Gut, rein von der Optik her kann man es Regisseur Stephen Hopkins nicht verdenken, dass er sich für Sweety Hilary Swank als Hauptdarstellerin für „The Reaping – Die Boten der Apokalypse“ entschieden hat. Und gegen Joe Nickell, den Senior Research Fellow der amerikanischen Skeptiker-Organisation CSI.
Inhaltlich indessen gereicht diese Wahl dem Hollywood-Streifen entschieden zum Nachteil. „Dumm“ und „lächerlich schlecht“ fand zum Beispiel USA Today den Film, der morgen (Samstag, 7. August) um 22.05 Uhr bei RTL läuft. Andere Kritiken fielen nicht wesentlich freundlicher aus.
Als „another bad supernatural thriller“ (Washington Post) handelt „The Reaping“ von der Professorin Katherine Winter, die „vermeintliche göttliche Wunder als Täuschungen enttarnt“ (zit. nach Wikipedia). Soweit stimmt die fiktive Biografie der Protagonistin noch weitgehend überein mit dem real existierenden Joe Nickell, nach eigenen Angaben „the world’s only full-time professional paranormal investigator“.
Der Literaturwissenschaftler und ehemalige Privatdetektiv untersucht seit mehr als vier Jahrzehnten vermeintlich „übersinnliche“ Phänomene. Zum Thema „göttliche Wunder“ (wie etwa blutende und weinende Madonnen-Statuen, Stigmata, Visionen, unverweste Leichname etc.) hat er das Buch „Looking for a Miracle“ geschrieben – und eben dieses weckte das Interesse von Hollywood-Produzentin Kate Garwood, die es später ihrer Hauptdarstellerin Hilary Swank als Pflichtlektüre verordnete.
Natürlich gelangt Prof. Katherine Winter im Verlaufe von „The Reaping“ zu der Pflichterkenntnis aller populär-kommerziellen Machwerke: „dass sie mit ihrem wissenschaftlichen Ansatz nicht weiterkommt“ (zit. nach RTL). Am Ende findet sie in einer Kleinstadt, die von den zehn biblischen Plagen heimgesucht wird, sogar zu ihrem verlorenen Glauben zurück. Für Nickell eine inakzeptable Wendung der zunächst ganz passabel klingenden Story:
Exasperated, I said that asking me to assist with such a drama was rather like suggesting I stick my foot out and shoot a bullet through it. I have since adopted a more resigned attitude.“
Dennoch wird Nickell schließlich zu den Dreharbeiten eingeladen und lernt dabei auch Oscar-Preisträgerin Hilary Swank kennen:
I liked her immediately, and we discussed our respective philosophies. Without speaking for her, I would think she might describe herself as being more ,spiritual‘ than either ,religious‘ or ,skeptical‘. As for me, I told her, my work has increasingly convinced me that we live in a real, natural world, one that science is best suited to explain.
As we parted, Lawrence Elman and I went out one door of the building and Hilary (and a couple of others who had joined her) went out another. As it happened, however, our respective walkways funneled us all to the same exterior stairway, and Hilary feigned surprise at seeing me again. With a grand gesture, and a knowing look, she exclaimed, ,Coincidence??!!'“
Zu filmischen Ehren gelangt Nickell letztendlich zwar nur in einer begleitenden Doku-DVD über die biblischen Plagen. Nichtsdestotrotz zieht er ein halbwegs positives Fazit:
As for me, my Hollywood career seems already in decline, as I return to my job of looking for a miracle. Beyond the illusory apparitions, fake weeping icons, bogus stigmatics, and sadly ineffective “healings,” I am still looking—and so far finding a very real, very natural world.“
Nickells Erfahrungsbericht „The Making of The Reaping: Behind The Scenes of a Supernatural Thriller“ gibt’s hier.