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Das Perfide an Esoterik: Kapital aus Vulnerabilität zu schlagen

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Die

… absolute Unverdrossenheit und Schamlosigkeit, mit der geworben wird für Produkte, die wissenschaftlich nachweisbar einfach nichts bringen,

kritisiert die Autorin Tara-Louise Wittwer in ihrer Spiegel-Kolumne:

Exemplarisch nennt Wittwer (WasTaraSagt) die „Energy Pearls“ von Zara Secret.

Das „problematische Grundprinzip“ dabei sei immer das Gleiche:

Chronisch kranke oder andere vulnerable Menschengruppen suchen Hilfe und sind oft verzweifelt, weil sie das Gefühl haben, nicht geheilt oder gehört zu werden. Also sehen sie sich nach „Alternativen“ um.

Kapital aus Vulnerabilität zu schlagen, ist für mich das ungefähr Perfideste, was man so machen kann – deswegen stehe ich generell der Astrologie und Esoterik ein wenig skeptisch gegenüber.

Da schmälert auch der kleine Fehler („Ich glaube zum Beispiel, dass ich schlechter bei Vollmond schlafe […], dieser Glaube ist aber eben auch wissenschaftlich belegbar“) nicht die Gesamtaussage:

Wenn irgendwelche Energieperlen-Geschäftemacher die Neugierde, die Verletzlichkeit oder den Glauben mancher Menschen an das Gute und Übersinnliche dieser Welt monetarisieren wollen, ist Vorsicht geboten.

Zum Thema

Esoterik auf TikTok & Co.: Harmlose Lebenshilfe oder Treiber der Radikalisierung? 

gibt es übrigens am 17. März 2025 einen Web-Talk im Rahmen der digitalen Veranstaltungsreihe „Demokratie im Gespräch“ des Bayerischen Volkshochschulverbands mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.

Die kostenlose Teilnahme ist zum Beispiel über die VHS Erding, Straubing oder Landshut möglich.

Zum Weiterlesen:

  • Es ist falsch, aus der Verletzlichkeit anderer Kapital zu schlagen, spiegel.de am 9. Dezember 2024
  • Falsche Gesundheitsversprechen für sogenannte „Energy Pearls“: Verbraucherzentrale mahnt die Firma von Zara Secret ab, GWUP-Blog am 18. Oktober 2024
  • Bei Vollmond schlafen wir immer noch nicht schlechter, GWUP-Blog am 8. April 2023

6 Kommentare

  1. „Kapital aus Vulnerabilität zu schlagen“ ist auch in anderen Marktsegmenten ein gängiges Geschäftsprinzip, z.B. in der Pflege, auf dem Wohnungsmarkt usw., insofern leider ein Stück weit kapitalistische Normalität.

  2. Das ist richtig. Wobei eine überteuerte Pflege oder eine überteuerte Wohnung, wenn Sie das in diesem Sinne meinten, immer noch tatsächliche Pflege und Wohnung bedeutet, und nicht wie in der Gesundheits-Esoterik, ob vorsätzlich oder nicht, eine schädliche Nulltherapie, manchmal noch schlimmeres.

  3. Die meisten hier wissen, war jetzt von mir kommt, aber es ist nun mal mein ceterum censeo:

    Man braucht gar nicht in die Welt von Glasperlenverkäufern und Co. abzutauchen. Mit der Homöopathie findet sich ein esoterisches Glaubenssystem ohne wissenschaftlichen Wirkungsbeleg, ja ohne naturwissenschaftliche Plausibilität hierzulande mitten im Gesundheitssystem. Praktiziert von approbierten Ärzten, geschützt und massiv privilegiert von Sonderregeln im Arzneimittel- und Sozialrecht.

    So lange dies Bestand hat, dürfte es schwerfallen, insbesondere vulnerable Menschen von Scharlatanerie fernzuhalten. Worauf schon oft verwiesen wurde: die Homöopathie mit ihrer „öffentlichen Glaubwürdigkeit“ ist oft der Einstieg in den frei flottierenden Markt der unsinnigen bis gefährlichen Gesundheitsangebote.

    Wieso sollten sich Glasperlenverkäufer und andere Spezialisten zurückhalten, wo sie doch den „Wettbewerb“ mit der Homöopathie als staatlich privilegierter Esoterik bestreiten müssen … ?

    Gleichwohl – ich bin ja Optimist – nehme ich Beiträge wie den von Frau Wittwer im Spiegel als Zeichen dafür, dass sich langsam das Bewusstsein dafür zu verbreiten beginnt, was hierzulande so hilfesuchenden und vulnerablen Menschen gänzlich ohne Konsequenzen so angetan werden kann.

  4. „Jan Böhmermann wollte Anfang November im »ZDF Magazin Royale« über gefährliche Therapieformen und Verschwörungsmythen berichten. Doch die Programmdirektorin verhinderte die Sendung“

    Auch aus dem Spiegel, leider hinter der Bezahlschranke.

    https://www.spiegel.de/kultur/tv/zdf-magazin-royale-sender-stoppte-jan-boehmermann-sendung-vor-ausstrahlung-a-7f2eada9-d96b-41e2-aab0-8dd5f1c28c38

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