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Otto Prokop in der neuen „Charité“-Staffel: Wegbereiter für Aufklärung und Skeptizismus

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Morgen (Dienstag, 12. Januar, 20.15 Uhr) startet die dritte Staffel der ARD-Serie „Charité“.

Nach der Kaiserzeit und dem Zweiten Weltkrieg geht es nun um den Ost-West-Konflikt. Die erste Folge spielt 1961, eine Woche vor dem Bau der Mauer, und beginnt mit einem Hörsaal-Monolog von Prof. Otto Prokop (Philipp Hochmair) über seine neueste Erfindung – den Vaterschaftstest.

Was in den sechs neuen Folgen nicht zur Sprache kommt:

Schon 1964 gab Prokop das Buch „Medizinischer Okkultismus. Paramedizin“ heraus. Der gebürtige Österreicher war bereits zu dieser Zeit bekannt als unermüdlicher Aufklärer und Mahner in Sachen Pseudomedizin und Scharlatanerie im Gesundheitswesen.

Die meisten Skeptiker kennen die Bücher

Nicht wenige GWUP-Mitglieder sind auf ihrem Weg zum methodologischen Skeptizismus von Prokop inspiriert worden.

Zu einer Zeit, da es kritische Literatur zu parawissenschaftlichen Themen praktisch noch nicht gab, beschäftigte sich der Ostberliner Serologe und Gerichtsmediziner intensiv mit antiwissenschaftlichen Tendenzen.

Wissenschaft ist unbestechlich, vielleicht gerade in Zeiten wie diesen die einzige verlässliche Konstante,

erklärt er in der Auftaktfolge von Staffel 3.

Mit der Marburger Rechtsmedizinerin und GWUP-Gründungspräsidentin Irmgard Oepen brachte er 1987 das Buch „Außenseitermethoden in der Medizin“ heraus.

Prokop starb 2009 im Alter von 87 Jahren.

Der langjährige Leiter der Charité-Rechtsmedizin war eine interessante Persönlichkeit. Der gebürtige Österreicher habilitierte in Bonn im Fach Gerichtliche Medizin und ging von dort mit dem Segen seiner Kollegen in den Osten – zu einer Zeit, da viele Ost-Mediziner in den Westen flohen. Prokop blieb seinem Institut auch nach dem Mauerbau treu. Er hatte nur ein Privileg: Mit seinem österreichischen Pass konnte er reisen.

Otto Prokop ist ja nicht nur als Gerichtsmediziner weltbekannt, sondern auch als bedeutendster Sachverständiger und Experte in Fragen von Aberglauben und modernem Okkultismus,

schrieb 2001 der Tagesspiegel:

„In unzähligen Gerichtsprozessen war er als Gutachter bei Verhandlungen gegen betrügerische Hellseher, Wahrsager und Geistheiler tätig“, sagt Bernd Heller vom Institut für Klinische Psychologie der FU und erinnert sich an den riesigen Zulauf zu Prokops beliebten Sonntagsvorlesungen, zum Beispiel über den Hellseher Hanussen.

Und so endet auch die neue „Charité“-Staffel wiederum mit einer Rede Prokops – über Humanismus und Barmherzigkeit.

Alle sechs Folgen gibt es vorab in der Mediathek.

Auch die MDR-Doku „Der Tod war sein Leben“ vom 14. Januar ist bereits online.

Zum Weiterlesen:

  • Aus Ehrgeiz in den Osten, Zeit-Online am 24. Juli 1992
  • Leben als Arbeit – und umgekehrt, nd am 28. September 1996
  • Otto Prokop: Nie ohne meine Fliege! Tagesspiegel am 29. September 2001

3 Kommentare

  1. Zu Prokop noch den Hinweis auf diesen Vortrag von den Kölnern Skeptikern

    https://youtu.be/wG-9ubUo3GQ

    Und das Buch vom Referenten https://www.amazon.de/Seziert-Das-Leben-Otto-Prokop/dp/3360021665

    Und die Kritik an dem Buch Anton, Andreas (2014): Rezension zu Mark Benecke (2013). Seziert. Das Leben von Otto Prokop. Zeitschrift für Anomalistik 14(1), S. 107-117.

    https://www.anomalistik.de/images/pdf/zfa/zfa2014_1_091_rezensionen.pdf

  2. Schaue gerade die Sendung und bin erfreut, daß hier so schön auf das Impfdefizit im Westen bezüglich der Kinderlähmung eingegangen wurde…zwar habe ich gerade das Gefühl ich sehe eine Produktion des DDR-Fernsehens – aber was solls ;-)

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