Gerade haben wir diesen Beitrag aus der Schweiz über die „Ausbildung“ zum „eidgenössisch diplomierten Naturheilpraktiker“ gelesen:
Das Gedankengut vieler Naturheilpraktiker gefährdet Patienten und Hilfesuchende, weil sie die akademische Medizin gezielt ablehnen und die eigenen Verfahren als Wunderheilmethoden propagieren. Die wissenschaftlich nicht bestätigten Behandlungen halten die Patienten von einer adäquaten und plausiblen Therapie ab.
Man müsse sich vor Augen führen, dass eine simple und gleichzeitig „ganzheitliche“ Erklärung bei einem derart komplexen System wie der Medizin mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht die richtige sein könne, erklärt A.B. [der besagte Student].
Ausserdem seien die Kosten für die wirkungslosen Therapien hoch. „Das Leid, das viele Patienten erfahren, übersteigt den Nutzen dieser Methoden um ein vielfaches, weshalb sie verboten werden sollten“, bilanziert er. Überhaupt vermisst er bei vielen Naturheilpraktikern ein ethisches und moralisches Gewissen.
Da trägt sich hier in Deutschland dieses zu:
Man kann das gar nicht mehr angemessen kommentieren.
Und bevor jetzt unsere Whataboutism-Helden hier aufschlagen: Ja, es gibt auch Pfusch in der evidenzbasierten Medizin – aber eben auch einen entscheidenden Unterschied:
Zum Weiterlesen:
- Student klagt an: „Meine Ausbildung zum Naturheilpraktiker trägt sektiererische Züge“, hpd am 26. Mai 2020
- Heilpraktiker soll für Krebstod einer Frau verantwortlich sein, BR am 26. Mai 2020
- Wenn Ärzte Unsinn behaupten und Kammern dennoch wegschauen, medwatch am 25. Mai 2020
- Der Fehler als Konstante unseres Tuns, Gesundheits-Check am 24. Mai 2020
- Neue Podcast-Folge von „Recht gute Medizin“: Heilpraktiker, GWUP-Blog am 27. Februar 2020
- Heilpaktiker weiter „in Alarmstimmung“ – sonst nichts, GWUP-Blog am 20. Januar 2020
- Stellungnahme des INH zur Veröffentlichung des DZVhÄ „Homöopathie kann zur Behandlung der Covid-19-Erkrankung beitragen“, INH am 26. Mai 2020
28. Mai 2020 um 23:45
Halb OT: In der ARD-„Carolin Kebekus Show“ gab es gerade eben einen schönen Co-Auftritt mit Mai-Thi und danach ein längeres Segment über die Heilpraktikerei. Mir hat’s geholfen, beim Amüsieren.
28. Mai 2020 um 23:49
@2xhinschauen:
Ab Minute 19:50
Die ersten Briefe sind schon da: ich bin sehr unangenehm berührt davon, dass auch SIE sich jetzt an diese unsachliche Heilpraktik-Geschichte anhängen….
https://www.daserste.de/unterhaltung/comedy-satire/carolin-kebekus-show/videos/die-carolin-kebekus-show-folge-2-video-106.html
29. Mai 2020 um 05:56
Unangenehm berührt zu sein ist natürlich ein klarer Indikator für eine sachliche Diskussion …
29. Mai 2020 um 10:37
sehr unangenehm berührt
… ist man wohl, wenn der/die persönliche Lieblingskomiker/in plötzlich Witze über die eigenen Glaubensvorstellungen macht: „Natürlich darf Satire alles, aber…!“
Gibt es eigentlich Studien über die Fähigkeit zur Selbstironie? Meine These: Je seriöser ein Fach oder Thema, desto mehr können die Gruppenmitglieder über sich selbst lachen.
Testfrage: Wieviele selbsternannte Skeptiker braucht man, um eine Glühbirne (o. Nachf.) einzuschrauben?
29. Mai 2020 um 12:58
Die Kommentare unter dem Video der „Carolin Kebekus Show“ sind genau so witzig wie die Show selbst. Beispiel gefällig?
H.D. am 29.05.2020 um 9:13 Uhr
Heilpraktiker
Sehr geehrte Frau Klebekus, [Lacher Nr. 1]
auch ich als Heilpraktikerin/Osteopathin war gestern Abend entsetzt, dass Sie auf diese Weise über HeilpraktikerInnen Hetze [Lacher Nr. 2] betreiben. Für mich ist das keine Satire oder Comedy mehr, wenn man über einen in aller Regel sehr seriös [Lacher Nr. 3] Berufsstand dermaßen Hetze betreibt, ohne sich vollständig informiert zu haben.
Die meisten meiner KollegInnen arbeiten sehr seriös und engagiert, ohne große Profitgier [Lacher Nr. 4]. HeilpraktikerInnen bewahren und pflegen altes Medizinwissen [Lacher Nr. 5]. Sollten wir einen Behandlungsfehler machen, werden wir auch verurteilt, so dass unsere Sorgfaltspflicht sehr hoch ist [Lacher Nr. 6] und die Praxis kann nur existieren, wenn wir erfolgreich sind [Lacher Nr. 7]. Nur weil Sie z.B. einmal in einem schlechten Restaurant zu teuer gegessen haben, sagen Sie doch auch nicht, dass alle Restaurants verboten gehören. Ich lade Sie herzlich ein, zu mir zu kommen und sich davon zu überzeugen, dass jahrelang fühlende Hände [Lacher Nr. 8] so manches Theoriestudium der Medizin [hysterisches Dauerlachen] aufwiegen kann.
Bitte aufhören. Ich kann nicht mehr. :D
29. Mai 2020 um 14:07
@ RPGNo1:
Und natürlich wieder mal der Vorwurf, die pöhsen Ärzte und die noch pöhsere Farmermafia wollten doch nur unliebsame Konkurrenz ausschalten.
Dann natürlich Geseier über „altes Wissen“ und „Hexenjagd“, sowie die immer wieder gern genommene Behauptung, Ärzte würden sich ja nur in ihrem Fachgebiet auskennen, während Heilpraktiker „alles“ wissen müssten (für die superschwere Heilpraktikerprüfung).
29. Mai 2020 um 14:58
@noch’n Flo
Das steht in anderen Kommentaren, nehme ich an? Ich hatte keine Zeit, alles durchzulesen.
PS: Ich warte übrigens immer noch auf den dicken Scheck von der Farmermafia, obwohl ich knietief drin stecke, den armen Heilpraktikanten ihre Naturmedizin und ihr Leben schwer zu machen. :)
29. Mai 2020 um 16:30
@ RPGNo1:
„Ich warte übrigens immer noch auf den dicken Scheck von der Farmermafia“
Den musstest Du Dir doch auf dem Illuminaten-Betriebsausflug zum Reptiloidenplaneten nach dem Auftritt von Elvis bei Erzengel Michael abholen.
Zu blöd zum Kacken, aber immer dick Kohle haben wollen, das haben wir gern… :P
30. Mai 2020 um 08:17
Zu Carolin Kebekus:
Puhhh, die Kommentare sind schon (wenig) überraschend. Kleines Beispiel:
Möller, Nani am 29.05.2020 um 14:33 Uhr
…Heilpraktikeranwärter brauchen ein sehr umfangreiches medizinisches Wissen um die Prüfung bestehen zu können. Der Prüfungsumfang ist wesentlich höher als der von Krankenschwestern. Im Prinzip hat die Prüfung das Niveau des ärztlichen Physikums nur ohne Biochemie…
30. Mai 2020 um 10:49
Hier sehen sie zwei geschichtsvergessene Naziverbrechen-relativierende Exemplare der Gattung #Heilpraktiker:
https://twitter.com/pharmamafia/status/1266401189970804736
30. Mai 2020 um 11:22
@Ich
Die Heilpraktikantin beweist doch nur, dass sie über ärztlichen Prüfung keinen blassen Schimmer hat, denn das Physikum wird nach 4 Semestern Regelstudienzeit (mündlich/schriftlich) abgelegt, entspricht also grob dem, was ich zu meiner Studienzeit als Vordiplom hatte.
Das „umfangreiche medizinisches Wissen“ in der Heilpraktikerprüfung besteht aus einem Multiple-Choice-Test, den jeder nach ein wenig Pauken bestehen kann. Das ist bestenfalls Schulniveau.
Und zuletzt etwas Persönliches: Meine Schwester IST examinierte Krankenschwester, daher weiß ich ein wenig, was sie leisten musste, um die Prüfung zu bestehen. Diese Heilpraktikerin sollte mal vor sie treten und ihr ins Gesicht sagen, dass sie einen höheren Prüfungsumfang hatte. Das würde sie aber nur einmal wagen, weil sie im Rahmen einer Standpauke auf Zwergenmaßstab zusammengefaltet würde.
30. Mai 2020 um 11:26
Im Prinzip hat die Prüfung das Niveau des ärztlichen Physikums.
Da stellt sich laienhaft die Frage, warum die angehenden Heilpraktiker dann nicht einfach das ärztliche Physikum abzulegen haben, als solide Grundlage?
30. Mai 2020 um 22:54
Aber der Kommentator Dr. Reinhard Salinger geht es auch nicht wirklich geschickt an:
„ICH bin Industriekaufmann,Psychologe, Internist u Hämato/Onkologe, Notarzt, Telemediziner u Arbeitsmediziner alles staatlichgeprüft mit langjähriger Ausbildung und ca. 36 Jahren medizinischer Erfahrung.
26 Jahre versucht Anwärtern zum Heilpraktiker als Dozent Basiswissen in Medizin beizubringen, oft vergeblich.“
Das kommt dann doch irgendwie überheblich daher.
30. August 2020 um 19:41
Die Heilprakrikerprüfung ist deshalb erforderlich, damit gerade kein Unsinn betrieben werden kann. Es muss medizinisches Fachwissen nachgewiesen werden, um Notfälle und Krankheiten erkennen zu können. Eine Vielzahl von Krankheiten darf der Heilpraktiker gar nicht behandeln. Das ist im Gesetz geregelt. Aber warum gibt es immer nur eine Richtung? Ich behaupte, dass viele Krankheitsursachen keine Medikamente brauchen sondern sehrwohl durch Alternativen behandelt werden könnten. Bei Rückenschmerzen wird meist eine Schmerzspritze in den Rücken gerammt, teure Medikamente verabreicht, dabei gäbe es auch Hilfe beim Osteopathen. Es ist natürlich Ansichtssache, ob die Symptome behandelt werden, dass ist gewiss oft wichtig, um schnell Abhilfe zu schaffen. Aber was ist mit den Ursachen? Das Nachhalten warum eine Krankheit sichtbar wird? Das gleiche bei Kopfschmerzen, etc. Meist gibts IBU beim Arzt, dabei könnten z.B auch Entspannungsübungen, craniosacrale Therapie, Psychotherapie etc. helfen
Es könnte so einfach sein, wenn die Berufszweige Hand in Hand arbeiten. Es muss nicht immer gleich die Gebärmutter, die Galle, etc herausgenommen werden, es gibt Alternativen. Aber eben auch nicht immer, dann hilft der Chirurg, etc.
Eine gemeinsame Bekämpfung von Krankheiten, statt mit Fingern aufeinanderzuzeigen. Gemeinsame Wertschätzung und Respekt, wäre meine Ansprache zum Thema.
Was ist daran schlecht jahrhunderte altes Wissen z.B über Naturkräuter zu nutzen. Es muss doch nicht immer die Chemiekeule sein, es geht bis zu einem gewissen Grad auch ohne.
Warum lernen unsere Kinder diese Anwendungen, Selbstheilungsmöglichkeiten nicht in der Schule? Und natürlich kann ein Heilpraktiker kein Herz transplantieren. Und wunderbar, dass es dafür gute ausgebildete Ärzte gibt. Der HP kann aber den Herzinfarkt erkennen, den Notarzt rufen und entsprechende Massnahmen vorbereiten.
30. August 2020 um 19:47
@Petra:
Ich behaupte, dass viele Krankheitsursachen keine Medikamente brauchen sondern sehrwohl durch Alternativen behandelt werden könnten.
Ersteres ist völlig richtig – dazu braucht man aber keine „Alternativen“:
Ebenso wichtig wäre meiner Überzeugung nach, dass Ärzte ihren Praxisbesuchern auch mal sagen, dass sie gar nichts brauchen. Damit würde der Patient Vertrauen in den eigenen Körper gewinnen, und das könnte positiver und befriedigender sein, als einer Pille zu vertrauen, die von außen zugeführt wird.
https://blog.gwup.net/2012/12/23/die-homoopathie-luge-ein-interview-teil-2/
Eine gemeinsame Bekämpfung von Krankheiten
Und genau das funktioniert eben nicht:
https://blog.gwup.net/2015/06/21/ein-bund-zwischen-arzten-und-heilpraktikern-das-freut-nur-die-pseudomediziner/