Gerade haben wir uns mit den originellen Gedankengängen der BKK VBU-Chefin Andrea Galle zur Kostenerstattung von Homöopathie beschäftigt, da unterstützt ein Kommentar des Deutschen Ärzteblatt-Chefredakteurs Egbert Maibach-Nagel unsere Position voll und ganz (zum PFD):
Das Gesundheitswesen ist kein Markt. Es wurde als Solidarsystem konzipiert. Wer meint, er müsse Homöopathie aus diesem System heraus finanzieren, weil ein Teil der Versicherten es gerne so möchte, liegt falsch. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist nicht für das Prinzip von Angebot und Nachfrage gebaut. Kommerz, Privatisierung, Gewinnmaximierung, Wettbewerb oder Wachstum eignen sich nicht als Treibstoff für die Gesundheitsversorgung. Sie gefährden das System, zerstören Gesundheit, kosten letztlich Menschenleben.
Die aktuelle Diskussion um Sinn und Widersinn der GKV-Kostenübernahme von Homöopathie ist – auch wenn es die gewinnorientierten Produzenten gerne herunterspielen – kein Sommerloch-Thema […]
Insofern sind auch die in Summe und Größe bedingt vernachlässigenswerten 670 Millionen Euro ein beachtenswerter Mosaikstein in einem mehrfach fehlgeleiteten System.
Galle hatte die aktuelle Debatte als „grandioses Sommertheater“ bezeichnet.
Zum Weiterlesen:
- Krankenkassen: Wie man mit professionellem Zynismus die Homöopathie verteidigt, GWUP-Blog am 19. Juli 2019
- Kassenärzte kritisieren Finanzierung von Alternativmedizin, Zeit-Online am 11. Juli 2019
- Kein Geld für Homöopathie, FAZ am 14. Juli 2019
- Homöopathie, die fiktionale Medizin, Frankfurter Rundschau am 17. Jui 2019
- Herner Wissenschaftsjournalist: Homöopathie ist Vollesoterik, WAZ am 17. Jui 2019
- Schluss mit dem Homöopathie-Hokuspokus, DW am 14. Juli 2019
- Nein, das ist kein Argument …, Gesundheits-Check am 20. Juli 2019
21. Juli 2019 um 02:27
Wie lange haben wir auf Stimmen aus der Ärzteschaft warten müssen.
Nun scheinen erste Durchbrüche sichtbar zu werden, nachdem der Ärztetag 2018 es vorgezogen hatte, das damals (infolge des Münsteraner Memorandums Homöopathie hochaktuelle und spruchreife) Thema der „ärztlichen Zusatzbezeichnung Homöopathie“ mit unberedtem Schweigen zu bedenken.
Es kann ja wohl auch nicht sein, dass weniger als 6.000 Ärzte mit „Zusatzbezeichnung“ (BÄK-Statistik) die Lufthoheit über die Ansicht der gesamten Ärzteschaft zu Schwurbelkram haben.
Und ein besonderer Dank an den Ärzteblatt-Chef, dass er der neuen Taktik der „Marginalisierung“ des Homöopathie-Themas so deutlich entgegentritt, wie es Frau Galle von der BKK VBU so „meisterlich“ tags zuvor an das geneigte Publikum zu bringen suchte.
Von wegen. Beim Ringen um ein sinnvolles und zukunftsfähiges Gesundheitssystem muss vor allem erstmal alles raus, was dort nichts zu suchen hat. Nämlich Mittel und Methoden ohne validen Wirksamkeitsbeleg. Und diesen Platz besetzt nun mal derzeit noch die Homöopathie.
Nicht nur bei der Kassenerstattung.
21. Juli 2019 um 13:54
Sehr schön.
Abseits von Homöopathie seien diese Worte allen Entscheidungsträgern in Gesundheitsfragen ans Herz gelegt:
„Kommerz, Privatisierung, Gewinnmaximierung, Wettbewerb oder Wachstum eignen sich nicht als Treibstoff für die Gesundheitsversorgung. Sie gefährden das System, zerstören Gesundheit, kosten letztlich Menschenleben.“
22. Juli 2019 um 18:44
@Christian Becker
Absolut richtig!!! – Wie bringen Sie diese Vorsätze in Einklang mit Ihrer Tätigkeit als Apotheker? (Dies soll keine „Hexenjagd“ sein, aber die Aussagen sind sehr präzise)