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Berliner Ärztekammer will keine Punkte mehr für Homöopathie- Fortbildungen vergeben

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Immerhin:

Bei der Veranstaltung „Versorgung 2018: Evidenz und Wunderheilung“ gestern Abend in Berlin hat sich der Präsident der Berliner Ärztekammer dafür ausgesprochen, homöopathische „Weiterbildungsveranstaltungen“ nicht mehr mit Fortbildungspunkten zu adeln.

Es gibt kein Gebiet in der Medizin, in dem es so viel Evidenz gibt, dass es nicht wirkt,

sagte Jonitz.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es ab 2019 für homöopathische Fortbildungen keine Punkte mehr gibt, ist sehr groß.

Cochrane-Chef Gerd Antes forderte laut MedWatch, dass die Forschung zur Homöopathie ganz eingestellt werden sollte, da die Studienlage bereits ausreichend klar sei.

Der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Frank Plate, erklärte, nur zwei der 69 von seiner Behörde beaufsichtigten Krankenkassen seien bei der Homöopathie „Überzeugungstäter“. Praktisch alle GKVen würden in vertraulichen Interviews angeben, dass die Homöopathie nicht besser als ein Placebo helfe.

Zum Weiterlesen:

  • Präsident der Berliner Ärztekammer will Homöopathie-Fortbildungen nicht mehr anerkennen, MedWatch am 18. Oktober 2018
  • Die Homöopathie hat mal wieder in vitro ihre Wirksamkeit bewiesen – nicht, GWUP-Blog am 11. Oktober 2018
  • Aktion gegen Homöopathie: Hannover in diesem Jahr erstmals dabei, city-news am 17. Oktober 2018

6 Kommentare

  1. Na toll, aber an die Zusatzbezeichnung Homöopathie in der Berliner Weiterbildungsordnung geht Jonitz nicht ran. Ja, ich weiß, ich müßte in seiner Ankündigung einen Anfang sehen, aber ich bin gerade gar nicht damit zufrieden.

  2. Ich sehe hier einen ersten Einbruch der Eisdecke bei der Ärzteschaft. Ich bin überzeugt davon, dass eine klare Mehrheit die Homöopathie für das hält, was sie ist, aber aus verschiedenen Gründen kamen die bisher nicht aus der Deckung.

    Man muss realisieren, dass dies eine konzertierte Aktion von Jonitz, Plate und Antes war – jeder hat sich zu einem anderen Aspekt der „Fehlsteuerung Homöopathie“ geäußert.

    Jonitz zum Segen der Kammern für die unsäglichen Fortbildungen, Plate offenbart (nicht zum ersten Mal) dass die Kassen die Homöopathie nur deshalb hochhalten, weil keiner derjenige sein will, der die Hand als erster wegzieht und Antes spricht klar aus, was Konsequenz der bestehenden Studienlage ist: das Ende komplett sinnfreier Homöopathie-Forschung.

    Und das ist selbst für einen Pessimisten wie mich eine ganze Menge. Nur mal die Institutionen genommen, dazu noch das IQWiG mit Herrn Windeler, der noch nie in Sachen Homöopathie aus seinem Herzen eine Mördergrube gemacht hat und vor allem Herr Hecken mit dem G-BA, der seine Entschlossenheit, dem Zuckerverkauf in Apotheken auf Kassenrechnung ein Ende zu machen hat, kürzlich erst deutlich gemacht hat.

    Die Chance für das Einläuten der Zuckerdämmerung liegt in der Einigkeit dieser Institutionen. Wenn sie sich zu einem echten konzertierten Vorgehen verständigen und eine gemeinsame Initative ergreifen, dürfte das Glöcklein für die Homöopathie im offiziellen Gesundheitswesen bald läuten.

    Denn daran kommt selbst zögerliche Politik nicht mehr vorbei.

    Kein Optimismus, dafür hab ich schon zu viel erlebt. Aber eine Perspektive, die nicht mehr unrealistisch ist.

  3. Dr. Christian Lübbers ist bekennender Globuli-Gegner und tritt für eine „ehrliche Medizin“ ein. Im Interview erklärt er, wie Apotheker und Mediziner Patienten im Umgang mit homöopathischen Arzneimitteln beraten müssten.

    https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/homoeopathie-hat-in-einer-serioesen-apotheke-nichts-zu-suchen/

  4. @ Udo Endruscheit:

    Vielleicht liegt es daran, dass man im Alter bitter wird: ich erwarte von der Verbannung der Homöopathie aus den Apotheken weniger den Niedergang der Homöopathie, als das Einsetzen eines Goldregens über den Drogeriemärkten.

  5. @ klaus schneider: Kann schon sein. Verbieten kann man die Zuckerkügelchen und die zugehörige Folklore ja kaum. Kann und soll ja jeder, wie er mag.

    Aber wenn das Zeug nur noch in Drogerien und Eso-Läden vertickt wird, vielleicht sogar mit deutschen Etiketten (nicht Apis mellifica C30, sondern Honigbiene, Alkoholischer Auszug, Verdünnung 1:1.000.000…000) und Vermerken wie „Enthält keinen Wirkstoff“ und „Die Wirksamkeit homöopathischer Mittel und Methoden ist wissenschaftlich widerlegt (oder wenigstens: nicht bewiesen)“, kann sie nicht mehr so einfach als seriöse Medizin dargestellt werden, und das wäre doch schonmal was Gutes.

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