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„Der Fall Ballweg“: Prozess beginnt im Oktober in Stuttgart

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Unser letzter Blogpost zu Michael Ballweg im Januar endete mit dem Satz:

Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Mittlerweile ist der erste Termin für den 2. Oktober angesetzt worden, heißt es auf der Webseite von Querdenken 711. Laut SWR sind bis Ende April nächsten Jahres über 30 Verhandlungstage angesetzt.

Wie wir berichteten, muss Ballweg sich wegen versuchten Betrugs in 9.450 Fällen vor der großen Wirtschaftskammer am Landgericht Stuttgart verantworten. Außerdem geht es um Steuerhinterziehung und versuchte Steuerhinterziehung.

Im Kern wird dem „Querdenken“-Gründer vorgeworfen, Spendengelder beziehungsweise „Schenkungen“ für private Zwecke verwendet zu haben und die mehr als 9000 Zuwender darüber getäuscht zu haben, was mit dem Geld passiert.

Wie die Süddeutsche Zeitung heute in ihrer gedruckten Ausgabe schreibt, wird es in dem Prozess „nicht zuletzt darauf ankommen, wie diejenigen auf die Sache blicken, die Ballweg einst das Geld überwiesen haben“.

Die bisher bekannten Angaben ergänzt das Blatt um diese Details:

  • Von insgesamt 9450 Personen soll Ballweg finanzielle Zuwendungen für seine Organisation in Höhe von 1,27 Millionen Euro eingeworben haben.
  • 575.000 Euro soll er jedoch privat verwendet haben.
  • Die Ermittler schickten Fragebögen an 1058 Personen, die Ballweg mehr als 100 Euro zur Verfügung gestellt hatten. 662 kamen ausgefüllt zurück.
  • 401 Personen gaben an, ihre Zuwendung sei zur freien Verwendung gedacht gewesen.
  • 193 Personen erklärten, ihre Zahlung sei zur Finanzierung der Arbeit von Querdenken 711 gedacht gewesen, zum Beispiel Demonstrationen.

Ballwegs Anwälte bestreiten alle Vorwürfe.

Seinen letzten großen Auftritt hatte Ballweg bei einer Demo Anfang August in Berlin. Zwar schreiben die Medien von etwa 12.000 Besuchern – trotzdem attestiert die SZ der Bewegung „ein Problem“:

Aus Ballwegs Umfeld ist zu hören, dass den „Querdenkern“ ihr zentrales Thema abhanden gekommen sei. Die beklagten Corona-Einschränkungen gibt es nicht mehr. Man könnte sogar sagen: Das Land blickt heute deutlich kritischer auf die Maßnahmen von damals.

Für den ersten Verhandlungstag am 2. Oktober begrüßt Ballweg „jede friedliche Unterstützung vor dem Gerichtssaal, es wird jedoch keine von Querdenken 711 organisierte Demonstration geben“.

In der derselben SZ-Ausgabe findet sich ein Artikel über eine neue Studie, der zufolge ein natürlicher Ursprung des Sars-CoV-2-Virus die plausibelste Hypothese ist. Es sei so gut wie sicher, dass das Virus von einem Markt im chinesischen Wuhan stammt.

Alles geklärt sei damit freilich nicht:

Um einen wirklich neuen, starken Beleg für die Markt-Hypothese vorzulegen, müsste man das Virus in seiner ursprünglichen Form in einem Abstrich von einem Tier finden – darin sind sich alle Fachleute einig. Einig sind sie sich allerdings auch darin, dass sich eine solche Probe kaum finden lassen wird.

Zum Weiterlesen:

  • Der Fall Ballweg, Süddeutsche am 19. September 2024
  • Prozessbeginn gegen „Querdenken“-Gründer Ballweg im Oktober, swr am 5. August 2024
  • „Querdenken“-Initiator Michael Ballweg nun doch wegen versuchten Betrugs angeklagt, GWUP-Blog am 30. Januar 2024
  • Keine Anklage gegen Michael Ballweg wegen Betrugs, GWUP-Blog am 12. Oktober 2023
  • Bis zu 12.000 „Querdenker“ ziehen durch Berlin – vereinzelte Festnahmen, rbb am 3. August 2024
  • Bei „Querdenker“-Demo ziehen Tausende durch Berlin, zeit.de am 4. August 2024
  • Warum die Laborthese unwahrscheinlich bleibt, Süddeutsche am 19. September 2024
  • Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren, Süddeutsche am 20. September 2024
  • Neue Belege: Coronavirus soll Ursprung auf Tiermarkt haben, rnd am 20. September 2024