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Das nehmen wir nicht hin: Die Quack-Kritikerin Britt Hermes soll mundtot gemacht werden

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Als Kritiker der sogenannten „Alternativmedizin“ macht man sich keine Freude.

Das muss jetzt auch Britt Hermes erleben, die gleich von zwei Seiten angegriffen wird – und daher, dies vorweg, Unterstützung benötigt.

Zur Erinnerung: Britt Marie Hermes ist Amerikanerin und praktizierte drei Jahre lang als „Naturopath“, eine spezielle Bezeichnung für die nichtärztliche Ausübung der Heilkunde auf der Basis von pseudomedizinischen „Hochschulausbildungen“ in den USA.

Über ihre Wandlung zur Skeptikerin und Fürsprecherin der evidenzbasierten Medizin berichtete sie im November beim „Denkfest“ in Zürich. Eine Kurzfassung gibt’s hier im Blog.

Mittlerweile lebt Hermes in Deutschland.

Im April schloss sie den Masterstudiengang „Medical Life Sciences“ an der Uni Kiel ab. Derzeit studiert sie an der International Max Planck Research School (IMPRS) for Evolutionary Biology, die vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dem GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung getragen wird.

Daneben betreibt sie den kritischen Blog

Naturopathic Diaries – Confessions of a naturopathic doctor“

Im Sommer vergangenen Jahres bekam Hermes Post von den Anwälten ihrer ehemaligen Lehranstalt, der privaten Bastyr University (Motto: „Leading innovation in natural health education“).

Der Vorwurf:

You have personally posted many willfully false and misleading comments about Bastyr.“

Bastyr forderte die Löschung und künftige Unterlassung einer Reihe von Hermes‘ Aussagen. Hermes tat nichts dergleichen.

Die Angelegenheit ist derzeit in der Schwebe. Auf eine Nachfrage des Online-Magazins Quartz antwortete Bastyr ausweichend:

In response to questions from Quartz, Bastyr University says there are no updates to report since its July 21 letter to Hermes.“

Ein zweiter „cease and desist letter“ (eine Unterlassungserklärung) flatterte Hermes im August 2017 ins Haus, diesmal von einem deutschen Anwalt und im Auftrag einer gewissen Colleen Huber, die sich selbst als „Naturopathic Medical Doctor“ in Tempe, Arizona, bezeichnet.

Auch Huber sieht sich von Britt Hermes verunglimpft, da diese ihre „Behandlungs“-Methoden wie zum Beispiel Backpulver gegen Krebs und dazugehörige Pseudo-Studien kritisiert.

Der Blog Science-Based Medicine pflichtet Hermes ausdrücklich bei und kommentiert:

Hermes criticism seems completely justified. Huber has apparently chosen to fight back not with facts or logic, but with legal thuggery.“

Außerdem erhebt Hermes den begründeten Verdacht des Cybersquatting gegen Huber.

Mittlerweile wird auch Britt Hermes von einem Anwalt vertreten. Eine erste Anhörung der Betroffenen vor Gericht wird voraussichtlich im späten Frühjahr oder Sommer in Kiel stattfinden. Der Verfahrensverlauf und die Kosten sind zurzeit nicht absehbar.

Es steht indes zu vermuten, dass Colleen Huber darauf aus ist, Britt Hermes mundtot zu machen und ihr einen hohen finanziellen Schaden zuzufügen.

Damit Hermes der juristischen Auseinandersetzung einigermaßen gelassen entgegensehen kann, hat die internationale skeptische Gemeinschaft unter Federführung Australiens ein Fundraising initiiert.

Die GWUP ruft dazu auf, die Aktion zu unterstützen.

Diese Spenden sind eine Solidaritätsbekundung für Wissenschaft und kritisches Denken und helfen uns allen, unsere Arbeit ohne Angst vor den Folgen der Kritik an Pseudowissenschaften fortzusetzen“,

erklärt GWUP-Vorsitzender Amardeo Sarma.

Etwaige Überschüsse werden für die Deckung von Prozesskosten in ähnlichen Fällen zurückgelegt.

Eine aktuelle Stellungnahme von Britt Hermes gibt es in ihrem Blog:

Your generous donations will help me defend against this legal thuggery.“

Gespendet werden kann hier.

Update vom 23. Januar: „Das Ziel ist erreicht, es kann aber weiter gespendet werden.“

Zum Weiterlesen:

  • I need your help: naturopath Colleen Huber is suing me, Naturopathic Diaries am 13. Januar 2018
  • The journey of a “doctor” who joined the cult of alternative medicine and then broke out of it, Quartz am 30. September 2017
  • Bastyr University sent me a cease and desist letter, Naturopathic Diaries am 28. Juli 2017
  • Is Colleen Huber a cancer quack? And more legal thuggery, Naturopathic Diaries am 2. September 2017
  • Is dubious cancer “doctor” Colleen Huber cybersquatting my name? Naturopathic Diaries am 1. Dezember 2016
  • I graduated! And other updates, Naturopathic Diaries am 26. Mai 2017
  • Naturopathic Cancer Quackery, Science-Based Medicine am 6. September 2017
  • Naturopathic School Accuses Blogger, a Former Student, of Defamation, patheos am 30. Juli 2017
  • The cult of alternative medicine: Ex-Naturopathin Britt Marie Hermes beim „Denkfest“, GWUP-Blog am 2. Oktober 2017

25 Kommentare

  1. …gespendet. Möge die Vernunft siegen!

  2. Eine gute Sache. Geld wurde gespendet. Weiter so, Britt!

  3. Warum kann das Geld im Falle des Obsiegens nicht zurückerstattet werden?

  4. @ron:

    Ich bin kein Experte, vielleicht kann jemand etwas dazu sagen, aber ich stelle es mir laienhaft schwierig bis unmöglich vor, bei einem weltweiten Spendenaufruf – mit, hoffen wir, Hunderten oder Tausenden Einzelspendern – alle Beträge einzeln zurückzuüberweisen.

    Vermutlich machbar, aber mit unverhältnismäßigem Aufwand.

    Dazu kommt vermutlich, dass auch im Falle eines Sieges trotzdem Kosten übrigbleiben können, die nicht vollständig vom Gegner getragen werden müssen. Wer soll dann nach welchen Kriterien entscheiden, welche Spender Geld zurückbekommen und welche nicht?

  5. Britt Hermes beim Center for Inquiry:

    The Bloody Work of “Naturopathic Doctors”

    https://www.youtube.com/watch?v=3NrkEmlQdQ4

  6. Schade dass man offenbar nur unter Preisgabe seiner Daten an eine Datenkrake spenden kann. Ich würde trotzdem gern helfen. Wenn jemand das für mich…? Gibt natürlich ein Gratisgetränk am Rande der nächsten Skepkon!

  7. Wie schwer, riskant und teuer es ist, sich in den USA gegen juristische Aggressionen von Quacks behaupten zu müssen, hat auch Steven Novella vom SGU erfahren müssen. Glücklicherweise (was nicht unbedingt zu erwarten war) hat er letztinstanzlich gewonnen:

    https://sciencebasedmedicine.org/tobinick-lawsuit-update-justice-has-prevailed/

    und auch er hatte finanzielle Hilfe durch einen Fund:

    https://www.theskepticsguide.org/legaldefense

    Meine finanzielle Unterstützung bekommt sie.

  8. Pingback: Psiram » Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW02, 2018)

  9. Gespendet.
    Go for it, Britt! :)

  10. Versteh ich das richtig: bei Bastyr ist derweil noch nichts beim Anwalt?

    Das schaut mir etwas Ernster aus, da die Beweisführung wohl schwierig wird. da würde ich noch Alles zurücknehmen was nicht hieb-und-stich-fest belegbar ist.

    (Sowas sollte bei „Last week tonight“ verrissen werden)

    Meine Spende hat sie.

  11. Mein Kommentar von vorgestern war reinen Herzens geschrieben, aber offenbar blöd formuliert. Ich bitte um Entschuldigung.

  12. Dieses erbärmliche Vorgehen darf nicht erfolgreich sein.
    Spende ist raus.

  13. @2xhinschauen:

    Ich überweise sehr gerne etwas für dich mit und freue mich auf den Rotwein… Den Betrag klären wir per PN.

  14. @Bernd Harder

    Das ist ein sehr schönes Ergebnis. Ich freue mich für Britt Hermes.

    Diese Info aus dem Post ist jedoch ebenso wichtig und sollte allen Quacksalbern als Denkzettel dienen:

    „Just the other day, the Italian inventor of intravenous baking soda for cancer, Tullio Simoncini, was sentenced to 5 1/2 years in prison for killing a patient with the treatment. Huber references Simoncini in promoting her ’science.'“

  15. Gespendet. Ich hoffe, dass diese Verbrecher vor Gericht keinen Fuß auf den Boden bekommen!

  16. Pingback: Froschs Blog: » Im Netz aufgefischt #352

  17. „Where there is unity there is always victory. (Publilius Syrus) Thank you to everyone who is standing with me during this trying time.“

    https://twitter.com/NaturoDiaries/status/955096861827792896

  18. Perhaps I’m a bit naiv, but in Germany such a charge has not the slightest chance of being successful. And it doesn’t cost as much as in the US or GB. I wouldn’t bother too much. It will be refused very early.

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