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Warum Uri Geller nicht auf Ziegen starrte

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Zum heutigen Filmstart von Männer die auf Ziegen starren ein wenig PSIdiotie.

Bekanntermaßen basiert der Hollywood-Streifen auf dem Buch Durch die Wand des englischen Enthüllungsjournalisten Jon Ronson.

Darin schildert er, dass kein Geringerer als Uri Geller ihn auf die Fährte der „Psi-Spione des Pentagons“ brachte. Und zwar „auf der Dachterrasse eines Restaurants in der Londoner Innenstadt, Anfang Oktober 2001“:

Es hatte schon lange Gerüchte gegeben (die meisten davon waren zugegebenermaßen von Uri selbst in die Welt gesetzt worden), dass er in den frühen 1970er-Jahren als parapsychologischer Spion insgeheim für den amerikanischen Geheimdienst gearbeitet hätte.

Viele Menschen zweifelten an seiner Geschichte – die Sunday Times nannte sie „eine bizarre Behauptung“ und behauptete, Geller sei verrückt, das Geheimdienstestablishment hingegen nicht.“

Nun ja, wie man’s nimmt.

Mehr als 20 Jahre vor Ronson beschäftigte sich bereits sein US-Kollege Ronald M. McRae mit dem Thema „parapsychologische Kriegsführung“. Seinem gleichnamigen Buch von 1984 (dt. Ausgabe 1989) können wir entnehmen, dass Präsident Jimmy Carter in der Tat einen Narren an Geller gefressen hatte:

Carter war davon überzeugt, dass Geller ein Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten sei, und nahm dessen Warnung vor einer sowjetischen Psi-Waffen-Ausrüstung sehr ernst.“

Aber auch schon vor Carters Amtszeit (1977 -1981) hatte …

… der CIA ein halbes Dutzend Agenten beauftragt, in den Psi-Labors des Landes nach neuen Erkenntnissen zu suchen, die von militärischer oder spionagetechnischer Bedeutung sein könnten. Der CIA war vor allem an Uri Geller interessiert. Diskret besuchten Agenten seine Aufführungen.

Wenn Geller in der Lage war, Gegenstände zu verbiegen oder kaputte Uhren wieder zum Laufen zu bringen, so konnte er womöglich auch Computer beeinflussen. So spekulierten die Geheimdienstler.“

Schließlich wurde der Gabel- und Balkenbieger bei einem dem Pentagon angeschlossenen Büro für Projekte der Spitzenforschung (ARPA) vorstellig, wo „man nach Aussagen der Beamten durchaus bereit war, Forschungen zu finanzieren“.

Was dann geschah, sei im Folgenden vollständig dokumentiert:

Geller traf mit den Nachrichtendienstlern der Marine am Schwimmbecken eines dem Pentagon nahe gelegenen Hotels zusammen. Er forderte einen Commander auf, sich gedanklich auf ein Objekt in der Umgebung zu konzentrieren.

Der Commander, skeptisch wie er war, dachte an eine mit Weintrauben gefüllte Schale, die hinter ihm stand, um sich nicht durch einen Blick auf einen vor ihm liegenden Gegenstand zu verraten.

Geller kritzelte etwas auf seinen Notizblock und fragte nach dem Namen des Gegenstandes. Dann reichte er dem Offizier den Block, auf dem Schale mit Weintrauben geschrieben stand. Die verblüfften Nachrichtendienstler sprachen sich in ihrer Empfehlung für einen Vertrag über mehrere Millionen Dollar aus.

Alarmierte Skeptiker des Büros ließen eine Gruppe von vier Zauberkünstlern einfliegen: den Magier und Entfesslungskünstler James Randi, den Kartenexperten Persi Diaconis, den Psychologen Ray Hyman und Marcello Truzzi, einen Soziologen.

Diaconis erinnert sich, dass man sie alles andere als freundlich empfangen hat: „Man stellte uns die Frage, warum wir wichtige Untersuchungen boykottieren wollten.“

Der Commander wollten von den Vieren wissen, wie Gellers Fähigkeit, Gedanken zu lesen, nach ihrer Meinung zu erklären sei. Die Befragten sträubten sich aus zwei Gründen vor einer Antwort. Erstens ist die Technik ein Branchengeheimnis. Zweitens, sagte Truzzi, stoßen Erklärungen gewöhnlich auf Misstrauen.

Man „besteht darauf, dass keine Drähte im Spiel sein können, selbst wenn jeder weiß, dass es so ist.“

Doch dieser Offizier des Nachrichtendienstes war eine Ausnahme. Er dachte nach und erinnerte sich, dass Geller ihn nach dem Namen des Gegenstandes gefragt hatte, bevor er den Schreibblock aushändigte – und nicht nachher, wie ursprünglich angenommen. Der Unterschied ist entscheidend. Geller schrieb zunächst nichts auf, er tat nur so.

Erst nachdem der Commander den Gegenstand benannt hatte, schmierte Geller mit einem Daumenstift Schale mit Weintrauben aufs Papier.  Jeder Zauberkünstler und Gedankenleser kennt die Möglichkeit, einen Stift unter dem Daumennagel zu verstecken.

Gegen Abend hatte sich die Einstellung der Funktionäre um 180 Grad gedreht. Ein Vertrag wurde nicht unterzeichnet, statt dessen, so berichtet Diaconis, wollten alle wissen, „wem die dumme Idee eigentlich eingefallen war“.

Es war nicht die einzige.

McRae beschreibt im weiteren den „Psi-Waffenrüstungswettlauf“ zwischen den USA und der Sowjetunion und zitiert dazu auch Skeptiker:

Eines der Dinge, die man im Pentagon momentan untersucht“, sagt James Randi, „ist geheimkräftige Zauberei. Man macht den Versuch, hochaufgelöste Fotografien von russischen Anlagen zu entwickeln – mit der Vorstellung, dass die darauf sichtbaren Satelliten und Raketen vernichtet werden, wenn man die Aufnahmen verbrennt.

Ich weiß, dass man sowas nur schwer schlucken kann, aber so sind die Hirnis im Pentagon nun mal.“

Zum Weiterlesen:

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