gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

„Sklave des Teufels“: Vom Versuch, mit Impfgegnern zu diskutieren

| 9 Kommentare

Der Philosoph und Autor Jan Skudlarek („Wahrheit und Verschwörung“) hat versucht, mit Impfgegnern ins Gespräch zu kommen:

Ich wollte wirklich herausfinden, wie die Leute ticken, die uns die Pandemie durch ihre Bockigkeit verlängern. Wer diese Ungeimpften sind, und wie man dazu kommt, bewusst und absichtlich zu der Gruppe gehören zu wollen, die über neunzig Prozent der Corona-Intensivpatienten ausmacht.

Dazu nutze ich Twitter und Instagram, die Plattformen, auf denen ich bereits aktiv bin. Vorab nehme ich mir eine Grundregel vor: „Poste nichts, hinter dem du nicht auch wirklich stehst.“

Ich will die Corona-Gegenmittel also nicht schöner, besser, sinnvoller reden, als sie wirklich sind. Ich will ebenso wenig die Corona-Risiken übertreiben. Ich will, wie man so schön sagt, nach bestem Wissen und Gewissen mit Leuten in einen Dialog treten.

Im Großen und Ganzen macht Skudlarek die gleichen Erfahrungen wie vor sieben Jahren ein Autor bei schockfaktor.de:

Manch ein Impfgegner erscheint mir, sagen wir mal, nur bedingt gesprächsbereit […] Es hagelt und hagelt NS-Vergleiche […] Wenn man mich nicht sofort „Gesundheitsfaschist“ nennt, mir den Knast wünscht oder mich für meine impffreundliche Haltung zum „Sklaven des Teufels“ deklariert (auch das ist allen Ernstes auf Instagram passiert), dann diskutiere ich.

Allerdings geschieht dann doch noch etwas Positives:

Es wird ein höflicher, freundlicher, offener Dialog.

So wie damals:

Letztendlich hängt es von der eigenen Erwartungshaltung ab, ob und was man in solchen Social-Media-Diskussionen erreichen kann – erklärt Holm Hümmler in einem aktuellen Skeptiker-Interview zu seinem neuen Buch „Fakt und Vorurteil: Kommunikation mit Esoterikern, Fanatikern und Verschwörungsgläubigen“:

Wenn ich mit dem Ziel in eine Diskussion gehe, mein Gegenüber zu bekehren, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, eine Enttäuschung zu erleben. Das kam auch in allen unseren Gesprächen mit ehemals Gläubigen zum Ausdruck. Niemand lässt sich einfach so vom Gegenteil dessen überzeugen, woran er glaubt. Das kann die betreffende Person nur selbst leisten.

Es geht vielmehr darum, einen Riss im Denksystem zu erzeugen. Den Diskussionspartner mit Fragen konfrontieren, die er sich noch nie gestellt hat. Fakten darlegen, die der- oder diejenige gar nicht kennt – das kann jeder von uns. Was wir damit eventuell bewirken, erfahren wir ja nie. Oder nur in Ausnahmefällen.

Der Skeptiker (3/2021) mit diesem Beitrag erscheint in den nächsten Tagen.

Zum Weiterlesen:

  • Wie ich versuchte, zum Impfluencer zu werden, SZ-Magazin am 20. September 2021
  • Corona-Impfung: „Ich vertraue meinem Immunsystem mehr“, Zeit-Online am 23. September 2021
  • Streit wegen Corona? Darum gewinnen wir Verschwörungstheoretiker nicht mit Argumenten, 1und1 am 22. September 2021
  • Dein Spickzettel für Corona-Diskussionen, fluter am 17. Dezember 2020
  • „Die Krankheit durchzumachen ist besser als eine Impfung“ – Bullshit, mummy-mag am 13. März 2017
  • Video: „Darum lassen sich einige junge Menschen nicht gegen Corona impfen“, Y-Kollektiv am 16. September 2021
  • Video: COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kinderwunsch – was gibt es Neues? RKI am 21. September 2021
  • Beleidigungen, Uninformiertheit, Expertengerangel: „Zeit-Online“ analysiert Impf-Debatten, GWUP-Blog am 21. März 2015
  • „Diskussion mit Impfgegnern: Religiöser Eifer und die Verteidigung der Vernunft, GWUP-Blog am 24. Juni 2014
  • NDR-„Redezeit“ mit Jan Skudlarek: Der Umgang mit Corona-Leugnern, GWUP-Blog am 27. September 2020
  • Verschwörungstheorien: „Toxischer“ vs. gesunder Zweifel, GWUP-Blog am 29. April 2019

9 Kommentare

  1. Für mein nächstes Zusammentreffen mit einem Anti-Impfer habe ich mir vorgenommen, dieses Argument anzubringen:

    Unter Impfgegnern und -skeptikern sind sicher auch viele, die ein Tattoo tragen. Die Farbe dafür stammt von Industrieunternehmen, die damit Geld verdienen. Im Gegensatz zu Impfstoffen gibt es für Tätowierfarben keine Grundlagenforschung über die Wirkung im menschlichen Körper, kein strenges, mehrstufiges staatliches Zulassungsverfahren und keine systematische Beobachtung der Langzeitfolgen (siehe auch: https://www.quarks.de/gesundheit/das-passiert-mit-tattoo-farbe-im-koerper/).

    Warum sich also tätowieren, aber nicht impfen lassen?

  2. @ Beta

    Vergiss nicht, auch Botox, Silikon & Co zu erwähnen :)

  3. Den Diskussionspartner mit Fragen konfrontieren, die er sich noch nie gestellt hat. Fakten darlegen, die der- oder diejenige gar nicht kennt – das kann jeder von uns.

    Was übrigens genau die Methode ist, mit der auch Esoteriker, Querdenker und Konsorten arbeiten. Natürlich mit ausgedachten „Fakten“, aber es reicht ja, dass sie für den Zuhörer neu und vordergründig plausibel sind.

  4. @ 2xhinschauen

    Abgesehen davon, dass man ja kaum wissen kann, mit welchen Fragen sich ein Diskussionspartner noch nicht beschäftigt hat, oder welche Fakten unbekannt sind, habe ich online die Erfahrung gemacht, dass dann diese Diskussionspartner einfach abtauchen und einige Tage später mit demselben oder anderem Unsinn wieder auftauchen.

    Wohl in der Hoffnung, dass man die letzte Konfrontation im schnelllebigen
    Internet schon wieder vergessen hat.

  5. @RainerO
    Hab ich genau so aber auch IRL erlebt. Hat also nix mit Online zu tun sondern es handelt sich einfach nur um althergebrachte Dickschädel.

  6. Der Fall Malone: Wie ein Impf­forscher zur Symbol­figur der Impf­kritiker wurde – und seine Chance auf den Nobelpreis verlor

    https://www.rnd.de/wissen/robert-malone-wie-ein-impf-forscher-zur-symbol-figur-der-impf-kritiker-wurde-2HC64SXXRNDXNO3U66T474VVQY.html

  7. @Bernd Harder

    Danke für den Link. Sehr aufschlussreich.

    Robert Malone mag eine tragische Figur sein, weil er sich aufgrund seiner großen charakterlichen Schwächen eine glänzende akademische Karriere, an der am Ende vielleicht auch ein Nobelpreis hätte stehen können, verbaut hat.

    Aber er ist in besonderem Maß auch „Täter“, weil er ähnlich wie z.B. Bhakdi mit seinen Auftritten bei Impfgegnern und impfskeptischen Kommentaren dazu beiträgt, dass die Pandemie in die Länge gezogen wird und so immer noch zu weiteren Opfern führt.

    Vielleicht attackiert Malone die mRNA-Vakzine auch deswegen so, weil er nicht die gebührende Anerkennung erhält, die ihm seiner Ansicht nach unbedingt zustehen müsste. Es ist seine Reaktion, sich an der „ungerechten“ Wissenschaftscommunity, den Medien und der Öffentlichkeit abzuarbeiten.

    Wikipedia schreibt übrigens über seinen Anspruch, als Erfinder der mRNA-Vakzine benannt zu werden:

    Malone claims to be the inventor of mRNA vaccines, although credit for the distinction is more often given to later advancements by Katalin Karikó or Derrick Rossi, and was ultimately the result of the contributions of hundreds of researchers, of which Malone was but one.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_W._Malone

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.