BR24 hat heute einen Faktencheck zum aktuellen Thema „Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus“ veröffentlicht.
Das Fazit:
Die Behauptung, dass es für die Wirkung von Homöopathie keine Belege gibt, ist falsch. Die Frage ist aber, um welche Art von Beleg es sich handelt bzw. ob dieser Beleg auch einer wissenschaftlichen Prüfung standhält.
Und hier ist die Aussage des zuständigen Bundesinstituts eindeutig: In Deutschland wurde noch kein homöopathisches Mittel zugelassen, bei dem sich der Hersteller auf eine Studie berufen hätte.
Die Homöopathika, die das Bundesinstitut zulässt, sind in aller Regel nur für Krankheiten gedacht, die der Körper selbst heilen kann, wie Fieber oder Schnupfen. Aus diesem Grund sind die geforderten Belege für die Wirksamkeit auch gering. Klinische Studien sind nicht nötig.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Es bleibt beim Armutszeugnis für Hevert und die Globuli-Lobby.
Zum Weiterlesen:
8. Juni 2019 um 20:10
Das Auszugsfazit ist ja eine ulkige Nummer. Wenn es keinen wissenschaftlichen (= intensiv und soweit als möglich objektiv erstellte Nachweisung der diversen Wirkungen nach bestem Stand des Wissens und der Technik) Beleg für etwas gibt, dann ist es falsch, dass es keinen Beleg gibt?
Gutschön, klar gibt es „hat mir immer geholfen“-Beteuerungen und „woher sollte meine Katze wissen, dass es nur ein Placebo ist“-Geseire von Gläubigen – aber das kann ja wohl kaum mit „Beleg“ gemeint sein.
Und „Versorgungsstudien“ (wenn sie überhaupt als Studien durchgehen) kümmern sich nicht um die Frage nach der Wirkung, sondern liefern Daten aus dem Marketing (Nutzung, Verbreitung, Frequenz, Käufergruppen etc.). Das ist ja eben genau kein Beleg für irgendeine Wirkung.
Genau dafür sind die verflucht aufwändigen und sündhaft teuren Wirksamkeitsnachweise da – denen sich die „alternativen“ Methoden nun man nicht stellen (müssen gemäß rechtlicher Ausnahmeregelung).
Typischer Journalismus. Bloss keine Klientel verprellen oder zu Abmahnungen einladen ;-)
8. Juni 2019 um 20:36
Ich möchte kurz auf einen Punkt des Faktenchecks eingehen:
„Bei Mitteln, die etwa gegen leichte Erkrankungen wie Schnupfen helfen sollen, reicht es bereits, wenn der Hersteller z. B. eine Literatur-Übersicht zu dem Medikament und eine Monographie einreicht. “
Eine Monographie, dass klingt zunächst beeindruckend. Und das homöopathische Arzneibuch von 2018 hat allein 600 (!) davon.
Ich denke aber, dass vielen phamazeutischen Laien gar nicht bewusst ist, was eine Monographie ist und was sie beschreibt. Hierzu sagt Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Monografie#Arzneib%C3%BCcher): „Im Arzneibuch werden im Monografieteil die Eigenschaften und Anforderungen einzelner Stoffe ausführlich behandelt. Die Monografie gliedert sich dabei in die Abschnitte Anforderungen an Eigenschaften, Identität, Reinheit und Gehalt sowie eine Sammlung von analytischen Methoden zur Bestimmung der letzten drei Größen. Jeder pharmazeutisch eingesetzte Stoff hat den Anforderungen der Arzneibuchmonografie zu entsprechen.“
Kurz gesagt, eine Monographien stellt eine veröffentlichte Norm dar, nach denen die Verwendung eines oder mehrerer Stoffe automatisch zugelassen wird. Von einer „Wirksamkeit“, auf die Anwender und Hersteller homöopathischer Produkte so gerne mit ernster Miene hinweisen, steht nichts drin.
9. Juni 2019 um 08:07
Was für ein lächerliches Spiel um die Semantik. Ich freu mich auf die Heilpraktiker, die jetzt immer betonen werden, dass es ja auch Wirksamkeitsbelege gibt für deren lieblings Pseudomedizin wie MMS, Schröpfen und Co.
Es ist mal wieder typisch, der Blödsinn wird rausposaunt, und die seriösen Akteure müssen dann ungelenk und wortreich sehr differenziert sagen „es gibt keine wissenschaftlich belastbaren Wirksamkeitsnachweise im Sinne der evidenzbasierten Medizin in den Stufen ,,,,,,“
9. Juni 2019 um 13:15
Nach dem Lesen der Kommentare bei BR24 steigt bei mir die Gewissheit, dass Hopfen und Malz verloren ist.
9. Juni 2019 um 13:42
@RPGNo1: Öh, Moment. So eine Monografie muss eine Sammlung von analytischen Methoden zur Bestimmung des Gehalts enthalten? Wie machen die Homöopathen das denn? :-D
9. Juni 2019 um 16:35
@Björn
Eine Urtinktur sollte mehr als genug Moleküle zum Analysieren haben. :)
Hier ist übrigens das Inhaltsverzechnis des HAB 2019
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Zulassung/ZulRelThemen/azbuch/10azBuecher/Inhaltsverz_HAB_2019.pdf;jsessionid=12F9261B9A406018C60552007B6DCBD2.2_cid319?__blob=publicationFile&v=4
9. Juni 2019 um 17:56
Zombie-Globukalypse
https://larsunddiewelt.wordpress.com/2019/06/08/zombie-globukalypse/
9. Juni 2019 um 18:10
BR24 hat noch ein Erklärvideo nachgeliefert.
9. Juni 2019 um 18:58
https://onkelmichael.blog/2019/06/04/solidaritat-mit-natalie-grams/
9. Juni 2019 um 21:51
Natürlich versuchen die Homöopathen nur das aus dem Fakten-Check herauszulesen, was sie glauben wollen:
https://twitter.com/AndrsHrz/status/1137745375580872704
11. Juni 2019 um 08:27
Interview mit Natalie Grams:
https://www.schwaebische.de/ueberregional/panorama_artikel,-die-kritik-an-der-hom%C3%B6opathie-ist-so-laut-wie-noch-nie-_arid,11066806.html
12. Juni 2019 um 16:50
Doc Check:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/22020-jetzt-wirds-ernst-globuli-vor-gericht
14. Juni 2019 um 00:52
Homöopathie wirkt* | NEO MAGAZIN ROYALE mit Jan Böhmermann – ZDFneo: https://www.youtube.com/watch?v=pU3sAYRl4-k
*nicht über den Placebo-Effekt hinaus.
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