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„Wir nehmen nichts weg, wir schenken Wissen“: Chrismon-Interview mit Natalie Grams und Sven Gottschling

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Bei chrismon.de ist ein Interview mit Natalie Grams und Sven Gottschling erschienen.

Ein Auszug:

Chrismon: Beide sagen Sie öffentlich, dass Sie von der Homöo­pathie als Arzneitherapie nichts halten – was bekommen Sie für Reaktionen?

Grams: Nur nette. (Beide lachen.)

Gottschling: Ich bekomme regelrechte Hassmails. Wenn ich einen Fernsehauftritt hatte oder einen Vortrag ge­halten habe, wurden meine Sekretärinnen am Telefon aufs Wüsteste beschimpft. Das hat mich schon erschreckt. Die wenigen Patienten darunter sagen, sie seien enttäuscht von mir, formulieren das aber meist freundlich. Die ­richtig ­üblen Attacken kamen in der Regel von Ärzten oder Heilpraktikern, die die Methoden, die ich entmystifiziere, selbst betreiben.

Grams: Ich bekam auch immer wieder konkrete Mord­drohungen, hielt Vorträge unter Polizeischutz. Mittlerweile lebe ich verborgen. Das ist bedrückend. Inzwischen habe ich mich mit wissenschaftlich denkenden Menschen zusammengetan. Und sehe jetzt auch, da ich mit einer ­Klage bedroht werde, dass es eine große Solidarität mit mir gibt.

Das Pharmaunternehmen Hevert, das Homöo­pathika herstellt, fordert, dass ich eine Unterlassungs­erklärung unterschreibe. Das Schreiben habe ich auf Facebook und Twitter öffentlich gemacht. Es kam unglaublich viel Unterstützung! Wenn der Hersteller wirklich klagt, werde ich zumindest nicht am Finanziellen scheitern.

Gottschling: Damit schießen die sich doch ein Eigentor!

Chrismon: Was sollen Sie nicht mehr sagen dürfen?

Grams: „Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus.“ Dabei sagen das die korrekt gemachten Studien ebenso. Die müsste die Firma auch verklagen, eigentlich. Aber ich glaube, es geht hier um was ganz anderes: Die Umsätze der Homöopathie gehen zurück. Weil die Kritik jetzt aus so vielen Ecken kommt.

Gottschling: Dass sich manche wirtschaftlich bedroht fühlen, ist das eine. Das andere ist: Man rüttelt offensichtlich am Weltbild einzelner Menschen, und das löst wohl massivste innere Widerstände aus, richtigen Fanatismus.

Grams: Dabei sagt keiner, Homöopathie soll ver­boten ­werden. Oder: Wer das macht, ist bescheuert. Wir ­nehmen nichts weg, sondern wir schenken Aufklärung, wir ­schenken Wissen. Dafür so fertiggemacht zu werden, das ist rational nicht erklärbar.

Gottschling: Ich kann mir die Reaktion nur so er­klären, dass wir einen Zaubertrick entmystifizieren. Damit ­schubsen wir diese Gruppe von Heilern oder auch selbst ernannten Heilern von ihrem Podestchen.

Grams: Im Grund sind wir die Kinder, die schreien: Der Kaiser ist nackt! Ich habe ja selbst erlebt, wie sich das anfühlt. Man ist nicht mehr die omnipotente Heilerin, man muss sich quasi auf dem Boden der Realität mühsam zusammenklauben. Das tut weh.

Aber ich denke immer: Wenn man dafür auf dem Boden der Realität landet, ist das doch viel sicherer. Wir haben es hier ja nicht mit dem persönlichen christlichen Glauben zu tun, sondern wir sprechen hier über Medizin und Wissenschaft. Da kann man nicht einfach sagen, der Glaube stehe über dem Wissen.

Zum Weiterlesen:

  • Was hilft wirklich, wenn man kank ist? chrismon am 15. Juli 2019
  • Homöopathie: Von Medizinern belächelt, von Comedians veralbert, GWUP-Blog am 1. März 2019
  • Was bedeutet Globukalypse? bedeutung-online am 17. Juli 2019
  • Unser Charly kann’s nicht lassen, Onkel Michaels kleine Welt am 17. Juli 2019
  • Liebe taz, was ihr zur Homöopathie schreibt, ist völliger Quatsch, volksverpetzer am 17. Juli 2019
  • Herner Wissenschaftsjournalist: Homöopathie ist Vollesoterik, waz am 17. Juli 2019
  • Homöopathie, die fiktionale Medizin, Frankfurter Rundschau am 17. Juli 2019

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