Heute ist es das mysteriöse Vogelsterben – und Welt-Online ist, wie bei der Schweinegrippe, natürlich wieder voll dabei. Ein paar Leserkommentare:

Die Amies ionisieren die Atmosphäre!“

Oder:

Die tatsächliche Ursache wird totgeschwiegen. Genauso wird geschwiegen, wie über das tatsächliche Ausmaß der Ölkatastrophe. Denn nichts ist dem Politiker unangenehmer als ein aufgebrachtes Volk.“

Oder:

Beginnt nicht so die Offenbarung des Johannes?“

Oder:

Ich sage nur: mal die ganzen Versuche mit Mikorwellen von Tesla anschauen und HAARP, auch wenn es viele für eine Verschwörungstheorie halten.“

Oder:

All das wurde schon in der bibel vorrausgesagt. die zeichen mehren sich,gegen ende der tage werden katastrophen über uns hereinbrechen und am endpunkt steht die auslöschung allen fleisches (komet,asteroid etc.?).“

Oder:

Irgendwas Großes und sehr Schweres ist in unserem Sonnensystem unterwegs. Auf dem Jupiter, Saturn und der Venus hat sich das Wetter gewaltig verändert. Müsst Ihr mal googlen. Da kommt was auf uns zu.“

Na, da haben wir ja alles beisammen. Von HAARP über Nibiru bis zum Weltuntergang.

Dabei ist der Welt–Artikel selbst vergleichweise sachlich:

Als wahrscheinlichste Ursache kann wohl der in vielen Berichten angegebene schwere Hagelschlag gelten. Nur er könnte, anders als Krankheiten oder Vergiftungen, alle Vögel gleichzeitig töten. Wobei ,alle‘ in diesem Fall natürlich relativ ist. Wenn man an der derzeitigen Berichterstattung etwas kritisieren kann, dann ist es die Verwendung des Begriffs ,Massensterben‘.
Es gibt bei plötzlichen Wintereinbrüchen immer mal wieder das Phänomen massenhaften Sterbens von Zugvögeln. So starben 1974 bei einem Kälteeinbruch tatsächlich an die 100.000 Schwalben. Das geschieht aber äußerst selten und hat bisher noch nie eine Vogelpopulation aussterben lassen.“

Darauf weist auch Dr. Florian Freistetter in seinem Blog Astrodicticum simplex hin:

Und auch Vögel sterben leider immer wieder. Mal mehr, mal weniger. 2009 gab es in Deutschland beispielsweise ein großes Vogelsterben und kleinere Vorfälle findet man auch schnell.
Auch Vögel die durch Feuerwerkskörper gestorben sind, kannte man schon früher. Tote Vögel sind also normal (leider). Oft merkt man nichts davon weils irgendwo geschieht wo es niemand sieht und ansonsten wird darüber normalerweise auch nicht berichtet – außer eben, es passiert mal ein richtig großer Vorfall – wie z.B. kürzlich in den USA.
Und die selektive Wahrnehmung sorgt für den Rest. Plötzlich schafft es jeder tote Vogel in die Nachrichten und wir bekommen das Gefühl, dass da irgendwelche ganz mysteriösen Dinge vorgehen.“

Allerdings ist auch Astrodicticum nicht gegen seltsame Kommentare gefeit:

Der Weltuntergang wird nicht 2012 stattfinden und nicht an einem Tag. Aber die Welt, wie wir sie kennen, deren Tage sind gezählt. Das Artensterben ist in vollem Gange. Ich interpretiere den Hype um das amerikanisch-schwedische Vogesterben in diesem Sinne.“

Hmmm, wir hätten da noch einen anderen Vorschlag: das Bienensterben. Das hat nämlich Nostradamus schon vorausgesehen. Und es weist eindeutig auf einen Weltuntergang 2012 hin.

Wieso? Das ist leicht:

Denken wir dabei einfach mal an die Honigbiene!“,

gemahnt uns die mit hermetischem Wissen durchtränkte Webseite fascinare („Kartenlegen online, Lebensberatung, Hellsehen“). Wobei genau? Nun, im letzten Nostradamus-Quatrain X.,99 sei die Rede vom

… Ende des Wolfes, des Löwen, des Bullen und des Esels … Das süße Manna wird nicht weiter auf sie herabfallen.“

 Und was will uns Nostradamus damit sagen?

Nichts weniger als dieses:

 „Er beschreibt in dieser Centurie verschiedene Tiere und Pflanzen die aussterben könnten. Verlieren wir sie, haben die Menschen ein ernsthaftes Problem. Denken wir dabei einfach mal an die Honigbiene. Die Befruchtung der Honigbiene umfasst ein Fünftel unserer Früchte, die wir ernten. Wenn die Honigbiene ausstirbt und wir keine Lösung haben, werden wir demnach weniger ernten. Oder sie verschwindet durch einen Virus.
Eine erschreckende Zusammenkunft von Ereignissen, ein Artensterben, dessen Ausmaß erschreckend verlaufen könnte. Weltweite Probleme kommen somit auf uns zu. Lebensmittel werden nicht mehr erschwinglich sein und Nahrungsvorräte werden schwinden. Somit beginnt eine nicht aufzuhaltende Kette von Ereignissen …“

Und tatsächlich: Im Sommer 2010 verließen in den USA Bienen zu Tausenden urplötzlich ihre Stöcke und besiegelten damit ihr eigenes Ende. Auch hierzulande sorgt das geheimnisvolle Bienensterben immer wieder für Schlagzeilen. Beobachtet wird dieses Phänomen seit zirka 2007.

„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch noch vier Jahre zu leben“, soll kein Geringerer als Albert Einstein gesagt haben. Mithin weist auch Vers 99 der X. Centurie beunruhigend deutlich in die Nähe von 2012.

Jetzt müssen sich unsere Apokalyptiker nur noch einig werden: Sind’s die Vögel oder die Bienen?

Zum Weiterlesen:

• Bienensterben hat viele Ursachen, Geograffitico am 3. Mai 2013
• Das Vogelsterben entschlüsselt, Astrodicticum simplex am 23. Januar 2011
• Die Aufklärung des mysteriösen Vogelsterbens, Astrodicticum simplex am 20. Januar 2011
• St. Pölten: Weiße Flecke wegen Kaugummis, orf.at am 18. Januar 2011
• Himmel und Hölle, Süddeutsche am 7. Januar 2011
• Absurde Gerüchte um tote Tiere, Stern am 7. Januar 2011
• Massenhaftes Tiersterben: Forscher entzaubern Verschwörungstheorien, Spiegel am 7. Januar 2011
• Wilde Theorien nach Fisch- und Vogelsterben in den USA, Deutsche Presse-Agentur am 7. Januar 2011
• Mass Animal Deaths bei Google maps
• Betrunkene Stare in Rumänien sterben an Alkohol, OTZ.de am 11. Januar 2011
• Wildlife Die-Offs are Relatively Common, USGS-Newsroom am 10. Januar 2011