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„Fakten sind krass, aber was sagen die Sterne?“ Nichts – sie schweigen weiter vor sich hin

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Der eigentliche „Wirkstoff“ von Globuli, Schüßler-Salzen oder Heilsteinen ist eine große Prise Irrationalität,

schreibt die Schriftstellerin und Journalistin Ronya Othmann heute in ihrer FAS-Kolumne „Import Export“:

Grundsätzlich hat Othmann nichts gegen „ein bisschen Aberglaube“ einzuwenden, wie etwa „Glückssocken“, und auch alternative Heilmethoden könne man natürlich „ein bisschen ulkig“ finden:

Wenn man aber dann von der Mutter einer alten Bekannten hört, die ihren Krebs von einem Wunderheiler behandeln ließ und starb, ist das weniger ulkig. Und nicht nur das.

Bei ihrem kurzen Parforceritt durch die Anderswelt streift die FAS-Kolumnistin Homöopathie („Basiert nicht auf Wissen, sondern primär auf Glauben“), Heilpraktiker („Noch heute kann man, wenn man nicht den NC fürs Medizinstudium hat, einfach Heilpraktiker werden“), die rechte Anastasia-Bewegung und die Germanische Neue Medizin („Spätestens da sollte man die Heilsteine einpacken“), um zu dem Fazit zu gelangen:

Auch wenn die Esoterik in den verschiedensten Farben und Formen daherkommt, auch wenn in ihr viele ihre Nische finden, birgt sie für mich doch immer einen antimodernen Kern. Dem vermeintlich Kalten, Rationalen, Künstlichen wird etwas Sanftes, Ganzheitliches, Natürliches entgegengesetzt oder besser: entgegengeraunt.

Um mit einem Meme (auch heilsam) des Instagramaccounts@ruth_lol zu enden: „Fakten sind krass, aber was sagen die Sterne?“

Nun ja – nichts.

Das hat gerade mal wieder eine Studie von amerikanischen Mathematikern gezeigt:

Greenberg et al. stellten Astrologen detaillierte Informationen zu Charaktereigenschaften und Lebensumständen einer realen Person zur Verfügung. Damit sollten die Sternseher unter fünf Auswahlmöglichkeiten das tatsächliche Geburtshoroskop dieses Menschen herausfinden.

152 Astrologen stellten sich dem Test (1000 Dollar gab es dabei auch noch zu gewinnen) – ihre Trefferquote entsprach durchwegs der Zufallserwartung und hätte auch mit bloßem Raten erreicht werden können.

Das Studiendesign wurde übrigens gemeinsam mit Astrologen entwickelt. Greenberg testete also nur das, was die Sternseher selbst glaubten zu können. Aber nicht einmal das konnten sie.

Wer’s mal ausprobieren will: Das Testverfahren bleibt weiterhin online.

Zum Weiterlesen:

  • Warum Esoterik für mich antimodern ist, faz+ am 21. September 2024
  • Astrology shown to be no better than random guessing, New Scientist am 19. August 2024
  • Does astrology work? We put 152 astrologers to the test, clearer-thinking am 7. August 2024
  • Can astrological sun signs (or zodiac signs) predict facts about people’s lives? We tested it, clearer-thinking am 10. Januar 2024
  • Neu erschienen: „Esoterik in der politischen Bildung“, GWUP-Blog am 21. Juni 2024
  • Wissenschaftsfeindlichkeit: Ein antidemokratischer Cocktail aus Religion, Esoterik und Verschwörungsglaube, materie.at am 21. August 2024
  • Wenig Wirkung, viel Psychologie: Esoterik-Kritik bei idowa, GWUP-Blog am 20. Juni 2024
  • „Naheliegende Vorhersagen“: Die FAZ über eine Wahrsagerin, GWUP-Blog am 19. September 2024
  • AstroTV stellt Sendebetrieb via Kabel und Satellit ein, GWUP-Blog am 16. Mai 2024

2 Kommentare

  1. „Parforceritt durch die Anderswelt “ gefällt mir. Das Fazit von Othmann weniger. Wenn sie schreibt:

    „Dem vermeintlich Kalten, Rationalen, Künstlichen wird etwas Sanftes, Ganzheitliches, Natürliches entgegengesetzt oder besser: entgegengeraunt.“

    geht das zwar in die richtige Richtung, aber mit „oder besser: entgegengeraunt“ deutet sie nur an, dass das, was dem „vermeitnlich Kalten, Rationalen, Künstlichen“ da entgegengesetzt wird, auch nicht wirklich „etwas Sanftes, Ganzheitliches, Natürliches“ ist, sondern etwas nur vermeintlich Sanftes, Ganzheitliches, Natürliches und letztlich – Placebo hin, Sterne her – bestenfalls tief in der Grauzone zwischen ulkig und bedenklich anzusiedeln ist.

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