Was soll man zu diesem neuerlichen Einhorn-Pups von Bild der Wissenschaft groß schreiben?
Keine Ahnung von Garnix bringt es fürs Erste auf den Punkt:
Wenn ich Bologneser Sauce in eine Apfeltorte mische, ist das nicht integrativ. Sondern einfach eine Sauerei.“
Im Weiteren könnte man noch das Fazit des heutigen Spiegel Online-Artikels „Was wir von der Homöopathie lernen müssen“ anführen:
Statt Alternativmedizin braucht Deutschland eine Medizin, die Patienten auf der Basis wirksamer Therapien und Medikamente behandelt. Der Placeboeffekt gehört dazu. Homöopathische Arzneien nicht.“
Zum Weiterlesen:
- Wir finden uns heute hier zusammen …, Keine Ahnung von Garnix am 22. Februar 2017
- Was wir von der Homöopathie lernen müssen, Spiegel-Online am 24. Februar 2017
- Ein „Bund“ zwischen Ärzten und Heilpraktikern? Das freut nur die Pseudomediziner, GWUP-Blog am 21. Juni 2015
- Homöopathie: Brauchen wir „mehr Forschung“? GWUP-Blog am 8. August 2010
- Die Homöopathie und die Versorgungsforschung, GWUP-Blog am 9. November 2012
- Claudia Witt: Homöopathie ist unspannend und nicht wirksamer als Placebo, GWUP-Blog am 28. Juni 2015
- Impf-Debatte: Offener Brief an “bild der wissenschaft”, GWUP-Blog am 4. Juli 2016
- Konstruktiver Austausch: bild der wissenschaft antwortet auf den Offenen Brief, GWUP-Blog am 18. Juli 2016
24. Februar 2017 um 18:52
„Integrative Medizin“ ist ein gedankenloser Unbegriff. Was nicht zusammengehört, soll auch nicht zusammenwachsen.
25. Februar 2017 um 09:31
„Integrative“ Medizin ist nur die letzte Stufe für das Marketing von Quacksalberei und Kurpfuschertum. Statt diesen Bullshit treffend als Pseudomedizin zu bezeichnen gibt es wohlklingendere Formel, wie „Alternative“ Medizin, „Komplementäre“ Medizin und nun seit einigen Jahren „Integrative“ Medizin. Vielleicht erleben wir eine ähnliche Steigerung im Bereich der „Alternativen“ Fakten.
25. Februar 2017 um 10:10
@ Amardeo Sarma:
Den Begriff „Komplementäre Medizin“ muss man differenzierter sehen. Er ist nicht wirklich gut gewählt, aber dahinter verbergen sich z.B. in der Krebsbehandlung auch „komplementäre“ Methoden zur medizinischen Behandlung im engeren Sinne, etwa zur Linderung von Nebenwirkungen der Chemotherapie, oft durchaus evidenzbasierte Anwendungen.
Die Begriffe „Alternativmedizin“ oder „integrative Medizin“ wenden sich dagegen direkt gegen den Anspruch jedweder Wissenschaftsorienierung in der Medizin, die ja gerade nicht auf die Integration jeden Unfugs abzielt, sondern im Gegenteil darauf, Unfug auszusondern.
25. Februar 2017 um 11:33
Vielleicht gibt es auch bald sogar künstlerische Ausdrücke wie „komponierte“ Medizin. „Hey, schau mal Franz. Ich habe mir heute einige von den sanften Kompositionen aus der Apotheke geholt“ *tzzt ;)
25. Februar 2017 um 14:40
Liebe Redaktion von „Bild der Wissenschaft“, bitte die Zeitschrift in „Bild der Pseudowissenschaft“ umbenennen, sonst muss ich Euch den Fake-News-Jägern von Heiko Maas melden.
Denn was Ihr da verbreitet, hat mit Wissenschaft nichts zu tun.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-12/fake-news-strafen-gefaengnis-falschmeldungen-heiko-maas-martin-schulz
25. Februar 2017 um 14:42
Sind wir mal realistisch.
Das Problem an der ganzen Diskussion ist, dass alle, die dazu Meinungen haben, wahrscheinlich noch nie richtig kranke Menschen behandelt haben oder in Wolkenkuckucksheim wohnen, so wie viele Politikern, die nur von einem Potemkinschen Dorf zum nächsten weitergereicht werden.
Erstaunlicherwise gibt es solche Potemkins auch in den Elfenbeintürmen mancher Universitäten.
Beispiel: Ein Patient mit metatasierendem Dickdarmkrebs lebt heute dank Chemotherapie und immunbiologischer Verfahren 4 Jahre länger als vor 10 Jahren.
Das heißt auch, dass ein Onkologe zwischenzeitlich viel mehr Patienten betreuen muss. Wer kann sich heute angesichts der Komplexität tumorbiologisch ausgerichteter Therapien, Interdiszipliäre Konferenzen, Verlaufsdokumentation, Aufklärungsgespräche, Beurteilung von Kontolluntersuchungen etc., noch Zeit für ein stundenlanges umfassendes Gespräch mit einem Patienten zu nehmen? Meine okologischen 2 Kollegen hatten diese Woche an einem Tag neben der Nachsorge und Chemotherapie an einem Tag 21 neue Patienten zur Vorstellung.
90 % der Tumorpatienten sind froh, dass sie diese Jahre geschenkt bekamen, auch wenn die Chemotherapien „unerwünschte Wirkungen“ haben. Manche sog. integrative Therapien, z. B. Vitaminkuren können sogar die Wirksamkeit bestimmter Chemotherapien herabsetzen. Die wichtigste Hilfe für die Patienten wäre ein funktionierendes soziales Umfeld.
Die heutige Medizin mit ihren komplexen Möglichkeiten kann bei der Vielzahl der behandelbaren Krankheiten das so nicht mehr leisten, was eigentlich das familiäre Umfeld des Patienten leisten müsste.
Zu fordern, dass Globuli als Placebo eingesetzt werden, widerspricht klar dem Patientenrechtegesetz, da hier der Patient bewusst getäuscht wird.
P.S. Ich freue mich schon über den Shitstorm, der auf mich einbricht. z.B. Zu diesem Arzt werde ich nicht gehen. Danke, macht nichts. Mir reichen die 400 Kollegen, die mir vertrauensvoll ihre Patienten überwiesen.
Manche werden sagen: Typisch zynischer Schulmediziner. Aber ich weiß wenigstens, wovon ich rede. Ich saß leider auch schon auf der anderen Seite.
26. Februar 2017 um 09:45
Dazu passt eine Filmankündigung, die im Frankfurter Kinoprogramm als Neustart zu finden war – allerdings ohne konkrete Zeitangabe- „Die Gabe zu heilen“, indem es wohl um sogenannte Heiler geht, die eine Gabe besitzen sollen, eben zu heilen,
27. Februar 2017 um 13:00
„Auch nicht homöopathisch arbeitende Ärzte wissen, dass mehr Zuwendung, mehr Gespräch der Heilung ihrer Patienten förderlich wäre. Hausärzte und erst recht Klinikärzte können es sich nur allzu oft gar nicht leisten, in dieser Hinsicht nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Es sei denn, sie fahren eben doch die Homöopathie-Schiene, dann können sie eine einstündige Erstanamnese berechnen.
Wenn sich Politiker über die Zukunft des Gesundheitswesens Gedanken machen und dabei innovative Wege gehen wollen, sollten sie bei der sprechenden Medizin ansetzen, nicht bei pseudowissenschaftlichem Hokuspokus.“
http://laborjournal.de/editorials/1211.lasso
28. Februar 2017 um 18:03
@Dr. Rolf Emmert
Ihren Kommentar kann ich nachvollziehen – wenn auch nicht aus persönlichen Gründen (zum Glück).
Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sich dies ändern wird, sondern im Gegenteil…der Frust gegenüber der „Schulmedizin“ wird zunehmen, da die „menschliche Komponente“ immer mehr in den Hintergrund rückt.
Vielleicht erleben wir dasselbe, wie zZ in der Politik…die Menschen sind immer mehr enttäuscht und suchen ihr Heil in einer „alternativen Politik“.
Ein Ende der alternativen „Heilmethoden“ sehe ich nicht, sondern einen Wachstumsmarkt.
Das Internet mit den sozialen Medien bietet neue Wege der Werbung, durch „Hacking“, „Trolle/soziale Bots“ und „Fake News/Alternative Fakten“, was leider zu schnell zu einer bitteren Wahrheit geworden ist.
In den letzten Jahren bin ich Menschen begegnet, die „Wahrheiten“ geglaubt haben, die man noch vor 20 Jahren verspottet hat – ob deren Lächerlichkeit, aber jetzt werden diese von realen Menschen wiedergegeben, weil man eine relativ große Community im Internet findet.
Wohin das Ganze noch führt, wird sich zeigen – ich glaube nicht zum Guten…dafür bin ich zu sehr Pessimist, mit einem Hang zum Realismus.
Integrative Medizin, steht – mMn – für eine Pseudo-Medizin, die sich langsam nach oben frisst, wie ein Wurm in einem Apfel.