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Interview mit Natalie Grams: „Ich war damals wohl sehr naiv“

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Heute Abend (1. November, 20.45 Uhr) im MDR-Fernsehen, parallel dazu im Online-Portal Gesundheitsstadt Berlin: Dr. Natalie Grams.

Ein Auszug:

Ein Argument vieler Homöopathen: Die Homöopathie sei zwar nicht erklärbar, aber doch wirksam, und es gebe zwar keine Beweise für die Wirksamkeit, aber auch keine dagegen. Damit entzieht sie sich natürlich jeden wissenschaftlichen Diskurses.

Nun ja, einen Beweis für die Unwirksamkeit eines Mittels zu führen, ist natürlich generell nicht möglich. Aber die Grundprinzipien, auf denen die Homöopathie beruht, sind einfach wissenschaftlich nicht haltbar, zum Beispiel das Prinzip der Potenzierung:

Warum sollte ein Wirkstoff, der so stark verdünnt wird, dass er nicht mehr nachweisbar ist, nun besonders wirksam sein? Da gibt es einfach nichts mehr, was noch wirken kann.

Auch das sogenannte Ähnlichkeitsprinzip und die Überzeugung von einem Wassergedächtnis sind durch kein wissenschaftliches Prinzip vertretbar und können auch nirgendwo in der Natur wiedergefunden werden.“

Nach der Veröffentlichung Ihres ersten Buches haben Sie viele Anfeindungen erlebt. Haben Sie den Eindruck, dass die Aggressionen in der Debatte insgesamt wachsen?

Nun, damals war ich wohl sehr naiv, weil ich tatsächlich dachte, dass meine Erkenntnisse doch auch für alle anderen Homöopathen interessant sein müssten. Doch was ich erlebt habe, war natürlich etwas ganz anderes, nämlich massive Anfeindungen, Schmähungen und die Behauptung, ich hätte die Homöopathie nicht verstanden oder sei nicht erfolgreich gewesen – was nicht stimmt.

Und tatsächlich hat sich die Situation mittlerweile so hochgeschaukelt, dass ein Dialog kaum noch möglich ist. Daher suchen wir vom Informationsnetzwerk Homöopathie unsere Gesprächspartner jetzt eher in der Politik und bei den Krankenkassen.

Ein wichtiger Schritt wurde hier zum Beispiel auch mit dem Münsteraner Memorandum getan, in dem wir eine Neuregelung des Heilpraktikerberufs fordern.“

Zum Weiterlesen:

  • „Wir wollen die Homöopathie nicht verbieten“, gesundheitsstadt-berlin am 30. Oktober 2017
  • Info-Flyer für die Arztpraxis: „Warum wir unseren Patienten keine Homöopathie anbieten“, GWUP-Blog am 25. Oktober 2017
  • Abschied vom Paralleluniversum, Die Erde ist keine Scheibe am 24. Oktober 2017

7 Kommentare

  1. Kleine Videovorschau auf die MDR-Sendung heute abend:

    http://www.mdr.de/investigativ/homoeopathie-story-100.html

  2. Ich möchte den werten Mitlesern diesen Kommentar eines homöopathisch tätigen Ärztes nicht vorenthalten. Dieser „Arzt“ ist genau den entgegengesetzen Weg von Natalie Grams gegangen.

    https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-leserbrief-grams-liegt-falsch-homoeopathie-wirkt-_arid,1141352.html

    Warnung: Bitte Kopfschutz bereithalten und die Tischkante besonders auspolstern.

  3. @RPGno1:

    Grauenvoll. Über die „Kommentare“ von älteren Damen kann man ja noch schmunzeln, aber so etwas …

    https://twitter.com/konsumentenbund/status/926878056467267584

  4. @ RPGNo1:

    Vor allem der hochdramatische Abgang:

    „Auch wenn die Dame ein Buch geschrieben hat, gibt es ihr noch lange nicht das Recht, die Homöopathie in Frage zu stellen.“

    Äääh, doch.

    „Ich kann erahnen, dass die Pharmaindustrie dahinter steckt, denn die bestimmen ja unsere Medizin (egal zu welchem Preis).“

    Und gleich noch ein wenig VT, das gibt dem dummen Gelaber nochmal Schmackes.

  5. @Bernd Harder
    Danke. Udo Endruscheit ist eloquent und argumentativ auf höchstem Niveau (wie immer übrigens).

  6. @noch’n Flo
    Nicht vergessen: DHU, Heel und wie sie alle heißen, sind Mitglieder des BPI. Sie stecken also mittendrin im pharmzeutischen Sumpf. Was sagt denn der liebe Onkel Doktor mit seinem Leserbrief in Mannheimer Morgen denn dazu?

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