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Heilpraktiker weiterhin „in Alarmstimmung“ – sonst nichts

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Die Heilpraktiker-Branche ist weiterhin „in Alarmstimmung“, heißt es in einem aktuellen Beitrag vom Deutschlandfunk (zirka 18 Minuten).

Dabei sind „wirklich einschneidende Änderungen“ gar nicht in Sicht, räumt Dr. Christian Weymayr vom Münsteraner Kreis ein:

Ich wünsche mir von den Politikern auf Bundes- und Landesebene, dass sie dieselben rational fundierten Grundsätze im Gesundheitssystem anwenden, die sie auch bei ihren anderen politischen Entscheidungen anwenden.

Also ich denke, kein Wirtschaftspolitiker dürfte eine Wahrsagerin beschäftigen, um Entscheidungen zu treffen. Kein Außenpolitiker dürfte auspendeln, ob er jetzt einen Vertrag unterzeichnen soll oder nicht. Im Gesundheitswesen dürfen das Politiker aber schon.

Trotzdem gingen die politischen Vorstöße wohl in die Richtung, dass das bestehende System nicht angetastet wird, sondern „vielleicht etwas verschärft wird, was die Prüfungen angeht.“

Dass die Heilpraktiker nach wie vor nicht verstehen, worum es überhaupt geht, und sich in ermüdender Redundanz immer wieder nur auf die „schwere Prüfung“ und die „schwarzen Schafe“ rausreden, konnte man vor zwei Wochen schon in der Süddeutschen nachlesen.

Zum Weiterlesen:

  • Heilpraktiker: Eine Branche auf dem Prüfstand, Deutschlandfunk am 19. Januar 2020
  • Unsichere Zukunft für Heilpraktiker, Süddeutsche am 2. Januar 2020
  • „Gefährliche Hybris“: Interview mit Dr. Christian Weymayr über das Heilpraktiker-Unwesen, GWUP-Blog am 24. Januar 2018
  • „Heilpraktiker“ in der FAS: Klare Regeln und wissenschaftliche Fakten schaffen, GWUP-Blog am 10. November 2019
  • Wie „Alternativmedizin“ Patienten gefährdet, Gute Pillen – schlechte Pillen am 20. Januar 2020

12 Kommentare

  1. Naja, ob viel gewonnen ist, wenn Politiker „dieselben rational fundierten Grundsätze im Gesundheitssystem anwenden, die sie auch bei ihren anderen politischen Entscheidungen anwenden“? Mit Blick auf die Wohnungspolitik oder die Verkehrspolitik bin ich da nicht so sicher. ;-)

  2. Der Bernd hat die Welt verstanden, denn die wird durch Geld regiert. Dass für ihn „Rationalität“ gleich Geld ist übersehen wir grosszügig.

  3. @MuchkinTom:

    Der Unsinn, dass Heilpraktiker angeblich eine „Konkurrenz“ für Ärzte seien, ist auch die einzige Verteidigung, die euch einfällt:

    https://blog.gwup.net/2017/08/22/ekelhafte-lobbyistenaktivitat-munsteraner-kreis-zu-den-heilpraktiker-vorwurfen/

  4. @MunchkinTom

    „Dass für ihn „Rationalität“ gleich Geld ist übersehen wir grosszügig.“

    Wer ist „wir“? Heilpraktiker und Unterstützer? Bitte Ross und Reiter nennen und sich nicht in ominösen Andeutungen ergehen.

  5. „Ich wünsche mir von den Politikern auf Bundes- und Landesebene, dass sie dieselben rational fundierten Grundsätze im Gesundheitssystem anwenden, die sie auch bei ihren anderen politischen Entscheidungen anwenden.“

    Um Himmels Willen, bloss nicht!

  6. Zitat: „Und Botzlar von der Lan­des­ärz­te­kam­mer findet, Deutschland könnte sich beim Thema Heilpraktiker durchaus an Österreich orientieren: „Da ist das Kurpfuscherei und strafbar.“ “

    Mein Applaus für Herrn Botzlar. Denn die nächsten aggressiv-hysterische Attacken der Heilpraktiker und der sie unterstützenden Verbände (u.a auch gegen gwup und Psiram) haben nicht lange auf sich warten lassen, wie man unschwer in den Kommentaren verfolgen kann.

  7. In den Kommentaren zur Stellungnahme des Dr. Botzlar das übliche Mimimi über die absolute Notwendigkeit und das enorme Wissen der Heilpraktikerzunft.

    Selbst bei einem Verbot des Heilpraktiker(un)wesens werden diejenigen, die schon heute als HP unterwegs sind, weiterhin nicht den Hungertod sterben, weil es sicherlich einen Bestandsschutz geben wird. Allerdings sollten meiner Meinung nach invasive Behandlungen, medikamentöse Beratungen, Behandlung von Krebserkrankungen u.ä. sicherlich nicht zum Bestandsschutz gehören.

    Interessant finde ich den Kommentar eines Orthopäden im Ruhestand, der außer Lobhudelei für HP auch noch erwähnt, dass er als Kassenarzt 100 Patienten am Tag behandeln konnte, während ein HP mit 10 Patienten ausgelastet gewesen sei. Ich sehe darin eher, dass der HP halt ein nicht unbeträchtliches Honorar vom einzelnen Patienten bezog.

    Anmerkung: Ich bin kein Arzt und habe auch keinerlei medizinische Ausbildung, sondern lediglich Diplomchemiker in der Sonderabfallentsorgung und daher keinesfalls Mitglied einer Pharma- oder Medizinerlobby.

  8. Da möchte man ja schreiend in den Wald laufen:

    Die im DÄB erwähnte Josef-Angerer-Schule ist tatsächlich als Berufsfachschule anerkannt (https://www.km.bayern.de/schule/1626.html?re=1) – und das, obwohl man als Abschluß nur ein „Jodeldiplom“ ohne irgendeinen Wert erhält (das schimpft sich dann eine „qualifizierte Abschlußprüfung“ – https://www.ausbildung-zum-heilpraktiker.de/ausbildung/gestaltung.php, obwohl die Amtarztprüfung erst noch bevorsteht).

    Daß dieser Unfug auch noch quasi ein staatliches Siegel hat, ist der Gipfel der Unverschämtheit, ganz passend auch zum unsäglich doofen Homöopathieforschungsbeschluß des Landtages:

    Spott mit Dir, Du Land der Bayern!

  9. Ach, und noch eine Ergänzung, wes Geistes Kind diese Damen und Herren sind:

    Der „Heilpraktikerverband Bayern e.V.“, welcher die genannte Schule verantwortet, verlinkt auf seiner Website zu folgendem schönen Blog: https://donotlink.it/Vx61y – und ja, da isser wieder:

    Seit gut einem Jahr verbreitet Christian „Amok“ Becker (nicht zu verwechseln mit unserem geschätzten Mitkommentator) auch hier seinen unglaublichen Dünnpfiff, allerdings ist er jetzt schon weiter: In einem seiner letzten Beiträge (vom 7.11.19) machte er keine Freislervergleiche mehr, sondern verglich die sog. „Skeptiker-Lobby“ mit dem MfS.

    Wenn das jetzt nicht ein Fortschritt ist.

  10. @ borstel:

    Dann verlange ich für meinen Lobbyismus aber ab sofort Westgeld! Und ich will in die „sogenannte BRD“ reisen.

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