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„TV-Kunstwerk“ bei ARTE über eine blutende Marienstatue

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Im Sommer hatten wir schon auf die italienische TV-Serie „Il Miracolo“ hingewiesen.

In Deutschland startet „Ein Wunder“ heute Abend (10. Januar) um 20.15 Uhr bei ARTE.

Die Serie „Ein Wunder“ erzählt von einer Marienstatue, die unaufhörlich Blut weint und bei einem Mafiaboss gefunden wurde. Unter größter Geheimhaltung wird das Phänomen untersucht, entzieht sich aber allen Gesetzen der Physik. Nach und nach geraten immer mehr Menschen in den Bann der Statue. Alle sind getrieben von der Suche nach Antworten, doch diese scheinen unerreichbar.

Alle acht Folgen gibt es bereits in der ARTE-Mediathek.

Allerdings steht nicht die skeptische Entlarvung des „Wunders“ im Fokus – das ist lediglich „die halbe Miete“, erklärt die Frankfurter Rundschau:

Richtig gut wird eine Serie, wenn sie diese Ausgangssituation nicht nur durchspielt, sondern ausweitet, eine richtig großen, allumfassenden Wurf draus macht, der uns etwas über unsere heutige Zeit erzählt. Und siehe da: Dieses italienische Meisterstück präsentiert uns ein grandioses Kaleisdoskop an Figuren, die nicht nur von diesem Wunder völlig aus der Bahn geworfen werden, sondern die auch alle wichtigen Funktionen des Landes repräsentieren:

Der egozentrische Politiker hat Sorge, dass diese Erscheinung in sein geplantes EU-Referendum hineinpfuscht; seine atheistische Frau kämpft gegen die zunehmende Gläubigkeit ihrer eigenen Kinder; die streng rationale Wissenschaftlerin will mit dem Wunderblut ihre kranke Mutter heilen; der Mafiaboss und seine Familie werden von kuriosen Geschehnissen heimgesucht; und ein in Spielschulden, Prostitution und Verbrechen verstrickter Priester sucht den Weg zurück zu Gott. Es ist also mal wieder eine Miniserie als großer Gesellschaftsroman.

Auch Spiegel-Online schreibt von einem „TV-Kunstwerk“. Für den Rezensenten der Süddeutschen ist die Serie „fesselnd und verstörend“.

„Ein Wunder“ ist indes nicht der einzige aktuelle Beitrag zum Thema „göttliche Intervention“. In einigen wenigen Kinos läuft derzeit „Die Erscheinung“.

Darin wird ein abgebrühter Kriegsreporter mit einer „Marienerscheinung“ in der französischen Provinz konfrontiert.

Wie wir letztes Jahr schon schrieben: „Die Zeiten sind schlecht – und Maria weint blutige Tränen“.

Zum Weiterlesen:

  • Die Zeiten sind schlecht – und Maria weint blutige Tränen, GWUP-Blog am 15. Juli 2018
  • „Die Erscheinung“ bei epd film
  • „Die Erscheinung“ beim filmdienst
  • TV-Kunstwerk bei Arte: Madonna, was für eine Serie, Spiegel-Online am 9. Januar 2019
  • Heiliger MacGuffin, Frankfurter Rundschau am 10. Januar 2019
  • Blutspende, Süddeutsche am 9. Januar 2019
  • Mystery: Weinende Ikonen – warum Marienstatuen Blut und Tränen absondern, web.de am 14. September 2016
  • Blutwunder und Stigmata, GWUP-Blog am 27. März 2015
  • Blut und Tränen: Die Macht der Wunder, GWUP-Blog am 15. Oktober 2010
  • Wenn Heilige weinen, Telepolis am 25. Dezember 2005
  • „Blutende“ Jesus-Statue mit ausschließlich weiblichen Geschlechtschromosomen, GWUP-Blog am 13. Juli 2015

10 Kommentare

  1. anschauen tue ich mir nicht an, die einzigen die diesen hundeblick haben dürfen sind für mich hunde.
    und daß politker (korrupt sein können/oft sind) priester sex brauchen, kinder oft leicht beeinflußbar sind, meine güte das wissen wir doch alle, auch ohne wunder.
    was mich wundert? mein sohn fehlt da drin, der hätte das plastikdings längs aufgesägt,
    er ist eben mehr forscher statt gläubig. daher konnte auch nie ein spielzeug vererbt werden. ist das verwunderlich?

  2. Die Serie ist toll gemacht, richtig gute Schauspieler, klasse Regie und sehr gute deutsche Synchronisation (finde ich nach bisher 3 gesehenen Folgen).

    Darf man als Skeptiker etwa keine Märchen, Science fiction oder ähnliches mögen, sofern man sie nicht für bare Münze nimmt?

    Wenn man nur noch wissenschaftlich abgesicherte literarische oder cinematografische Kost zu sich nähme, würde die Welt ganz schön langweilig. Was bliebe von der Kunst ganz allgemein noch übrig? Ganz davon abgesehen gehört der „Hundeblick“ nicht zur titelgebenden Serie.

    Und anscheinend gibt es ja eine „skeptische Entlarvung“ des Wunders. Ich würde es im Sinn der Story auch akzeptieren, wenn sie der Tränenfluss ohne Erklärung plötzlich aufhört. Oder oder oder.

    Wäre das Ende ein Akzeptieren von göttlichen Wundern, hätte die Serie als kirchliche Propagandasendung sicher nicht so viele gute Kritiken bekommen.

  3. @Mamie Juliette:

    „Darf man als Skeptiker etwa keine Märchen, Science fiction oder ähnliches mögen, sofern man sie nicht für bare Münze nimmt?“

    Doch – wo genau steht denn etwas Gegenteiliges?

  4. diabetiker klang so, als würden nur Leute, die dümmer als er und sein Sohn und gläubig sind, so eine Serie anschauen. Waren eigentlich meine Gedanken zu seinem Post. Nix für ungut.

  5. Italien am Rande des EU-Austritts und eine Madonna, die Blut weint. In der TV-Serie „Ein Wunder“ prallt die Macht des Glaubens auf politisches Machbarkeitskalkül.

    https://www.zeit.de/kultur/film/2019-01/ein-wunder-fernsehserie-italien-madonna-politik-mystery-arte

  6. Schrecklich war gestern die Reiki-Werbung im Tatort.

  7. @Mamie Juliette: Ich fand´s nicht so schlimm, der Fokus war m. E. eher auf der Lächerlichkeit der gesamten Handlungen des Reiki-Meisters. „Ich streiche erstmal Deine Aura aus“. 50 Euro die Stunde für´s nicht-angefasst-werden, ja wem´s gefällt… Vielleicht ist es lehrreich, dass die Patientin starke Schmerzen hatte, keinen Termin bei einem echten Arzt bekam, und zu jedem Strohhalm greifen wollte.

    Als sie danach mit einem Heilkristall herumlief, hat der Kommissar das ja entsprechend bissig kommentiert. Leider kann ich auf die Facebook-Diskussion nicht zugreifen…

  8. Ja, lächerlich und zum Schmunzeln war es für mich natürlich auch. Aber vermutlich für die Anhänger von Reiki nicht, die sogar sagen können „Siehst du, bei der Kommissarin hat es auch gewirkt!“. Und Geld spielt bei Anhängern irgendwelcher esoterischer Ideen meistens keine Rolle. Ich kenne eine recht arme Rentnerin, die auf alles andere verzichtet, damit sie sich monatlich eine Art Kreditkarte positiv bequatschen lassen kann und vielen anderen Mist mehr.

    Das Ende von der ARTE-Serie fand ich ganz witzig, aber etwas zwiespältig. Vielleicht wollten sie sich die Möglichkeit einer zweiten Staffel offenhalten. ;)

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