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Buchtipp: Beatles, Bibel, (Para-)Codes

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Wenn es darum geht, geheime Botschaften zu tarnen, kennt der Einfallsreichtum kaum Grenzen. Andererseits wittern Hobbyforscher nicht selten verborgene Codes, wo gar keine sind. Beide Fälle stellt Klaus Schmeh in seinem neuen Buch vor. Der Titel: „Versteckte Botschaften. Die faszinierende Geschichte der Steganografie„. Klaus Schmeh ist Informatiker und Mitglied in der gemeinnützigen Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP), der größten und ältesten Skeptiker-Organisation im deutschsprachigen Raum.

Gerüchte über vermeintliche Codes gibt es viele. Ein Beispiel: Erstmals habe ich Ende der 80er davon gehört: „Paul McCartney ist tot.“ Auf dem Höhepunkt der Beatles-Karriere sei er bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und heimlich durch ein Double ersetzt worden. – Warum sonst sei auf dem Titelbild des Albums „Abbey Road“ ein Wagen mit den Buchstaben „LMW“ auf dem Nummernschild zu sehen (der weiße Käfer links), wenn nicht als Abkürzung für „Linda McCartney weeps“ …?

Paul selbst reagierte ganz cool: „Ich bin am Leben und gesund und betroffen von der Gerüchten über meinen Tod. Aber wenn ich tot wäre, wäre ich der Letzte, der es wüsste“, zitiert ihn die Süddeutsche Zeitung.

Und das Nummernschild? Ein „Code“, der keiner ist. Fachleute sprechen bei solchen Fällen von Para-Codes und Para-Steganografie. Als echte Steganografie bezeichnet man dagegen die Kunst, Botschaften so zu verstecken, dass sie nicht auffallen. Also alles von der Geheimtinte bis zum Mikrofilm im Schuhabsatz.

Der Code-Experte Klaus Schmeh kennt sich aus mit verschlüsselten Botschaften. Und mit scheinbaren Botschaften, die übermotivierte Codeknacker in Bilder und Texte hineinlesen. Wie in die Buchstaben des Autokennzeichens auf dem Beatles-Cover. Oder in Da Vincis berühmtes Gemälde „Das Abendmahl„. Bekannt wurde der Da-Vinci-Code durch Dan Browns gleichnamigen Roman, der in Deutschland unter dem Titel „Sakrileg“ erschien.

Der Schmöker wurde zum Bestseller, ebenso wie „Der Bibel-Code“ von Michael Drosnin. Der wollte im hebräischen Text des alten Testaments kodierte Prophezeiungen zur Weltgeschichte entdeckt haben. Im 2002 erscheinen zweiten Band sagte Drosnin unter anderem den „atomaren Holocaust“ für 2006 voraus …

Neben diesen Klassikern hat Klaus Schmeh auch Kuriositäten unter den Para-Codes recherchiert. Ein Beispiel: Während des Zweiten Weltkriegs vermutete das FBI sogar in der Werbe-Anzeige für ein Würfelspiel kodierte Informationen der Japaner. Wohl unbegründet, wie Schmeh mit Recht vermutet.

Berechtigt war dagegen das Misstrauen der New Yorker Polizei beim Entdecken eines Notenblattes, dessen Inhalt kein Instrument spielen konnte. Es handelte sich um einen getarnten illegalen Wettschein.

Eine ganze Reihe von „versteckten Botschaften“, echten und scheinbaren, hat der Autor zusammengetragen. Sein Buch ist deshalb auch eine spannende Geschichte von Intrigen, Spionage und Verbrechen geworden.

Übrigens: Im Anhang gibt es viele Steganografie-Rätsel zum Selberknacken.

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Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

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