Sitze hier und warte auf den Weltuntergang.

Soll ja heute endlich soweit sein, laut Harold Camping.

Immerhin ist der Mann so bekannt, dass auch in Deutschland viele Plätze nach ihm benannt sind … Scheint aber trotzdem nix zu werden.

Blöd.

Aber wir wollen die Hoffnung nicht so schnell aufgeben.

Unser Freund Hermann, der hingebungsvoll die Spinnerseite „Die Warnung“ betreibt, hatte gestern immerhin Grund zum Jubeln.

Denn der Allmächtigen selbst ließ es sich angelegen sein, über seine geheimnisvolle namenlose Prophetin folgende Botschaft an die sündige Welt zu geben:

Der Tod Meines Sohnes Muammar al-Gaddafi, für dessen Seele du und diejenigen in deiner Nähe die letzte Monaten gebetet habt, ist eine der ersten Prophezeiungen, welche der Welt die Echtheit dieser Botschaften beweisen werden. Dies ist Mein Zeichen für dich, Meine Tochter, um deinen Geist von den Zweifeln zu befreien, welche in deinem Kopf zurückgeblieben sind.“

Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?

Nun, am 17. Februar diesen Jahres salbaderte die warnende Seherin:

Meine Tochter, beobachte jetzt, die Geschwindigkeit, mit der die arabische Welt sich gegen Mein Volk, die Juden, vereint. Beobachte, wie all ihre Verbündeten abfallen und sie ohne Schutz lassen. […]

Es werden in Kürze drei Führer der Welt ermordet, einer nach dem anderen.

Denke daran, dass jeder Einzelne durch die Verschwörung einer Gruppe von Bösen ermordet wird — durch Organisationen, die sich gegen die Kultur stellen und welche in allen Nationen herrschen, obwohl ihr sie nicht sehen könnt, weil sie Feiglinge sind. Aber nicht lange werden sie sich verstecken. Wenn sie die Herrschaft im Griff haben, werden sie sich um eure Aufmerksamkeit bemühen und Respekt verlangen.“

Klar, mit viel Phantasie und noch mehr religiöser Verblendung kann man jeden Wirrwarr mit irgendwelchen aktuellen Ereignissen in Beziehung setzen – jedenfalls solange, wie man sich um umbequeme Fragen herumdrückt.

Zum Beispiel:

• Weshalb haben die christgläubigen Adressaten der „Warnung“ seit Monaten für Gaddafi gebetet?
• Wo vereint sich derzeit rasend schnell die arabische Welt gegen die alleingelassenen Juden?
• Und welche böse und feige Verschwörergruppe hat den libyschen Diktator ermordet?

Vermutlich tun wir besser daran, diesen ganzen Unsinn nicht weiter zu würdigen.

Schließlich haben nicht nur wir schon länger auf die vielen Fragwürdigkeiten der angeblichen „Warnung“ hingewiesen. Sogar ein „Christliches Forum“ macht jetzt auf „falsche Ankündigungen“ in den Pseudo-„Botschaften“ aufmerksam.

Und eigentlich ist uns das Ganze nur deshalb noch einen vollständigen Blog-Beitrag wert, weil ich gerade erst heute wieder zwei vollkommen durchgeknallte „Kommentare“ zum Thema gelöscht habe.

Heißt das etwa, es gibt gar keinen Weltuntergang? Keine Zeichen, kein Orakel?

Doch, gewiss!

Gerade habe ich das Blättchen „Die Visionen des Nostradamus 2012“ aus dem Marvi-Verlag vor mir liegen.

Man muss es gelesen haben, um es zu glauben.

Nicht etwa die vier apokalyptischen Reiter sind nach gegenwärtiger Lesart die Vorboten des nahenden Weltendes – sondern niemand Geringeres als die Kuh Yvonne, die mit ihrem ausgiebigen Waldausflug das Sommerloch in Bayern füllte.

Kann die rote Kuh ein Omen für die bevorstehende Drangsal sein?“,

fragt aufrichtig besorgt ein anonymer Autor in dem „Visions“-Heftchen.

Und gibt sich sogleich selbst die Antwort:

Ja. Seite alten Zeiten hält sich das Gerücht, dass eine junge rote Kuh den Israeli das große Weltgericht anzeigen wird. Bevor die Drangsalzeit und dann der Messias kommen wird, soll eine junge rote Kuh gefunden werden. Man kann die Anzeichen heute nicht leugnen.“

Nein, keinesfalls!

Selbst wir können langsam die Drangsal nicht mehr leugnen, der wir armen Skeptiker tagtäglich ausgesetzt sind …