In der Schweiz haben Druck und Lobbyarbeit von Homöopathen und Co. vorerst über wissenschaftliche Tatsachen und ökonomische Vernunft obsiegt:
Das Eidgenössische Departement des Inneren hat am 29. März 2016 bekannt gegeben, dass diagnostische und therapeutische Leistungen der Anthroposophie, der traditionellen chinesischen Medizin, der Homöopathie sowie der Phytotherapie ab dem 1. Mai 2017 definitiv durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung vergütet werden sollen – trotz fehlenden Wirksamkeitsnachweises für diese Fachrichtungen.“
Warum Zauberei Luxus bleiben sollte, erklärt GWUP-Vorstand Dr. Florian Aigner in seiner Futurezone-Kolumne:
Esoterik mag lustig und harmlos wirken, wenn sie ein frei gewähltes Zusatzprogramm ist. Sollte unser Gesundheitssystem eines Tages kippen und unfinanzierbar werden, stünde sie als wirkungslose Beschwichtigungsmethode, als erlogene letzte Hoffnung, als billiges Opium für das finanzschwache Volk zur Verfügung.
Das wäre eine Katastrophe.“
Zum Weiterlesen:
- Komplementärmedizin wird kassenpflichtig: Evidenzbasierte Medizin leidet, Skeptiker Schweiz am 30. März 2016
- Zauberei soll Luxus bleiben, futurezone am 5. April 2016
- Homöopathie und Politik: Norbert Schmacke im Skeptiker-Interview, GWUP-Blog am 19. März 2016
- Arme sterben früher, was tun? Gesundheits-Check am 2. April 2016
8. April 2016 um 12:33
Dann wird das so wie in China in der Zeit Maos und der „Kulturrevolution“. Dann gibt es für das finanzschwache Volk hier in Europa die Traditionelle Europäische Medizin, kurz TEM. Und damit können wir uns dann an den Chinesen rechen, weil die TEM zum Exportschlager wird, welche sich Bioladenviertel-Chinesen aus Europa zukommen lassen. Böööseee *gg
8. April 2016 um 16:03
@nihil jie:
Oder in Indien.
8. April 2016 um 16:46
Mich würde interessieren, wie die Lobbyarbeit im Einzelnen ausgesehen hat, wie von wem auf wen Druck ausgeübt worden ist, ob Gelder oder geldwerte Leistungen geflossen sind (z.B. „Arbeitsessen“ im Luxusfresstempel).
Gibt es da Erkenntnisse? Wir brauchen uns nicht als Mietmäuler von Big Pharma beschimpfen lassen, wenn wir zeigen könnten, wie die ach so gute Big Alternativpharma arbeitet.
8. April 2016 um 16:48
@nota.bene:
In „Der Glaube an die Globuli“ ist ein Kapitel darüber drin, habe ich aber gerade nicht zur Hand.
8. April 2016 um 17:39
Hm, in der Schweiz haben es die homöopathischen Lobbyisten geschafft, dass Voodoo-Medizin (ich muss über den Begriff schmunzeln, er ist so passend) wieder vergütet werden muss.
Wieviel schwieriger wird es dann werden, dass im weitaus wirtschafts- und bevölkerungsstärkeren Deutschland dieses nutzloses Gesundheitsblala aus dem Bazahlkanon der Krankenkassen gestrichen werden kann?
8. April 2016 um 18:43
@ Bernd Harder, @ nota.bene:
Über die Arbeitsweise der alternativen Pharmaindustrie gibt es ein Kapitel im Buch „Die Homöopathielüge“ von Weymayr/Heißmann.
Fazit: Die machen genau das Gleiche wie der Rest der Pharmaindustrie, vom Pharmavertretergeschäft bis zur Korruption des ärztlichen Fortbildungswesens.
Dass die Homöopathie wie eine Gegenwelt zur Pharmaindustrie erscheint, obwohl sie dazugehört, ist einer der großen Marketingerfolge der alternativen Pharmaindustrie und ihrer Helfershelfer (und natürlich auch ein Effekt des Glaubenwollens der „pharmakritischen“ Patienten).
In Schmackes (höchst empfehlenswertem) Buch „Der Glaube an die Globuli“ geht es – neben dem Arzt-Patientenverhältnis – eher um das Verhältnis zwischen Politik und Alternativmedizin – wenn man so will, um die Lobby, die sie im Establishment hat.
9. April 2016 um 12:04
Warum zählt jahrtausende alte Erfahrung bei euch nigs?
9. April 2016 um 12:10
@egalo:
Weil sie falsch und überholt ist:
<< Traditionelle Medizin war immer an magisches Denken, den Glauben und die Gemeinschaft gebunden. << http://www.sektenwatch.de/drupal/sites/default/files/files/okkultes_esoterisches_in_der_medizin.pdf
http://www.ratioblog.de/entry/fehlschluss-18-argument-des-althergebrachten-traditionsargument
https://evidentist.wordpress.com/2011/03/01/alternative-schulmedizin/
9. April 2016 um 12:14
Das ist arrogant und schadet allen! Ohne die oben erwähnten Richtungen gäbe es auch viele Medikamente in der Schulmedizin nicht!
9. April 2016 um 12:18
@egalo:
Quatsch, z.B.:
https://blog.gwup.net/2015/10/20/geht-der-medizin-nobelpreis-2015-an-die-die-traditionelle-chinesische-medizin
Das mag allenfalls partiell für die Phytotherapie gelten, aber auch da muss man differenzieren und nicht pauschal hochjubeln:
http://www.der-arzneimittelbrief.de/Jahrgang2000/Ausgabe06Seite41.htm
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:FUi4AfRL-wQJ:https://www.psiram.com/ge/index.php/Phytotherapie&num=1&hl=de&gl=de&strip=1&vwsrc=0
Wenn Sie hier ernsthaft diskutieren wollen, bringen Sie bitte Argumente und Begründungen und keine in Halbsätzen hingeworfenen Schlagworte.
Zweitens erwarte ich, dass Sie Links/Artikel, die Ihre Frage beantworten oder zumindest unsere Position verdeutlichen, erst einmal lesen, bevor Sie drauf los schimpfen.
Wenn Sie dazu keine Lust haben – schönen Tag noch.
9. April 2016 um 12:18
Hoffentlich benötigt ihr mal die von euch verdammten Richtungen selbst!
9. April 2016 um 12:22
@egalo:
Hoffentlich benötigen Sie nicht mal echte Medizin, wenn’s drauf ankommt und Ihr Pseudo-Schmarrn bei echten Erkrankungen nichts bringt.
9. April 2016 um 14:12
@egalo: Haben Sie denn irgendwelche Beweise, dass die „alternative“ Medizin hilft? Dann bitte Quellenangaben, Links etc hier reinstellen. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
Ansonsten muss ich annehmen, dass Sie lediglich leere Worthülsen nachplappern und/oder heiße Luft verbreiten.
9. April 2016 um 14:20
@RPGNo1:
<< Ansonsten muss ich annehmen, dass Sie lediglich leere Worthülsen nachplappern und/oder heiße Luft verbreiten. << Aus diesem Grund und weil es sich um einen alten Bekannten handelt, habe ich den Herrn bereits zur Tür gebracht. Seine letzten zehn oder zwölf One-Liner dürften irgendwo im Spam sein.
9. April 2016 um 14:33
Einen Einschub möchte ich doch noch bringen: Die Akupunktur als Teilgebiet der TCM zeigt bei einigen Indikationen Wirkung, wie Studien gezeigt haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Akupunktur
Und ohne jetzt anekdotisch wirken zu wollen, so weiß ich doch, dass Akupunktur die Schmerzen meiner Mutter (Kniegelenksarthrose) gelindert hat.
9. April 2016 um 14:38
@RPGNo1:
<< bei einigen [WENIGEN] Indikationen: https://blog.gwup.net/2013/05/21/skepkon-2013-die-akupunktur-skeptisch-betrachtet/
9. April 2016 um 14:43
@RPGNo1:
<< Die Akupunktur als Teilgebiet der TCM << Nun ja ... https://blog.gwup.net/2010/07/30/nadelstiche-gegen-den-vater-der-akupunktur/
9. April 2016 um 14:47
@bernd Harder: Aus diesem Grund habe ich mich auch so vorsichtig ausgedrückt. Ich wollte keineswegs den Eindruck erwecken, dass ich an Meridiane, Qi u.ä. glaube.
Aber das „wenig“ bringt doch noch mehr Klarheit.
10. April 2016 um 06:42
@egalo:
Wollen Sie in einem hundert Jahre alten Flugzeug über den Atlantik fliegen? Oder in einem Auslegerboot von Neuseeland nach Chile segeln? Ich nicht. Und wenn ich krank bin, will ich nicht mit zweitausend Jahre alter Medizin behandelt werden, sondern mit dem Modernsten, was meine Kollegen aufzubieten haben. Und wenn zweitausend Jahre alte Medizin ausreichen würde, dann ist meine Krankheit so harmlos, dass sie überhaupt nicht behandelt werden muss. Das spart zumindest mir Geld.
10. April 2016 um 16:23
@RPGNo1:
Nadelstiche gerade bei Schmerzen können durchaus Wirkungen haben. Das beste – etwas abgegriffene Beispiel – Ein Schlag mit dem Hammer auf den Daumen beseitigt sofort alle Kopfschmerzen. Akupunktur ist insofern wirklich anders, jenseits des Meridiangedöhns, das man sicher nicht ernst nehmen muss, außer, man ist dokumentierender Medizinhistoriker. Eine physiologische Wirkung ist durchaus nicht unerwartet, gerade, was Schmerzempfinden angeht. Das Problem ist nur, sowas in eine anwendbare, zuverlässige Methode zu überführen, da haben wir inzwischen einfach bessere Methoden, die systemischer und grundsätzlicher eingreifen.
10. April 2016 um 16:34
@ nota.bene:
„Und wenn ich krank bin, will ich nicht mit zweitausend Jahre alter Medizin behandelt werden, sondern mit dem Modernsten, was meine Kollegen aufzubieten haben.“
Ach komm, nun sei mal nicht so skeptisch. Immerhin wurden die Menschen vor 1000 Jahren allesamt älter als hundert Jahre, die Säuglingssterblichkeit lag bei Null und die Menschen wurden nie krank.
Oder habe ich das nur letzte Nacht geträumt?
11. April 2016 um 08:50
„“Pseudowissenschaft ist letztlich ein Verrat, begangen an den Schwachen“
http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_magazin/forum-zum-thema-zu-globuli-homoeopathie-kann-lebensgefaehrlich-sein-81454.html
12. April 2016 um 09:58
„Traditionelle Europäische Medizin, kurz TEM.“
Das fände ich als Schlagwort im Kampf gegen Huschifuschi gar nicht so schlecht, bringt es doch die Sache auf den Punkt. Die moderne, evidenzbasierte Medizin hat mittlerweile gute Tradition in Europa.
12. April 2016 um 11:55
@ Groucho:
Das hören die AkupunkteurInnen so aber gar nicht gerne.
Das Patientenspicken wird zur Akupunktur doch gerade erst durch den meridionalen Überbau, und genau das bekommen die Akteure in ihren Kursen beigebogen. Kein Akupunktur-Vorbeter wird seinen Schülern auch nur sachte andeuten, dass die Methode eigentlich mit einem Augenzwinkern angewandt wird.
Vermutlich glaubt die Mehrzahl unter ihnen selbst daran, wie das in solchen ständig von unten aufgefüllten Hierarchiepyramiden eben üblich ist.
12. April 2016 um 13:51
@egalo
Nicht Verdammen, sondern kritisch und rational bewerten. Wenn man so vorgeht, gibt es keinen triftigen Grund Placebos zu sich zu nehmen – außer man benötigt das Gefühl bei ohnehin wieder verschwindenden Erkrankungen etwas machen zu müssen, sozusagen eine symbolische Handlung wie das Pusten bei einem kleinen Kind.
Bei schwerwiegenden Erkrankungen wären aber wirkstoffenthaltende Medikamente die Mittel der Wahl, da Placebos z.B. bei einer Lungen- oder Hirnhautantzündung nicht indiziert wären. Das wäre dann eher Darwinismus.