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Neuerscheinung: Edzard Ernst über Prinz Charles – „champion of alternative medicine“

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Prof. Edzard Ernst hat ein Buch über seinen Intimfeind Prinz Charles geschrieben:

Charles has been the most persistent champion of alternative medicine in the UK and perhaps even in the world. He has fought for [his] aims on a personal, emotional, political, and societal level. He has used his time, his intuition, his influence, and occasionally his money to achieve his goals.

2011 und 2013 hatten wir bereits über die Dauerfehde der beiden ungleichen Kontrahenten berichtet.

Heute ist auch ein Interview bei Welt+ erschienen:

Welt: Legendär ist Ihre Auseinandersetzung mit Prinz Charles, die eigentlich über Ihre Emeritierung hinaus bis heute andauert. Was war geschehen?

Edzard Ernst: Das war eine sehr unangenehme und aufwühlende Zeit. Prinz Charles ist ein glühender Verehrer der Alternativmedizin und ein waschechter Esoteriker. Der Privatsekretär des Prinzen schickte 2005 einen Brief an den Rektor meiner Uni, in dem mir fälschlicherweise ein Vertrauensbruch vorgeworfen wurde.

Ich hatte mich kurz zuvor in der Times zu einem unveröffentlichten Bericht geäußert, der über die Hintertür Gesundheitspolitiker zugunsten der Alternativmedizin beeinflussen sollte. In der Zeitung hatte ich mich auch kritisch über Prinz Charles geäußert, der den unsäglichen Bericht initiiert und damit seine verfassungsmäßigen Kompetenzen überschritten hatte. Es folgte eine 13-monatige, aufreibende und in jeder Hinsicht kostenintensive Untersuchung.

Letztlich stellten sich die Beschuldigungen als Unsinn heraus – aber in der Folge wurde die finanzielle Unterstützung für meine Abteilung immer knapper, sodass sie letztlich geschlossen werden musste.

Sie haben den Prinzen 2011 öffentlich als Schlangenöl-Verkäufer geschmäht, weil eine seiner Firmen dubiose Detox-Produkte vertrieben haben soll. Jetzt haben Sie eine Biografie über ihn geschrieben, die bisher nur auf Englisch erschienen ist. Warum arbeiten Sie sich immer wieder an dem englischen Thronfolger ab?

Ich hege eigentlich gar keinen persönlichen Groll mehr gegen Prinz Charles. Das Buch ist auch keine „Abrechnung“ oder dergleichen. Aber Charles’ Lebensweg zeigt eben sehr schön, wie er schon als junger Mann dazu verleitet wurde, eher in mystischen Sphären zu denken, und wie er sich später angemaßt hat, sich trotz fehlender Kompetenz in wissenschaftliche Belange einzumischen.

Ich sehe darin einerseits eine erhebliche Gefahr – und andererseits die Möglichkeit, anhand seines Beispiels zu zeigen, wie Menschen, die der Esoterik zugeneigt sind, denken. Das war eigentlich die entscheidende Motivation für das Buch: Ich habe versucht, viele irrige Annahmen darzustellen und mit den tatsächlichen Fakten zu kontrastieren.

Auch in der Homöopedia gibt es ein Kapitel dazu.

Zum Weiterlesen:

  • Interview mit Edzard Ernst: „Erst vorurteilsfreie Erforschung der Homöopathie hat mich zum größten Kritiker gemacht“, Welt+ am 25. Februar 2022
  • Homöopedia: Prinz Charles
  • Edzard Ernst gratuliert Prinz Charles, dem „champion of anti-science“, GWUP-Blog am 18. November 2013
  • Edzard Ernst vs. Prinz Charles: The Complete Story, GWUP-Blog am 25. Januar 2015
  • What Prince Charles tells us about complementary medicine – an essay by Edzard Ernst, bmj am 21. Februar 2022
  • Book review: Charles, The Alternative Prince – An Unauthorized Biography, friends of science in medicine am 20. Februar 2022
  • Royally Misinformed, Skeptical Inquirer am 22. Februar 2022
  • Edzard gegen Charles, Zeit-Online am 6. Dezember 2011
  • Charles, the alternative prince, edzardernst am 17. Januar 2022

3 Kommentare

  1. Ernst hat seinen publizistischen Zenit schon lange überschritten und ergeht sich nur noch in endlosen Wiederholungen. Und mal ganz ehrlich: Mich interessiert es beim besten Willen nicht, was irgendwelches Pack in UK zum Thema „alternative Medizin“*1 zu sagen oder zu schreiben habt. Immerhin lebe ich in einer demokratischen Republik.

    [1]

    Medizin ist die Lehre von den Krankheiten und deren Heilung. Daraus folgt sofort, dass es keine „alternative Medizin“ gibt.

  2. Bei aller Hochachtung für Herrn Prof. Ernst: Ich frage mich durchaus, ob durch die Schnurren des britischen heir presumptive die Freiheit von Lehre und Wissenschaft im UK in Gefahr sind. Abgesehen davon, dass es immer noch gut sein kann, dass Charles vor seiner Mutter verstirbt, so zäh, wie die alte Dame ist … – Mithin, worin besteht die Relevanz seines Buches?

    @ Markus: „Pack“? Mußte das jetzt sein? Aber wenn Sie in einer „demokratischen Republik“ leben, dann ergänzen Sie dies doch bitte zu einer „deutschen demokratischen Republik“, sofern diese geographische Angabe zutreffen sollte, und wir an dieser Formulierung so einen richtigen Spaß haben können.

  3. Onkel Michaels kleine Welt: Gelesen: Ernst, Edzard: Charles – The Alternative Prince

    https://onkelmichael.blog/2022/02/27/gelesen-ernst-edzard-charles-the-alternative-prince/

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