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Die Rückkehr der Masern und der Beitrag der Homöopathie

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Die Zahl neuer Maserninfektionen in der EU wird in den kommenden Monaten vermutlich weiter steigen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Freitag veröffentlicht hat.

Bei welt.de beleuchtet Edzard Ernst die Rolle der Homöopathie dabei:

Vor mehr als 20 Jahren haben wir an der Universität Exeter ein eher unscheinbares Forschungsprojekt durchgeführt. Damals haben wir uns die E-Mail-Adressen von britischen Homöopathen und Chiropraktikern herausgesucht und ihnen eine Mail geschickt, in dem eine Mutter um Rat bezüglich der MMR-Impfung – Masern, Mumps und Röteln – für ihr einjähriges Kind bat.

Die Antworten waren beängstigend: Nur wenige Homöopathen und Chiropraktiker empfahlen die MMR-Impfung. Fast die Hälfte der Homöopathen und etwa ein Fünftel der Chiropraktiker rieten sogar davon ab.

Als Gründe nennt Ernst:

So werden beispielsweise die Risiken des Impfens hochgespielt oder ihre Wirksamkeit infrage gestellt. Ferner wird angenommen, dass das Impfen ein Komplott darstellt, der die vielgehasste Pharmaindustrie bereichern soll.

Auch das Heilpraktiker-Unwesen streift Ernst und zitiert Anousch Mueller, die in ihrem Buch „Unheilpraktiker“ schreibt (Seite 39):

Die radikale Impfgegnerschaft sehr vieler Heilpraktiker macht sie durchaus zu einer „Gefahr für die Volksgesundheit“.

Zum Weiterlesen:

  • Die Rückkehr der Masern und der Beitrag der Homöopathie, welt am 16. Februar 2024
  • Von Wien bis Bukarest: Der Sieg der Dummheit, balkanstories am 15. Februar 2024
  • Das Masernproblem und der Beitrag der Impfgegner, welt am 16. Februar 2024
  • Zahl der Masernerkrankungen steigt, pharmazeutische-zeitung am 16. Februar 2024
  • Mehrere Masern-Fälle in Berlin 2024: Europaweiter Trend, welt am 16. Februar 2024
  • Vermehrt Masern in der EU befürchtet – hohe Impfquoten empfohlen, stuttgarter-nachrichten am 16. Februar 2024
  • Mehr Masern-Fälle in der EU befürchtet, rnd am 16. Februar 2024
  • Wer Globuli sät, wird Impfgegnerschaft ernten, spektrum am 30. November 2021
  • Wie viel Homöopathie steckt in der Impfquote? GWUP-Blog am 14. März 2022
  • „Wird Homöopathie befürwortet, ist die Impfbereitschaft geringer“, GWUP-Blog am 7. November 2021
  • Grams‘ Sprechstunde: Long Covid – Staffelpause auf unbestimmte Zeit, detektor.fm am 15. Februar 2024

10 Kommentare

  1. Masernimpfungen und Homöopathie: „Die deutsche Homöopathie stellt sich grundsätzlich positiv zu den heute durchgeführten Impfungen ein.“

    Das „heute“ war allerdings 1963:

    https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2006-935197

    Masernimpfungen und Heilpraktiker:

    https://www.zi.de/fileadmin/Downloads/Service/Veranstaltungen/Zi-Congress/Zi-Congress_2017_Vortrag_B3-13_Kuhn.pdf, dort Seite 4 rechte Folie unten.

  2. Kurze Podcast Empfehlung: Es gibt wohl einen neuen Podcast „Deutschland 33 – 45“ wo es um das dritte Reich aber auch den Untergang der Weimarer Republik. Wer sich dafür interessiert oO
    Finde man bei spotify und auf diversen anderen Podcast Formaten =)

  3. Danke für den Tipp, Martin.

  4. Seit den Ergebnissen von Edzard Ernst (das war 2003) hat es immer wieder gut belastbare Empirie dafür gegeben, dass die Homöopathiegeneigtheit bei TherapeutInnen wie bei PatientInnen zu einer stark signifikanten Abweichung von den offiziellen Impfempfehlungen geführt hat.

    Fachartikel von Natalie Grams dazu in „Trillium“, der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Immunologie:

    https://www.trillium.de/zeitschriften/trillium-immunologie/archiv/heft-4/2021-immunologie-in-deutschland/impfbereitschaft-und-homoeopathie-eine-uebersehene-korrelation.html

    Die von Edzard Ernst erwähnte Erhebung aus 2003 ist dort als dritte Fußnote erwäht. Reflektiert wird aber vor allem auf neuere Forschung an der Universität Regensburg (Links im Artikel).

    All das bestätigt einmal mehr, dass der Glaube an irrationale Heilsversprechen, zumal wenn sie auch noch ärztlich gestützt und gesetzgeberisch privilegiert werden, das Vertrauen auf die wissenschaftlichen Medizin hintergräbt. Was auch schon das Verdikt der Europäischen Wissenschaftsgemeinschaften (EASAC) aus 2017 in aller Deutlichkeit hervorgehoben hat.

    Wir wollen gar nicht meckern, aber wer glaubt, mit Minister Lauterbachs Klarstellung, dass Homöopathie und Co. nicht die Voraussetzungen des SGB V für Kassenerstattungen erfüllen, sei die Causa erledigt, der liegt falsch. In der Pharmazeutischen Zeitung ist jedenfalls aktuell zu lesen, dass ein großer Anteil der Nutzer von Homöopathika auch nach dem Ende der Kassenerstattung solche bleiben werden.

    https://www.pharmazeutische-zeitung.de/40-prozent-der-deutschen-glauben-an-homoeopathie-145370/

    Berichtet wird dort auch mal wieder über eine Jubelumfrage, deren offenbar zentrele Frage absolut hirnrissig gewesen sein muss. Denn die Antwort lautet:

    „Eine aktuelle Umfrage … unter 119 niedergelassenen Allgemeinmedizinern, Praktikern und Internisten sowie mehr als 1000 Patienten und Verbrauchern zeigt nun: Knapp 40 Prozent der befragten Patienten haben schon einmal für sich (sic!) eine konkrete Wirksamkeit (sic!) des jeweiligen homöopathischen Mittels über den Placebo-Effekt hinaus (sic!) festgestellt.“

    Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Festgestellt. Für sich. Über den Placeboeffekt. Wenns auf der Zunge zu bitter schmeckt, kann man auch den Kopf auf die Tischplatte zubewegen. Das ist nämlich – Entschuldigung – Schwachsinn.

    Beruhigend für die Hersteller (ich hätte beinahe hinzugesetzt, im Ländle …), aber schlecht für die Nutzer selbst und deren Gesundheitskompetenz.

    Ceterum censeo, auch nach dem Ende der Erstattung: Homöopathie ist Esoterik im Arzneimittelgesetz. Mit Folgen wie dem Wiederauftreten der Masern.

    Und da kriegen wir immer wieder neugierige Anfragen, was das INH denn nun machen werde, wenn die Sache mit der Homöopathie bald erledigt ist …

  5. @Martin:
    was hat das mit Masern und Homöopathie zu tun?

  6. Warum scheitert die Homöopathiediskussion?

    Gute Punkte, vor allem „Tatsache ist, dass […] Menschen vielen Scheinbeweisen […] zustimmen. Und das schneller und ausgiebiger als darauf sachlich geantwortet werden kann.“

    Gut zu verfolgen gerade erst wieder am letzten Samstag im DLF:

    „Wie erklären Sie sich diese sehr große Beliebtheit der Homöopathie?“ fragt der Moderator bei 07:43 und könnte im Grunde gleich selbst antworten: Auch wegen der bloßen Existenz dieses „Streitgesprächs“, weil Frau Dr. med. Michaela Geiger immer noch über Grundlagenforschung, signifikante Studien pro Homöopathie, Hilfe für chronisch Kranke und Patienten mit kleinem Geldbeutel usw. salbadern darf, aufgrund des Formats zu schwach widersprochen, selbst im Deutschlandfunk als gleichberechtigte Gesprächspartnerin, wie immer kaum auszuhalten:

    https://www.deutschlandfunk.de/sollten-krankenkassen-homoeopathie-bezahlen-michaela-geiger-vs-christos-pantazis-dlf-0baf663b-100.html

    Streitkultur – 24. Februar 2024

    Globuli und Co.Sollten gesetzliche Krankenkassen weiter Homöopathie bezahlen?

    Gesundheitsminister Lauterbach will die Finanzierung homöopathischer Behandlungen durch gesetzliche Kassen beenden – und beruft sich auf mangelnde Evidenz. Homöopathin Michaela Geiger und SPD-Gesundheitsexperte Christos Pantazis diskutieren.

  7. Mehr als 70 Jahre lebte er in einer Eisernen Lunge – nun ist der US-Bürger Paul Alexander tot. Sein Bruder sei im Alter von 78 Jahren gestorben, teilte am Mittwoch Philip Alexander auf Facebook mit.

    „Mit schwerem Herzen muss ich mitteilen, dass mein Bruder in der vergangenen Nacht gestorben ist.“ Laut einem Eintrag auf dem TikTok-Kanal von Paul Alexander war dieser in die Intensivstation gebracht worden, nachdem er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte.

    Paul Alexander aus Dallas im US-Bundesstaat Texas war im Alter von sechs Jahren an Kinderlähmung (Poliomyelitis, auch ‚Polio‘) erkrankt. Er war seitdem vom Nacken abwärts gelähmt und auf die sogenannte Eiserne Lunge – ein maschinelles Atemgerät – angewiesen. […]

    Mit Erfindung der Impfung gegen Kinderlähmung in den 1950er Jahren wurde die Krankheit zurückgedrängt und die Eiserne Lunge auch durch die Erfindung anderer Beatmungsgeräte überflüssig.

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/paul-alexander-polio-eiserne-lunge-usa-tot-100.html

    Lebenslange Schäden bzw. Einschränkungen aufgrund einer sog. Kinderkrankheit vs. ein Schluck (Polio) oder Piks (Masern) Vakzin mit in aller Regel geringfügigen Nebenwirkungen (wenn überhaupt).

    Die Entscheidung SOLLTE eigentlich simpel sein.

  8. Die Masernwelle in Österreich rollt weiter:

    https://orf.at/stories/3351634/

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