Sagen natürlich nicht wir – sondern Sibylle Berg.
In ihrer heutigen Spiegel-Kolumne findet die Schriftstellerin ungewohnt deutliche Worte zum Thema Huschi-Fuschi:
Ich rate Ihnen, brechen Sie schnell jede Beschäftigung mit Esoterik ab! Fast alle Gurus, Rückführungsgruppenleiter, Heiler, Seher, Rutengänger und Feuerspringer sind die Hedgefondsmanager 2.0. Hören Sie bloß auf, sich ständig nur mit sich selbst zu beschäftigen.“
Wo sie Recht hat …
Oder haben zum Beispiel unsere Wünschelwichte à la Byrne, Franckh und Co. jemals den Weltfrieden herbeigewünscht? Oder ein Heilmittel gegen Krebs?
Natürlich nicht – schließlich ist ein freier Parkplatz in der Innenstadt viel wichtiger, wie der „Wünsche-Coach“ Pierre Franckh eindrucksvoll zeigt.
Klar weisen wir immer mal wieder darauf hin, dass die Esoterik wenig mehr als ein gigantischer Ego-Trip ist und statt Licht und Liebe „rücksichtslosen Egoismus“ praktiziert, wie der „Science Buster“ Martin Puntigam im Skeptiker–Interview sagte.
Auch die Steirische Arbeitskammer hat sich in einer Info-Broschüre dahingehend geäußert:
Die verschiedenen esoterischen Praktiken beziehen sich in erster Linie auf das Selbst (Selbstverwirklichung, Selbstfindung, etc.) und sind somit als egozentrische und großteils antisoziale Bewegungen zu sehen.Die Ursachen für individuelles und kollektives Leid wird häufig in zynisch biologistischer Art und Weise als das verdiente „Karma“ des Einzelnen und der Lauf der Geschichte als vorherbestimmt angesehen. Hauptsächlich wird mittels esoterischer Praktiken die Flucht der Menschen vor der Realität unterstützt, wobei gleichzeitig neue Abhängigkeiten von selbsternannten und geschäftstüchtigen Gurus bzw. „Seminaritis“ geschaffen wird.Mit der verständlichen und legitimen Sehnsucht der Menschen nach Ruhe und Gelassenheit, Gesundheit und Geborgenheit wird hauptsächlich viel Geld und Geschäft gemacht. Anstatt sich emanzipatorisch – kritisch – analytisch mit den gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen auseinander zu setzen, werden die Menschen mittels mystisch-transzendenten Hokuspokus künstlich unmündig gehalten.Anstatt die immer bedrohlicher empfundene Welt aktiv und pro-sozial zu gestalten, um zu menschenwürdigen und herrschaftsfreien, egalitären Verhältnissen zu kommen, werden in der Esoterikwelt soziale Verantwortungen abgeschoben und mittels irrationalistischen und okkulten Methoden die Profitmaximierung voran getrieben.“
So ähnlich sieht das auch Sibylle Berg.
Beziehungsweise hat sie es erlebt:
Ist Ihnen noch nie aufgefallen, dass Esoteriker, Sichfinder, Erleuchtete eine wirklich unsympathische Menschengruppe sind? Das Bild, das mich in meinen Vorurteilen komplett bestätigte, fand ich in Sri Lanka. Ein Jahr nach dem Tsunami, die Einwohner hockten vor vergammelten Massenlagern, die Ruinen ihrer Häuser standen traurig da, vermutlich lagen auch noch Überreste von Tieren, Menschen, Radios herum. Am Strand jedoch war alles schon wieder geputzt.
Eine Gruppe deutscher Sinnsucher war angereist, um Yoga zu machen. Ich hörte ihr Feilschen um Centbeträge im schnell wieder errichteten Spaghetti-Restaurant. Da wollen Sie doch nicht dazugehören, zu diesen Leuten, die fast immer verspannte Mundwinkel haben und jeden Satz mit ICH beginnen …“
Nö, wollen wir definitiv nicht, unter anderem weil:
Es geht doch auch ohne diesen ganzen Quatsch ganz hervorragend vorbei, das Leben.“
6. August 2011 um 23:41
Natürlich sind die unsympathisch, was erwartet man denn sonst von diesen Gestalten? Spinner mit Voodoopuppen nenne ich das!
1. Mai 2013 um 15:43
Ja und die sind alle eh nur auf Geld und Familien Zerstörung aus
11. Juli 2013 um 06:58
Nee, sie sind wirken eben nicht unsympathisch! Das ist ja das Problem: Sie wirken entweder stark und sicher – was beeindruckt.
Oder sie wirken schüchtern, überfordert, unsicher – was vermeintlich nötige Hilfe provoziert.
Dass man benutzt wird, merkt man meist zu spät.
Die Esoterik-Typen trainieren, lernen, üben offenbar das Benutzen anderer zu ihrem Vorteil – und wirken dabei auf unbeteiligte Dritte immer noch sypatisch, nett, charmant. Wenn sich die Benutzten dann aufregen, sind sie in den Augen der Dritten ungerecht, neidisch, böse.
Das ist perfide!
11. Juli 2013 um 13:35
@ Krümel
„Nee, sie sind/wirken eben nicht unsympathisch!“
Da bin ich vollkommen anderer Meinung. Bei den Esoterikern, die ich bisher kennenlernte, konnte ich sofort die negativen Absichten sehr deutlich im Gesamtwesen, ihrer Art und Ausstrahlung sowie Umgang mit anderen Menschen erkennen.
Für naive Menschen mag die Meinung von Krümel zutreffen.
Allerdings spüre ich selbst blitzschnell, wer mich ausnehmen möchte oder sich irgendeinen Vorteil von mir verspricht. Dazu gehört natürlich ein Empfinden, welches bei mir vielleicht noch ein wenig ausgeprägter ist als bei Mitmenschen.
Wer labil und devot veranlagt ist und ganz schlimme Entwicklungen sowie Enttäuschungen in seinem Leben mitmachte, dürfte in Anbetracht einer gewünschten besseren Zukunft für alles, was SCHEINBAR in die bessere Zukunft führt, dankbar und ohne die nötigen Zweifel angenommen werden.
Wer eher stark und selbstbewusst ist und öfter enttäuscht wurde, wird in der Regel umso vorsichtiger im Umgang mit Mitmenschen.
Meine Eigenschaft, dass ich extrem kritisch bin und nur vorsichtig neue Bekannte annehme, hat mir schon öfter den Ruf eines schwierigen, arroganten Menschen eingebracht. Da ich eine deutlich erkennbare Abneigung gegen Blender, Lügner, Ausbeuter usw. habe (und ich diese Personen in der Regel sehr schnell durchschaue), haben sie bei mir keine Chance.
Es gibt allerdings wohl auch bei den Esoterikern Schauspieler mit „Oscar-Qualitäten“. Denn wenn im Kapitalmarkt gestandene knallharte Geschäftsleute auf dreist-simple Anlage-Betrüger reinfallen, muss es anscheinend Persönlichkeiten mit starker Ausstrahlung geben, die leider zunächst überzeugen.
Bei Esoterikern sieht das aus meiner Sicht allerdings völlig anders aus. Alle, die ich bisher mal sah (ob im Fernsehen oder real persönlich), hatten das „Gewisse Etwas“, was sie mir sofort absolut unsympathisch machten…