In einem (kurzen und daher einseitig auf einen Fall fokussierten) Video sowie einem längeren Textbeitrag geht Justillon der Frage nach, ob Verträge mit Hellsehern nichtig sind.
Die Antwort entspricht dem, was uns der Jurist Dr. Jan-Peter Ewert vor sieben Jahren anlässlich des „Wahrsager-Urteils“ des BGH erklärte: sowohl als auch.
In dem Fall, der in dem Video geschildert wird, bekam der Kunde das Honorar zurück, das er einer „Hellseherin“ gezahlt hatte.
Allerdings nur, weil er zu diesem Zeitpunkt „mit erheblichen psychischen Problemen zu kämpfen“ hatte und „seine schlechte seelische Verfassung wohl zeitweise zum Ausschalten seines rationalen Denkens geführt“ habe.
Im zweiten Fall, den Jannina Schäffer auf der Justillon-Webseite wiedergibt (eben die besagte BGH-Verhandlung, auf die auch Evert rekurrierte), durfte eine Kartenlegerin das Geld behalten – obwohl es sich um eine „objektiv unmögliche Leistung“ handelte, die nach den Naturgesetzen und den Erkenntnissen der Wissenschaft und Technik gar nicht erbracht werden kann.
Denn: Der Kunde wusste, worauf er sich einlässt, und habe sich „freiwillig entschlossen, der Klägerin für deren Leistungen ein Honorar zu zahlen“.
Es gilt also weiterhin: Wer den Schmarrn glaubt, ist selber schuld.
Die Augsburger Juristin Dr. Verena J. Dorn-Haag setzt sich seit längerem dafür ein, das zu ändern. Wir fragen demnächst mal nach, wie der Stand der Dinge ist.
Zum Weiterlesen:
- Sind Verträge mit Hellsehern nichtig? Justillon am 1. September 2018
- Betrug durch entgeltliche „Teufelsaustreibung“, Justillon am 22. Dezember 2017
- Interview: Zwangsprostitution, Voodoo- Zauber und das Strafrecht, GWUP-Blog am 17. August 2017
- Recht: Welche Leistung ist „objektiv unmöglich“ – und wer bestimmt das? GWUP-Blog am 8. August 2013
- Wahrsager-Urteil: Sowohl-als-auch, GWUP-Blog am 13. Januar 2011
- Daniel Kreibich: Ein Scharlatan bleibt wohl auch in der Berufung ein Scharlatan, GWUP-Blog am 13. Januar 2016
- Sind Hellseher seriös? GWUP-Blog am 1. Oktober 2012
- „Vermisstenhellseher“: Wie die Betrüger ticken, GWUP-Blog am 28. Oktober 2017