt handelt, denn die Verstoffwechselung eines „echten“ Wirkstoffs dauert deutlich länger als fünf Minuten.
„Ich frage mich, warum man etwas, was Menschen hilft, unbedingt als Scharlatanerie enttarnen muss?“
Weil es eben *nicht* hilft:
https://blog.gwup.net/2010/02/25/wer-heilt-hat-recht-falsch/
https://blog.gwup.net/2010/08/31/wer-heilt-hat-recht/
„Nur, weil man es nicht verstehen kann?“
Im Gegenteil, wir wissen und verstehen sehr gut, dass und warum Homöopathie nicht wirkt bzw. wie ihre angeblichen Heilerfolge zustande kommen – einen entsprechenden Beitrag dazu haben Sie bereits gelesen.
„unbedingt als Scharlatanerie enttarnen muss?“
Dafür gibt es viele gute Gründe, die wir zum Beispiel hier skizzieren:
https://blog.gwup.net/2012/07/07/kopfschmerzen-durch-schokolade-der-nocebo-effekt/
https://blog.gwup.net/2011/09/06/neue-heilkunst-vorwarts-in-die-vergangenheit/
https://blog.gwup.net/2011/02/03/medizin-ohne-geistige-umweltverschmutzung/
29. August 2012 um 18:51
Frank, Neurexan ist ein Komplexmittel (mehrere homöopathische Zubereitungen gemischt, ist also allein von daher schon keine klassische Homöopathie), und einige Bestandteile (Passionsblumenauszug und Haferauszug) sind nur D2 (1:100) verdünnt. In diesen Tabletten ist also richtig Wirkstoff drin. Kein kluger (und vermutlich noch nicht einmal ein dummer) Skeptiker bezweifelt, dass Tabletten, die tatsächlich Wirkstoff enthalten, wirken können.
29. August 2012 um 19:07
@trixi
Tatsache, das mit den fünf Minuten hatte ich total überlesen, und Du hast Recht, das kann natürlich nicht sein.
29. August 2012 um 19:11
Das hab ich auch schon mal erlebt. Neue Kopfwegtablette genommen, sofort besser gefühlt, Arzt davon vorgeschwärmt, nur weises Lächeln geerntet: Wirkung einer Schmerztablette „sofort“ oder nach wenigen Minuten = nicht möglich.
29. August 2012 um 21:50
Frank Rawel hat geschrieben, dass er die Tablette unter der Zunge hat zergehen lassen. Deshalb kann es durchaus sein, dass die Wirkung schon nach wenigen Minuten eingetreten ist. Der Wirkstoff wird über die Schleimhaut wesentlich schneller aufgenommen, als über den Verdauungstrakt. ist ja z.B. Bei Nitroglycerin auch der Fall. Das gilt aber natürlich nur, wenn auch wirklich ein Wirkstoff vorhanden ist, müsste man mal gucken, was in Neurexan alles drin ist.
29. August 2012 um 22:02
Habe gerade rausgefunden, dass in der Neurexan-Mischung 36 Prozent Alkohol drin ist, das kann ja auch manchmal ganz beruhigend wirken :)
30. August 2012 um 13:12
Ist zwar leicht „off topic“, aber mich würde interessieren, ob es Untersuchungen gibt, wieviele Menschen überhaupt für Placebo- (bzw. Nocebo-)Effekte empfänglich sind. Denn bei mir wirkt weder das eine noch das andere.
30. August 2012 um 14:54
@Maxi
36%-iger Alkohol ist aber nur in den Tropfen, die Tabletten sind alkoholfrei. Der möglicherweise wirksame Inhaltsstoff ist Passionsblumenextrakt* (Passiflora incarnata). Passionsblumenblätter werden traditionell gegen (u.a.) Schlaflosigkeit eingesetzt, und es gibt auch einige Studien, die auf eine Wirksamkeit hinweisen. Ich halte es daher schon für möglich, dass „Neurexan“ tatsächlich was bewirkt. Allerdings ist das kein Nachweis für die klassische Homöopathie, denn das einzige, was an diesem Produkt homöopathisch ist, ist das Verdünnungsritual.
*Ich nenne es jetzt einmal Extrakt, ohne mich informiert zu haben, wie genau sie die Blätter aufbereiten – finde ich an dieser Stelle auch nicht so relevant.
@Monika
Mit dieser Aussage wäre ich vorsichtig, man kann (zumindest momentan noch) überhaupt nicht voraussagen, wer wann für Placeboeffekte anfällig ist und wer nicht. Es gibt Bereiche, in denen man relativ viel mit Placebos erreichen kann (z.B. Übelkeit, Schmerzen), und Bereiche, wo ich von 0% ausgehen würde (akute Sachen, wie Schlaganfall, Organversagen, aber auch die organische Seite von chronischen Erkrankungen wie z.B. Arthrose – Placebos/Placebobehandlungen ändern dort nichts am VERLAUF, nur am Empfinden). Dass man schonmal ’nen Placebo genommen hat (z.B. homöopathische Kügelchen) und keine Wirkung hatte heißt nicht, dass man grundsätzlich nicht für Placeboeffekte empfänglich ist (siehe auch Langebahns Kommentar – sowas habe ich schon SEHR häufig erzählt bekommen, z.B. dass manch einer auf das „Original Aspirin“ schwört, weil das „nach 5 Minuten schon wirkt“, gleiches bei „Markenprodukten“ von anderen Schmerzmitteln; der Vorteil ist, man bekommt diesen Placeboeffekt zusätzlich zur pharmakologischen Wirkung, nicht wie bei homöopathischen Hochpotenzen anstelle davon).
16. September 2012 um 19:24
Bei aller verständlichen Kritik an der Homöopathie sollte aber
nicht vergessen werden, dass die Pharmaindustrie auch nicht
das Gelbe vom Ei ist. Wirksame Präparate, schön und gut, aber
kaum jemand kann sie noch bezahlen. Wahrer Fortschritt wäre,
BILLIGE UND WIRKSAME Präparate herzustellen, auch wenn das eine
Utopie sein mag. Das Wort Verschwörungstheorie, das hier manchmal
gegen die Befürworter der Homöopathie verwendet wird, ist daher
unangebracht. Skeptisch sollte man auch gegen die Pharmaindustrie
sein, wenn sie z.B. so tut, als ob psysische Störungen, wie das
Burn-out-Syndrom oder Liebeskummer mit Medikamenten zu behandeln
seien. Die gleiche Kritik, die die Homöopathie trifft, könnte man
auch auf solche Behauptungen anwenden. Könnte es nicht auch da
einen Placebo-Effekt geben ?
Auch die Ölindustrie dürfte die Problematik mit der angeblichen
Knappheit des Öls übertreiben. Vor ein paar Jahrzehnten sollte
das Erdöl noch etwa 150 Jahre halten. Jetzt plötzlich soll es
äusserst knapp sein ? Bei solchen Behauptungen scheinen die
„Skeptiker“ nicht skeptisch zu sein, dafür bin es aber ich.
Die Industrien sollen sich einmal anstrengen, um glaubhaft zu
machen, dass sich ihre Produkte wirklich lohnen (und zwar für
den Kunden!)
Kurz : Ich habe auch meine Zweifel an der Homöopathie, aber auch
an gewinnorientierten Industrien. Mir fällt es schwer zu glauben,
dass sie zum Wohle des Kunden handeln. Und wenn sie dies tatsäch-
lich nicht tun, habe ich zu ihnen auch kein Vertrauen, auch wenn
ich eine Behandlung zähneknirschend der Schulmedizin überlasse.
16. September 2012 um 19:34
Hallo Peter,
was genau ist denn die Alternative?
In der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende steht zu lesen, dass die Entwicklung z.B. eines neuen Krebs-Medikaments an die zwei Milliarden Euro kostet, und auch dann kommt bei weitem nicht jede Neuentwicklung auch auf den Markt.
Wer außer einer „gewinnorientierten Industrie“ soll sich denn Forschung und Entwicklung von Medikamenten leisten können?
17. September 2012 um 00:05
Hier muß ich Bernd Harder leider recht geben…mir wäre es auch lieber, wenn wir alle aus Selbstlosigkeit und Nächstenliebe handeln würden…aber die Realität ist nicht so…
17. September 2012 um 10:20
@Peter
Das Burn-out-Syndrom oder Liebeskummer sind nicht mit Medikamente direkt behandelbar!
Die hier verordneten Medikamente werden zur Behandlung der vorhandenen Depression (=Erkrankung mit krankhaft-trauriger Verstimmungszustände) und/oder suizidalen Neigung verschrieben.
Ein Antidepressiva oder ein Psychopharmaka mit dem Placeboeffekt in Verbindung zu bringen, kann ich nicht nachvollziehen!
Jeder, der vor einer OP eines dieser Beruhigungsmedikamente eingenommen hat, wird die Wirkung bestätigen. Angefügt werden muss, vor einer OP ist die verabreichte Dosis höher als bei einer Erstverordnung im ambulanten Bereich.
Wer mit psychischen Erkrankten zu tun hat, der erkennt wie wichtig die Forschung der „gewinnorientierten Industrie“ ist!
Ihre kritische Sichtweise gegenüber der gewinnorientierten Industrie, etc. finde ich grundsätzlich gut. Wir müssen uns mit den Angeboten auseinandersetzen und überlegt selektieren.
20. September 2012 um 18:55
Bei mir wirkt es aber ……! Kann sehr gefährlich werden!
ARZNEI-TELEGRAMM 9/12 vom 14. September 2012
>>>IMMER WIEDER SCHWERMETALLE IN AYURVEDA-PRODUKTEN: Wiederholt
sind in der Vergangenheit Präparate der indischen Traditions-
medizin Ayurveda durch einen hohen Gehalt an Schwermetallen
aufgefallen (a-t 2005;36: 14). Aktuelle Hinweise kommen jetzt
aus New York. Die Centers for Disease Control and Prevention
(CDC)empfehlen, Schwangere aus Risikopopulationen (kürzliche
Einwanderung, Gebrauch traditioneller Heilmittel u. a.) rou-
tinemäßig auf Blei im Blut zu testen. ………………….
……………….. Alle Frauen hatten aus Indien stammende
Ayurveda-Präparate eingenommen, beispielsweise in der Hoffnung,
damit ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen oder die Gesundheit des
Kindes zu fördern. Das Gegenteil ist zu befürchten: Bleiexpo-
sition wird in Verbindung mit Schwangerschaftshypertonie und
Spontanabort gebracht. Seit 2004 haben die New Yorker Behörden
in 22 Ayurveda-Präparaten bzw. anderen traditionellen Heilmit-
teln zum Teil extreme Schwermetallkonzentrationen aufgespürt,
in verschiedenen Präraraten bis zu 4,7% Blei, 10% Quecksilber
bzw. 5,2% Arsen. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Gruppe
von Zubereitungen, die nach der rasa-shatra-Methode unter Ver-
wendung verschiedener Metalle (rasa = Quecksilber) und Mineral-
ien hergestellt werden (CDC: MMWR Weekly Report 2012;61:641-6;
http://www.cdc.gov/mmwr/pdf/wk/mm6133.pdf). Aufgrund der beson-
deren Herstellung ayurvedischen Präparate wird behauptet, dass
die damit verbundene „medizinische Reinigung“ die negativen un-
erwünschten Wirkungen der Metalle beseitigen soll (STAPELFELDT,
E.: „Metalle im Ayurveda“, Ayurveda-Journal 2006; http://www.
ayurveda-verband.eu/uploads/tx_formulare/metalle_ayurveda.pdf).
Dies ist weder belegt noch wissenschaftlich nachvollziehbar,
-Red.<<<
(aus arznei-telegramm 2012; Jg.43, Nr.9)
In der selben Ausgabe ist auch der Artikel "HYPERTONIE UND HYPO-
KALIÄMIE UNTER SÜSSHOLZWURZELTEE" (Netzwerk aktuell) zu finden!
"arznei-telegramm" = Die Information für Ärzte und Apotheker, Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
Unter http://www.arznei-telegramm.de können auch Normalbürger wissenschaftlich fundierte Informationen erhalten!
20. September 2012 um 19:35
@ R.-Maria
Interessanter Link! Nun muss ich nur noch rausfinden, ob die Leute dahinter wirklich unabhängig sind;-)
21. September 2012 um 07:15
@Pierre Castell
Zu Wolfgang Becker-Brüser: http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/die-macher/wolfgang-becker-brueser.php
21. September 2012 um 08:34
@ excanwahn
Danke;-)
13. Juni 2013 um 22:14
Ja, auch ich gehöre zu denen die sagen, mir hift Homöopathie.
Nicht jedes Mittel – aber das tut ja auch nicht jedes Medikament.
Solange ich zum Arzt gehe, wenn ich mich ernsthaft krank fühle,
im gleichen Maße aber auch den oftmals sehr (vor)schnell
gemachten Diagnosen mit anschliessender Verschreibung von Medikamenten
gegenüber stehe, sehe ich nichts Verkehrtes daran.
Ich habe nie alles an Medikamenten einfach -weder in mich noch meine
Kinder-wahllos hineingestopft und bei vielen Dingen damit auch das Richtige getan, wie ich im Nachhinein dann erfahren habe.
Schliesslich wurden nicht nur auf dem Gebiet der Medizin immer
wieder alte Erkenntnisse aufgehoben.
Und damit bin ich 41, 20 und 18 Jahre lang gut gefahren.
Ich höre weder auf die einen noch die anderen (Mediziner)
sondern horche vor allem in mich selbst hinein.
Das würde den Menschen heutzutage sehr gut bekommen-
nicht alles zu fressen, was ihnen hingeworfen wird!
14. Juni 2013 um 13:38
@ Daniela Spitz:
“Ich höre weder auf die einen noch die anderen (Mediziner).”
Eine SEHR GEFÄHRLICHE und unkluge Aussage!
Warten Sie mal ab, wenn sich Ihr Alter spürbar von 41 entfernt. Dann werden Sie feststellen, wie leichtsinnig Ihre Aussage sein wird.
14. Juni 2013 um 18:34
Ich bin chronisch krank, es hat 7 Jahre gedauert, bis ein Arzt mich an verschiedene Ärzte auf meinen Druck hin überwiesen hat, weil ich selber mittlerweile wusste, was ich habe.
Die alternative Behandlungsmethode sind Spritzen und Schmerzmittel.
Sehr hilfreich.
Ausserdem ist unsere Pharmaindustrie eine mafiöse Vereinigung.
Auch wenn da niemand wahrhaben will.
14. Juni 2013 um 20:50
@Daniela Spitz:
Ich würde Ihren Kommentar ja wirklich gerne verstehen, gelingt mir aber rein inhaltlich nicht.
Was genau haben Sie für eine Erkrankung und was ist welche „Alternative“ zu was?
Darüber hinaus verteidigen wir hier nicht per se die Pharma-Industrie.
Und außerdem steckt auch hinter „Alternativmedizin“ eine kommerziell orientierte Industrie mit entsprechenden Methoden:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/homoeopathie-lobby-im-netz-schmutzige-methoden-der-sanften-medizin-1.1397617
https://blog.gwup.net/2013/04/21/skeptiker-als-pharma-soldner/
14. Juni 2013 um 21:07
@Daniela Spitz
Erstaunlich was Sie alles wissen: Alle – außer denen, die Homoeopathie werfen – verwenden wahl – und besinnungslos alles ein, was sie nur in die Finger bekommen können.
Wie gut, dass Sie so aufgeklärt sind, dieser Praxis nicht zu folgen. Sie sind nicht so du mm, wie die anderen, die an den Marionettenfaeden der Pharmaindustrie hängen ;-)
Spass beiseite: Es gibt nun mal nichts Perfektes, also lassen sich Nebenwirkungen nicht vermeiden. Aber ganz unterschlagen, dass die moderne Medizin doch so einige Erfolge zu verzeichnen hat, kann man dann doch nicht. Wer will sich noch die Zähne ziehen lassen wie vor 100 Jahren, an TB sterben oder Kindbettfieber. Oder einfach keinen Arzt bezahlen können.
Es gab auch damals Menschen, die 80 wurden, aber eben doch viel weniger.
Man hat als Patient heute ja auch eine Menge Rechte, sogar sich gegen lebensrettende Medikamente zu entscheiden und an der „sanften“ Medizin sterben.
14. Juni 2013 um 21:09
@ Daniela Spitz
„Außerdem ist unsere Pharmaindustrie eine mafiöse Vereinigung.“
Ich lasse Ihre Meinung mal so stehen.
Was wären wir ohne die Pharmaindustrie?
Es gäbe (zu frühes und unnötiges) Sterben und Leiden ohne Ende!!!
14. Juni 2013 um 23:14
Die „Pharmaindustrie“ ist so „böse“, wie jeder andere „Industriezweig“ auch…auch die alternative Medizin ist ein Geschäft und braucht nicht einmal die Wirksamkeit ihrer „Medikamente“ zu beweisen.
15. Juni 2013 um 14:09
@Daniela Spitz
> „Außerdem ist unsere Pharmaindustrie eine mafiöse Vereininigung‘
Auch wenn da niemand wahrhaben will.“
das ist ja genau der Impetus des ‚ich-weiß-etwas-was-andere- nicht-wissen, ich-bin-besser-informiert-alleine-deswegen-habe-ich-recht“
> Das ist eine ähnliche Argumentation hinsichtlich der Gentechnik: Weil es Monsanto gibt, ist Gentechnik schlecht.
Um Medikamente herstellen zu können, braucht man nun mal Pharma-Unternehmen, da gibt es – wie sollte es anders sein – auch Praktiken zu kritisieren, was ja auch weitreichend geschieht. Vergessen wird aber gerne, dass man für ernstzunehmende Medikamente ja auch Zulassungsverfahren braucht, die auch ein unternehmerisches Risiko darstellen können, also ganz ohne wirtschaftliches Denken geht es nicht.
Schwieirg wird es, wenn die eigene Gläubigkeit anderen unterstellt wird.
Ich habe mir z.B. mal den Vorwurf eingehandelt, ich würde ja an die Schulmedizin glauben (statt an sog. Naturheilverfahren), was wohl der rechte Glaube gewesen wäre. Es geht aber nicht darum, an etwas zu glauben, weder an BigPharma noch an die so über alle Zweifel erhabenen Weleda, Jeel, HU usw. , auch Pharmaunternehmen.
Letztere, das wurde hier ja auch schon thematisiert, arbeiten mitnichten so sauber, wie sie es weismachen wollen und erwirtschaften immerhin Milliardenbeträge mit überwiegend wirkungslosen Mitteln.
sie sind ja die Guten, da greift Ethik dann nicht mehr.
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