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Auch in Indien gibt es Homöopathie-Kritiker

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Indien – das „Traumland für Homöopathen“, wo die Zuckerzauberei flächendeckend das Gesundheitssystem dominiert und bei jedweder Erkrankung phantastische Erfolge zeigt?

Natürlich hat auch das wenig mit der Realität zu tun.

Das Ansehen der Homöopathie in Indien [beruhe] zu großen Teilen darauf, dass sie aus Deutschland stammt – man könne sich dort nicht vorstellen, dass aus Deutschland etwas Falsches oder Unsinniges („bogus“) käme. Was einerseits verblüffend ist und andererseits den Hinweis der hiesigen Homöopathen auf die Beliebtheit in Indien zudem auch noch als Zirkelschluss entlarvt …

… heißt es einleitend in einem neuen Artikel beim Informationsnetzwerk Homöopathie.

Darin beschreibt der indische Skeptiker Abhijit Chanda von der Webseite Rationable, warum Homöopathie nicht funktioniert und warum sie auch gar nicht funktionieren kann.

Allerdings ist es Chanda primär angelegen, seine Landsleute über die Widersprüche und Unsinnigkeiten der Homöopathie zu informieren (der Beitrag ist eine Übersetzung von Rationable). Speziell zum Stellenwert der Homöopathie in Indien und zu den Gründen dafür finden sich leider nur ein paar Randbemerkungen, wie zum Beispiel:

Die meiste Zeit meines Lebens habe ich es als selbstverständlich angesehen, dass Homöopathie funktioniert. Ich wusste nicht wie oder warum, ich wusste nur, dass meine Eltern und die meisten anderen Leute darauf schworen, also musste doch etwas dran sein.

Ich wurde mehrmals mit Homöopathie behandelt. In einem Fall hat es die Sache verschlimmert. Der homöopathische Arzt meinte dazu: „Manchmal müssen die Dinge schlechter werden, bevor sie besser werden.“

Ich muss zugeben, ich war zwar wenig beeindruckt von dieser Antwort, aber ich mochte den Geschmack der Medikamente. Immer zuckrig-süß oder sogar mit etwas Alkohol. Was könnte es Besseres aus der Sicht eines Kindes geben, als etwas Süßes als Medizin zu bekommen.

Zum Weiterlesen:

  • Funktioniert Homöopathie? – Ein Gastartikel von Abhijit Chanda (BeRationable Blog), INH am 22. Juni 2019
  • Indischer Nobelpreisträger kritisiert die Homöopathie, GWUP-Blog am 9. Januar 2016
  • Die Banerji-Protokolle: Homöopathie gegen Krebs? GWUP-Blog am 2. Juli 2013
  • Gibt ein Film „The Answer to Cancer“? Ein Review zur Aufführung in München, GWUP-Blog am 23. August 2018
  • „Banerji-Protokoll“ bei Psiram
  • 1,800 Studies Later, Scientists Conclude Homeopathy Doesn’t Work, smithsonian am 11. März 2015

6 Kommentare

  1. Abhijit Chanda hat versprochen, über die näheren Hintergründe der Verbreitung von Homöopathie in Indien einen gesonderten Gastbeitrag für das INH zu schreiben. Natürlich ist gerade das von großem Interesse für uns hier – die Bemerkung über die Rolle der Herkunft aus Deutschland ist schon mal interessant.

    Das INH wird sich revanchieren und für seinen Blog (der mit medium verbunden ist) einen Beitrag über die derzeitige Situation in Deutschland zur Verfügung stellen.

    Das INH freut sich sehr über diesen neuen Kontakt.

  2. mit einem gespendeten Euro lässt sich in Indien sicher noch etwas mehr erreichen als vergleichbar in Deutschland. Wie wäre daher eine kleine Sammelaktion unter den Lesern dieser Webseite zu gunsten der Homöopathiekritik der indischen Kollegen?

  3. Wieder einmal etwas gelernt und zudem Asche auf mein Haupt.

    Bisher ging ich davon aus, dass Homöopathie in Indien deswegen so beliebt ist, weil es eine vermeintlich billige Alternative zur teuren Medizin ist, die sich dort viele nicht leisten können. Dieses Kolonial- und Dritte-Welt-Denken ist mir gerade etwas peinlich.

  4. @ RainerO: Eigentlich zieht sich der Kreis noch etwas weiter – es lässt sich nämlich noch hinzufügen, dass die „orthodox medicine“ in Indien mit der ehemaligen Kolonialmacht England assoziiert, also insofern in gewissem Maße – auch „offiziell“ – negativ konnotiert ist und die „deutsche“ Homöopathie von vielen, insbesondere älteren Leuten als eine Art Gegenpol dazu gesehen wird.

    Immerhin wird die Homöopathie nicht nur von AYUSH enorm gefördert, sondern mit dem halben Gesundheitsetat der Regierung – was möglicherweise über die Jahre für ein wissenschaftsbasiertes Basis-Gesundheitssystem schon ausgereicht hätte…

    Was die Peinlichkeit im Sinne von Kolonial- und Dritte-Welt-Aspekten ja nicht gerade aufhebt.

    Seien wir gespannt, was Abhijit Chanda dazu zu berichten hat…

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