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Zertifizierte Fortbildung zum Thema Homöopathie jetzt online

| 21 Kommentare

Ob der Dr. Jens („Vier von fünf indikationsunabhängigen Metaanalysen randomisierter, placebokontrollierter Doppelblindstudien zur Homöopathie beobachten eine spezifische Wirksamkeit potenzierter Arzneimittel über Placebo“) Behnke auch nur eine Frage der CME Zertifizierten Fortbildung

Homöopathie – eine Therapieoption für die Praxis?

im Fachjournal HNO korrekt beantworten könnte?

Wir wissen es nicht.

Aber zumindest kann er mal nachlesen, was es mit seinen permanent perpetuierten „vier von fünf“ Metaanalysen auf sich hat, die angeblich eine „spezifische Wirksamkeit“ von Globuli belegen.

Nämlich nichts.

Es sind elf Reviews. Und keines zeigt irgendeinen Vorteil für die Homöopathie.

Verfasst wurde der zwölfseitige Beitrag mit CME-Fragebogen von Dr. Christian Lübbers und Udo Endruscheit.

Auch eine interessante Frage:

Ihnen wird eine neue einzelne Studie zur Homöopathie mit „signifikantem“ Ergebnis zugunsten der Nullhypothese (Überlegenheit gegen Placebo) vorgelegt. Welche erste Einschätzung würden Sie verwerfen?

Tja, da würden wir mal sagen: die der Homöopathen, die daraufhin wieder mal einen „Beweis“ für ihren Glauben bejubeln.

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathie – eine Therapieoption für die Praxis? HNO (2021)
  • Video: Homöopathie – Warum wir alle dafür zahlen müssen, GWUP-Blog am 29. Juni 2021
  • Neue Umfrage: Sinkende Zustimmung zu Homöopathie in Pandemie-Zeiten, volksverpetzer am 25. Juni 2021
  • Homöopatie – Wunderglaube? Keine Ahnung von Garnix am 14. April 2019

21 Kommentare

  1. Wunderbar! Noch vor zwei oder drei Jahren wäre es unmöglich gewesen, so einen Artikel in einem Fachjournal unterzubringen. Bin mal gespannt, ob Verlag und Autoren sich auch hier einem Sturm der Entrüstung, aka Shitstorm, stellen müssen.

    Als nächstes wäre so eine CME-Fortbildung im Deutschen Ärzteblatt fällig, dem offiziellen Organ der Ärzteschaft – und das kann man nicht abbestellen, das kriegt jeder aufgrund seiner Zwangsmitgliedschaft in einer Ärztekammer automatisch.

    Sorge um die Abonennten und die Auflage müsste sich die Redaktion also nicht machen.

  2. Wir haben den nicht unbegründeten Eindruck, dass Peer Reviewer und Editorial Board sehr fest hinter unserer Publikation stehen.

    Einwände beim Journal müssten schon sachlich und faktenbasiert sein. Mimimi interessiert dort nicht. Das gabs auch schon beim Bundesgesundheitsblatt nach dem Artikel von Natalie Grams und mir zu „Medien und Homöopathie“.

    Der Einladung des Bundesgesundheitsblatts, doch einen – dann natürlich auch ins peer review kommenden – sachlichen Gegenbeitrag zu verfassen, ist man bislang nicht gefolgt.

  3. Und was Herrn Behnke angeht, so ist ihm die Lektüre des Beitrages in der Tat anzuraten. Dann würde er bei ausreichender Aufmerksamkeit auch endlich mal den Unterschied zwischen Metaanalysen und systematischen Reviews kennenlernen.

    Extra für diesen Zweck ist dort die Fußnote 5 eingefügt.

    Es gibt gar keine fünf Metaanalysen, erst recht keine indikationsabhängigen. Denn eine Metaanalyse setzt ein direkt (oder nach sinnvoller Umformung) statistisch vergleichbares Datenmaterial voraus, das zu einer statistischen Gesamtauswertung zusammengeführt werden kann. Das ist „indikationsabhängig“ eh per definitionem gar nicht möglich.

    Steht – wie beinahe in der Regel – ein so vergleichbares Datenmaterial nicht zur Verfügung, führt man qualitativ auswertende systematische Reviews nach den Cochrane-Regeln durch.

    Insgesamt handelt es sich bei den großen zusammenfassenden Arbeiten zur Homöopathie um Reviews. Innerhalb von Reviews kann es schon mal Subanalysen geben, die man mit gutem Willen als Metaanalysen bezeichnen könnte – in Mathie (2014) findet man sowas.

    Aber auch nur, um über den (zweifelhaften) Weg einer Subgruppenanalyse „vielversprechender“ Studien noch ein paar Tropfen Saft aus der Sache herauszupressen (Data mining).

    Einer der Gründe, warum man bei der Homöpathie so selten (fast nie) Material findet, das man einer echten Metaanalyse unterziehen kann, ist die fehlende Reproduktion der großartigen Ergebnisse, die teils seit 30 Jahren ausstehen (jedenfalls nicht veröffentlicht wurden, da gescheitert).

  4. Ich hab mir die Freiheit genommen und den Link zum Artikel auf Facebook bei der der DHU gepostet.
    Die anderen Hersteller kommen auch noch.

  5. Ich habe den Artikel erstmal nur quer gelesen, aber was ich gesehen habe, hat mir gut gefallen.

    Jetzt bin ich auf die Reaktionen aus der Reihen der Homöopathen und ihrer Unterstützer und Fans gespannt. Es wird sicher nicht langen dauern, dass auf einschlägigen Homepages und Blogs eine (pseudo-)kritische Evaluierung des Artikels stattfindet (im „positiven“ Fall) bzw. sich die Homöopathieapologeten das Maul zerreißen und die wildesten Spekulationen und Beschimpfungen vom Stapel lassen (im „negativen“ Fall).

    Sei es wie es sei, echte belegbare Beweise werden in keinem der beiden Fälle gebracht werden. Eine kritische Selbstreflektion in der Szene findet selbstverständlich auch nicht statt.

  6. Sehr gute Arbeit.

    Der Haken bei der Geschichte (was natürlich keine Kritik an den Autoren ist): Den Opfern und Kunden der Homöopathie sind Studien, Metaanalysen völlig gleichgültig – egal in welche Richtung es geht.

    Homöopathie ist Lifestyle, sie ist ein soziologisches Setting, in dem die Kunden eine Rolle erhalten, die Ihnen taugt. Niemand erwartet bessere Medizin, wenn er zum Homöopathen geht, die Leute wollen besser dastehen. Sie wollen sich abheben, sie wollen besondere Aufmerksamkeit sich und ihrer Familie gegenüber signalisieren.

    Wer Homöopathie in Anspruch nimmt, will etwas kommunizieren, nicht Medizin konsumieren.

    Nichtsdestotrotz sind Arbeiten wie die aktuelle wichtig, um dem Humbug langfristig das Wasser abzugraben. Vermutlich wird es nur auf rechtlichen Weg gehen, eine politische Kraft, die sich mit dem Schwachsinn anlegt, sehe ich nicht.

    Jeder Partei wird sich denken: Wenn ich mich gegen den Humbug ausspreche, verlier ich mehr als ich gewinnen kann.

    Was nötig ist: Eine Art Musterprozess gegen eine Apotheke oder einen Hersteller. Findige Juristen sind gefragt.

  7. „Homöopathie ist Lifestyle, sie ist ein soziologisches Setting, in dem die Kunden eine Rolle erhalten, die Ihnen taugt. Niemand erwartet bessere Medizin, wenn er zum Homöopathen geht, die Leute wollen besser dastehen. Sie wollen sich abheben, sie wollen besondere Aufmerksamkeit sich und ihrer Familie gegenüber signalisieren. Wer Homöopathie in Anspruch nimmt, will etwas kommunizieren, nicht Medizin konsumieren.“

    Klingt gut, würde ich in der Absolutheit aber nicht unterschreiben.

    „Was nötig ist: Eine Art Musterprozess gegen eine Apotheke oder einen Hersteller. Findige Juristen sind gefragt.“

    Die Homöopathie ist vom Arzneimittelgesetz gedeckt, einen Musterprozess wird es da nicht geben. Insbesondere nicht gegen einen Hersteller oder eine Apotheke – das wäre nur ziemlich spezifisch möglich, wenn z.B. ein Homöopathikum falsch hergestellt wurde, wenn gegen das Heilmittelwerbegesetz verstoßen würde (z.B. durch Angabe einer Indikation bei selbst hergestellten Homöopathika). Dann könnte man gegen den Hersteller vorgehen.

    Ansonsten müsste man eine Änderung des AMG erwirken.

  8. @ Bernd Harder:
    Auch eine interessante Frage:

    „Ihnen wird eine neue einzelne Studie zur Homöopathie mit „signifikantem“ Ergebnis zugunsten der Nullhypothese (Überlegenheit gegen Placebo) vorgelegt. Welche erste Einschätzung würden Sie verwerfen?“

    Tja, da würden wir mal sagen: die der Homöopathen, die daraufhin wieder mal einen „Beweis“ für ihren Glauben bejubeln.

    Zumal der Artikel ja auch die Rolle und eingeschränkte Bedeutung einzelner neuer Studien erklärt. Um gegen den vorliegenden Body of Evidence anstinken zu können, muss so eine Studie schon sehr außergewöhnlich gut sein und wäre sogar dann zunächst allenfalls ein Hinweis darauf sein, dass der vorliegende Body of Evidence ungenau sein oder sogar in Teilen falsch liegen könnte.

    @ Christian Kreil:
    Jeder Partei wird sich denken: Wenn ich mich gegen den Humbug ausspreche, verlier ich mehr als ich gewinnen kann.

    Da ist was dran. Aus demselben Grund wird auch die Heilpraktikerei nicht angegangen, sondern kann munter weiterwuchern – niemand mag sich den Aufschrei der 40.000 Praktiker und ihrer vermutlich mehreren Hunderttausend Kunden antun. In Österreich wird es nicht wirklich anders sein, auch wenn der Irrsinn dort anders heißt.

    Da wären entsprechende Gerichtsurteile sicher sehr nützlich, um die öffentliche Wahrnehmung nach und nach vielleicht doch ein wenig weg von Hirngespinsten hin zur Wirklichkeit umzuorientieren.

  9. @ gnaddrig

    In Österreich ist es insofern anders, dass es hier zwar die Energet(h)iker gibt, die einen ähnlichen esoterischen Bauchladen haben, wie die Heilpraktiker, aber die Heilkunst ist den Ärzten vorbehalten.

    D.h., sie dürfen wesentlich weniger mit ihren Kunden anstellen, als die HP in Deutschland. Allerdings gibt es auch noch weniger Kontrolle (falls das überhaupt möglich ist) oder Voraussetzungen. Energet(h)iker darf sich jeder nennen, ohne Ausbildung, ohne Kreuzerltest, ohne Amtsarztgespräch. Gewerbeschein genügt. Quasi von der WKO „geadelt“, weshalb es auch eine Initiative „Kein Gewerbeschein für Humbug“ gibt.

    Was das Einstellen der Adelung der Homöopthie betrifft, liegt die Sache allerdings sehr ähnlich wie in Deutschland. Das traut sich (noch) niemand ernsthaft angreifen. Leider.

  10. @ Christian Kreil

    Was nötig ist: Eine Art Musterprozess gegen eine Apotheke oder einen Hersteller.

    Vielleicht so etwas?: https://www.derstandard.at/story/2000128032793/ein-urteil-stellt-die-bewerbung-homoeopathischer-produkte-infrage

    Macht das Schule, zündet das den Turbo für die #Globokalypse.

  11. @ RainerO: Was das Einstellen der Adelung der Homöopthie betrifft, liegt die Sache allerdings sehr ähnlich wie in Deutschland. Das traut sich (noch) niemand ernsthaft angreifen. Leider.

    Das hatte ich im Wesentlichen gemeint. Da hilft vermutlich nur, als steter Tropfen der Aufklärung den Stein des esoterischen Unfugs zu höhlen und weiterhin langsam aber beharrlich auf eine konsequente Trennung von Medizin und Scharlatanerie hinzuarbeiten.

  12. @RainerO

    Als ich das Urteil gelesen habe, entfuhr mir ein „Wow“. Vielleicht ist das ein Stein, dass die Lawine ins Rollen bringt.

    Dann kam ein „Verdammt“ hinterher. Warum muss vom Urteil eines deutschen OLG zuerst aus einer österreichischen Zeitung erfahren? Warum ist das nicht in der Deutschen Presse näher thematisiert worden?

  13. Was ich in dem Zusammenhang mit dem Urteil nicht recht verstehe:

    Eigentlich dürften dann Homöopathika oberhalb einer bestimmten Verdünnung in der Gegend von D12 gar nicht mehr mit der Bezeichnung der Ursubstanz vertrieben werden, weil ja in Aliquid C30 ganz sicher kein einziges Aliquid-Molekül mehr vorhanden ist.

    Dann müssten Homöopathika unter Verwendung winkeladvokatischer Formulierungsmethoden benannt und entsprechend etikettiert werden, wenn die Hersteller die Ursubstanz überhaupt irgendwie nennen wollen. Oder ist mir da was entgangen?

    In den Apotheken in meiner Umgebung hat sich da aber noch nichts geändert. Kann natürlich sein, dass es eine Weile braucht, bis das Urteil überall ankommt und entsprechende Folgen nach sich zieht.

  14. @RPGNo1:

    Warum ist das nicht in der Deutschen Presse näher thematisiert worden?

    Gute Frage.

    Ich finde dieses Urteil auch nicht, Anfrage an das OLG läuft.

  15. Aus dem Standard Artikel:

    „…Oder er geht gleich einen Schritt weiter, beseitigt den rechtlichen Sonderstatus von Homöopathika und stuft diese als Arzneimittel oder Nahrungs- bzw. Nahrungsergänzungsmittel ein, womit homöopathische Produkte dann denselben strengen Regeln unterworfen wären.“

    Ohja, bitte als Nahrungsmittel einstufen und immer schön die Nähwerttabellen aufdrucken…

  16. @Sinapsis

    …und die Inhaltsstoffe (absteigend nach Anteil).

  17. @Carsten Ramsel

    Ich hatte mir spontan sowas vorgestellt:

    https://de.openfoodfacts.org/produkt/22112897/fein-zucker-s%C3%BCdzucker

    Eine zusätzliche Auflistung nicht vorhandener „Ausgangssubstanzen“ nebst der analytisch unterschrittenen Bestimmungsgrenze wäre vielleicht auch ganz unterhaltsam….

  18. Ich kann mir schon Ausweichformulierungen vorstellen:

    – Bei Herstellungsbeginn verwendete Substanzen: …
    – Zur Herstellung wurden verwendet: …

    Sobald das weitere Kreise zieht und es einem großen Hersteller an den Kragen geht, marschiert das Ganze ganz sicher bis zum OGH. Oder noch weiter.

  19. Homeopathie ist schon witzig.

    Auch die letzte Frass Arbeit/Studie, da werden bunt durcheinander die verschiedensten Globuli angeboten. Wären das richtige Medikamente könnte man eine Studie formulieren bei denen verschiedenste zugelassene Arzneispezialitäten in randomisierter Folge den Patienten verabreicht würden und dann festgestellt wird, uups es hat wenig gewirkt. Und wäre HP wirksam müßte man von jeder Verdünnung eine eigene Studie über Qualität Wirksamkeit und Unbedenklichkeit durchführen.

    So hat ja Acetylsalicylsäure hat ja als ASS 100 mg eine ganz andere Wirksamkeit als Acetylsalicylsäure mit 1000 mg, daher unterschiedliche Studien mit unterschiedlicher Indikation.

    Verschiedene Indikationen mit unterschiedlichsten Verdünnungen von irgendwas nachweisbar bis C30 zu behaupten, das können nur HPs.

    Ich behaupte aber auch dass HP indirekt gefährlich ist, weil zB 30% Impfgegner sind, wobei die einen sagen, Viren gibts nicht (zB Dr Loibner), Bakterien und Viren und Pilze können sich bei Bedarf ineinander umwandeln (zB Dr Wohlgemuth), oder Viren gibts schon, aber die sind keine Krankheitsverursacher (zB. Dr Bielau) – diese eklatanten internen Widersprüche fallen aber HP nicht auf.

    Die sind also alle nicht nur einmal falsch abgebogen.

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