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Faktencheck: Globuli-Lobbyist verlässt die wissenschaftliche Argumentationsebene

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Bei der NDR-„Redezeit“ konnte der bezahlte Homöopathie-Lobbyist Dr. Jens Behnke nicht so wirklich punkten mit seiner immerselben Falschbehauptung, dass zahlreiche „methodisch hochwertige Arbeiten“ eine „signifikante Überlegenheit“ homöopathischer Mittel gegenüber Placebo belegen würden.

Also warf er nach der Radiosendung erneut die Gebetsmühle an, für einen vorgeblichen „Faktencheck“ bei Natur und Medizin.

Darauf hat jetzt wiederum Dr. Norbert Aust in seinem Blog Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie geantwortet.

Man muss sich fragen, wie Herr Behnke angesichts der leicht anhand der im Internet verfügbaren Originalarbeiten zu überprüfenden Fakten seine Behauptung aufrecht erhalten kann, die Wirksamkeit der Homöopathie sei nachgewiesen […]

Ich kann allerdings auch den Interessenkonflikt von Herrn Behnke nachvollziehen, dessen Arbeitgeber wohl kaum einen Mitarbeiter weiter beschäftigen würde, der die Homöopathie als widerlegt beschreibt.

Zum Weiterlesen:

  • Faktencheck von Jens Behnkes Faktencheck zu NDR-Info „Redezeit“ vom 21.11.2018, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 28. November 2018
  • Zehn systematische Reviews – und noch immer kein Effekt der Homöopathie über Placebo, GWUP-Blog am 28. November 2018
  • Patientenanwältin Pilz fordert Verkaufsverbot für Globuli, derStandard am 28. November 2018
  • Warum das Wahlfach Homöopathie gestrichen wurde, Die Presse am 27. November 2018
  • Für Homöopathie gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, blick am 28. November 2018
  • Homöopathen-Kritik an den Skeptikern: Geht’s noch ein bisschen peinlicher? GWUP-Blog am 16. März 2014

11 Kommentare

  1. Mal blöd nachgefragt:

    Hat Jens Behnke jemals wissenschaftlich argumentiert? Er kann sich eventuell formvollendeter ausdrücken, weil er eine (pseudo-)wissenschaftlichen Sprache verwendet und nicht so wie viele andere Homöopathielobbyisten auf die Gefühldrüse drückt oder Einzelfallerlebnisse als Beweis deklariert.

    Aber solange ich mich mit dem Thema Homöopathie im Allgemeinen und Jens Behnke im Speziellen genauer beschäftige, konnte ich noch kein echtes wissenschaftliches Argument entdecken.

  2. Erschreckender als der vergleichsweise unauffällige Jens Behnke waren die homöopathiegläubigen Ärzte unter den Anrufern, die zahlreiche logical fallacies in Reinkultur präsentiert haben. Wie kann man sich nur so in Selbsttäuschung ergeben?

  3. „Wie kann man sich nur so in Selbsttäuschung ergeben?“

    Und vor allem – wo haben die ihre wissenschaftliche Ausbildung erhalten oder kann man der im Medizinstudium wirklich so einfach ausweichen?

  4. @ Nele Abels:

    Im Medizinstudium und als Assistenzarzt lernt man sehr früh, das zu glauben und zu verbreiten, was der Vorgesetzte (Chef- bzw. Oberarzt) einem sagt. Kritisches Denken ist da nicht besonders gefragt.

  5. Zur Neutralisierung fundierter Kritik durch falsche journalistische Ausgewogenheit – Beispiel: Homöopathie

    https://blog.psiram.com/2018/12/zur-neutralisierung-fundierter-kritik-durch-falsche-journalistische-ausgewogenheit-beispiel-homoeopathie/

  6. Ich habe jetzt nur mal ein allgemeines Verständnisproblem.

    Jens Behnke ist meines Wissens nach doch Dr. phil. (in welchem Fach weiß ich nicht), also Geisteswissenschaftler. Wie kann er dann seriös die Abteilung Wissenschaft und Forschung bei der Carstens-Stiftung leiten?

    Vielleicht denke ich aber auch schon wieder zu naiv…

  7. @ Onkel Michael
    „Wissenschaftliche Forschung in der Homöopathie“ ist ein Oxymoron. Also ist es völlig egal, wer das leitet. Hahnemann berief sich ja auf „geistartige Kräfte“, also passt das schon mit dem Geisteswissenschaftler.

  8. @ Onkel Michael:

    Leiten kann man so etwas schon, nur tiefe fachliche Expertise sollte man da nicht erwarten.

    „Wissenschaftliche Beiräte“, Enquête-Kommissionen und ähnliches entstehen ja nicht aus reinem Postengeschacher, sondern weil die Spitzen von Exekutivorganen generell nicht notwendig vom Fach sind. Manchmal wäre das auch gar nicht so gut, denn eine Behördenleitung, ein Minister oder was auch immer ist ja hauptsächlich als Koordinator, Entscheidungsverantwortlicher und Kommunikator gefragt.

    Unter den Richtern, die am BGH für Bausachen zuständig sind, gibt es z.B. auch keinen einzigen mit der Zusatzqualifikation als Bauingenieur.

    Das Egghead an der Spitze kann umgekehrt auch böse Folgen haben, wenn es durch das Peter-Prinzip nach oben gespült wurde. Die großen Kommunikatoren vom Fach, die es mit den professionellen Rabulisten aufnehmen, sind leider sehr selten.

  9. @Onkel Michael
    Behnke ist auch Kommunikationswissenschaftler. Und kommunizieren kann er ja, wenn auch sehr viele seiner Texte nur aus Verdrehungen, offenen Unwahrheiten und selektiven Zitaten bestehen.
    http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2894#comment-20390

    Behnkes offizielle Jobbezeichnung lautet auch „Programmleitung Homöopathie in Forschung und Lehre“.
    https://www.carstens-stiftung.de/homoeopathie.html

    „Ein Programm ist eine strategische Aufgabe im Unternehmen, die ein wichtiges Unternehmensziel fördert.“
    https://dieprojektmanager.com/programm-management-vs-projektportfolio-management/#Was_ist_Programm-Management

    Und was fördert die Carstens-Stiftung? Die Gleichberechtigung der Homöopathie zur evidenzbasierten wissenschaftlichen Medizin.

  10. Wir sehen ja, was passiert, wenn der Behnke losgelassen.

    Besonders peinlich fand ich – neben seiner völlig danebenliegenden Definition von evidenzbasierter Medizin – die niedliche Umfrage, die er zitierte, um die Glaubuli zu retten (https://donotlink.it/6XGV) , ist ein Beispiel von generös produziertem Datenmüll.

    Der Bias, der dadurch entsteht, dass die „Studie zur Einstellung der Deutschen zu medizinischen Therapieformen und Arzneimitteln“ von der DHU in Auftrag gegeben wurde, wird schon durch die Suggestivfragen offenbar.

    Es ärgert mich sehr, daß die ach so pharmakritischen Homöopathienutzer auf dem Auge blind sind, und sie ernsthaft zwischen guter (DHU, Boiron) und böser Pharmaindustrie (fast alle anderen) unterscheiden.

    Zur Umfrage: Ob man irgendwann schon einmal Homöopathie verwendet habe? Ja, was sollen wir nun daraus schließen! Selbst ich habe in jugendlichem Alter schon mal ein Komplexmittel eingenommen. Hat nicht geholfen. Frage, nach einem Verbot von Homöopathika – lehnt die Mehrheit ab.

    Fordert ja auch die große Mehrheit der Homöopathiekritiker gar nicht. Usw.

    Gerade den letzten Punkt, so glaube ich, müssen wir noch deutlicher kommunizieren – es geht nicht um ein Verbot. Wenn Homöopathika ihre Arzneimittelzulasung verlieren, dann können sie gerne als Lebensmittel oder was auch immer verkauft werden.

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