In der Quengelzone-Kolumne von Wirtschaftsredakteur Marcus Rohwetter in der Zeit ging es gerade zweimal in Folge um sogenannte GWUP-Themen:
Kurze Zusammenfassung:
[…] Supermärkte sind keine Waldorfschulen, Steiners Geist taucht aber auch dort auf: Er durchweht Biogemüse von Demeter, Kosmetik von Weleda und Frühstücksbrei von Alnatura. Diese und andere Firmen orientieren sich an Steiners anthroposophischer Gedankenwelt. Und die liefert überraschende Einsichten.
„Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, warum die Kühe Hörner haben?“, fragte Steiner einst in einem Vortrag und kannte natürlich den Grund: „Die Kuh hat Hörner, um in sich hineinzusenden dasjenige, was astralisch-ätherisch gestalten soll …“
Kühe haben also Antennen, mit denen sie eine Sternen-Essenz in sich hineinsenden. Noch heute vergraben sie bei Demeter mit Dung gefüllte Kuhhörner in der Erde, wo sie – laut Eigendarstellung – „kosmische Kräfte“ aufnehmen. Daraus werden anschließend Präparate erzeugt, die im Boden „wie homöopathische Arzneimittel“ wirken sollen.
Globuli für den Acker? Nichts gegen den Bodenschutz. Aber jenseits der Steiner-Fanszene habe ich niemanden gefunden, der diese These wissenschaftlich bestätigen konnte […] Manches gibt es eben, manches nicht, und manches hätte man nicht einmal gedacht. Etwa, dass man den Kontakt zum Kosmos kaufen kann.
Weltanschaulich neutraler Konsum ist eine echte Herausforderung.
[…] Ein Leser ließ mir den Flyer einer Friseurin aus der Nähe von Passau zukommen […] Die Dame, die nach eigenen Angaben über eine Zusatzqualifikation als Human-Energetikerin verfügt, bietet laut Flyertext „bio-energetische Lockenhaarschnitte“ an, die zugleich „eine Reinigung und eine Revitalisierung des Energiefeldes am Kopf und am ganzen Körper“ darstellen. Verwendet werde, so steht es auf dem Werbeprospekt, „energetisiertes Wasser“, mit dem auf einer nicht näher spezifizierten „Körper-Geist-Seelenebene“ Blockaden gelöst würden, „welche im Haar gespeichert sind“ […]
„Haare sind ein Spiegel der Seele“, verrät der Flyer noch. Wer würde dem widersprechen, wenn dieselben doch schon angesichts des ganzen Geschwurbels zu Berge stehen wie die Fichten im Harz vor der Invasion des Borkenkäfers? Aber vermutlich hat einfach alles seinen Markt.
Ich frage mich nur, woher die ungewöhnlich hohe Energiemenge in diesem Salon stammt. Handelt es sich etwa um nicht abgeschirmte Reststrahlung des gerade mal 100 Kilometer entfernten Kernkraftwerks Isar 2? Oder haben Weltraumreisende beim Stop-over im Heizungskeller einen ausgebrannten Warp-Kern liegen lassen? Wir wissen es nicht, wir ahnen es nur.
Verstehen werde ich die wahren Zusammenhänge jedenfalls nie. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich von Natur aus keine Locken habe.
Zum Weiterlesen:
- Haare unter Strom, Zeit+ am 4. September 2019
- Waldorf im Supermarkt, Zeit+ am 11. September 2019
- Neu im Kortizes-Podcast: „Anthroposophie – Eine kurze Kritik“ mit André Sebastiani, GWUP-Blog am 21. September 2019
- Wenn der Mond beim Putzen hilft, Astrodicticum simplex am 21. Januar 2010
- Vom richtigen Zeitpunkt: Esoterischer Unsinn über den Mond, Astrodicticum simplex am 23. Mai 2008
- Vortragsvideo: Voll der Mond – die Mythen im Check, GWUP-Blog am 20. Mai 2019
22. September 2019 um 19:33
Nur weil das nicht in euer mechanistisches Haarbild passt, heißt das ja nicht, dass es das nicht gibt. Es gibt mehr Haare zwischen Haupt und Himmel … usw.
Also, bitte! Lasst den Sarkasmus. Bio-energetische Lockenhaarschnitte, für so was interessiere ich mich – seit geraumer Zeit auf dem Weg zur homöopathischen Haarpracht – schon lange (http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2014/07/26/haarige-werbung/).
22. September 2019 um 21:58
Wie sagte schon Rudolf Steiner so treffend:
„Im Zweifelsfall könnt ihr mich an meinen bio-energetischen Haaren am Podex, die Signale von Kuh-Antennen empfangen,hmhm-en!“