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Konferenz-Auftakt in Berlin: Kreationismus

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Der 6. World Skeptics Congress in Berlin hat begonnen.

In seiner Eröffnungsansprache betonte der GWUP-Vorsitzende Amardeo Sarma den universellen Charakter von Wissenschaft.

Begriffsschöpfungen wie „Christliche Wissenschaft“, „Chinesische Medizin“ oder „vedische Mathematik“ seien dagegen pure Ideologie und müssten bei jedem kritisch denkenden Menschen die Alarmglocken läuten lassen.

Sarma führte weiter aus, Skeptizismus sei keine intellektuelle Spielerei für passionierte Besserwisser – vielmehr erbrächten die organisierten Skeptiker-Bewegungen auf der ganzen Welt eine wichtige Dienstleistung für die Gesellschaft: nämlich Information über und damit Schutz vor Scharlatanerie, welche in einigen Bereichen (wie etwa der Pseudomedizin) auch zur Gefahr für Leib und Leben werden könne.

Als erste Referentin trat Eugenie Scott vom US-amerikanischen National Center for Science Education ans Rednerpult.

Sie referierte über „Creationism In and Outside the USA“ und machte dabei vor allem das Erstarken des evangelikalen Protestantismus für den weltweiten Vormarsch des Anti-Evolutionismus verantwortlich.

Eine der Hauptstrategien von Evolutionsleugnern sei die Forderung nach „Fairness und Ausgewogenheit“ in den Lehrplänen und Curricula von öffentlichen Schulen und Universitäten. „Wissenschaft ist keine Demokratie“, konterte Scott dieses Ansinnen. Schließlich käme auch niemand auf die Idee, Schüler oder Studenten einfach darüber abstimmen zu lassen, ob die Erde sich um die Sonne bewegt.

Hierüber gibt es nichts zu verhandeln“,

sagte die Anthropologin.

Scott wandte sich darüber hinaus gegen die Vorstellung, der Kreationismus sei ein rein US-amerikanisches Problem. Auch in Italien, Serbien, Brasilien, Großbritannien und Russland zum Beispiel seien entsprechende Tendenzen zu beobachten.

Weiterführende Informationen finden sich auf der Webseite des National Center for Science Education.

Im Anschluss daran stellte Professor Dr. Dittmar Graf vom Lehrstuhl für Biologie und ihre Didaktik an der Universität Dortmund Vergleichsstudien über die Akzeptanz der Evolution in Deutschland und der Türkei vor.

In einer eigenen Untersuchung aus dem Jahr 2007 mit zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern aus Dortmund und Ankara wurden zur Einstellung zur Evolution elf verschiedene Fragen gestellt. Es zeigte sich, dass von den Studierenden in Deutschland 16 Prozent zwei oder weniger der elf Fragen im Sinne von Evolution beziehungsweise Evolutionstheorie beantwortet haben, in der Türkei waren es über 70 Prozent.

Von den Studierenden im Fach Biologie waren es in Dortmund etwa acht Prozent, in Ankara erneut mehr als 70 Prozent.

Mann könne davon ausgehen, dass Personen, die so antworten, Evolution und Evolutionstheorie nicht akzeptieren.

Aber wieso?

In Grafs Untersuchungen zeigte sich weiter, dass eine allgemein positive Einstellung zu Wissenschaft sowie Kenntnisse über wissenschaftliche Methodik signifikant positiv mit dem Akzeptieren der Evolution korrelieren, während eine starke religiöse Überzeugung sich signifikant negativ auswirkte.

Graf abschließend:

Es wäre ein großer Fehler, den Kreationismus in Mitteleuropa als unbedeutendes Randphänomen abzutun.“

Eine besondere Rolle komme der Biologielehrerausbildung zu. Hier müsse die Evolutionsbiologie künftig eine größere Rolle spielen.

Außerdem muss die Argumentationsstruktur der Evolutionsgegner aufgedeckt und aufgezeigt werden, dass es sich bei ihren Argumenten um keine schlüsssigen Konzepte handelt, die zudem dem eigenen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit nicht gerecht wird.“

Zum Weiterlesen:

  • Dittmar Graf: Kreationismus in Europa, Skeptiker 1/2009

2 Kommentare

  1. Hallo,

    die vedische Mathematik ist keine religiöse Mathematik, sondern eine Sammlung von Rechenregeln, mit deren Hilfe man sehr schnell Kopfrechnen kann. Siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Vedische_Mathematik

    Ich wäre heute froh, ich hätte vedische Mathematik statt Mengenlehre in der Schule vor 45 Jahren gehabt. Die „wissenschaftliche“ Mengenlehre hat mich ums Kopfrechnen betrogen!

    Auch die Wissenschaft ist nicht immer vor Hirnschwurbel gefeit, darum: Immer skeptisch bleiben! IMMER!

    Schöne Grüße,
    Rainer.

  2. @Rainer:

    Sieht für mich eher aus wie eine Sammlung von Sonderregeln, mit denen man in gewissen Fällen schneller zum Ergebnis kommt.

    Wenn ich mir allerdings diese Behauptungen so anschaue, verstehe ich, warum es hier im Artikel gelandet ist. Da werden einige strikte Vorgehensweisen ohne Erklärung, warum das so ist (ist übrigens trivial) geliefert und das wird dann noch als koheränt und flexibel bezeichnet. Absurd.

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