Wow, ein Schnappschuss von „Kiss“-Sänger und Bassist Gene Simmons bei den „Bildern des Tages“ auf Focus-online! Wenn das so weitergeht, schafft es der Rent‘ n‘ Roll der Ur-Glamrocker wieder bis in die Charts – vor wenigen Tagen ist die neue „Kiss“-CD „Sonic Boom“ erschienen.
Apropos „Kiss“ und Gene Simmons: Da fällt mir doch gleich wieder eine urbane Legende dazu ein. Klar, da gibt es die Sache mit dem Bandnamen, von dem besorgte Christen aus unerfindlichen Gründen heute noch glauben, dass er „Knights in Satan’s Service“ bedeutet. Aber noch viel bizarrer ist die Frage: Stimmt es, dass Gene Simmons sich eine Kuh-Zunge hat implantieren lassen?
Gut, sie findet sich auf der „Liste der unglaublichsten Körperteile von prominenten Rock- und Popmusikern“ des US-Musikmagazins „Spin“. Und sie ist „extrem lang und unglaublich beweglich“ – sagt Gene Simmons selbst über seine Zunge. Diese trung dem Sänger und Bassisten der legendären Glam- und Heavy-Metal-Band „Kiss“ nicht nur den Spitznamen „Frauenglück“ ein, sie beschäftigt auch Mythen-Experten und Erzählforscher.
Kein Wunder, denn „Kiss“ inszenierten sich stets selbst als grell geschminkte und kostümierte Comic-Figuren. Gene Simmmons mimte dabei unanständig züngelnd den „Dämon“ und malträtierte Blut und Feuer spuckend mit diabolischem Blick seine beilförmige Bassgitarre. Mit anderen Worten: Das extravagante Schausteller-Quartett war in den 1970ern und 1980ern ein echter Schocker und Elternschreck.
Die ältere Generation setzte sich auf ihre Weise zur Wehr: mit der Dramatisierung von kollektiven Befürchtungen sprich Gerüchten.
„Kiss“? Natürlich eine Abkürzung für „Knights in Satan’s Service“, teuflische Schwermetall-Ritter auf Seelenfang. Und als diese Unterstellung aus der christlich-fundamentalistischen Ecke keinerlei faktische Entsprechung in den Songtexten oder Interviews der vier Musiker fand, wurde es erst richtig irre: Der ehemalige brave Englischlehrer Gene Simmons habe sich die Zunge herausschneiden und eine Kalbs-Zunge einsetzen lassen. Bääh…
Aber natürlich traut man „so einem“ nun wirklich alles zu.
Überflüssig zu erklären, dass das Ganze barer Unsinn ist. Aber die Fans und nicht zuletzt Gene Simmons selbst freuen solche Storys – vor einiger Zeit hat der „Kiss“-Musiker ein von ihm gegründetes Männer-„Magazin „Tongue“ (Zunge) genannt.
Übrigens: Platz eins und zwei der „Spin“-Liste der unglaublichsten Körperteile von prominenten Musikern belegen unangreifbar der Bauchnabel von Madonna und die Leber von „Rolling-Stones“-Gitarrist Keith Richards. Diese sei nämlich so haltbar, dass, „wenn Richards schließlich stirbt, die Außenwand von Raumfähren mit seinem Lebergewebe verkleidet werden kann“, heißt es zur Begründung.
Noch so’n Gerücht …
Zum Weiterlesen:
- Didi Neidhart: Die Rockkapitalisten Satans. taz.de, 04.06.2008
- Bernd Harder: Das Lexikon der Großstadtmythen. Unglaubliche Geschichten von Astralreisen bis Zombies. Piper Verlag 2006.
- Bernd Harder: Warum Krokodile nur bei Gewitter Sex haben… und weitere neue Rätsel des Alltags. Droeme/Knaur 2006.
14. Oktober 2009 um 16:54
Das mit der Kiss-Zunge hab ich im Alter von 12 Jahren in der Schule aufgeschnappt und meiner halben Verwandtschaft weitererzählt. Und jetzt willst du mir weismachen, das sei alles GAR NICHT WAHR?!?
14. Oktober 2009 um 19:19
Hinter dem link zum Focus erscheint bei mir ein Käseschnüffler, dort kann man sich zu Bild#21 vorklicken oder einfach =»hier gucken.
14. Oktober 2009 um 20:26
@rolak
Vielen Dank für die Info – bis heute Nachmittag hat die Verlinkung noch gestimmt. Ich habe gerade eben den Focus-Webadministrator angemailt, was das soll.
15. Oktober 2009 um 09:33
Öhm… Rent’n Roll? Kann man die etwa mieten? ;o)
Da hats du beim Stern eine ziemlich dämliche Schlagzeile kopiert …
Wenn man unbedingt das Alter mit der Musikrichtung verbinden will, dann sollte es wohl ener sowas wie „Retire’n Roll“ heißen.
15. Oktober 2009 um 11:46
@AndreasK
Danke für den Hinweis – aber hin und wieder habe ich auch selber mal lichte Momente. Dieses Wort hatte ich schon vor einigen Jahren in einer saarländischen Lokalzeitung für Uriah Heep verwendet – anstatt des üblichen „Rentner-Rock“.
Und auch nach wie vor finde ich, dass *Renten-Roll* sich im Deutschen ungleich besser liest als „Retire’n Roll“.
15. Oktober 2009 um 12:34
@ rolak, bernd:
Also heute ist die Kiss-Zunge nicht mehr Bild 21 sondern Bild 31… Vielleicht hilft ja dieser permalink.