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NDR-„Redezeit“: Der Umgang mit Corona-Leugnern

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Interessanter Radio-Talk in der „Redezeit“ bei NDR Info (zirka 50 Minuten):

Die FDP-Politikerin Karoline Preisler, die Psychologin Ulrike Scheuermann und der Philosoph und Autor Jan Skudlarek diskutieren mit Hörern über den Umgang mit Corona-Leugnern.

Die Tipps der drei Experten decken sich im Grunde mit unseren Empfehlungen:

Frühzeitig intervenieren, mehr fragen als sagen und versuchen, die „Lebensstimmung“ der betreffenden Person herauszufinden, also die emotionale und seelische Grundlage des Verschwörungsglaubens.

Wichtiger Hinweis von Scheuermann und Skudlarek: Freunde/Bekannte sind keine Therapeuten. Auch ein – zeitweiliger oder dauerhafter – Kontaktabbruch kann eine Option sein, wenn die Auseinandersetzung mit Verschwörungsgläubigen die eigenen Ressourcen überfordert.

Darüber hinaus nehmen Skudlarek und Preisler Stellung zu dem Vorwurf, Corona-Kritiker würden vorschnell als „Verschwörungstheoretiker“ und Protestler als „Leugner“ diffamiert.

Es gehe nicht um „Diffamierung“, erklärt Skudlarek sachlich, sondern um die Feststellung einer verschwörungsgläubigen Mentalität, für die es klare Kriterien gibt und „die man vor Ort sieht, wenn man die Anzeichen kennt“.

Dem stimmt Preisler zu, die selbst an Covid-19 erkrankt war und als Politikerin versucht, bei Corona-Demos mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Aber oftmals musste sie feststellen, dass die Demonstranten nicht da gewesen seien, um auf demokratische Art und Weise die Corona-Maßahmen zu hinterfragen:

Vielen gehe es nicht um Systemverbesserung, sondern um den Systemsturz.

Und das macht die Frage nach dem „Umgang mit Corona-Leugnern“ eben so schwierig, denn das gefestigte „Weltbild des Misstrauens und des Belogenwerdens“ (Skudlarek) zeige, was in der Vergangenheit bereits schiefgelaufen ist – und was eine Hörerin plastisch mit ihrer persönlichen Schilderung einer totalen Überforderung von der Komplexität unserer Welt illustrierte.

„Vertrauen wiederherzustellen“ scheint letztendlich der rote Faden zu sein, der sich durch alle solche Debatten zieht. Aber wie?

Vielleicht wären die „Bürgerräte“, die Wolfgang Schäuble gerade vorgeschlagen hat, ein allererster Schritt.

Zum Weiterlesen:

  • Redezeit: Umgang mit Corona-Leugnern, NDR Info am 24. September 2020
  • Wolfgang Schäuble schlägt dauerhafte Bürgerräte vor, Zeit-Online am 26. September 2020
  • Krise, Kontrollverslust, Konspirationismus – Zum linken Umgang mit Verschwörungstheorien, diefreiheitsliebe am 21. Mai 2020
  • Todesgrüße aus dem Anti-Corona-Netz, ff am 26. September 2020
  • „Ihr seid die Basis der Vernunft“: LeFloid Über den Umgang mit Verschwörungsgläubigen, GWUP-Blog am 26. September 2020
  • Verschwörungstheorien: „Toxischer“ vs. gesunder Zweifel, GWUP-Blog am 29. April 2019
  • Verschwörungstheoretiker sind keine Aufklärer, sondern lenken von echten Problemen ab, GWUP-Blog am 26. September 2020
  • Videos: „Die Macht der Verschwörungstheorien“, GWUP-Blog am 26. September 2020
  • Museum stellt anonymen Brief von Corona-Kritiker aus, Zeit-Online am 27. September 2020
  • Episode 44 (mit Jan Skudlarek): Verschwörung, Wahrheit und QAnon, Res Publica Podcast am 28. September 2020

4 Kommentare

  1. „Hier ist eine neuartige Methode, zu vergleichen, wie gut Länder auf Covid-19 reagieren. Ihr zufolge ist Deutschland derzeit das sicherste Land während der Pandemie, noch sicherer als Neuseeland. Schweiz auf Platz 4. Österreich auf Platz 8, hinter China.“

    https://www.facebook.com/hadmar.wieser/posts/10222292695498954

    „Joachim Huber war im März einer der ersten Corona-Kranken. Jetzt spricht er über seinen Kampf mit dem Virus und die Langzeitfolgen der Infektion.“

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/der-ueberlebenskampf-des-tagesspiegel-redakteurs-ein-zweites-mal-diese-tortur-das-wuerde-ich-nicht-schaffen/26222964.html

  2. @Martina Rheken:

    Gibts zu dem ersten Link auch eine Primärquelle, also wo ich die Ergebnisse im Ganzen einsehen kann?

    Ich find das nämlich ganz interessant – abgesehen davon, dass mich das wieder darin bestätigt, dass viele Meckersäcke (einschließlich Teile meiner Verwandschaft) gar nicht in der Lage sind, zu erkennen wie gut es uns in Deutschland geht.

  3. Ah, vielen Dank – ich hab zwar danach geschaut, die aber wohl irgendwie übersehen. Dankeschön :)

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