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Unheimliche Begegnung der dritten Art: Ufos in der DDR

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Die einzige Ufo-Sichtung in der DDR, die es bis ins Project Blue Book

… und in die Archive der CIA schaffte:

Am 17. Juni 1950 ist der Bürgermeister von Gleimershausen (Thüringen), Oskar Linke, mit seiner elfjährigen Stieftochter Gabriele auf dem Heimweg von einer Vortragsveranstaltung im Nachbardorf, als er gegen 2.30 Uhr nachts mit seinem NSU-Motorrad auf der Landstraße liegenbleibt.

Später gibt er zu Protokoll, dass sie bei ihrem Fußmarsch nach Haselbach auf einer Wiese in etwa 40 Metern Entfernung zwei Gestalten in metallisch glänzender Kleidung erblickten, neben einem Objekt, das aussah „wie eine riesige Bratpfanne“ oder eine alte ovale Wärmflasche aus Zink.

Das Fluggerät habe Reihen von Löchern von etwa 30 Zentimetern Durchmesser besessen, auf der Oberseite habe sich „ein schwarzer und ungefähr drei Meter hoher Turm“ befunden. Als die beiden Personen in ihren dicken metallischen Overalls Linke und Gabriele bemerken, verschwinden sie in dem runden Objekt, das sich kurz darauf in die Luft erhebt und davonfliegt.

Ausführlich beschrieben wird der Fall Oskar Linke (der Ufo-Fans als authentische „Nahbegegnung der dritten Art“ gilt) im CENAP-Report 116, 121 und 122

… sowie von Ralf Bülow in diesem PDF.

Bülow konnte 2014 mit Gabriele Linke (r.) sprechen.

Sie blieb bei ihrer damaligen Geschichte und hielt zugleich „eine beinahe ironische Distanz“ zum Ufo-Thema, was ihr Bülow zufolge „eine gewisse Glaubwürdigkeit“ verleiht.

1951 flüchtete Oskar Linke mit seiner Familie in den Westen und hinterlegte im Sommer 1952 seinen Sichtungsbericht bei einem Berliner Notar. Die spektakuläre Ufo-Story wurde von verschiedenen Zeitungen und Agenturen aufgegriffen und landete schließlich in den Archiven amerikanischer Geheimdienste – obwohl Linkes Beschreibungen „den damaligen Stereotypen entsprachen, wie sie im Zusammenhang mit anderen Untertassenberichten in den Medien bereits kursierten“.

Gestern rekapitulierte auch der MDR noch einmal Oskar Linkes close encounter vor über 70 Jahren, verbunden mit der Frage nach weiteren Ufo-Fällen in der DDR.

Damit sieht’s aber ziemlich mau aus.

Wie schon der Soziologe Andreas Anton bei der SkepKon 2014 ausführte, galten in Ostdeutschland sämtliche Spielarten von Esoterik/Okkultismus offiziell als „Irrlehren, Täuschungen, Pseudowissenschaften“.

Der MDR schreibt:

In der DDR galt die Auffassung, dass es sich bei den meisten UFO-Sichtungen um Fehlinterpretationen von Flugzeugen, Asteroiden, der Venus und anderer Himmelskörper handelte. Der Rest der Berichte sei auf bewusste Täuschungen, Unsinn oder psychologische Probleme zurückzuführen.

Ein gewisses Interesse weckten lediglich ein paar wenige „Verletzungen des Luftraums im Grenzgebiet“ und ein „Ufo“ über Halle 1985, das sich als Meteorit entpuppte (wie schließlich „Zeitungen aus der Bundesrepublik“ aufklärten):

Vor Aliens hatte die Staatssicherheit dabei stets weniger Furcht als vor dem Klassenfeind. Unbekannte Flugobjekte in der Nähe von militärischen Einrichtungen deuteten nach Stasi-Lesart nicht auf Besucher von Mars oder Venus, sondern allenfalls auf ein besonders raffiniertes Täuschungsmanöver des „Gegners“.

Auch die angebliche „Entführung“ des 16-Jährigen Norbert Haase durch Aliens im Jahr 1962 in Stendal wurde als Hirngespinst zu den Akten gelegt.

Der größte Fall kam dann erst kurz nach der Wende: die Greifswald-Ufos von 1990.

Zum Weiterlesen:

  • Warum Ufos einen Bogen um die DDR machten, mdr am 20. September 2023
  • SkepKon-Rückblick: Der okkulte Untergrund der DDR, GWUP-Blog am 27. Juni 2014
  • Buchneuerscheinung: Das Paranormale im Sozialismus. Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR, grenzwissenschaft-aktuell am 10. Dezember 2018
  • Ufos in der DDR: Untertassen über Oberhof, mz am 4. Februar 2011
  • DDR und Außerirdische: Wie die Stasi auf Ufo-Jagd ging, mz am 17. April 2014
  • Das Haselbach-UFO von 1950 – die Augenzeugin spricht, grenzwissenschaft-aktuell am 26. Januar 2016
  • Der Fall Oskar Linke – Eine Ufo-Nahbegegnung in der DDR, ufo-information am 26. Oktober 2014
  • Die „Greifswald-Ufos“ fliegen immer noch – neue Videos zu einem alten Phänomen, GWUP-Blog am 24. August 2015
  • Alien-Mumien, UAPs und die NASA: der neue Ufo-Hype, GWUP-Blog am 17. September 2023

5 Kommentare

  1. Die Antwortmöglichkeiten bei vielen Fragen sind unprofessionell und nicht eindeutig, ein Beispiel

    27. Wie schätzen Sie die Berichterstattung in den DDR-Medien zu UFO-Phänomenen ein?

    □ sehr positiv
    □ positiv
    □ neutral
    □ negativ
    □ sehr negativ
    □ weiß nicht

    Ich wollte mal Astronomie studieren, Physik ist es geworden, aber ich hatte die Interessen. Für mich war die Berichterstattung „positiv“, weil wissenschaftlich basiert und nicht spekuliert. Andere werden antworten „sehr negativ“, weil die Sensationslust nicht befriedigt wurde.

    Literatur dazu gab es auch in der DDR genug, ich hab die Bibliothek rauf und runter gelesen. Es ist nicht erkennbar, ob es um „ausreichende“ Information geht oder um inhaltliche Richtigkeit.

    Was will der Fragebogen denn wissen, man hätte einen Spezialisten für Fragebögen fragen sollen.

  2. @Herr Senf

    Si tacuisses, philosophus mansisses Ich könnte auch Dieter Nuhr zitieren.

    Die verwendeten Antwortmöglichkeiten fragen die Einstellungen von Personen ab und keine Fakten. Sie sind in den Sozialwissenschaften als Likert-Skala bekannt.

    Zum Forschungsprojekt und dem dazugehörigen Fragebogen:

    Dieser richtet sich an Personen, die vor 1990 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gelebt haben oder später (nach der Wende) über Berichte, Erzählungen und Erinnerungen einen Bezug zur DDR haben.

    Anhand dieses Fragebogens soll ermittelt werden, auf welche Art und Weise sich die Menschen in der ehemaligen DDR mit dem Themenspektrum von „außerirdischen Phänomenen“ beschäftigten, wie sie Zugang zu solchen Themen bekamen und in welchem Rahmen der Umgang damit stattfand.

    Man sucht also mit einem quantitativen Fragebogen nach Zeitzeugen zu „außerirdischen Phänomenen“ in der DDR, um sie danach in einem Face-to-Face-Interview nach ihren Erfahrungen zu fragen. Dieses Mixed-Method-Forschungsdesign ist in den Sozialwissenschaften inzwischen Standard.

    Die befragten Personen machen entgegen den Astronomen (ich dachte, die Astronomie gehöre zur Physik) keine Aussagen darüber, ob es „außerirdische Phänomene“ gibt, sondern nur Aussagen darüber, welche Erfahrungen sie mit z. B. der Berichterstattung in der DDR über solche Phänomene gemacht haben.

  3. @Herr Ramsel,

    was sind „außerirdische Phänomene“, etwa die Fantasien von Däniken, da geht es schon los, was soll’s?

    Die „Phänomene“ gab es schon bei den alten Zivilisationen, man frage die Wissenschaftsgeschichte.

    Also geht es dem Fragebogen nicht um Inhalte mit Wahrheit, sondern um den gefühlten Umfang, was dem Laien im Angebot so gefallen hätte oder was er vermißt hat. Ergebnis wäre Bildungsstand.

  4. @Herr Senf

    Lesen Sie bitte noch einmal die Forschungsziele der Studie. Beachten Sie bitte für ein besseres Verständnis die Anführungs- und Schlusszeichen. Sie schaffen das.

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