Joseph Kuhn macht im Gesundheits-Check vom 17.02.2025 auf einen Änderungsantrag der CSU und der Freien Wähler im Bayerischen Landtag vom 13.02.2025 aufmerksam.
Der Antrag fordert 30.000 € zusätzliche Mittel für folgenden Zweck:
Mit den zusätzlichen Mitteln soll eine Wanderausstellung mit Film zu Geschichte und Grundlagen der Homöopathie in Bayern erstellt werden. Dargestellt soll dabei etwa werden, wie die Idee der Homöopathie 1796 durch den Arzt und Chemiker Dr. Samuel Hahnemann (1755 bis 1843) in Sachsen gegründet wurde und sich schon zu Hahnemanns Lebzeiten über die Grenzen Deutschlands hinaus ausbreitete. Sie wird bis heute vielfach praktiziert und ist Teil der „Traditionellen Europäischen Medizin“, TEM.
Der Steuerzahler darf also für eine pseudomedizinsche Werbeausstellung aufkommen. Leider geht es noch weiter im Text:
Die Homöopathie-Stiftung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte möchte zudem beantragen, die Homöopathie in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen.
Was soll man da noch sagen? Am besten schließen wir mit den ironischen Worten des INH:
Damit rückt Bayern die Homöopathie in eine Liga mit Flamenco, Reggae, französischer Esskultur und mongolischem Kehlkopfgesang. Es wäre nur folgerichtig, wenn bald auch der „Trunk aus dem Schädel eines Hingerichteten“ aus alten Arzneibüchern wieder in den Apotheken Einzug hält – schließlich gehört auch das zur Historie der „Traditionellen Europäischen Medizin“.
Zum Thema:
Artikel: „Unsinnig und unethisch“: Edzard Ernst über die vergleichende bayerische Homöopathie-Studie, GWUP-Blog vom 01.12.2024
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22. Februar 2025 um 12:11
„Immaterielles Kulturerbe“ ist sehr passend und auch (unfreiwillig) komisch: Enthalten die allermeisten Homöoapthika doch kein spezifisch wirksames Material und Medizin ist es auch nicht.
22. Februar 2025 um 19:34
Der Titel des Antrags lautet „Konzeption einer Wanderausstellung …“, was befürchten lässt, dass die Kosten für die Ausstellung selbst in den 30.000 Euro noch gar nicht enthalten sind. Aber das mögen die Abgeordneten klären, sie werden ja hoffentlich wissen wollen, was sie bezahlen.
Zum immateriellen Kulturerbe: Ob die Homöopathie überhaupt die Aufnahmekriterien erfüllt? https://www.unesco.de/orte/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-werden/aufnahmekriterien-fuer-das-bundesweite-bundesverzeichnis-des-immateriellen-kulturerbes/
22. Februar 2025 um 20:29
@ Joseph Kuhn
So, wie ich das lese, eher nicht. Aber selbst wenn, dann stellt sich ja die Frage, ob die Lehre von den Glaubuli überhaupt auf die deutsche Tentativliste käme.
Was mich – ganz off topic – drauf bringt: Was ist eigentlich aus dem Raumfahrtprojekt „Bavaria One“ von König Söder geworden?
23. Februar 2025 um 08:39
@ borstel:
Bavaria One: Meines Wissens wird bisher die Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe nicht angestrebt. Es geht, etwas verspätet, los: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/taufkirchen-bavaria-one-bauantraege-lux.7En9sCrJE9T1mZ7ptFyiMZ
Wanderaussstellung: Wo soll die wohl gezeigt werden? In Schulen? Kliniken? Gesundheitsämtern? Oder reist sie mit den Homöopathiekongressen mit, 2027 also in Lindau zu sehen, für zahlende Besucher?
Wie wird die Homöopathiekritik in der Ausstellung abgehandelt, und wie im Film? Wird das INH interviewt? Ist der Film nur Teil der Ausstellung oder kommt er auch auf die Youtube-Universität? Sind Ausstellung(skonzept) und Film Teil der Bewerbungsunterlagen für das immaterielle Kulturerbe? Oder warum steht der Passus in der Antragsbegründung?
Fast so spannend wie Bavaria One. Konzept dringend nötig ;-)
23. Februar 2025 um 18:48
Meine fundierten Einschätzungen:
Andi Scheuer wird die fertige Rakete fliegen. Da kann ja nichts mehr schiefgehen.
Die Wanderausstellung wird natürlich in den Schulen gezeigt mit Anwesenheitspflicht für die Schüler, damit sie frühzeitig an die geistartigen Wirkungen der Homöopathie herangeführt werden. Den Eintritt wird man mit selbstfabrizierten 2-Euro-Globuli C100 bezahlen. Die Ausgangssubstanz dürfen die Eltern selbstverständlich einbehalten, denn die ist ja nicht dynamisiert und somit vollkommen unwirksam.
Das Filmchen wird ganz klar frei zugänglich sein und zur Erzielung einer optimalen Breitenwirkung nicht nur bei Youtube bereit gehalten, sondern auch ein Jahr lang täglich um 20 Uhr im BR abgespielt werden. Veröffentlichungen in alternativen Medien wie dem Postillon und Pornhub werden zurzeit geprüft.
Und wahrscheinlich ist die Ausstellung wirklich Teil des Bewerbungskonzepts, damit dem staunenden UNESCO-Komitee überhaupt klar gemacht werden kann, was da im Starkbierrausch von Freien Wählern und CSU gefordert wird (aber vielleicht war es auch die Urtinktur, an der sich die Abgeordneten betrunken haben).
Herr Kuhn, falls Sie Kontakte ins Landesgesundheitsministerium haben sollten: Ich bin sehr gerne bereit die 30.000 Öcken innerhalb kürzester Zeit und mit maximalem Erfolg auf den Kopf zu hauen und dabei ein Konzept zu erstellen, daß den geneigten Volksvertretern Hören und Sehen (und vielleicht sogar die Propriozeption) vergehen wird! Es wird großartig werden und am Ende werden alle so zufrieden mit dem Ergebnis sein, wie sie noch nie mit irgendetwas zufrieden waren!!!
Für Ihre Vermittlung werden Sie natürlich eine Gewinnbeteiligung erhalten. Diese hängt davon ab, wieviel Geld ich diesen Trotteln noch aus den Rippen des Landeshaushalts leiern kann.
Kommen wir ins Geschäft?
24. Februar 2025 um 12:46
@borstel
Es fehlt noch die Produktion einer VHS-Videokassette als Anschauungsmaterial im Unterricht. ;)
24. Februar 2025 um 12:47
Ich bin dafür daß man die Projekte Bavaria One und Bavarian Shuffle zusammenlegt.
Dort kann man dann das Verhalten von Globoli 400 km über dem Globus beobachten.
Vielleicht enstehen daraus ein paar Papers…
Felix