gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Video: Homöopathie und Esoterik – Was wir vom Hokuspokus lernen können

| 4 Kommentare

Neues Video von Dr. Tobias Weigl:

Homöopathie & Esoterik – Was wir vom Hokuspokus lernen & wie wir Patienten damit helfen können

Das Geschäft mit esoterischen Therapien wie der Homöopathie boomt. Mit diesem Satz beginnt ein interessanter SPIEGEL-Leitartikel. Homöopathie ist unwirksam ABER … wir können einiges davon lernen!

Zunächst jedoch: Homöopathie ist eine wirkliche schwierige Thematik, die viel Hass aufbringen kann und gerne zu Einseitigkeit neigt. Für mich war es schwer, dieses Video zu verfassen, ohne in Vorurteile abzugleiten, gleichzeitig aber mache ich mich auch auf den ein oder anderen unsachlichen, emotionalen Kommentar gefasst.

Patienten, die (zufällig) eine positive Erfahrung gemacht haben, denken oft: „Die Kritiker glauben mir nicht, wollen mir was wegnehmen.“ Doch warum haben esoterische Methoden wie die Homöopathie solch einen Zulauf?

MEINE THESE:Das Problem der Schulmedizin ist: Es rettet Leben aber Budgets sind knapp, Ärzte & Pfleger überarbeitet, Diagnose müssen schnell gestellt werden. Resultat: Patienten fühlen sich oft nicht sichtbar.

Zum Weiterlesen:

  • Heftige Kritik an Berliner Uni-Klinik: Charité-Webseite enthielt Lob für Homöopathie gegen Krebs, tagesspiegel am 22. August 2018
  • Warum diese Apothekerin keine Homöopathika mehr anbietet, tagesspiegel am 22. August 2018
  • Weilheimer Apothekerin verbannt Homöopathie aus ihrem Sortiment – und will sogar noch weiter gehen, merkur am 20. August 2018
  • addendum-Projekt 023: Was kann die Homöopathie?
  • Ein wichtiges und mutiges Buch: „Gesundheit“ von Natalie Grams, GWUP-Blog am 26. Januar 2018

4 Kommentare

  1. Natürlich ist der These von Dr. Weigl zuzustimmen. Diese These vertritt Dr. Natalie Gams seit ihrer ersten Veröffentlichung und präzisiert sie auch; ohne den Blick auf diese Sachverhalte wäre die Kritik des Informationsnetzwerks Homöopathie auch durchaus unvollständig.

    Die Sache hat aber zwei Seiten: Einmal die beschriebene Seite des empfundenen Mangels, zum anderen die Seite, dass man dem durchaus nicht mit einem „mehr Zeit, mehr Reden“ so einfach abhelfen kann.

    Dies nicht nur aus Kapazitätsgründen, was ohnehin kurz- bis mittelfristig kaum lösbar erscheint. Denn: Erwartet der Patient nicht allzu viel von der „kostenlosen Rundum-Krankenversorgung“? Lässt uns die in Wartezimmern seinerzeit immer gehörte Aussage „Schließlich zahle ich Quartalsgebühr, dafür will ich auch was haben“ stutzig werden?

    Wird der Arzt überhaupt noch als jemand wahrgenommen, der eine hochqualifizierte, spezielle Dienstleistung anbietet, aber weder für Wellness noch Seelsorge zuständig ist und auch nicht sein sollte?

    Was nicht die Kompetenz für eine ganzheitliche, auch an den Lebensumständen des Patienten ärztliche Sorge in Frage stellt, aber jeder Arzt wird wissen, welche Art von Patientenanspruch ich hier meine.

    Letztlich ist offenbar die Grauzone zwischen Befindlichkeitsstörung und Krankheitszustand, zwischen Selbstoptimierung und Behandlungsbedürftigkeit, die es schon immer gab, sehr groß geworden. Warum auch immer. Verständlich irgendwie, ja.

    Aber wenn ärztliche Kompetenz den Patienten nicht „genügt“ und sie sich deshalb pseudomedizinischen Mitteln und Methoden zuwenden, kann m.E. das Problem nicht nur auf der Angebotsseite (dem Arzt) verortet werden, sondern ist auch auf der Nachfrageseite (dem Patienten) zu verorten.

    Gesundheitserziehung und Gesundheit als Schulfach, Vermittlung von Gesundheitskompetenz wäre daher sicher eine Maßnahme, diese Problematik wenigstens zu verringern. Aber natürlich kein Patentrezept.

    Zu „mehr sprechende Medizin“ hier ein bemerkenswerter Beitrag von INH-Mitglied Dr. Wolfgang Vahle, der die Position des INH zu diesem Problemkreis konkretisiert:
    https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/standpunkte/234-das-gespraech-in-der-medizin

  2. In der Süddeutschen bin ich eben über diesen Artikel gestolpert.
    Es scheint mir, als suche hier jemand nach einem Weg, Globulis etc doch noch zu einer Daseinsberechtigung zu verhelfen.

    https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/homoeopathie-placebos-als-bessere-medizin-1.4099754

  3. @u.endruscheit
    danke für den kommentar. ich hatte ähnliches schon mal hier geschrieben.

    der arzt ist nicht dazu da, um menschen die mit dem leben allgemein nicht klar kommen, zu helfen sondern um kranke zu heilen. um 2h zu schwatzen geht man zur nachbarin.

    wer sich selbst gut vorbereitet wird auch bei kurzen arztbesuchen alles erfahren was relevant ist.

  4. Wer zum Heilpraktiker geht, ist ja auch bereit, dafür eigenes Geld auszugeben, oft sogar recht viel. Ich kenne Ärzte, die zusätzliche Gesprächszeit für Eigenzahler anbieten.

    Meine Gynäkologin beispielsweise verdoppelt die von den Krankenkassen „genehmigte“ Gesprächszeit ohne Zuzahlung und bietet weitere Zeit für 20 Euro pro Viertelstunde an. Damit fühle ich mich hervorragend aufgehoben und finde, solche Angebote könnte es ruhig von mehr Ärzten geben. Ich glaube aber nicht, dass sich Homöopathiegläubige davon allein beeindrucken lassen.

    Abneigung und Misstrauen gegenüber dem wissenschaftlich Fundierten gehen tiefer und haben viel komplexere Ursachen als nur die Zeit und Bauchpinselung, die man beim Heilpraktiker bekommt.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.